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entscheiden wegen der worte communis cunctis (v. 5), die sehr an die widmung des Ausonius erinnern (ephem. 2): domino meo et omnium Theodosio Augusto3, und wegen des folgenden hominem, das jedenfalls den christlichen kaiser Theodosius in einen lobenden gegensatz stellen soll zu den frühern divi Caesares. beides passt weniger gut auf Theodosius II. doch mag die entscheidung hierüber dahingestellt bleiben.

Die frage nach dem widmenden scheint auf den ersten blick schnell erledigt durch die prompte antwort: me sciat esse PROBUM. aber die schwierigkeiten häufen sich, je näher wir zusehen. ein zeitgenosse des Theodosius, darüber sind heutzutage alle einig, kann nicht der auctor (v. 9) des feldherrnbuches sein. später (v. 11 und 12) ist von manus die rede; man sagte daher, auctor sei hier gleichbedeutend mit librarius. doch steht ebendort neben manus mea auch genitoris avique. unerhört: vater, groszvater und enkel haben an dem buche geschrieben! und wenn dem so ist, wie kann dann der Probus-enkel (v. 2) sagen te sciat esse meum? und warum sagte er (v. 10) nicht nos sciat esse Probos? endlich, wie reimt sich das zusammen, dasz er zuerst sagt (v. 9) paulatim detege nostrum nomen und im gleichen atem beisetzt me sciat esse Probum? wir stehen also vor einem rätsel.

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enkel und

Wie nun, wenn das rätselhafte epigramm wirklich ein rätsel wäre? schon Unger spricht von zweideutigkeit und hinterthürchen, und Traube von einem spielen mit namen. mit den worten te sciat esse meum will der verfasser offenbar wie mit einem versteckspiel die leser necken, ebenso wie ein früherer mitarbeiter der fliegenden blätter mit der unterschrift 'v. Miris'. noch deutlicher tritt in den worten paulatim detege nomen die absicht zu tage, dem leser etwas zum raten aufzugeben. kurz, nach meiner meinung und dieser meinung bin ich schon seit jahren ist das epigramm ein rätsel über die homonyma von nepos: 1) als eigenname, 2) = = verschwender. Fassen wir das epigramm als ein rätsel, so wird uns die dunkelheit und zweideutigkeit des ausdrucks nicht mehr befremden oder stören. nach dieser auffassung heiszt v. 2 te sciat esse meum: du, feldherrnbuch des Nepos, stammst von mir, und v. 10 me sciat esse probum: ich bin ein braver mann (non nepotem: kein bruder liederlich), ich, der schreiber, bin nicht Nepos. in v. 11 ist das wort Nepos enkel versteckt angedeutet durch den gegensatz 'vater und groszvater'. doch steht der wortlaut dieser verszeile nicht ganz fest. erstlich passt meăque nicht in den versfusz; dann macht schon Traube darauf aufmerksam, dasz 'auf gut lateinisch' die drei worte genitoris avique meaque nur zwei glieder bilden; am meisten bedenken aber

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3 ich fasse also communis in seiner gewöhnlichen bedeutung, nicht als 'leutselig' wie Traube, der dieser seiner auffassung zu liebe änderte eminet is cunctis. 4 me sciat esse Probum übersetzt Traube: 'so mag

er erfahren, dasz ich Probus

der gute

bin,'

erregt die thatsache, dasz meaque in der besten hs. überhaupt fehlt (andere haben meique). es ist also nicht undenkbar, dasz der rätselschreiber das fragliche wort absichtlich wegliesz, damit es der scharfsinnige leser ergänze, oder dasz an der stelle einst NEPOTIS stand, das ein späterer abschreiber nicht in die construction zu bringen wuste und deshalb durch meaque ersetzte. der rätselhaft verdrehte vers hat also entweder den sinn: 'in diesem band findet sich die hand von einem groszvatersvater (dh. von dem alten Nepos) und von mir'. oder die hand von Nepos, dem erzeuger und abnherrn (dieses bandes).' eine unterscheidung zwischen corpus und liber wird nicht beabsichtigt sein; corpus passte dem rätselmacher besser wegen des sich dadurch ergebenden doppelsinnes: 'in diesem band ist die handschrift' oder 'an diesem körper ist die hand.'

Keine erklärung fand hierbei der gentilname Aemilius, welcher in der überschrift und in der unterschrift des feldherrnbuches neben Probus erscheint. Bergk dachte ihn sich aus einer (fictiven) subscriptio em (endavi) Probus entstanden und hat für diesen gedanken groszen beifall geerntet. mir scheint es nicht minder glaubhaft dasz, nachdem Probus an die stelle von Nepos getreten war, Cornelius (oder E Cornelii) in Aemilius (oder Emilii) verderbt worden ist. doch ist diese frage nebensächlich. ist es uns gelungen den Probus in dunst aufzulösen, so verschwindet der Aemilius von selbst; wenn nicht, so ist die untersuchung doch wieder von vorn zu beginnen.

