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der Schuld, als die großen Völkerstürme, welche Europa erschütterten.

Britannien wurde bereits 427 von den Römern freywillig verlassen. In Afrika ward der Statthalter Bonifas cius durch die Ränke des Feldherrn Aëtius durch Placidia zum Aufstande genöthigt; und indem er die Vandalen unter Geiserich aus Spanien zu Hülfe rief, sekten diese sich in den Besitz des Landes 429-439, und schon 435 mußte Valentinian ihnen das Eroberte förmlich abtreten. Seine Ges mahlinn, die Griechische Prinzessin Eudoria, erkaufte Valentinian III. 437 durch die Abtretung des westlichen Illyricums (Pannonien, Dalmatien und Noricum), so daß von den Süddonauländern nur noch bloß das gleich jenen zur Praefectura Italiae gehörende Rhaetien und Vindelicis, en blieb. In den südöstlichen Gallien aber bildete sich seit 435 das Reich der Burgunder (welches außer dem E. O. Frankreich bis zur Rhone und Saone auch die Schweiz und Savoyen umfaßte); das südwestliche stand unter der Herrschaft der Westgothen, und nur in den Ländern nörds lich von der Loire herrschten noch R. Statthalter, von denen der lezte Syagrius selbst den Fall des Reichs noch überlebte, und erst 486 in der Schlacht ben Soissons durch den Frankenkönig Chlodowig besiegt ward.

23. Indem aber so das occidentalische Reich fast von selbst aus einander fiel, erfolgte ein neuer Völkersturm, der das ganze weftliche Europa zu verschlingen drohte. Die in den vormahligen Gothischen Ländern zwischen dem Don, und der Theis und bis zur Wölga jezt herrschenden Hunn i schen Horden hatten sich seit 444 unter Einem allgemeinen Oberhaupt, Attila, vereinigt, der dadurch, so wie durch seine persönlichen Vorzüge als Krieger und Regent, der mächtigste Fürst seiner Zeit wurde. Indem man im östlichen 450 Reiche ihn mit Jahrgeldern abkaufte, fiel er mit einer gewaltigen Macht auf die westlichen Länder, ward jedoch durch die vereinte Macht der Römer unter Aëtius und der

Westgothen bey Chalons (in campis Catalaunicis) zum Umkehren genöthigt, fiel aber doch das folgende Jahr 45x in Italien ein (wo er mit der Schwester Valentinians,

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der liederlichen Honoria, im Einverständnisse war), ward jedoch aus zweifelhaften Ursachen zum Umkehren bewogen, und starb bald darauf. Der elende Valentinian beraub- 453 te kurz darauf das R. Reich seines besten Feldherrn, indem er aus Mißtrauen den Aëtius hinrichten ließ. 454 Ihn selbst aber traf schnell die Strafe seiner Ausschweifungen, indem er durch ein Complott, das Petronius Ma rimus, dessen Gemahlinn er geschändet hatte, mit ei nigen Freunden des hingerichteten Aëtius gegen ihn machte, 455

ermordet wurde.

24. Die 20 Jahre, die seit der Ermordung Valentinians III. noch bis zur gänzlichen Erlöschung des R. Kaiserthums im Occidente verflossen, waren ein fast beständiger Zustand innerer Revolutionen, indem während derfelben nicht weniger als neun Regenten auf einander folgten, deren Wechsel gerade das unerheblichste für diesenZeitraum ist, Biel wichtiger als sie wurde für das R. Relch der Vandalen-König Genserich, der, durch seine Seemacht Herr des Mittelmeers und Siciliens, die Küsten des wehrlosen Italiens nach Belieben angreifen, und selbst Rom einnehmen konnte, und in Italien selbst der Deutsche R icimer, der als Feldherr der fremden Truppen in Römischem Solde eine Reihe Kaiser unter seinem Nahmen regieren ließ. Es hätte ben ihm gestanden, die Reihe der Auguste aufhören zu laffen; allein zufällige Ursachen wollten, daß dieser Ruhm erst seinem Nachfolger Odoacer, vier Jahre nach seinem Tode, aufbewahrt bleiben sollte.

