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usw.

position in staat und gesellschaft, sondern nach ihrem innern werte." mit recht. denn du siehst, wie viele unadlige männer sich hervorgethan, wie hingegen Laevinus trotz der stattlichen reihe seiner ahnen darum nicht einen deut mehr galt, und dies iudice quo nosti populo. wenn selbst das volk gelegentlich so nach dem innern wert entscheidet, wie viel mehr müssen wir so denken, a volgo longe longeque remoti!' (man hat das letztere im munde des Hor. dünkelhaft gefunden und Bentley vermutete darum: quid oportet vos facere man denke indes an ca. II 16, 39 mihi . . Parca non mendax dedit et malignum spernere volgus und an odi profanum volgus et arceo.) nun steht aber nicht da quid oportet nos sentire, sondern quid oportet nos facere. das kann nur bedeuten (Krüger): 'wie viel mehr müssen wir so denken und dieser einsicht gemäsz handeln ! so denken: nemlich wie du das thust, die menschen allein 'nach ihrem innern werte beurteilen; so handeln: nemlich unseres innern wertes bewust nicht nach äuszern ehren streben.' es ist richtig, nach einem gebrauche, den auch wir haben, sollte, wie LMüller bemerkt, nos facere nur gehen auf contra . . notante iudice.. populo. er vergleicht hierfür zutreffend sat. I 1,63 quid facias illi? iubeas miserum esse, libenter quatenus id facit, wo id facit so viel ist wie miser est. danach hiesze quid oportet nos facere nur um wie viel mehr müssen wir so denken!' indem wir hinzufügen 'und dieser einsicht gemäsz handeln', nehmen wir facere im wortsinne und legen etwas hinein, das im vorausgehenden keinen halt hat, sondern nur durch das folgende bedingt ist. so geht epist. II 2, 126 (praetulerim scriptor delirus inersque videri, dum mea delectent mala me vel denique fallant, quam sapere et ringi?) sapere zunächst nur auf ästhetische einsicht. nach einer kurzen unterbrechung durch die anekdote von dem guten manne in Argos, die aber gedanklich keine unterbrechung bedeutet, wird v. 141 (nimirum sapere est abiectis utile nugis) sapere wieder aufgenommen, geht aber nun im sinne des gedankenfortschritts auf sittliche einsicht. ganz congruent aber ist unserer stelle epist. II 1, 152 ff. quin etiam lex poenaque lata, malo quae nollet carmine quemquam describi. vertere modum, formidine fustis ad bene dicendum delectandumque redacti. Graecia capta ferum victorem cepit et artis intulit agresti Latio. ad bene dicendum zeigt wie unser quid oportet nos facere ein Janusgesicht: zunächst ist es in moralischem sinne nur als gegensatz zu dem vorausgehenden malo carmine v. 153 gedacht, dann aber wird es mit rücksicht auf das folgende durch delectandum modificiert und wird plötzlich in ästhetischem sinne auf die gröszere, wenn auch noch immer äuszerst geringe kunst des ausdrucks bezogen. so wird ein vortrefflicher übergang zu Graecia capta ferum victorem cepit gewonnen, der ohne v. 155 ganz fehlen würde: Latium hatte vor der berührung mit Hellas immerhin

6 vgl. v. 63 quod placui tibi qui turpi secernis honestum, non patre praeclaro, sed vita et pectore puro. LMüller meint nemlich, v. 155 sei unecht; er rühre von einem christen her, der bene dicendum für

