Immagini della pagina
PDF
ePub

schon ein Gleiches für diesen neuen Versuch hoffen lassen, wenn ohnehin nicht schon der Geist der Zeit es zu laut von jedem Historiker forderte, darauf zuerst zu sehen. Eben deßhalb aber konnte ich mich auch nicht mit bloßer Aufzählung der einzelnen Begebenheiten begnügen, sondern mußte es mir zur Pflicht machen, den Gang derselben im ZusammenHange zu verfolgen, und in einem Abrisse, durch state, sorgfältige Aushebung der Hauptmomente, die zu der Entwickelung des Ganzen beytrugen, darzustellen. Ohne dieses ist Geschichte überhaupt, vorzüglich aber die Geschichte von Republiken, wovan das Alterthum so reich war, die ihren wichtigsten Bestandtheilen nach nothwendig eine Geschichte polis tischer Parteyen-freylich die schwerste Aufgabe für den Historiker! seyn muß, ein todtes Studium. Unter den einzelnen Haupttheilen war in Rücksicht auf die Anordnung die Griechische Geschichte, wegen der Zerstückelung in die Menge von Staaten, den größten Schwierigkeiten unterworfen. Man macht es fich freylich bequem, wenn man sich hier bloß auf Athen und Sparta beschränkt, allein man erhält alsdann auch nur eine sehr unvollkommene Kennt niß des Gegenstandes. Ich habe diese Schwierigkeit dadurch zu überwinden gesucht, daß ich die Nachrichten von den einzelnen kleinern Staaten und den CoJonien in den zweyten Zeitraum warf, um alsdann im dritten und wichtigsten, wo ohne dieß alles an den Hauptstaaten hängt, die Geschichte im Ganzen ohne Unterbrechung fortführen zu können. Sollte. Andern, die etwa mein Handbuch zum Grunde legen wollten, diese Anordnung mißfallen, so lassen sich, wie ich es auch oft beym Vortrage zu machen pflege, diese Notizen sehr gut gleich an die vorläufige geographische Uebersicht anknüpfen. Ueber die

Anordnung der andern Theile weiß ich nichts zu erinnern. Die Quellen sind bey jedem Abschnitte von mir angeführt; Citate im Einzelnen lagen nicht in meinem Plane. Wenn ich in den ersten beyden Abschnitten einige Mahl auf mein größeres Werk zurück gewiesen habe, so ist dieß nur bey Puncten gesches hen, über die man anderwärts vergeblich Aufklärungen suchen möchte.

Erläuterungen über alte Geographie und der Gebrauch von Charten*) müssen nach meiner Uebers zeugung mit dem Vortrage der alten Geschichte immer verbunden werden, wenn man jene Kenntnisse nicht schon voraus sehen darf. Daß dieses aber kein ausführlicher Cursus über alte Geographie seyn darf, sondern daß er nur die historischen Hülfskenntnisse enthalten soll, ist in dem Buche selbst gesagt; darnach wird man also die eingeschalteten geographischen Abschnitte beurtheilen. Sie sind indeß so geordnet, daß sie die ganze alte Welt umfassen, und daß es also nur von dem Lehrer abhängt, in wie fern er einen mehr oder minder vollständigen Cursus daran knüpfen will.

Was die Chronologi'e betrifft, so habe ich durchgehends Eine Zeitrechnung zum Grunde gelegt, nähmlich die nach Jahren vor und nach Christi Geburt. Daß ich die erstere, um viel bequemere und gewissere, der um viel unbequemeren und ungewisseren nach Jahren der Welt vorgezogen habe, damit hoffe ich den Dank meiner Leser zu verdienen. Dagegen thue ich auf das Verdienst, einzelne Begebenheiten in der frühern Geschichte vor Cyrus schärfer chronologisch bestimmt zu haben, im voraus gern

*) Ich bediene mich der Danvillischen, nach dem vortrefflichen Nürnbergischen Nachstiche bey Schneider und Weigel.

1

Verzicht. Im Gegentheile habe ich hier öfters runde Zahlen gesezt, wo man in manchen neuen Compendien schon bestimmte zu finden pflegt. Scharfe Zeitbestimmungen werden meines Erachtens erst da Bedürfniß, wo fortlaufende Entwickelung der Begebenheiten Statt findet, nicht aber da, wo doch nur isolirte Facta stehen.

