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die gröszere befähigung das charakteristische herauszufinden und der scene einen interessanten verlauf zu geben ist zweifellos auf seiten Xenophons. aber gerade dies legt den verdacht nahe, dasz seine erzählung eben nach künstlerischen gesichtspunkten zurecht gemacht ist. derartige wichtige entscheidungen pflegen nicht so dramatisch zu verlaufen; bei der gedrückten stimmung denkt niemand an effecte, es geht schlicht und einfach zu, so wie die sache bei Diodoros erzählt wird. der gewährsmann desselben war augenzeuge und sein vortrag kunstlos. das würde gut passen auf die anabasis des Sophainetos, der als strateg bei den verhandlungen zugegen war und als berufssoldat kaum anders berichtet haben kann als in der einfachsten manier. es spricht aber für den richtigen takt des Ephoros, dasz er dem weniger kunstmäszigen berichterstatter den Vorzug gegeben.

Jedenfalls war die anabasis, der Ephoros sich anschlosz, im höchsten grade spartanerfreundlich gehalten. denn in erster linie fällt es auf, dasz Xenophon, von dem wir nach seinem eignen bericht annehmen müssen, er habe stets die erste rolle gespielt, von Diodoros bei gelegenheit des rückzuges gar nicht genannt wird, sondern erst c. 37 als anführer der söldner in Thrakien erscheint. dagegen heiszt es c. 27, 1 ausdrücklich: εἵλοντο στρατηγοὺς μὲν πλείους, ἑνὶ δὲ τῶν ὅλων τὴν ἡγεμονίαν ἀπέδωκαν Χειρισόφῳ τῷ Λακεδαιμονίῳ. es musz zunächst bemerkt werden dasz, indem Ephoros die sache so ansieht, er auch hierin nicht von seiner zufälligen quelle beeinfluszt ist, sondern dasz auch hier eher umgekehrt gesagt werden musz, er hat die anabasis des Sophainetos oder wer sonst der verfasser war zu grunde gelegt, weil die anschauungen derselben den seinigen entsprachen. indem nemlich Ephoros einen spartanischen mann zum helden des rückzngs macht, ist er in übereinstimmung mit sich selbst: gerade so war ein Spartaner der leiter des hinaufzugs und das ganze im grunde ein spartanisches unternehmen. und diese auffassung, dasz Cheirisophos in jeder beziehung an die stelle des Klearchos getreten, ist selbst von Xenophons anabasis aus nicht sofort abzuweisen. Cheirisophos führt das wort III 3, 3 (Bouλευομένοις τοῖς στρατηγοῖς ἔδοξεν ἀποκρίνασθαι τάδε· καὶ ἔλεγε Χειρίσοφος), vgl. III 2, 37 Χειρίσοφος μὲν ἡγοῖτο, ἐπειδὴ καὶ Aакedαιμóνióс ECT. III 3, 11 macht er Xen. vorwürfe (vgl. III 4, 38 f.). es ist charakteristisch, dasz diese züge, in denen sich die besondere stellung des Cheirisophos natürlich und ungezwungen ausspricht, in den anfang fallen. wenn man nemlich die verhältnisse erwägt, so ist es zweifelhaft, dasz Xen. nur wegen des anstoszes, den er zu dem kühnen aufraffen der söldner gab, sofort sollte mehr gegolten haben als die ältern führer, er befehligte dann die nachhut, und da diese stets in action war, muste die bedeutung ihres führers wachsen, bis er nach dem tode des Cheirisophos thatsächlich die erste stelle einnahm und dann weiterhin behauptete.

Es ist anzunehmen, dasz Xenophon, wenn er in späterer zeit

rückwärts blickte, das grosze ansehen, dessen er sich lange jahre (400-395) als anführer der Kyreier erfreute, in den anfang projicierte. jedenfalls aber war besonders für diejenigen unter den söldnern, die das heer frühzeitig verlieszen, eine andere auffassung möglich, ja wahrscheinlich, wonach der verlauf der dinge von vorn angesehen wurde und Cheirisophos dann durchgängig als der erste mann erschien.

