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8. Bei Kopfcongestionen, Schwindel und Neigung zum Schlagfluss, wasche oder begiesse man im Bade Kopf, Gesicht und IIals mit kaltem Wasser, oder mache Uiberschläge mit von kaltem Wasser durchnässten Tüchern, oder drücke einen in kaltes Wasser getauchten Schwamm mehrmals über den Kopf aus. Wo man Kälte ohne Nässe anwenden will, da sind mit Eis oder kaltem Wasser gefüllte Blasen sehr empfehlenswerth. Bei gichtischen und rheumatischen Kopfund Augenleiden werden ähnliche kalte Uiberschläge nicht vertragen.

9. Kranke, die zur Fallsucht, zu Convulsionen, zu Ohnmachten u. dgl. incliniren, Gelähmte, denen das Aus- und Ankleiden, so wie das Ein- und Aussteigen schwer fällt, so wie endlich jene, die dem Schlafe nicht widerstehen können, müssen immer Jemand in der Badestube bei sich behalten, um sich im Nothfalle der schleunigsten Hilfe zu versichern.

10. Die Friktionen der Haut sind als das kräftigste Unterstützungsmittel der Bäder zu betrachten.

Leider werden diese in Teplitz zu sehr vernachlässigt. Sie beleben das Hautorgan und dadurch den ganzen Organismus, erhöhen die Thätigkeit der Unterleibsorgane, beschleunigen den Blut- und Säfteumtrieb, fördern durch vermehrte Transpiration den Ausscheidungsakt des Krankheitsstoffes und leisten so bei Gichtbrüchigen, Rheumatischen und Gelähmten die herrlichsten Dienste. Sollen sie aber diesen Erwartungen entsprechen, so müssen sie mittelst eines Badeschwammes, einer weichen Bürste oder eines Flanelllappens mit Kraft, Dauer und Beharrlichkeit angewendet werden. Arme, Beine, Brust, Unterleib und Rückensäule müssen abwechselnd gerieben oder gebürstet werden. Der Badende selbst vermag nie vollkommen diese Operation zu vollbringen, weshalb ein passendes Subject aus

dessen Umgebung dazu abgerichtet werden muss, indem wir bis jetzt die Anstellung ähnlicher männlicher und weiblicher Alepten in den Teplitzer Bädern noch vermissen. Ob diese Friktion während der ganzen Dauer des Bades geschehen darf, oder ob es vielleicht zweckmässiger sey, vor oder nach dem Bade solche vorzunehmen, kann nur die Individualität des Kranken und die Beschaffenheit des Uibels entscheiden. Sehr reizbare Personen und solche, die eine überaus empfindliche oder leicht vulnerable Haut haben, vertragen das Frottiren nicht.

11. Das eintretende Gefühl grosser Abspannung, Schauer, Kopfschmerz, Schwindel, schwerer Athem, Beklemmung, Uiblichkeit und Anwandlung von Ohnmacht gebieten das Bad schleunig zu verlassen. Von vermehrten oder alten, durchs Bad wieder hervorgerufenen Schmerzen jedoch lasse man sich nicht abschrecken.

12. Das Essen so wie das Trinken des kalten Wassers im Bade ist höchst nachtheilig.

Verhalten nach dem Bade.

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1. Sobald der Kurgast aus dem Bade steigt, trockne er sich mittelst grosser Tücher wo möglich schnell ab, oder bediene sich zu diesem Behufe eines wollenen oder leinenen Bademantels, und lasse die Haut bis zur völligen Trockenheit von seiner Bedienung frottiren. Darauf kleide er sich langsam an, vermeide jedoch dabei, wenn er am Kopf leidet, vieles Bücken und Reiben der Haare, die durch sanftes Andrücken warmer Tücher zu trocknen sind, und hüte sich vor aller Erkältung. Die frische Wäsche soll im Wärmekorbe gut ausgewärmt werden, und die Bekleidung des Patienten nach dem Bade sei der Art, dass er vor

jeder Störung oder Unterdrückung der Hautausdünstung geschützt sey. Aus der dunstigen Badestube unmittelbar in die freie Luft zu treten, ist schädlich; es ist vielmehr rathsam, nach der Toilette in dem vorgerichteten Ruhezimmer oder in der Wohnung des Bademeisters bis zur Abkühlung zu verweilen.

2. Nach dem Bade ist es gut, im Zimmer eine kurze Zeit auszuruhen, oder wenn es das Wetter und der Zustand des Kranken erlauben, eine mässige Bewegung im Freien zu machen, dabei jedoch jeden feuchten Boden und zugigen Ort sorfältig zu vermeiden. Nach Abendbädern ist ein solcher Spaziergang nicht räthlich. Ein grosser Missbrauch ist es, nach dem Bade stundenlang in Federbetten sich zu vergraben, und so einen unmässigen Schweiss zu erpressen. Zunehmende Schwäche und Appetitlosigkeit sind die gewöhnlichen Folgen. Ein einfaches, ruhiges Verhalten genügt in den meisten Fällen. Sollte die Unterhaltung der Ausdünstung nothwendig seyn, wie es z. B. bei Gichtischen und Rheumatischen, wo die Krankheit durch die Hautkrisen sich entscheidet, oft der Fall ist, so geschehe diess eine halbe Stunde auf dem Sopha oder allenfalls im Bette unter mässiger Bedeckung.

