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Jahre 1784, wo Dr. Hansa seine „Abhandlung über das teplitzer Badewasser" veröffentlichte, also seit mehr als einem halben Jahrhundert, bot kein in Teplitz praktizirender Arzt eine Monographie dieser wichtigen Thermen. Der dem Kurorte nur zu früh entrissene Dr. Ambrozi versprach bei der Herausgabe seiner „physisch - chemischen Untersuchung der teplitzer Quellen" im Jahre 1797 den praktischen Theil bald nachfolgen zu lassen und uns so mit dem Schatze seiner Erfahrungen zu bereichern, allein seine Verheissung blieb leider unerfüllt, und bloss eine Anweisung zum Gebrauche der Bäder entschädigte theilweise unsere fehlgeschlagene Hoffnung. Selbst das in jeder anderen Beziehung gediegene Werk des verstorbenen k. k. Bergrathes Dr. Reuss, der Brunnenarzt zu Bilin war, macht auf das Verdienst der Autopsie keinen Anspruch.

Auch hatte Teplitz bis jetzt noch nicht das Glück, so wie andere deutsche Bäder, unter den bewährten praktischen Koryphäen der Heilkunst, die, wenn sie auch nicht an den Quellen wohnen, dennoch deren Kräfte aus Selbstbeobachtung kennen, einen Monographen zu finden, und die praktischen Winke eines Hufeland, Osann, Harless und Vetter sind die einzigen, denen wir folgen können.

Diese fühlbare Lücke unserer Literatur, so wie die ehrende Aufforderung mehrerer Aerzte mögen mich entschuldigen, wenn ich dem medicinischpraktischen Theile dieses Buches meine Aufmerksamkeit vorzugsweise zugewendet. Wohl fühle ich es, dass der Tribut, den ich dadurch der Balneotherapie zollte, sehr gering sei, eben so gering als

meine Kräfte, und dass so die That weit hinter dem Willen zurückgeblieben; doch mir genügt es auch, diesen allein anerkannt zu wissen.

Einem solchen Ziele entgegengehend, habe ich in vorliegenden Blättern, nach einer in aphoristischer Kürze vorausgeschickten, dem jetzigen Standpunkte der Wissenschaft gemässen, ätiologischen Entwicklung der verschiedenen Krankheitsformen, die Resultate meiner mehrjährigen Erfahrung, die ich in meiner Privat- und Hospitalpraxis mir erworben, mit unbefangener Wahrheit niedergelegt und mich zugleich vor dem Vorwurfe, den man den Brunnenärzten macht, dass sie nämlich immer wie Cicero pro domo sprechen, dadurch zu sichern gesucht, dass ich einerseits keineswegs unsere Thermen als Panacee empfohlen, sondern vielmehr mit strenger Sichtung bei den einzelnen Krankheitsformen bloss jene charakteristische Eigenthümlichkeit hervorgehoben, die sie zum Heilgegenstand unserer Quellen macht, und anderseits sogar so mancher Heiltugend, die man unserem Bade unverdient beilegt, rücksichtslos widersprochen.

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Mein Vorhaben, auch einen Cyclus von Krankengeschichten hinzuzufügen, habe ich aufgegeben, indem ausführliche Krankheitsbilder der Raum dieses Werkes nicht gestattet, und gedrängte Umrisse der Wissenschaft nicht genügen. Ich behalte es mir deshalb vor, solche, vermehrt, in einem eigenen Hefte später nachfolgen zu lassen.

Es dürfte vielleicht die Tendenz meines Strebens noch von einem anderen Gesichtspunkte angefochten werden, dass nämlich die streng wissenschaftliche Form des medicinischen Theiles dem Laien völlig

unzugänglich sei, und dass er so jede Belehrung darin vermisse. Ich habe die schwierige Aufgabe, den Anforderungen des Laien und des Arztes in einem und demselben Buche zu entsprechen, wohl anerkannt, allein ich gab stets dem Gedanken Raum, dass eine medicinisch-populäre Brunnenschrift, und wenn ihr Styl noch so klar und fasslich ist, dem Kurgaste nie förderlich seyn, ihn vielmehr auf den verführerischen Irrweg zu einer gefährlichen Selbstkur verleiten könne. Ich hielt daher vorzugsweise den Arzt vor Augen und habe bloss in einer ausführlichen Anleitung zum Gebrauche der Bäder, so wie in einer wo möglich vollständigen Diätetik dem Kurgaste die Gränzen angewiesen, inwiefern er sein eigener Berather seyn kann und darf.

Der geschichtlich-topographische, so wie der naturhistorische Theil hingegen ist zunächst dem Kurgaste bestimmt.

Der Erstere umfasst eine treue Schilderung unseres Kurortes, seiner Quellen und Heilanstalten nach den jüngsten Verhältnissen und mit besonderer Bezugnahme auf die geschichtlichen Interessen, so wie eine pittoreske Skizze der an Naturschönheiten so reichen Umgebungen.

Der Letztere enthält eine physikalisch-chemische Darstellung der Thermen nach den neuesten Erfahrungen und Entdeckungen, und bietet zugleich dem Naturfreunde eine reiche Flora von Teplitz, die bis jetzt gänzlich vermisst wurde, so wie eine umfassende Uibersicht der geognostischen Verhältnisse der hiesigen Gegend.

Ich habe diesen naturhistorischen Theil mit den Beiträgen rühmlich anerkannter Naturforscher aus

gestattet, um der Monographie nicht jenen Grad der Vollkommenheit zu entziehen, den meine beschränkten Kräfte zu erreichen nicht vermögen.

So scheide ich denn von diesen Blättern mit dem Bewusstseyn, das Gute gewollt zu haben, und sollte es mir vielleicht gelungen seyn, zum Wohle eines Kranken ein einziges Wort gesprochen oder zum Ruhmestempel unserer Quellen, an dem ein Jahrtausend baut, ein einziges Sandkörnchen zugeführt zu haben, so wäre es ein reicher Lohn für mein schwaches Streben.

Teplitz im Mai 1841.

Der Verfasser.

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