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III.

Silvanus und Genossen,

Relief in Florenz.

(Röm. Mitteil. I 1886.)

Das auf S. 79 nach einer Zeichnung von E. Eichler wieder- 161 gegebene Relief befindet sich seit einer Reihe von Jahren in dem Museo Archeologico von Florenz (jetzt Sala XXI), wo ich es im J. 1883 zeichnen ließ (es trug damals die Nummer 2917). Über den Fundort ließ sich nichts Sicheres ermitteln; mein Freund Luigi A. Milani, der auf meine Bitte die Akten des Museums darauf hin durchzusehen die Freundlichkeit hatte, teilt mir als Ergebnis seiner Nachforschungen folgendes mit: Tutto quel che ho potuto sapere sulla provenienza del bassorilievo architettonico con Silvano e confratres, m'induce a escludere come del tutto infondata la supposta provenienza da Fiesole. Piuttosto viene indicato come luogo più probabile di provenienza Arezzo. Ivi sarebbe stato acquistato, se è vero, dal fallito banchiere Ricci di Firenze, il quale l'avrebbe poi venduto al sig. Giuseppe Pacini. Quest' ultimo, come sapete, lo donò al museo archeologico di Firenze in occasione del nuovo ordinamento delle antichità etrusche nel palazzo della Crocetta. Ebensowenig läßt sich die Zeit der Auffindung auch nur annäherungsweise feststellen, indes weist Milani treffend darauf hin, daß die sehr gut ausgeführte Ergänzung der rechten oberen Ecke des Reliefs eher auf eine frühe Zeit schließen läßt. Daher ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß sich an einer entlegeneren Stelle der älteren archäologischen Literatur

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bereits eine Erwähnung oder Wiedergabe unseres Denkmals findet; mir ist es um so weniger gelungen, etwas der Art nachzuweisen, als mir die ältere italienische Spezialliteratur nur in sehr geringem Umfange zugänglich war.

Das Relief befindet sich auf einem Block italischen Mar- 162 mors von 1.05 m Länge und 0.51 m Höhe, der offenbar zu einem größeren Bauwerke gehörte: es ist nämlich, wie die

nebenstehende Skizze zeigt1), nicht, wie bei der großen Mehrzahl der Votivreliefs, eine glatte Tafel, bestimmt in eine Mauer eingelassen oder an ihr aufgehängt zu werden, sondern ein Bauglied, das unten eine breite Basis hat, im oberen Teile aber sich verjüngt 2) und leicht nach vorn überbeugt; offenbar diente es also nicht als Stütze, sondern als Krönung. Zu beachten ist, daß die den unteren Teil der Platte ausfüllende Dekoration sich nach links auf die Nebenseite fortsetzt, während rechts die Platte glatt abgeschnitten ist, und daß ferner der unterhalb der Reliefdarstellung gesimsartig

vorspringende Abschluß des unteren Teiles und ebenso der etwas aufgehöhte Grund des Reliefs selbst nur rechts bis zum Ende des Steines durchlaufen, während links ein schmaler Abschlußstreifen bleibt: da die Annahme einer Fortsetzung der Darstellung nach rechts durch den völlig geschlossenen Charakter der Komposition verboten wird, müssen wir folgern, daß das Bauwerk, zu dem unser Relief gehörte - den kleinen Dimensionen nach eine Aedicula - sich nach rechts an einen Pfeiler oder ein andres vorspringendes Bauglied anlehnte.

1) Um Mißverständnissen vorzubeugen sei bemerkt, daß die in halber Höhe sichtbare runde Erhebung, ein Knopf von der Dicke einer Nuß, tatsächlich nicht zum wirklichen Profil des Reliefs gehört, wie es nach der Zeichnung scheinen könnte, sondern ein für den Transport des Stückes stehen gelassener Ansatz ist; ob sich eine entsprechende Erhöhung an der rechten Seite des Reliefs befand, läßt sich nicht erkennen, da dieser Teil auf moderner Ergänzung beruht.

2) Die Dicke der Marmorplatte beträgt an der Basis 0.16, oben 0.065.

