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wähnen, dessen Anwendung in Teplitz so allgemein wurde. Das blutige Schröpfen erregt und reizt die Haut lebhaft und hat einen unbestreitbaren Vorzug vor dem Gebrauch der Blutegel, wo es sich darum handelt, nicht allein Blut zu entziehen, sondern auch eine kräftige Ableitung auf die Hautoberfläche hervorzubringen. Bei Torpidität des Hautgebildes, bei chronischen, tiefsitzenden, besonders rheumatischen und arthritischen. Entzündungen, bei Hautkrankheiten, denen Vollsäftigkeit und träger Umlauf in den Gefässen zu Grunde liegt, hat diese Operation grossen Werth. Keineswegs aber darf das Schröpfen als vorbereitendes Verfahren zur allgemeinen Norm werden. So kommen viele aus der gemeinen Klasse nach Teplitz mit dem Vorurtheile, man könne nicht baden, ohne zugleich zu schröpfen, und schaden sich oft durch eine zweckwidrige Blutentziehung. Bei reizbaren Frauen, die leicht zur Ohnmacht hinneigen, bei Personen mit sehr vulnerabler Haut, wo die kleinen Schnittwunden gern in Entzündung und Eiterung übergehen, und endlich bei solchen, die selbst den geringsten Blutverlust nicht vertragen, ist das Ansetzen trockener Schröpfköpfe vorzuziehen.

Uibrigens ist der Gebrauch, im Bade zu schröpfen, sehr zweckmässig, weil durch das warme Wasser die Haut erweicht und das Blut mehr nach den Hautgefässen gelockt wird, wodurch eine um so kräftigere Revulsion zu Stande kömmt.

X. Anleitung zum Gebrauch der Teplitzer

Bäder.

Uiber die Wahl der Jahreszeit. Winterkur.

Die günstigste Jahreszeit zur Badekur ist der Sommer, indem einestheils die ununterbrochene Wärme die Hautkrisen unterstützt und so die Wirksamkeit des Bades erhöht, anderseits die Natur in ihren vollen Reizen prangt, dadurch auf das Gemüth des Kranken wohlthuend influirt, und zugleich Alles, was die Diät fordert, verschwenderisch darbietet. Vorzüglich eignen sich die heissen Sommermonate für Kranke, die an veralteter Gicht, au Rheumatismus und Lähmungen leiden, oder die eine wenig reizbare Constitution und eine trockene Haut haben. Nervenschwache Personen hingegen, die das Geräusch der hohen Saison scheuen, so wie jene, die zu starken Schweissen, Blutwallungen, Schwindel und zum Schlagfluss hinneigen, vertragen die drückende Hitze nicht gut und ziehen ein mildes Frühjahr oder einen freundlichen Herbst dem Sommer mit Nutzen vor. Ist die Krankheit der Art, dass das Bad in demselben Jahre wiederholt werden soll, so ist es rathsam, im Mai und Juni die erste Kur zu gebrauchen, und nach 4 bis 6 wöchentlicher Pause zur zweiten zu schreiten. Ein ähnliches Verhältniss tritt ein, wenn der Badegast nach dem Gebrauche von Teplitz noch eine zweite Brunnenkur in derselben Saison durchzuführen hat.

Kranke, denen die Wahl der Jahreszeit nicht frei steht, oder deren qualvollen Leiden das Frühjahr zu ferne liegt, bedienen sich auch im Winter des Bades mit bestem Erfolge, oder verleben wenigstens an

den Teplitzer Quellen die ihnen feindlichen Wintermonate auf eine sehr erträgliche Weise. Die heizbaren Badekabinette, die gut eingerichteten Winterquartiere in Bade- und Privathäusern, die Vortheile, die der Kurort als Stadt darbietet, die Nähe Dresdens und Prags machen Teplitz ganz vorzüglich zu ähnlichen Winterkuren geeignet, und mancher ernstlich Kranke thäte besser, eine Winterkur zu gebrauchen, als die Hilfe der Najade auf ferne Sommermonate hinauszuschieben, und indess sein Uibel weiter fortschreiten zu lassen. Dass ähnliche Winterkuren eine grössere Vorsicht von Seite des Arztes und des Patienten erfordern, bedarf wohl kaum der Erwähnung.

Vorbereitungskur.