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schon eine gewisse höhe geistiger bildung erreicht, war nicht mehr ganz roh, so dasz es fähig war den neuen zauber zu empfinden und sich ganz von ihm hinnehmen zu lassen. 'wie viel mehr müssen wir sagt also Hor. an unserer stelle auf innern wert sehen und dieser einsicht gemäsz handeln, dh. nicht nach äuszern ehren verlangen. namque esto denn gesetzt, es geschähe doch' - hier ist der punkt, von dem am meisten gilt, was oben betreffs allzu groszer kürze bemerkt worden ist: es musz besonders viel aus dem zusammenhange, vor allem mit berücksichtigung von v. 24-44 suppliert werden. 'denn gesetzt, es geschähe doch, wie bald würde ich eines bessern belehrt werden! das volk würde, wenn der concurrent jenes Laevinus nicht ein anderer adlicher, sondern ein emporkömmling wäre, und möchte das ein neuer Decius sein, sich für Laevinus entscheiden. und gelänge es mir selbst beim volke, käme ich in den senat, so würde - wir haben es erlebt (Dion XL 53) ein zweiter Appius den sohn des freigelassenen ausstoszen. vel merito! sogar mit recht. freilich nicht deshalb, weil ich der sohn eines freigelassenen bin, wohl aber, quoniam in propria non pelle quiessem. aber trotz dieser erwägung, die jedem kommen musz, fulgente trahit constrictos Gloria curru non minus ignotos generosis.' non minus ignotos generosis heiszt nun allerdings 'niedrige und adliche in derselben weise', der nachdruck liegt aber auf jenen: denn mit plebejern beschäftigt Hor. sich im folgenden ausschlieszlich, wie denn auch nur solche ämter genannt werden, die ihm und seinesgleichen etwa zugänglich waren : quo tibi, Tilli.. fieri tribuno v. 24; ac si quaestor avus, pater atque meus patruusque fuisset v. 130. auch kann die mahnung se tenere in pellicula sua (Mart. III 16, 5) füglich nur dem plebejer gelten; wenn der adliche sich um hohe stellungen bemühte, so war er damit eigentlich in pellicula sua: denn er wollte nur werden was seine vorfahren auch gewesen; er gieng damit in keiner weise über die grenzen hinaus, die sein stand ihm anwies. eine anerkennung dieses sachverhalts liegt auch in hoc tibi Paulus et Messalla videris? v. 41. Hor. setzt sich hier also lediglich mit solchen leuten auseinander, die etwa seine standesgenossen waren. Die in unserm stücke niedergelegten ansichten eines aufgeklärten egoismus sind nicht allgemeingültig. kein staatswesen könnte bestehen, wenn die mehrzahl bei einem amte nur an die damit verbundenen unbequemlichkeiten dächte. aber im einzelnen falle haben sie zweifellos ihre individuelle berechtigung: selbstverständlich hatte Hor. nicht die verpflichtung sich in kleinen ämtern zu verbrauchen, da er in freier musze so viel ersprieszlicheres leisten konnte.

Zu der eben erwähnten stelle epist. II 1, 156 Graecia capta

segnen gebraucht und vielleicht an die bekannte geschichte von Bileam gedacht, aber genau so wird mala erst in moralischem, dann (auch mit dem gegensatz bona) in ästhetischem sinne genommen sat. II 1, 82 ff. 'si mala condiderit in quem quis carmina, ius est iudiciumque.' esto, si quis mala: sed bona siquis iudice condiderit laudatus Caesare?

