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dasz sie nicht erst bis in die mitte ihres weiten steppengebietes vor den Skythen zurückweichen, ehe sie zu einem entschlusz kommen, sondern sofort bereit sind da zu sterben und begraben zu werden, wo in langer reihe das linke Terek-ufer entlang die hohen grabhügel ihrer ahnen standen? sie sind noch heute da zu sehen, wie zu den zeiten Herodots, am ufer des Dnjestr aber sind solche zeugen aus kimmerischen zeiten nicht bekannt. da es übrigens kein vorhaben gibt, bei dem ein volk mehr der führung eines königs bedarf als bei dem entschlusz auszuwandern, so darf man billig diesem teile der erzählung die geschichtliche grundlage absprechen. Hdt. fährt IV 12 fort: 'und noch jetzt gibt es in Skythien die kimmerischen mauern, die kimmerische fähre, den landschaftsnamen Kimmerien und den sog. kimmerischen Bosporos.' im zusammenhang mit diesen kimmerischen erinnerungen im Skythenland scheint vielmehr die erzählung von dem untergange der Kimmerierkönige ein erklärungsversuch zu sein für die zahlreichen Kurgane am Terek. man bedachte dabei nicht, dasz diese könige nicht brauchten zu gleicher zeit gestorben zu sein, um hier neben einander beerdigt zu werden. ERFURT. KARL KRAUTH.

77.

DE CONSONARUM IN GRAECA LINGUA PRAETER ASIATICORUM DIALECTUM AEOLICAM GEMINATIONE. TERTIA PARS. SCRIPSIT DR. PHIL.

ERNESTUS MUCKE. commentatio annalibus gymnasii Albertini adiuncta. Fribergae typis expressit H. Gerlach. 1895. 30 s. gr. 4.

Über den inhalt des zweiten teiles der sehr beachtenswerten abh. Ernst Muckes über die consonantenverdoppelung im griechischen (Freiberg 1893) habe ich in dieser zeitschrift 1894 s. 156 berichtet. der nun vorliegende schluszteil handelt von der durch schärfere aussprache einfacher consonanten entstandenen verdoppelung. die ursache dieser erscheinung ist in dem streben des sprechenden zu suchen, bestimmte consonanten so genau wie möglich auszudrücken; bei dieser art der aussprache nehmen jene consonanten, zumal die dauerlaute unter ihnen, sehr leicht von selbst den klang der zwillingslaute an. jenem streben nach schärferer und genauerer aussprache können verschiedene ursachen zu grunde liegen: das metrische bedürfnis der dichter, die gewohnheit der steinmetze, den doppelklang abweichend von der gewöhnlichen schreibart schriftlich zu fixieren, der versuch der sprechenden, verlorene laute durch doppelung des éinen noch verbliebenen wiederzugeben oder gewisse von eltern oder fremden vernommene laute oder naturlaute möglichst genau zum gehör zu bringen. dem entsprechend teilt Mucke seine schluszarbeit in folgende drei capitel ein: consonantenverdoppelung 1) bei dichtern und auf inschriften, 2) in kosenamen, 3) infolge genauerer nachahmung gehörter laute. innerhalb jedes cap. werden die liquiden und nasalen, die spiranten und explosivlaute nach der

