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der in den sechs erzählungen nur zum teile ausgeführt ist. Zuerst werden die schutzheiligen der schuhmacher in zwei romantischen erzählungen behandelt, dann folgen vier realistisch-humorische geschichten von berühmten schuhmachern Londons, die wie Simon Eyre den gipfel bürgerlichen ehrgeizes, die stellung eines Lord Mayor erreichten oder sich sonst hervorthaten. In einem dritten teile wollte Deloney schuhmacher vom lande behandeln, aber er hat diese absicht nicht mehr ausführen können.

Die anlage und der aufbau der erzählungen zeugt, wie auch die darlegung ihrer mutmasslichen quellen durch den herausgeber beweist, von bedeutender künstlerischer erfindungskraft und architektonik, die ausführung ist prächtig, voll humor, mitunter etwas derb mit einem kleinen und deshalb angenehmen zusatze von romantik im inhalte und euphuismus im stil. Im ganzen erscheint Deloney als eine immerhin eigenartige dichterische persönlichkeit und ein nicht unbedeutender vorläufer von Defoe und Smollett. Ein einfluss auf diese späteren erzähler lässt sich allerdings wohl kaum annehmen. Dagegen hat Deloney dem bürgerlichen drama der epoche stoff und anregung gegeben. Dekkers prächtiges lustspiel "The Shoemakers' Holiday, or a pleasant Comedy of the Gentle Craft' (1599) ist auf der zweiten und dritten geschichte Deloneys aufgebaut und verdankt ihr nicht bloss die äussere handlung, sondern auch zum grossen teile den humor und die ganze frische, lebendige stimmung, wenn auch alles in eine höhere sphäre der komik gehoben ist. William Rowleys 'A Shoemaker a Gentleman' schliesst sich noch enger an die beiden ersten erzählungen Deloneys an. Eine nähere vergleichung der dramen mit Deloneys 'Gentle Craft' verspricht der herausgeber in einer bald erscheinenden neuausgabe von Dekkers 'The Shoemakers' Holiday'. (Representative English Comedies, vol. II. Macmillan & Co.)

Erasmus Darwin's Temple of Nature von Leopold Brandl (Wien). Wien und Leipzig. Wilhelm Braumüller. 1902. (Wiener Beiträge zur englischen Philologie. Herausgegeben von J. Schipper. XVI.) XII + 203 ss. 8o. Pr. 5 K. 40 h. 4 M. 50 Pf.

Erasmus Darwins dichtungen sind heute vergessen und wohl mit recht vergessen. Er ist einer der letzten ausläufer

des konventionellen klassizismus, der auf Pope zurückgeht. Er pflegte die gattung des beschreibenden lehrgedichtes, dessen vertreter in England ausser ihm Richard Blackmore, Henry Brooke und James Thomson sind, und das von England aus auch seinen weg nach Deutschland fand. Wohl wenige werden sich heute noch durch die umfangreichen dichtungen, „Die Liebe der Pflanzen", Die Oekonomie der Vegetation" mit ihren ausführlichen anmerkungen und erläuterungen durcharbeiten, in denen er seine wissenschaftlichen und philosophischen anschauungen und überzeugungen darlegte. Ihm war die poesie nur ein äusseres mittel, mit hilfe von wortmalerei, rhetorik und personifikation die dinge in schöner form zu sagen, abstrakten ideen leben zu geben. Wenn aber Erasmus Darwin als dichter auch verfehlt ist, so hat er doch eine gewisse bedeutung dadurch, dass er ein vorläufer seines grösseren enkels Charles Darwin ist. Die entwicklungsgeschichtlichen ideen dieses mannes finden sich bei ihm in merkwürdiger weise vorgeahnt. Daher hat man sich auch neuerdings mit ihm beschäftigt. Ernst Krause hat im jahre 1887 ein sehr gutes buch über seine stellung zur descendenztheorie veröffentlicht, zu dem Charles Darwin selbst eine biographie und würdigung seines grossvaters beigetragen hat. In der vorliegenden abhandlung beschäftigt sich L. Brandl mit einem einzelnen werke Erasmus Darwins, "The Temple of Fame, or the Origin of Society', seiner letzten und reifsten schrift, die erst nach seinem tode (1802) erschien. Mit grossem fleisse und grosser gründlichkeit verfolgt Brandl den gedankengang des gedichtes, macht auf seine schönheiten aufmerksam und vergleicht die ideen desselben sowohl mit den ergebnissen der späteren forschung als mit dem gedichte 'De rerum nature' des Lucrez, das das vorbild aller beschreibenden lehrgedichte ist. Die abhandlung erörtert an der hand der dichtung mit umfassender gelehrsamkeit eine reihe philosophischer und naturwissenschaftlicher probleme, ein gebiet, auf dem ich Brandl nicht folgen kann. Wenn er aber am schlusse meint, hierdurch auch den ruhm E. Darwins als dichter fester begründet zu haben, so begeht er meiner ansicht nach eine ähnliche verwechslung von poesie und wissenschaft, wie sie auch dem in seiner art gewaltigen und doch durchaus verfehlten werke seines helden zu grunde liegt. Ph. Aronstein.