Alles hängt davon ab, ob die deutung, welche wir dem epigramm gegeben haben, die probe besteht. die wichtigen folgerungen für die Nepos-frage ergeben sich dann von selbst.

NÜRNBERG.

FRIEDRICH VOGEL.

(54.)

ZU CORNELIUS NEPOS.

AN DEN HERAUSGEBER.

Als ich Ihre bemerkung oben s. 496 zu Nepos Dion 1, 4 las, dachte ich sofort an tenuabat für tenebat, und wie ich Halms kritische ausgabe aufschlug, fand ich am rande dasselbe verbum von mir notiert. im übrigen erkläre ich: crudelitatis famam illius tyranni sua humanitate tenuabat machte gewissermaszen zerrinnen'. vergleichbar ist Ov. trist. III 11, 65 f. utque meae famam tenuent oblivia culpae, facta cicatricem ducere nostra sine.

DORTMUND.

ANDREAS WEidner.

76.

ZU CICERO DE ORATORE.

Was Cicero als eigentliches ziel und als endzweck jeder kunstrede betrachtete und mit welchen mitteln er glaubte dasz ein entsprechend veranlagter und praktisch geschulter mann dieses ziel erreichen könne, darüber geben seine rhetorischen schriften volle klarheit. so heiszt es de or. II 115 omnis ratio dicendi tribus ad persuadendum rebus est nixa: ut probemus vera esse quae defendimus; ut conciliemus eos nobis qui audiunt; ut animos eorum ad quemcumque causa postulabit motum vocemus. II 310 quoniam, quod saepe iam dixi, tribus rebus homines ad nostram sententiam perducimus: una ex tribus his rebus res prae nobis est ferenda, ut nihil aliud nisi docere velle videamur; reliquae duae, sicuti sanguis in corporibus, sic illae in perpetuis orationibus fusae esse debebunt. II 121.. quibus ex locis ad eas tris res quae ad fidem faciendam solae valent ducatur oratio: ut et concilientur animi et doceantur et moveantur. orat. 69 erit igitur eloquens is qui in foro causisque civilibus ita dicat ut probet, ut delectet, ut flectat. probare necessitatis est, delectare suavitatis, flectere victoriae; nam id unum ad obtinendas causas potest plurimum. Brut. 59 Пɛvà quam vocant Graeci, cuius effector est orator, hanc Suadam appellavit Ennius. auch de or. I 44. 138. 223. 260 und sonst wird das neί0ev: persuadere, das Tilavŵc λéɣeiv: accommodate (apte, apposite) ad persuadendum dicere als höchste aufgabe der rede bezeichnet. das orat. 69 gebrauchte bild vom siege ist als bezeichnung erfolgreichen auftretens vor gericht, in der volksversamlung oder im senate den kriegerischen Römern überaus geläufig: auct. ad Her. I 18 tota spes vincendi ratioque persuadendi posita est in confirmatione et in confutatione. Cic. p. Sulla 49 ut victi in campo in foro vinceretis. p. Caec. 38 te iudice vincam necesse est. in Verrem I 21 quod ad me attinet, iudices, vici: non enim spolia Verris, sed existimationem populi R. concupivi. p. Tullio 28 utrum ostendere potest, sive eam ipsam familiam sibi damnum dedisse sive consilio et opera eius familiae factum esse: vincat necesse est. ebd. 32 vinceres, si id probare potuisses. 45 quorum si unum quodlibet probare iudici potuerit, vincat necesse est. zahlreiche ähnliche beispiele gibt Georges und besonders Merguet redenlex. IV 923 ff., philosophicalex. III 795 ff. aus den rhetorischen schriften kommen dazu de or. II 180 ac res quidem ista (die dispositio argumentorum) tantum potest in dicendo, ut ad vincendum nulla plus possit. ebd. 182 valet igitur multum ad vincendum probari mores et instituta et facta et vitam eorum qui agent causas et eorum pro quibus, et item improbari adversariorum. II 180 haben beide hss.-classen und alle ausgaben ad vincendum. auch II 182 bieten alle ausgaben das allein richtige ad vincendum; aber im archetypus stand, wie alle verstümmelten und zwei drittel

der vollständigen hss. beweisen, ad dicendum. die emendation, welche wohl von Gasparino Barzizza herrührt, findet sich in den hss. OP, ferner in sechs von Ellendt genannten Lagomarsinischen; Lg. 86 hat ad discendum. die verschreibung von ad uicendum zu ad dicendum hat in einer schrift, in der dicere fast in jedem zweiten § vorkommt, nichts auffallendes; auch de or. I 43 hat cod. Gud. 3 Peripatetici autem etiam haec ipsa, quae propria oratorum putas esse ornamenta dicendi, a se peti dicerent oportere statt vincerent.