Es springt in die augen, wie sehr eine anabasis, worin Xenophon nicht genannt wurde, worin Cheirisophos die hauptrolle spielte, entgegengesetzt sein muste der eignen auffassung, der eignen anabasis des mannes, worin er in den mittelpunkt tritt und darin bleibt von den worten an: ἦν δέ τις ἐν τῇ στρατιᾷ Ξενοφῶν Ἀθηναῖος. und eben dieser gegensatz erklärt das merkwürdige Themistogenescitat Hell. III 1, 2, welches schlieszt: kaì ŵc ÈK TOÚTOU άmecúθηκαν οἱ Ἕλληνες ἐπὶ θάλατταν, Θεμιστογένει τῷ Κυρακοσίω rérpantai. es ist nicht unmöglich, dasz die anabasis früher verfaszt worden ist als der teil der Hellenika, worin das citat vorkommt; aber dieser teil der Hellenika ist vor der anabasis veröffentlicht worden, denn was hätte den Xen. veranlassen sollen das werk eines andern zu citieren, wenn seine eigne darstellung vorlag? weshalb hat nun Xen. seine anabasis zurückgehalten, wohl überhaupt nicht selbst bei seinen lebzeiten publiciert? er wohnte in Skillus, auf einem gute, das ihm die Spartaner geschenkt; seine söhne wurden in Sparta erzogen. sollte er es wagen plötzlich zu erklären: durch die schuld des Spartaners Klearchos ist die schlacht bei Kunaxa verloren worden; nicht dem andern Spartaner Cheirisophos gebührt der ruhm des rückzugs, sondern mir? und wenn er sich auch noch so oft sagte - ob mit recht oder unrecht, thut hierbei nichts zur sache, dasz in den darstellungen des zuges licht und schatten ungerecht verteilt seien, dasz zu viel licht auf den spartanischen, zu wenig oder auch — gar keins auf den athenischen mann falle, so konnte der verbannte Athener dies nicht berichtigen, so lange er von der gnade Spartas existierte. die nemlichen erwägungen, die Xen. einst veranlaszt hatten seiner wahl zum alleinigen oberbefehlshaber vorzubeugen, haben ihn zweifellos auch bestimmt die anabasis zurückzuhalten: vgl. anab. VI 1, 26 f. тò μévтOι èμè προκριθῆναι ὑφ ̓ ὑμῶν ἄρχοντα Λακεδαιμονίου ἀνδρὸς παρόντος οὔτε ὑμῖν μοι δοκεῖ συμφέρον εἶναι, ἀλλ ̓ ἧττον ἂν διὰ τοῦτο

6 dasselbe ist wiederholt als interpolation verdächtigt worden. ich gehe absichtlich nicht darauf ein. denn von seiten der methode liegt die sache so: wenn jemand eine stelle als unecht ansieht, so hat er dies bis zur evidenz nachzuweisen. bis dies geschehen, musz die stelle weiter für echt gehalten werden. in unserm falle ist die unechtheit jedenfalls nicht erwiesen. und nicht ich allein urteile so. ich sehe wenigstens nicht, dasz OKeller in seiner kritischen ausgabe der Hellenika jene verdächtigungen irgend berücksichtigt hätte. in der that sind die gründe, die man gegen die echtheit vorgebracht, mit äuszerster leichtigkeit zu widerlegen.

τυγχάνειν, εἴ τι δέοιςθε παρ' αὐτῶν· ἐμοί τε αὖ οὐ πάνυ τι νομίζω ἀσφαλὲς εἶναι τοῦτο . . εἰ οὖν ταῦτα ὁρῶν ἐγὼ δοκοίην ὅπου δυναίμην ἐνταῦθ ̓ ἄκυρον ποιεῖν τὸ ἐκείνων ἀξίωμα, ἐκεῖνο ἐννοῶ μὴ λίαν ἂν τάχυ σωφρονισθείην. findet sich doch sogar Moltke veranlaszt, ja verpflichtet eine schrift, worin er die darstellung des groszen generalstabs werkes in einigen punkten berichtigte, erst nach seinem tode erscheinen zu lassen. 'es liesze sich vieles dagegen sagen' pflegte er in auserwähltem kreise zu äuszern. 'es liesze sich vieles dagegen sagen' wird auch Xenophon hin und wieder gedacht und im kreise der seinen ausgesprochen haben, und in der stille arbeitete er an dem werke, in dem die dinge in der ihm zusagenden beleuchtung erschienen.7