ferum victorem cepit et artes intulit agresti Latio: sic horridus ille defluxit numerus Saturnius, et grave virus munditiae pepulere vergleicht Krüger Seneca de superst. (Augustinus de civ. dei VI 11): victi victoribus leges dederunt. bei Seneca ist aber von etwas völlig verschiedenem, nemlich von Juden und jüdischen gebräuchen die rede. am nächsten liegen unserer stelle die worte, die Livius XXXIV 4 dem Cato in den mund legt: eo plus horreo, ne illae magis nos ceperint quam nos illas. infesta, mihi credite, signa ab Syracusis illata sunt huic urbi. iam nimis multos audio Corinthi et Athenarum ornamenta laudantis mirantisque et antefixa fictilia deorum ridentis. man sieht sofort: an den beiden stellen wird von demselben vorgange, nur in entgegengesetztem sinne, gesprochen, und die gedankenfolge ist die gleiche: denn der numerus Saturnius ist das litterarische correlat der antefixa fictilia, und ridentis involviert ebenso den untergang der alten kunstform wie defluxit. die stelle des Livius ist um so mehr heranzuziehen, da Hor. wahrscheinlich epist. II 1, 156 ff. in erinnerung an genau dieselbe rede des Cato schrieb, die dem Livius vorgelegen haben musz, es finden sich nemlich bei Hor. auch sonst noch deutliche anklänge an diese capitel des Livius: vgl. ca. III 24, 45 vel nos in Capitolium quo clamor vocat et turba faventium und Livius XXXIV 1 Capitolium turba hominum faventium adversantiumque legi complebatur; ferner v. 28 indomitam audeat refrenare licentiam und Livius XXXIV 2 date frenos inpotenti naturae et indomito animali et sperate ipsas modum licentiae facturas, nisi vos feceritis; auch v. 42 magnum pauperies opprobrium und Livius XXXIV 4 pessimus quidem pudor est vel parsimoniae vel paupertatis. interessant ist auch des Vellejus Paterculus II 34 qui (sc. Cicero) effecit, ne quorum arma viceramus, eorum ingenio vinceremur. es ist nicht ausgeschlossen, dasz Vellejus sich hier in bewustem gegensatz zu Horatius äuszert. etwas derart ist wenigstens noch an einer andern stelle nicht sofort abzuweisen: wie bei Hor. die oden an Censorinus und Lollius (IV 8. 9) auf einander folgen, so werden die beiden männer bei Vellejus II 102 zusammen genannt und, soweit des Vell. darstellung in frage kommt, ganz unmotiviert verglichen, wobei entgegengesetzt der ansicht des Hor. alles licht auf Censorinus fällt (Lachmann).

Horatius bietet dem verständnis so auszerordentliche schwierigkeiten, dasz, wollte man alle ergänzungen und bedenken niederschreiben, zu denen die lectüre einer jeden ausgabe anregt, leicht eine kritik zu stande käme so umfangreich wie das buch selbst, welches man behandelt. die hier gemachten bemerkungen beweisen, hoffe ich, zweierlei: dasz die ausgabe Krügers auf der höhe der Hor.forschung steht, dasz es wohl kaum einen vorschlag textkritischer oder exegetischer art gibt, zu dem er nicht stellung genommen, dasz aber die Hor.-forschung selbst von einem abschlusz noch weit entfernt ist. GUSTAV FRIedrich.

SCHWEIDNITZ.

53.

ZU PLAUTUS PERSA.

V. 116 ff. spricht Toxilus zum parasiten Saturio die worte:
Quaeso ánimum aduorte hoc: nám heri narrauí tibi

tecúmque oraui, ut númmos sescentós mihi

darés utendos mútuos.

dieser antwortet:

Memini ét scio,

et té me orare et mihi non esse quód darem.
120 nihilí parasitus ést, cui argentum domidest:

lubido extemplo coéperest conuiuium,

tubúrcinari dé suo, siquíd domist.

cynicum ésse egentem opórtet parasitúm probe.

in dieser antwort ist alles klar und verständlich auszer der zweiten hälfte von v. 120: cui argentum domidest (B domideste CD domi ide). zur herstellung der verderbten stelle sind zwei wege eingeschlagen worden. die einen haben domi in domidest vermutet und die herstellung mit hilfe der worte argentum und domi versucht, indem sie als sinn der stelle voraussetzten: 'nichts taugt ein parasit, der geld im hause hat.' die andern haben argentum domidest zusammengezogen und in Argentumdomidest eine Plautinische wortbildung angenommen. zur ersten classe gehören folgende vorschläge: 1) nihili parasitus est cui argentum domist (Pylades)

2)

3)

4)

5)