Wer dies alles erwägt, wird Cic. de or. II 175 f. künftig wohl lesen: his igitur locis in mente et cogitatione defixis et in omni re ad dicendum posita excitatis nihil erit quod oratorem effugere possit non modo in forensibus disceptationibus, sed omnino in ullo genere dicendi. si vero adsequetur ut talis videatur qualem se videri velit, et animos eorum ita adficiat, apud quos aget, ut eos quocumque velit vel trahere vel rapere possit, nihil profecto praeterea ad uicendum requiret. ad dicendum, was in allen hss. und in allen ausgaben, die meinige inbegriffen, steht, ist doch ebenso unhaltbar, als wenn jemand II 180 res ista tantum potest in dicendo, ut ad dicendum (aus ad uincendum) nulla plus possit ändern oder wenn er Cic. p. Quinctio 68 schreiben wollte mihi autem ad dicendum (ad uincendum alle hss.) satis est fuisse procuratorem, quicum experiretur; qualis is fuerit, si modo absentem defendebat per ius et per magistratum, nihil ad rem arbitror pertinere. denn dasz die worte his igitur locis bis dicendi sich auf die inventio argumentorum, also auf das probare beziehen, si vero adsequetur (!) bis velit auf das conciliare, et animos bis possit auf das movere, haben die erklärer längst angemerkt. ebenso klar aber dürfte sein, dasz diese drei thätigkeiten nicht die voraussetzung für das dicere sind, sondern für das accommodate ad persuadendum dicere, für das persuadere, für das vincere.

MÜNCHEN.

(14.)

THOMAS STANGL.

ZU DEN BOBIENSER CICERO-SCHOLIEN.

S. 315, 29 und 317, 32 der Züricher ausgabe hat der palimpsest alii ubi, Orelli beide mal das allein sinngemäsze alibi. da alibi paläographisch unwahrscheinlich, alicubi, das ich im rh. mus. XXXIX 439 vermutete, im sinne von alibi bisher nicht nachgewiesen ist und kaum je nachgewiesen werden wird, so erscheint als einfachste erklärung des schreibfehlers die urform aliubi, die Georges in dem geforderten sinne nicht blosz bei den juristen, sondern auch bei Varro, den beiden Seneca und dem ältern Plinius belegt. alii stünde dann statt ali wie 245, 10 ali statt alii. Sen. contr. II 5 (13) 8 s. 165, 19 (Müller) hat V1 alibi ubi, V2 und alle andern hss. das richtige aliubi.

MÜNCHEN.

THOMAS STANGL.

ERSTE ABTEILUNG
FÜR CLASSISCHE PHILOLOGIE

HERAUSGEGEBEN VON ALFRED FLECKEISEN.

(19.)

VERSCHOLLENE LÄNDER DES ALTERTUMS. (fortsetzung von jahrg. 1893 s. 689–703. 753–764 und oben s. 173–180.)

IV.

Die skythischen stammsagen und Ariste as von Prokonnesos bei Herodotos.

Nachdem festgestellt worden, dasz zu Herodots zeiten von der Donau bis zum Terek Skythen saszen, darf man hoffen, dasz die sagen von der entstehung dieses volkes auch dazu beitragen, das kimmerische dunkel aufzuhellen, in das bisher die länder Nordkaukasiens gehüllt waren.

Nach skythischer überlieferung (Hdt. IV 5 ff.) entstammte dem lichtgott Zeus und der tochter des Borysthenes ein mann, Targitaos mit namen, der drei söhne hatte, Lip-oxaïs, Arp-oxaïs und Kol-axaïs. der vorrang unter den dreien wurde entschieden durch einen wettkampf in der cultur. es fielen nemlich zu ihrer zeit goldene geräte vom himmel, ein pflug und ein joch, ein beil und eine trinkschale. der älteste sah sie und wollte sie ergreifen, aber das gold ward ihm zu brennendem feuer. dasselbe ereignete sich dem zweiten sohne. als dagegen der jüngste sich näherte, verlosch das feuer und er nahm die geräte mit nach hause. ihm unterwarfen sich die beiden ältern brüder, und er wurde der erste könig. die von den drei brüdern abstammenden horden hatten zwar ihre besondern namen, Auch-atai, Katiaroi und Trapies, Paral-atai, doch galt für sie alle die bezeichnung S-kol-otoi, die von dem namen des königs Kol-axaïs abgeleitet ist (IV 6 f.). von diesem könige gieng auch die teilung des landes in die drei skolotischen königreiche aus, unter denen aber das gröste eine ausschlaggebende stellung, besonders in kriegszeiten, beibehielt (IV 120).

Diese sage stellt die Skythen als autochthonen des landes am Borysthenes hin. ob hierbei an den Manytsch oder an den Dnjepr zu denken ist, bleibt unentschieden. aber die erwähnung der goldenen Jahrbücher für class. philol. 1895 hft. 12.

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