reihe betrachtet und mit beispielen von wörtern mit solchen consonantenverdoppelungen belegt. die untersuchung ist auch hier eine sorgfältige und in das wesen der sache scharfsinnig eindringende. und ein reiches material wird auch hier zum teil aus entlegenen quellen zusammengetragen, mit gründlichkeit gesichtet und übersichtlich vorgeführt. so werden in c. 1 gesondert die worte mit verdoppelung der liquiden und nasalen, die richtig überliefert worden sind, von denen, wo fälschlich vor der liquida oder dem nasalis ein langer vocal oder diphthong sich eingeschlichen hat, und von denen, wo eine irrtümliche doppelung eingetreten ist. es ist das ein schwieriges und vielumstrittenes gebiet der griech. grammatik. die Homerforschung wie überhaupt die dialektforschung wird von dieser untersuchung nutzen haben. c. 2 dagegen geht die griechische namenforschung, in weiterer linie die namenforschung überhaupt an. es dreht sich um die griech. kosenamen, ein gebiet wo erfahrungsgemäsz die consonantendoppelung mehr als anderswo im schwange ist. sie trifft hier die inlautsconsonanten: vgl. Téλλoc, Mikkoc, Kλeóμμic. von GMeyer in seiner gr. gramm. s. 280 nicht berührt, von Kühner-Blass gr. gr. I 106. 269 fälschlich nur nach kurzem vocal gestattet, von Baunack studien s. 47 durch assimilation erklärt unter zustimmung von Meister und Angermann, eine ansicht die Baunack aber später wieder verworfen hat, wird diese doppelung von Fick-Bechtel griech. personennamen2 dadurch erklärt, dasz man bedacht war den oft im verhältnis zu den vollnamen gar sehr verkürzten kosenamen durch energische aussprache wiederum einen gewissen halt zu geben; ein etymologischer grund sei nicht auffindbar. dem stimmt Mucke bei und fügt noch einen zweiten grund hinzu. wer nemlich, so meint er, solche kosenamen gebraucht, verweilt, um zu schmeicheln, gern bei ihrer aussprache und kann dies verweilen lautlich nicht passender ausdrücken als durch verdoppelung der consonanten und vocaldehnung. beides geschieht so, dasz entweder der stamm den doppelconsonanten oder das suffix die vocaldehnung erhält, vgl. Coévvic neben Coeveíac. in götter- und heroennamen höchst selten, begegnet dieser vorgang um so häufiger bei den kurznamen der Boioter. bei gelegenheit meiner anzeige der Fick-Bechtelschen neubearbeitung der frühern Fickschen 'personennamen' in 2r aufl. habe ich in der zfdgw. 1895 s. 427 diese erscheinung, von der selbst Brugmann grundr. II 34 anm. erklärt, dasz er nicht wisse, wie sie aufzufassen sei, berührt. der von Fick-Bechtel angeführte, von Mucke gebilligte grund hat unzweifelhaft manches für sich. aber der zusatz Muckes trifft m. e. noch eher das richtige. denn wie ich an jener stelle bereits gesagt habe, ist die verdoppelung in diesen koseformen nur eine weitere erscheinung des 'kosens'; sie vertritt eine art deminutiv. ich habe dies an den deutschen kosenamen Willi, Ella für Elise oder Gabriele, oder Elisabeth Betty, Minna aus -mine, engl. Dick Richard, Freddy Friedrich, vgl. Ludmilla Emilie, Mietze: Maria, Fritz, Hedda usw. zu zeigen ge

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sucht. alle diese doppelungen vertreten ein suffix -chen, sind also deminutiver natur, die dehnung und doppelung liegt gerade im wesen des kosens, wie Mucke richtig gesehen hat. die seiten 11-20, das zweite drittel seiner arbeit, wo alle denkbaren und irgendwo auffindbaren fälle solcher kosenden doppelung in griech. personennamen aufgezählt werden, bilden also eine vortreffliche ergänzung des Fick-Bechtelschen namenwerkes, in welchem diese formen suo loco überall zerstreut stehen mit ausnahme der einen seite 30 f., auf der einige typische beispiele aneinandergereiht werden, während das ganze einschlägige formenmaterial bei Mucke in bester übersicht wohlgeordnet erscheint. das 3e und letzte cap. seiner arbeit betrifft vornehmlich die kinder- und onomatopoietische sprache, sowie die fremd- bzw. lehnwörter. es ist ein indogermanischer zug der kindersprache, der hier an zahlreichen beispielen veranschaulicht wird, vgl. mamma, atta, pappa; die onomatopoietischen bildungen sind voll solcher geminationen, und was die lehnwörter anbetrifft, so legt eine fülle von namen wie Immisch, Ribbeck, Trebbin, Lübben (aus slavischen wörtern mit einfacher consonanz entstanden), die in andern indogerm. sprachen ihre parallelen haben, von dieser gemeinindogermanischen tendenz zeugnis ab.