Der günstige Erfolg der Badekur wird zum Theil von einer zweckmässigen Vorbereitung bedingt. Allgemeine Vollblütigkeit, Congestionen nach edlen Organen, Unreinigkeiten der ersten Wege, Hartleibigkeit, und Anhäufungen im Unterleibe vertragen die Teplitzer Thermalbäder nicht. Wo daher ähnliche Verhältnisse obwalten, ist es nöthig, den Kranken durch einen Aderlass, lokale Blutentziehungen mittelst Egel oder Schröpfköpfe, durch leicht lösende und eröffnende Mineralwässer, Mittelsalze, solvirende Extrakte, frisch gepresste Kräutersäfte, kämpfische Klystire u. dgl. zur Badekur vorzubereiten. Ein ähnliches Verfahren jedoch zur allgemeinen Norm zu erheben, und jeder Badekur Aderlässe oder tüchtige Purganzen vorauszuschicken, ist ein verbreiteter schädlicher Missgriff, indem oft, um bei zu sehr gesunkenen Kräften das Bad ohne Nachtheil brauchen zu können, sogar eine stärkende Vorkur unerlässlich wird. Ferner sind lauwarme Bäder, rein, oder nach Umständen mit Salz, Seife, Malz versetzt, sehr empfehlenswerth, um das Hautleben für dié

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Wirkung der Thermen um so empfindlicher zu machen. Uibrigens darf über die Wahl der erwähnten therapeu tischen Mittel der Arzt allein entscheiden.

Eine zweite Forderung der Vorbereitungskur ist die gehörige Regulirung der Lebensweise. Der Kranke soll schon zu Hause einen allmäligen Uibergang von seinen schädlichen Gewohnheiten und Neigungen zur strengen Badediät machen. Er gewöhne sich vor Allem an täglichen Genuss der freien Luft und Bewegung in derselben, lerne den üppigen Tafelfreuden entsagen, gönne sich Ruhe und erforderlichen Schlaf, überschreite nicht das Maass seiner physischen und geistigen Kräfte, suche Herr seiner Leidenschaften zu werden, und glaube ja nicht bis zum Augenblick, wo er sich in den Reisewagen setzt, auf seine Gesundheit lossstürmen zu dürfen, in der Hoffnung, sich in den Bädern von seinen Diätsünden rein zu waschen.

Die Reise ins Bad und Ankunft daselbst.

Auch die Reise ist in vieler Beziehung als Vorbereitungsmittel der Kur zu betrachten. Schon die heitere Luft, der blaue Himmel, das frische Wiesengrün senken Muth und Hoffnung in die Brust des Kranken, und der manigfache Wechsel der Gegenstände trägt viel zu dessen Aufheiterung bei. - Vor Allem sei jedoch der Patient auf eine gute Reisegelegenheit bedacht. Schwere und hinfällige Kranke dürfen nicht die Eilpost oder den Postwagen wählen. Für Jene, die die Erschütterung des Fahrens schlecht vertragen, eignen sich die Eisenbahnen ganz vorzüglich, indess sie für solche, die eine sitzende Lebensart führen und vom Schreibpulte oder Aktentisché aus die Reise antreten, weniger taugen. Eür ähnliche Patienten ist die mehrtägige Erschütterung einer gewöhnlichen Fahrt eine oft sehr zweckmässige Vorbereitungskur. Während der Reise hüte man sich

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vor Erkältung, Diätfehlern, Gemüthsaffekten und übermässiger Anstrengung, weshalb bei grösseren Routen einzelne Ruhetage nöthig werden.

Jeder Badegast bringe eine von seinem Hausarzte angefertigte Krankengeschichte mit, wodurch der Badearzt, der den Patienten zum erstenmal sieht, in den Stand gesetzt wird, den ursächlichen Momenten leichter auf die Spur zu kommen, eine schnellere und richtigere Einsicht in die oft mysteriöse Verkettung der Krankheit zu erhalten, und so, in die Ideen des Hausarztes eingehend, die Kur zum Heil des Leidenden anzuordnen und durchzuführen.

Ist der Patient am Kurorte angelangt, so eile er nicht gleich in den Reisekleidern den Bädern zu, indem die durch die Reise veranlasste Aufregung und Spannung das warme Bad nicht verträgt. Er gönne vielmehr seinem Körper Zeit, sich zu erholen, und benütze zugleich solche, um mit einem Arzte in Bezug der Einrichtung der zu beginnenden Kur Rücksprache zu halten.

Die beste Tageszeit zum Bade.

Die günstigste Zeit zum Baden bleibt immer der Morgen in einer früheren oder späteren Stunde (zwischen 5 und 12 Uhr), wo der Körper nämlich durch den Schlaf erquickt, der Magen und Unterleib nach erfolgter Ausleerung unbelästigt, die Einsaugungskraft der Haut lebendiger, die Seele vertrauungsvoll und heiter ist. Alte und Schwächliche, so wie Jene, die spät zu Bette zu gehen pflegen, dürfen nicht allzufrüh baden, um sich von der gewohnten Schlafzeit nichts abzubrechen.

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Das nüchterne Baden hat unstreitig seinen Vortheil, weil durch die Verdauung des Frühstücks die Lebensthätigkeit von der Haut abgeleitet, mehr im Magen conzentrirt, und daher die Resorptionsfähigkeit der ersteren beeinträchtigt wird.

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