Myslowitz, O./S., Mai 1903.

Dr. Richard Ackermann, Kurze Geschichte der englischen Litteratur in den Grundzügen ihrer Entwicklung. Auch unter dem Titel Lehmanns Volkshochschule, 2. Bändchen. F. Lehmann, Stuttgart-Zweibrücken, 1902. 165 ss.; 1 Mk. geb.

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Ich muss gestehen, der titel,,Volkshochschule" machte mich stutzig. Ich fragte mich, für welche volksklasse soll diese englische litteraturgeschichte bestimmt sein? Dem, der gar nichts von dem gegenstand weiss, wäre wohl am besten durch eine in biographien dargestellte geschichte am besten gedient. Ein dutzend der bedeutendsten männer mit hervorhebung ihrer wichtigsten werke schiene mir da das richtige. Kurzer verbindender text zwischen den einzelnen lebensbildern, kurzer hinweis auf die volksgeschichte, als einleitung schilderung des lebens der Angelsachsen und analyse von Beowulf.

Auch jetzt, glaube ich, ist noch für eine so gehaltene litteraturgeschichte neben Ackermanns darstellung raum. Denn das Ackermannsche bändchen ist ganz anders angelegt. Es bringt in gedrängter darstellung ausserordentlich viel und vielerlei. So werden z. b. nach dem inhaltsverzeichnis erwähnt bezw. besprochen ich nehme auf gut glück die zweite spalte von A: The Antiquary, Antonius und Cleopatra, Arcadia, Areopagitica, Ariost, Aristophanes, Aristoteles, M. Arnold, Arthur, Arthur Pendennis, Asser, Astraea Redux, As you like it, Atalanta in Calydon, At Last, Aubrey de Vere, Aurora Leigh, Austin, Ayenbite of Inwit, Ayrer... Wie man sieht, eine ganz imposante fülle! Und mancher anglist dürfte wohl im augenblick ausser stande sein, über jedes der angegebenen stichworte das richtige zu sagen. Also für eine volkshochschulbildung scheint mir hier etwas zu reichlich gegeben; dagegen wird das büchlein den schülern unserer höheren lehranstalten sowie dem angehenden neuphilologen als recht brauchbarer führer zur ersten orientierung auf dem weiten feld der englischen litteraturgeschichte dienen, und ich würde das büchlein dem Primer of English Literature von Stopford Brooke für den angegebenen zweck vorziehen.

Ackermanns buch ist, wie von einem so tüchtigen anglisten nicht anders zu erwarten, eine durchaus gewissenhafte und brauchbare arbeit; der überreiche stoff ist wohl und recht übersichtlich geordnet, und die zeittafel am ende, die auf manches connexe hinweist, ist eine wertvolle beigabe. Natür

lich kann bei der ausdehnung des gebietes manch kleiner irrtum unterlaufen; doch wäre es kleinlich, auf solche unvermeidliche versehen im einzelnen einzugehen. Das büchlein, wie es eben ist, ist gut, und wir können es aufs beste empfehlen.

Darmstadt, März 1903.

H. Heim.

S. R. Crockett, The Stickit Minister And Some Common Men.
Copyright Edition. London, Paris, Leipzig, Milan 1903.
Unwin's Library 283 ss. oct. Price M. 1.50 or Fr. 2.
Rosamond Langbridge, The Flame and the Flood. Copyright
London, Paris, Leipzig, Milan 1903.