Da nun Xen. vorläufig zur richtigstellung des sachverhaltes in seinem sinne selbst nichts thun konnte, so blieb ihm nur das éine übrig, was er denn auch that: er konnte auf ein werk hinweisen, dessen auffassung der seinigen am wenigsten entgegengesetzt war. es war das des Syrakusiers Themistogenes. es ist kein zufall, dasz es das werk eines Syrakusiers ist. ein solcher konnte, als auszerhalb des machtbereichs Spartas lebend, gefahrloser ansichten aussprechen, die mit den herschenden sich nicht deckten. ganz besonders spricht für unsere ansicht die aufzählung der punkte, betreffs deren Xen. auf des Themistogenes werk hinweist: es ist genau der zeitabschnitt, wo Xen. eine richtigstellung für nötig halten muste, sei es dasz er der darstellung des Ktesias entgegentrat, der dem Kyros den verlust der schlacht schuld gab und ihn dann ohne haltung und würde sterben liesz, oder der andern ansicht, wonach Cheirisophos allein der ruhm des rückzugs zuerteilt wurde. über die leitende persönlichkeit, nachdem die Griechen das meer erreicht, war ein zweifel nicht möglich. es ist daher gar nicht gesagt, dasz des Syrakusiers werk nur dén teil des zuges behandelte, für den Xen. es citiert; es kann sehr wohl weiter gereicht haben, nur bedurfte Xen. für diese spätere zeit seines zeugnisses nicht mehr und er citierte ihn daher nicht dafür.

7 damit hat er ja auch bei der nachwelt den vollständigsten erfolg gehabt. die zeitgenossen, die den Xenophon im zusammenhang mit dem berühmten rückzuge kaum nannten, haben ein richtigeres urteil bewiesen. die sache verhielte sich noch anders, wenn die übrigen schriften des Xen, sich durch objectivität auszeichneten. es kann aber nichts parteiischeres geben als die Hellenika. eine ähnliche färbung im sinne vorgefaszter meinung ist daher für die anabasis nicht von vorn herein abzuweisen, sondern vielmehr äuszerst wahrscheinlich, GUSTAV FRIEDRICH,

SCHWEIDNITZ.

4.

DID ZEIT DER REDE CICEROS PRO Q. ROSCIO COMOEDO.

Die ansichten über das jahr, in welchem Cicero den schauspieler Q. Roscius verteidigte, gehen weit aus einander. Hotman glaubte, die rede sei älter als die für S. Roscius aus Ameria, Ferracci entschied sich für das jahr, in welchem Aemilius und Brutus consuln waren, also 77; Fabricius setzte die rede ins j. 76; Corrado stimmte für das j. 70; nach Manuzio endlich ist die rede erst 68 gehalten worden. von den neuern erklärte sich Drumann für Manuzio, Schütz und Usteri für Fabricius, Orelli und Klotz für Ferracci. in TeuffelSchwabes gesch. der röm. litt. I s. 321 heiszt es: 'nach der gewöhnlichen annahme gehalten im j. 678/76.' diese zurückhaltende ausdrucksweise zeigt, dasz ein überzeugender beweis auch für 'die gewöhnliche annahme' noch nicht erbracht ist. die folgende abh. hat den zweck die frage nochmals eingehend zu prüfen und so weit es möglich ist zur entscheidung zu bringen.

Die erwähnten gelehrten stützten ihre zeitbestimmungen durchweg auf historische argumente. wenn aber die ansichten von Ferracci und Fabricius (77 oder 76) den meisten beifall davongetragen haben, so liegt dies ohne zweifel mit daran, dasz man beim lesen der rede das mehr oder weniger klare gefühl hatte, sie müsse aus einer ältern periode des redners stammen. dieses gefühl zu einer deutlichen einsicht erhoben und in dem sermo der rede eine neue instanz zur entscheidung unserer frage angerufen zu haben ist das verdienst GLandgrafs. seine untersuchung des sprachgebrauchs der rede in dem additamentum I zu seiner diss. 'de Ciceronis elocutione in orationibus pro P. Quinctio et pro Sex. Roscio Amerino conspicua' (Würzburg 1878) verdient alle beachtung.