163 Das in der Hauptsache recht gut erhaltene Relief, das man mit Sicherheit der Kaiserzeit zuweisen darf, ist in der Ausführung erheblich besser als der Durchschnitt dieser Denkmälerklasse. Eigenartig ist schon die Ausschmückung des unteren Teiles, deren Beschreibung sich durch einen Hinweis auf die Zeichnung erübrigt. Das Relief selbst ruht auf einem vortretenden Gesims und zeigt als Hintergrund eine rusticaartig gestaltete Quadermauer, die in der Mitte durch eine von zwei ionischen Säulen mit Gebälk und Giebel gebildete Aedicula durchbrochen wird, rechts und links aber je in ein Tor ausläuft, dessen flacher Bogen von zwei etwas kleineren Säulen mit frei gestalteten Phantasiekapitellen getragen wird. In der mittleren Aedicula steht, durch diesen Platz und die ruhige En face-Stellung als Hauptperson und Empfänger der Weihung gekennzeichnet, der römische Gott Silvanus in seiner typischen Darstellungsform: ein bärtiger Mann von kräftiger Gestalt, nackt bis auf die Stiefeln und eine auf der rechten Schulter geschlossene und über den linken Arm herabfallende Chlamys (auf anderen Denkmälern ist es meist ein ebenso arrangiertes Tierfell), deren Bausch mit Früchten gefüllt ist, hält er im linken Arme einen großen Pinienzweig und in der seitwärts ausgestreckten Rechten ein sichelartig gekrümmtes Gärtnermesser; auf dem Kopfe trägt er einen Pinienkranz, links neben ihm sitzt nach links gerichtet, aber den Kopf rückwärts zu ihm emporwendend, ein Hund. Die zu beiden Seiten innerhalb der Toröffnungen stehenden Gestalten richten beide ihren Blick nach der Mitte. Links ist es ein Satyr des jugendlichen Typus,1) mit Ziegenohren und den charakteristischen Bockszotteln (pnosα) am Halse, vielleicht auch mit kleinen Hörnchen, ausgestattet und mit einem schurzartigen Gewandstücke um die Lenden bekleidet; die rechte Hand hält das Pedum, die linke drückt die Öffnung eines großen auf der Schulter ruhenden Schlauches

1) A. Furtwänglers Ausführungen über die Typen des Pan und des jugendlichen Satyrs (Annali d. Inst. 1877 S. 207 ff.; Der Satyr von Pergamon S. 24 ff.) setze ich als bekannt voraus.

Wissowa, Abhandlungen.

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zu; über seinem Kopfe hängt vom Scheitel der Torwölbung an einem Riemen eine Syrinx herab. Rechts entspricht dieser Figur der völlig nackte bocksbeinige Pan mit der Syrinx in der erhobenen Rechten und einem Gegenstande in der Linken, aus dem der Ergänzer ein Füllhorn gemacht hat, während eS 164 ohne allen Zweifel ein Pedum war,1) wie bei dem Satyr der linken Seite; die Ergänzung umfaßt die ganze obere Ecke mit dem Kopfe des Gottes, dem größten Teile des Torbogens und dem Oberteil der äußeren Säule: daß auch hier von der Torwölbung ein Attribut des Gottes herabhing, ist der Entsprechung wegen mit Sicherheit anzunehmen; der Ergänzer hat sich für ein Paar Becken entschieden, man könnte auch an ein Tympanon oder etwas Ähnliches denken. Die beiden Figuren bieten, abgesehen von dem Lendenschurze des Satyrs, der dem des römischen Popa ähnlich ist und den ich sonst bei Gestalten dieses Kreises nicht kenne, nichts Bemerkenswertes, der Schlauch auf der Schulter des Satyrs gehört zum Motiv einer Brunnenfigur, deren bekanntestes Beispiel der Marsyas auf dem römischen Forum ist.) Das Interesse, das unser Relief beansprucht, liegt nicht in der Bildung der einzelnen Figuren, sondern in ihrer Zusammenstellung.

In der Geschichte der Gleichsetzung italischer Gottheiten mit wirklich oder vermeintlich wesensverwandten griechischen spielen die di agrestes Faunus und Silvanus eine besondere Rolle. Solche Gleichsetzungen sind hervorgerufen worden einerseits durch das Bedürfnis der mit griechischen Stoffen arbeitenden älteren römischen Dichtung, die die in den Originalen vorkommenden griechischen Gottheiten des fremden Namens zu entkleiden und durch Identifikation mit Gottheiten des eigenen Vorstellungskreises dem Verständnisse des Hörers und Lesers näher zu 1) Vgl. Lucian. Bacch. 2: κομήτην τὰ σκέλη, κέρατα ἔχοντα, βαθυπώ θατέρᾳ μὲν σύριγγα φέροντα, τῇ δεξιᾷ δὲ ῥάβδον καμπύλην

γωνα,

ἐπηρμένον.

2) H. Jordan, Marsyas auf dem Forum in Rom, Berlin 1883. G. Loeschcke, Archäol. Anz. 1891 S. 14 f. J. W. Kubitschek, Arch. epigr. Mitteil. aus Österr.Ung. XX 1897 S. 151 ff.; Festschr. f. O. Benndorf S. 198 ff.

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