3. Der Schlaf nach dem Bade, welchen Ermüdung, Sommerhitze, Stille, lange Weile und selbst das Liegen veranlassen, ist in den meisten Fällen schädlich. Eingenommenheit des Kopfes, übermässiger Schweiss, Durst, verminderte Esslust, üble Laune und Schlaflosigkeit des Nachts sind die gewöhnlichen Folgen. Schlagflüssige mögen sich vorzugsweise davor hüten. Doch ist es höchst unrecht, jedem Kurgaste unbedingt den Schlaf nach dem Bade zu versagen. Wo der Zweck des Bades ist, zu calmiren und zu besänftigen, Krampf und Schmerz zu stillen, oder wo der Schwächezustand des Kranken der Art ist, dass jedem Bade Erschöpfung folgt, dann

ist ein halbes Stündchen Schlaf ein herrliches Mittel, gereizte Nerven zu beruhigen und den Erschöpften mit neuer Kraft zu rüsten.

4. Nach gepflogener Ruhe nehme man sein Frühstück, wenn diess nicht schon vor dem Bade geschehen, überkleide sich, und suche frische Luft, Bewegung und Zerstreuung.

Wie oft soll der Kurgast an einem Tage baden?

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In den meisten Fällen ist bloss ein Bad des Tages zu gestatten. Je länger die Zwischenzeit zweier Bäder ist, jemehr dem Körper Zeit gegönnt wird, das Bad gleichsam zu verdauen, desto erfreulicher treten die heilkräftigen Wirkungen der Thermen hervor. Leider sündigen so viele Kurgäste, die ein Geschäft, eine nagende Sorge, oder ein sehnend Herz in die Heimath zieht, dadurch, dass sie, um den Aufenthalt abzukürzen, des Tages zweimal baden, und so die Kur in Hast und Eile zu forciren glauben. Diese wissen nicht, dass wenigere und zu gehöriger Zeit genommene Bäder ihnen mehr Vortheil brächten, als viele zur Unzeit gebrauchte. Doch gibt es auch Fälle, wo zwei Bäder des Tags vertragen werden, und wo sie die raschere Beseitigung des Uibels fördern können. Bei der Bestimmung derselben müssen die Natur der Krankheit, die individuelle Constitution, und die durch das Bad bewirkten Veränderungen in Anschlag gebracht werden. So sind bei veralteten Lähmungen, hartnäckigen Hautausschlägen torpiden Charakters, atonischen Drüsenverhärtungen, und bei äusseren Gebrechen, als Steifigkeit und Entartung der Gelenke, Wunden, schlecht geheilten Knochenbrüchen u. dgl., wenn der Kräftezustand es erlaubt, die doppelten Bäder zweckdienlich. Das zweite Bad darfjedoch unter 8 bis 10 Stunden Zwischen

zeit nicht genommen werden, weil die so lang dauernden Nachwirkungen des ersten Bades durch das folgende unterbrochen würden. Auch müssen die Abendbäder von geringerer Wärme und kürzerer Dauer seyn, als jene des Morgens. Bei jungen Personen mit einem reizbaren Gefäss- und Nervensystem, so wie bei zarten Damen ist selbst der Versuch eines zweimaligen Badens nicht zu rathen.

Die Dauer der Badekur.

Die gewöhnliche Normaldauer der Badekur ist 3 bis 6 Wochen, doch lässt sich darüber nichts Sicheres feststellen. Auch hier kann bloss die Natur des Uibels, dessen Grad und Dauer, das Alter und der Kräftezustand des Patienten, die individuelle Empfänglichkeit und Reaction des Organismus gegen die Therme, so wie die mehr oder minder günstige Jahreszeit einen verlässlichen Maassstab bieten. Oft kömmt man bei leichten einfachen Fällen schon mit 15 bis 20 Bädern ans Ziel, indess veraltete, komplizirte und vernachlässigte Leiden selbst einer Kur von 50 Bädern noch hartnäckig widerstehen. So wird z. B. ein Rheumatismus eines jungen Subjectes, oder eine neu entstandene partielle Lähmung viel geschwinder weichen, als eine verjährte Rheumatalgie oder eine hemiplektische Paralyse. Auch unvorhergesehene Zufälle machen oft das Aussetzen der Bäder nöthig und erheischen dadurch eine Verlängerung des Aufenthaltes.

Um den Termin der Badekur festzusetzen, muss nothwendig früher die durch die Therme hervorgebrachte Wirkung genau erwogen werden. Wenn bei dem Einen ein allmäliges Schwinden des Uibels die Kur schliessen lässt, so wird bei dem Anderen der Eintritt der kritischen Periode, die bald früher bald später erscheint, die Dauer der Kur begränzen. Nicht selten

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