6)

argentum quoi domist (Ritschl)

parasitust quoi quidem argentum domi est (Bothe)
quoi sit argentum domi oder

quoi argentum domi siet (CFWMüller) parasitus est quoi argentum domi quid est oder quid domist (Seyffert) si quoi argentum domist (Gertz). den andern weg hat FSchöll eingeschlagen, in dessen texte steht: nihili parasitus ést, qui Argentumdónidast, statt dessen er in der anmerkung auch vorschlägt: n. parasitust qui Argentumcondonidast und in der app. crit. bemerkt, dasz Fleckeisen nihilist parasitus, quist Argentumdónides vorziehe. es leuchtet ein, dasz diese vorschläge die überlieferte lesart domidest besser berücksichtigen als jene: denn dasz in den hss. argentum und domidest getrennt sind, kommt nicht in betracht. aber welcher wortbildung hat sich hier Plautus bedient? ich vermute Argentum promides und verweise wegen promere auf Pseud. 355 argentum promere possum domo, 1245 argentum promam, Ep. 303 argentum promis, Trin. 803 depromi inde auri, Asin. 181 ibi de pleno promitur, Pseud. 628 promptas thensauros, 1241 promam uiginti minas, Bacch. 465 promptare peculium und auf den aus Plautus bekannten promus (bes. Poen. 716

fecisti prodigum promum tibi), wegen der endung -ides auf Bacch. 284 Archidemides (von demere) und Persa 702-705, und wegen der verschreibung in den hss. auf Mgl. 824 Prompsit (P Dormisit oder Domisit, A PR-). ursprünglich lautete also der vers wohl so: nilí parasitus ést quoi (oder parasitust quóii) Argentumprómidest. WEIMAR. ERNST REDslob.

54.

ZU CORNELIUS NEPOS.

In der lebensbeschreibung des Syrakusers Dion lesen wir, dasz dieser ein schwiegersohn des ältern Dionysios gewesen sei und deshalb, namentlich wegen seiner hervorragenden gaben des geistes und des körpers, einen groszen einflusz auf das grausame gemüt des tyrannen ausgeübt habe. dann heiszt es 1, 4 weiter: legationes vero omnes, quae essent inlustriores, per Dionem administrabantur: quas quidem ille diligenter obeundo, fideliter administrando crudelissimum nomen tyranni sua humanitate leniebat. was soll hier der ausdruck crudelissimum nomen tyranni? offenbar kann er nichts anderes bedeuten als 'den überaus grausamen namen tyrann'. dasz Dionysios ein grausamer tyrann gewesen ist, das wissen wir freilich, und dies erzählt uns auch ausdrücklich Nepos selbst (vgl. § 3 Dionysii crudelitas); aber dies hat ja nicht notwendig zur folge, dasz die grausamkeit von dem träger des namens auch auf den namen selbst übertragen wird. tyrann' hatte ja ursprünglich keine andere bedeutung als alleinherscher, monarch, könig', und es gab unter den tyrannen der verschiedenen staaten viele ausgezeichnete und treffliche männer, wie Peisistratos in Athen, Periandros in Korinth, Gelon in Syrakus; und auch von Miltiades erzählt Nepos Milt. 8, 3, dasz er als tyrann in der Chersonesos gerecht und milde gewesen sei. Dionysios der ältere selbst wird von demselben an einer andern stelle (de reg. 2, 2) nicht deshalb als grausam bezeichnet, weil er tyrann gewesen, sondern weil er, unaufhörlich bestrebt seine herschaft zu befestigen, keines widersachers leben schonte (nullius denique rei cupidus nisi singularis perpetuique imperii ob eamque rem crudelis: nam dum id studuit munire, nullius pepercit vitae, quem eius insidiatorem putaret). ja selbst in der römischen zeit hatte das wort noch nicht seine jetzige gehässige bedeutung erlangt, wie dies ebenderselbe Nepos mit ganz unzweideutigen worten bezeugt, wenn er Milt. 8, 3 sagt: omnes autem et dicuntur et habentur tyranni, qui potestate sunt perpetua in ea civitate, quae libertate usa est. ebenso haben sich die ausdrücke 'barbar, despot' einem ähnlichen bedeutungswandel fügen müssen, indem man jetzt misbräuchlich mit ihnen den begriff des rohen und grausamen verbindet. doch auszer der eben angegebenen

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