Nach der Ermordung des Valentinian ward Maximus als Kaiser ausgerufen; als er aber Valentinians Witwe Eu- · doria zur Heirath mit sich zwang, rief sie Genserich aus Afri

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ka herüber, der Kom einnahm und plünderte, wobey Mariz mus schon nach drey Monathen umkam 455. Ihm folgte M. Avitus, der zu Arles die Krone annahm, jedoch bereits 456 vou Ricimer, der unterdeß die Vandalische Flotte ge= schlagen hatte, wieder abgeseßt wurde. Nun vérgab Ricimer den Thron, zuerst an Jul. Majorianus 1. April. 457, den er jedoch, weil er in dem Kriege gegen die Vandalen sich zu sehr auszeichnete, 461 aus dem Wege räumte, und an feine Stelle den Libius Severus ernannte, der aber 465, vielleicht an Gift, staró. Es folgte darauf ein zweyjähriges Interregnum, in dem Nicimer, nur ohne den k. Titel herrschte, bis von Constantinopel aus (wo man nie die Ansprüche auf das Recht der Ernennung oder doch der Bestätigung der Herrscher des occidentalischen Reichs aufgab} der dortige Patricier Anthemius von K. Leo, jedoch mit Einwilligung des mächtigen Ricimer, zum Kaiser des Occi dents ernannt ward (12. April 467). Doch entstanden bald Streitigkeiten zwischen ihm und Ricimer, der daher bereits 469 sich nach Mediolanum entfernte, und einen Krieg ansing, in dem er sich 472 Roms mit Gewalt bemächtigte, wobey Anthemius umkam, dem jedoch Niç i mer selbst bald nachfolgte (18. Aug. 472). Der nach Anthemius zum Augustus ausgerufene Anicius Olybrius, Schwiegërsohn von Valentinian III., starb bereits nach drey Monathen (Oct. 472), worauf Glycerius zu Ravenna den Purpur nahm, ohne jedoch in Constantinopel anerkannt zu werden. Hier wurde vielmehr Julius Nepos zum August ernannt, der 474 den Glycerius verdrängte; allein auch er wurde bereits 475 durch seinen eignen Feldherrn Orestes verdrängt, der seinem Sohne Romulus Momyllus das Diadem gab, der als der leste in der Reihe der Auguste den Beynahmen Augustu= Ius trägt. Er ward bereits 476 von dem Anführer der in R. Solde befindlichen Deutschen, Odoacer, nach der Hinrich tung des Orestes in Navenna gefangen genommen, und in Pension geseht, der darauf selbst Herr von Italien blieb, bis 492 die Ostgothen unter ihrem Könige Theodorich ein neues Reich dort gründeten.

25. Indem auf diese Weise das R. Reich im We= sten zu Grunde ging, dauerte das verschwisterte Re ich im Osten, das sich doch in einer ähnlichen Lage zu befinden schien, nicht nur fort, sondern bestand auch, ungeachtet es an allen den innern übeln litt, die nur einen Staat zu Grunde richten können, und von allen Völkerstürmen erschüttert ward, die das Mittelalter trafen, noch beynahe ein vols les Jahrtausend. Nur durch die fast unangreifbare Lage seiner Hauptstadt, deren Schicksal in solchen Reichen im mer über das Ganze entscheidet, in Verbindung mit dem Despotismus, der nicht selten die leßte Stüße gesunkener Nationen bleibt, läßt sich einiger Maßen eine Erscheinung erklären, die dennoch in der Weltgeschichte nicht ihres gleis chen hat.

Beylage.

Zeitrechnung des Herodot vor Cyrus, nach den
Untersuchungen des Hrn.v. Volney
(s. oben Vorrede S. X.)

Wenn gleich Herodot sein Werk nicht nach chronologischer
Ordnung schrieb, so kann man darum doch nicht zweifeln, das
eine allgemeine Zeitrechnung dabey zum Grunde lag. Durch
die sorgfältige Aushebung und Vergleichung der zerstreuten eins
zelnen Angaben läßt sich diese in einem gewissen Grade herstel-
len, wodurch die frühere Geschichte nothwendig sehr an chronolo
gischer Bestimmtheit gewinnen muß. Auf ein solches Verfahren,
indem man sich bloß an Herodot, und zwar nur an feine ganz
bestimmten Angaben hält, ist der folgende Versuch gegründet,
immer mit Bemerkung der Stellen in feinem Werke.

Als fester Punct, von dem man ausgeht, um von
ihm weiter zurück zu rechnen, ist das Jahr 561 v. Chr. als
aus Herodot selbst erweisliches Jahr des Sturzes des Astyages
und des Medischen Reichs festgefeßt. Diese Bestimmung ergibt
sich aus den chronologischen Angaben der Schlacht bey Marathon
vier Jahre vor dem Tode des Darius (HEROD. VII. 1.4.) überz
einstimmend mit den allgemeinen Angaben der Griechen, die sie
Ol. 72, 3.490 v. Chr. seßen. Hierzu gerechnet die vorher
gegangenen 32 Regierungsjahre des Darius (HER. ib.), acht Mos
ncte des Smerdis (HER, III., 68,), sieben Jahre fünf Monathe

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