Mag auch nicht jeder beleg völlig sicher und einwandsfrei sein, so bleibt doch beweismaterial genug übrig. und selbst wenn eine ganze unterclasse von herangezogenen erscheinungen gestrichen werden müste, die frage der consonantendoppelung ist bisher noch nirgends in einer so allseitigen, erschöpfenden untersuchung behandelt worden wie in diesen verdienstlichen, die sprachwissenschaft bereichernden arbeiten EMuckes.

KOLBERG.

HERMANN ZIEMER.

78.

ZU LIVIUS.

XXII 50, 1 ff. lautet die überlieferung in dem bekannten vergleich der niederlage von Cannae mit der an der Allia folgendermaszen: haec est pugna Cannensis, Aliensi cladi nobilitate par, ceterum ut illis, quae post pugnam accidere, levior, quia ab hoste est cessatum, sic strage exercitus gravior foediorque. fuga namque ad Aliam sicut urbem prodidit, ita exercitum servavit; ad Cannas fugientem consulem vix quinquaginta secuti sunt, alterius morientis prope totus exercitus fuit. bei der undeutlichkeit, welche die letzten worte dem verständnis bieten, und bei dem mangel jeder erklärenden bemerkung in den ausgaben von Weissenborn und Wölfflin glaube ich keinen fehlgriff zu thun, wenn ich vermute, dasz ursprünglich alterius morientis (sors) prope totius exercitus fuit (dh. das loos des sterbenden consuls war beinahe das des ganzen heeres) in dem texte gestanden habe.

RUDOLSTADT.

KARL JULIUS LIEBHOLD.

(74.)

BEITRÄGE ZUR CAESAR-KRITIK.

(fortsetzung und schlusz zu s. 737-763.)

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VII 3, 2 glauben wir lesen zu müssen: nam ubi quae maior atque inlustrior res incidit, clamore . . significant; hinc alii deinceps excipiunt et proximis tradunt, ut tum accidit (die hss, haben incidit res). VII 72, 1 ff. lesen wir: fossam pedum XX derectis lateribus duxit. . reliquas omnes munitiones ab ea fossa pedes CCCC reduxit; id hoc consilio <fecit), . . ne de improviso aut noctu ad munitiones multitudo hostium advolaret . hoc intermisso spatio duas fossas XV pedes latas eadem altitudine perduxit. Meusel stört die durch die dreimalige wiederkehr desselben stammverbums am schlusz der sätze bewirkte concinnität, indem er mit tilgung von id schreibt: reduxit hoc consilio.. ne usw. wir haben fecit ergänzt nach dem muster von I 28, 3 f. ipsos oppida restituere iussit. id ea maxime ratione fecit, quod noluit eum locum. . vacare. III 6, 2 f. ist überliefert: ita commutata fortuna eos, qui in spem potiundorum castrorum venerant, undique circumventos interficiunt et . . plus tertia parte interfecta reliquos perterritos in fugam coiciunt. . sic omnibus hostium copiis fusis armisque exutis se intra munitiones suas recipiunt. merkwürdigerweise haben die hgg. den widerspruch nicht gemerkt, der zwischen eos.. interficiunt und den folgenden worten plus tertia parte interfecta vorhanden ist. erst jüngst hat Nitsche in der zs. f. gw. 1894 s. 773 auf diesen widerspruch aufmerksam gemacht und für circumventos interficiunt zu lesen vorgeschlagen: circumveniunt. wir können uns einer so gewaltsamen änderung nicht anschlieszen, da wohl statt circumventos interficiunt von den abschreibern circumveniunt, aber nicht so leicht das umgekehrte hätte gelesen werden können. wenn wir aber V 39, 2 f. vergleichen: huic quoque accidit. . ut nonnulli milites .. repentino equitum adventu interciperentur. his circumventis magna manu Eburones. . legionem oppugnare incipiunt, wo B statt des sinngemäszen interciperentur ebenfalls interficerentur bietet; wenn wir ferner sehen, dasz VII 38, 9 continuo magnum numerum frumenti commeatusque diripit, ipsos crudeliter excruciatos interficit in ẞ umgekehrt interficit in intercipit entstellt ist, so werden wir nicht im geringsten zweifeln, dasz an unserer stelle zu lesen ist: circumventos intercipiunt.. recipiunt. zur weitern klärung kann man folgende stelle des b. c. vergleichen: 1, 28, 4 longo itinere ab his circumducti ad portum perveniunt duasque naves.. scaphis lintribusque [deprehendunt,] deprehensas excipiunt. hier ist nach unserer meinung wirklich der so eben von uns angedeutete fall eingetreten, dasz aus deprehensas excipiunt durch einen abschreiber deprehendunt geworden ist; dann ist jedoch der irrtum bemerkt und das richtige daneben geschrieben