Nachdem er in einer kurzen einleitung mit geschichtlichen gründen er wiederholt im wesentlichen die argumentation von Ferracci wahrscheinlich zu machen gesucht hat, dasz die rede 77 oder 76 gehalten sei, behauptet er, der sermo der rede stütze diese ansetzung. er findet, dasz der ganze habitus der rede den beiden ältesten ähnlicher sei als den folgenden. zum beweise führt er an: 1) die sichtliche vorliebe des redners, einen begriff durch zwei synonyma auszudrücken, zb. pravum et perversum, locupletes et pecuniosi, irasci et suscensere, consistere et commorari, callidus et versutus, ductum et conflatum, resistere et repugnare. 2) phrasen und wörter, die in den spätern reden nicht mehr vorkommen, und zwar a) laborem capere (für suscipere), b) (paululum) compendii facere, c) novissimus für extremus, d) extemplo, e) quam mox. endlich macht er besonders darauf aufmerksam, dasz Cicero in dieser rede bei der verbindung zweier synonyma sich fast durchweg der partikel et bedient (atque kommt nur zweimal, ac nie vor), während er in den beiden ersten reden atque (82 mal) und ac (45 mal) vorzieht, in den

folgenden aber mit et, ac, atque wechselt. er schlieszt daraus, dasz die rede nicht lange nach Ciceros rückkehr aus Asien gehalten sei: 'quippe quo tempore Asiatico et Rhodio more distractus in dictione sua fluctuaverit. atque in illis duplicibus locutionibus ut Asiano generi serviebat, ita ipsa earum copulatione per particulam et in hac oratione consulto Asianae dictioni reluctatus esse mihi videtur: nam in insequentibus orationibus particulis et, ac, atque promiscue usus est.'

Mir scheint, dasz der von Landgraf geführte beweis, der sich vielleicht noch im einzelnen verstärken läszt, gelungen ist. insbesondere hat der letzte schlusz etwas einleuchtendes. dann gehört die rede also in eine zeit des übergangs, in welcher Cicero sich von dem schwülstigern stil der ältern reden (dem 'Asianismus': vgl. aber Landgrafs commentar zur rede pro S. Roscio Amerino, Erlangen 1884, wo die ältere ansicht etwas modificiert wird) zu der einfachern und natürlichern sprache der rhodischen oder eklektischen richtung durcharbeitet. nun ist freilich damit noch kein bestimmtes jahr indiciert: denn wie lange das 'fluctuieren' dauerte, ist schwer zu sagen. aus dem sprachgebrauch der rede allein würde also nur folgen, dasz sie nach der asiatischen reise und vor der rede pro M. Tullio gehalten ist. da die letztere entweder ins j. 72 oder in 71 gesetzt wird, so gewinnen wir also als termini die jabre 77 und 71.

Vielleicht könnte man aus Brut. 92, 318 noch einen weitern schlusz zu ziehen wagen. dort heiszt es nemlich: unum igitur annum, cum redissemus ex Asia, causas nobiles egimus, cum quaesturam nos, consulatum Cotta, aedilitatem peteret Hortensius (ende 77 bis ende 76). interim me quaestorem Siciliensis excepit annus (75), Cotta ex consulatu est profectus in Galliam, princeps et erat et habebatur Hortensius. cum autem anno post ex Sicilia me recepissem, iam videbatur illud in me, quidquid esset, esse perfectum et habere maturitatem quandam suam. faszt man die hervorgehobenen worte so auf, als ob Cicero erklären wollte, dasz er nach seiner quaestur zu festen grundsätzen durchgedrungen sei, so würde sich daraus ergeben, dasz unsere rede zu den causae nobiles gehört, die vor das j. 75 fallen. indessen sieht man leicht, dasz diese basis ohne anderweitige stützen doch recht schwankend ist; und so musz es denn vorläufig sein bewenden bei den angegebenen termini haben: die rede könnte allenfalls auch in die ersten jahre des lustrums fallen, von welchem Cicero (ebd. 319) schreibt: cum igitur essem in plurimis causis et in principibus patronis quinquennium fere versatus, tum in patrocinio Siciliensi maxime in certamen veni designatus aedilis cum designato consule Hortensio.

Wir wollen nun sehen, was eine genaue betrachtung der chronologischen indicien, die der inhalt der rede darbietet, ergibt. zunächst, meine ich, lassen sich von diesem standpunkt aus dieselben termini feststellen. Cicero begann ad causas et privatas et publicas adire unter der dictatur des Sulla (vgl. Brut. 90, 311. 312 und 96, 328), also frühestens ende 82, wahrscheinlich erst 81. nun sucht Cicero

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