Die Begebenheiten unserer Tage haben der Ges schichte des Alterthums zugleich ein Licht und ein Interesse gegeben, das sie vorher nicht hatte und nicht haben konnte. Die Kenntniß derselben ist, wenn nicht das einzige, doch gewiß das sicherste Mittel, sich eine hellere und vorurtheilsfreyere Ansicht der großen Schauspiele, von denen wir die Zeitgenossen sind, zu verschaffen. Zwar lagen alle ausdrückliche Vergleichungen, wie sehr sich auch dazu die Gelegenheiten mir fast aufdrängten, außerhalb meinem Kreis se; wenn man aber manchen Abschnitten meiner Arbeit, besonders der Geschichte der Römischen Republik, das Decennium ansieht, in dem sie erschien, fo glaube ich deßwegen keiner Entschuldigung zu bedür fen. Was nüßt das Studium der Geschichte, wenn fie uns nicht dadurch weiser und besser macht, daß die Kenntniß der Vergangenheit uns die Gegenwart richtiger beurtheilen lehrt? Hätte ich dazu etwas beygetragen, und wäre ich besonders so glücklich, den Sinn für pragmatisches Studium einer Wissenschaft, die nur durch dieses eigentlich ihre Verehrer lohnt, bey ihren jungen Freunden zu erregen, so würde ich dieses als den schönsten Lohn meiner Arbeit betrach

ten.

Göttingen den 23. Sept. 1799,

Vorrede zur zweyten Auflage.

Das Bedürfniß einer zweyten Auflage dieses Hand

buches habe ich zugleich als eine Verpflichtung angesehen, meine frühere Arbeit, so viel ich vermochte, zu vervollkommnen. Wo es nöthig war, ist daher gebeffert, manches gänzlich umgearbeitet worden. Ganz neu hinzu gefügt ist eine ausgesuchte Liz teratur, statt daß die frühere Ausgabe nur Anzeige der Quellen enthielt. Ich glaube den Freunden, besonders den jüngern Freunden der Wissenschaft dadurch einen wesentlichen Dienst zu erweisen; denn für fie, nicht für eigentliche Literatoren, sind diese Zusäße bestimmt, deren Nußen besonders hier um so viel größer seyn kann, wo es in der Macht von jedem steht, sich mit den angeführten Werken bekannt zu machen. Die, wo es nöthig schien, mit ein paar Worten hinzugefügte Würdigung wird als Fingerzeig für den Gebrauch dienen können. An der in neren Eintheilung ist zwar nichts Wichtiges veråndert, die äußere Einrichtung aber ist durch eine etwas andere Schrift, genauere Columnentitel, und die Hinausrückung der Jahrzahlen an den Rand

für den Gebrauch bequemer gemacht, wodurch es zu÷ gleich möglich ward, daß, ungeachtet so vieler Zusähe, die Seitenzahl nur unbedeutend vermehrt isk. Diese außere Einrichtung ist dieselbe, wie in meinem Handbuche der Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Colonien 1809. Weiter stehen aber beyde Werke in gar keinem Verhältniße gegen einander, sondern sind vielmehr nach ganz verschiedenen Ideen gearbeitet, das gegenwär tige als Geschichte der einzelnen Staaten der alten Welt, jenes andere als allgemeine Geschichte des neueren Staaten- und Colonialsystems. Jedes bildet also ein völlig für sich bestehendes Ganzes, und die Lücke, welche der Zeit nach dazwischen liegt, auszufüllen, kann schon deßhalb gar nicht meine Absicht seyn.

Ich bedauere es, daß die scharfsinnigen Untersuchungen des Herrn v. Volney über die Chronologie Herodots mir zu spất zu Hånden kamen, um noch gehörigen Orts davon Gebrauch machen zu können. Ich glaube jedoch den Dank meiner Leser zu verdienen, indem ich in einer Beylage die Resultate dieser Forschungen, jedoch mit Vorbeygehung nicht nur alles Fremdartigen, sondern auch alles dessen, was sich nicht durch ganz bestimmte Angaben des Vaters der Geschichte belegen läßt, mittheile.

*) Chronologie d' Herodote, conforme à son texte, par C. F. VOLNEY. Paris 1809. 2. Th. Der dritte wird noch erwartet. Man vergleiche meine Kritik in den Gött. gel. Ans zeigen St. 7. 1810.

[ocr errors]
« IndietroContinua »