worden. wir glauben also deprehendunt tilgen zu müssen, um so mehr, da eine derartige wiederholung des verbum fin. im part. perf. behufs einer engern verknüpfung zweier aufeinanderfolgender thatsachen (='und so, und dann'), die ja sonst oft vorkommt, dem Caesar völlig fremd zu sein scheint. wo aber der fall eintritt, dasz der begriff des verbums noch einmal im part. wiederholt werden soll, da wird nicht dasselbe wort, sondern ein anderes verwandtes zu diesem zwecke benutzt; vgl. V 44, 6 Pullo . . unum ex multitudine procurrentem traicit; quo percusso et exanimato hunc scutis protegunt. 1, 79, 4 relinquebatur, ut . . equitatum repellerent, eo submoto. . sese in valles universi demitterent. man könnte als gegenbeweis anführen wollen 1, 41, 2 ipse. . ad Ilerdam proficiscitur et sub castris Afranii consistit et ibi paulisper sub armis moratus facit aequo loco pugnandi potestatem. potestate facta Afranius copias educit et in medio colle sub castris constituit. hier ist jedoch die ganze construction zu ungeschickt, als dasz man sie dem Caesar zutrauen könnte: man sollte doch wenigstens potestatem facit. potestate facta erwarten; diese stellung von facit am schlusse würde auch der stellung der übrigen verba besser entsprechen. wir glauben, dasz die stelle ursprünglich gelautet habe: ibi paulisper sub armis moratus aequo loco pugnandi potestatem facit. Afranius copias educit. aus facit ist leicht durch anlehnung an den folgenden a-buchstaben facta geworden; letzteres hat alsdann die änderung von potestatem, welches aber aus versehen auch ferner stehen blieb, in potestate nach sich gezogen, worauf sich das ursprüngliche facit, wiewohl an ungeeigneter stelle, zur ergänzung des sinnes von selbst ergab. wenn es aber 1, 76, 4 heiszt: edicunt, penes quem quisque sit Caesaris miles, ut producat: productos palam in praetorio interficiunt, so wird dies beispiel hoffentlich niemand als hierher gehörig betrachten, da es ganz anderer art ist: denn in producat ist keineswegs ausgesprochen, dasz diese handlung wirklich eintrat, daher denn productos, das wirkliche eintreten, hier durchaus kein überflüssiger zusatz ist. Verdunkelt ist die concinnität in a und in den ausgaben IV 2, 2 f. haec cotidiana exercitatione summi ut sint laboris efficiunt. equestribus proeliis saepe ex equis desiliunt ac pedibus proeliantur, equosque eodem remanere vestigio adsuefecerunt, ad quos se celeriter, cum usus est, recipiunt. hier hat ß das richtige aufbewahrt, indem es assuefaciunt bietet. so wird der verloren gegangene gleichklang mit efficiunt wiederhergestellt, und das praes. assuefaciunt darf hier ebenso wenig auffallen wie efficiunt in IV 33, 3 ita mobilitatem equitum, stabilitatem peditum in proeliis praestant, ac tantum usu cotidiano et exercitatione efficiunt, uti in declivi ac praecipiti loco incitatos equos sustinere . . consuerint, wo man mit demselben recht effecerunt erwarten könnte. aber hier und dort stellt das praesens eine handlung dar, welche für sich, ganz unabhängig und ohne beziehung auf das eben vorhergegangene aufgefaszt werden soll. wie auffallend mitunter

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