Edition.
Library. 339 ss. oct. Price M. 1.50 or Fr. 2.

Unwin's

Zu den schon bestehenden ausgaben "For Continental Circulation" tritt mit vorstehenden bänden eine neue. Die bände sind in ziemlich kräftiges dunkelgraues papier geheftet, der druck ist wohl je nach dem umfang des unterzubringenden werkes grösser oder kleiner, aber stets scharf, deutlich und dunkel schwarz, das papier kräftig, und selbst bei dünnerem papier schlägt der druck nicht durch.

Der gedanke lag ja nahe, dass irgend ein grosses englisches verlagshaus seine bücher selbst auf dem kontinent zu billigen preisen vertreiben könnte, und so ist denn das neue, die Tauchnitzschen und Heinemannschen Sammlungen im preis noch unterbietende unternehmen ins leben getreten. Ob es erfolg haben wird, hängt wohl in erster linie von der güte der gebotenen werke ab. Die Tauchnitz Edition hat sich im ganzen immer auf der höhe der zeit gehalten, und die mehr als 3500 bände repräsentieren das beste der englischen litteratur; die Tauchnitz Edition ist ein unternehmen, auf das wir Deutsche stolz sein können, denn zu einer zeit, wo man von internationalem anstand in verlagssachen noch wenig wusste, war es die firma Tauchnitz, die nach kräften die ausländischen verleger für die überlassung ihrer rechte honorierte. Aber wenn wir auch gern die deutsche industrie gefördert sehen, so soll uns doch diese neue sammlung willkommen sein, wenn sie uns gutes bringt. Unter den bis jetzt erschienenen bänden finden sich recht interessante sachen. Da sind, wohl ein bischen als "captatio benevolentia", als erster band (sonderbarerweise sind die bände nicht numeriert, was doch bei einem

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solchen sammelwerk von vorteil wäre) aufgeführt: "The Memoirs of Paul Kruger, Told by himself." 2 vols. Rita, "Vanity, the Confessions of a Court Modiste" 1 vol. "Helen Adair", by Louis Becke. - "The Man in the Street" by L. Cleve. "Anglo-Americans", by L. Cleeve u. a. m. Vielleicht würde es sich für die verlagshandlung empfehlen, ehe sie ein buch in dieser sammlung veröffentlicht, einen "Continental Reader" zu rat zu ziehen; denn was in England auf dem gebiet des romans eben erscheint, entspricht nicht immer dem geschmack auf dem kontinent, und mancher fehlgriff könnte dadurch vermieden werden.

Dass von dem bis jetzt erschienenen "The Stickit Minister And Some Common Men" das interessanteste und beste ist, brauche ich kaum zu bemerken. Beim ersten erscheinen, im frühjahr 1893, war die starke erste auflage in vier wochen vergriffen, und bis jetzt hat das buch in England noch wenig verloren; es hat sogar gründlich schule gemacht, so dass vor ein paar jahren ein englischer kritiker klagte, wer jetzt englisch lesen wolle, müsse die sprache verstehen, die nördlich vom Tweed zu hause ist. Nun, ganz so schlimm ist es nicht, und wer sich auf die reise begiebt und einen angenehmen begleiter mitnehmen will, dem sei diese reizende novellensammlung in ihrem grauen gewand aufs beste empfohlen. Wem Ian Maclaren's "Beside the Bonnie Brier Bush" und das ganze leben der leute von Drumtochty sympathisch ist, der wird sich zu Robert Fraser, dem "Stickit Minister" (stickit durchgefallen), der das studium aufgiebt, um seinem jüngeren gesünderen bruder das studium zu ermöglichen, hingezogen fühlen. Und wer in Watson-Maclaren den verhandlungen der "Aeltesten" gelauscht hat, wird ein ebenso humorvolles bild in den "Trials for License by the Presbytery or Pitscothie" finden. Und dass sich Cleg Kellie freunde erwirbt, ist gewiss.

Nur etwas ist an der vorliegenden ausgabe zu bedauern: auf dem titelblatt heisst es "With a Prefatory Poem by Robert Louis Stevenson" - das gedicht ist aber nicht zu finden.

Möge uns die verlagshandlung mit recht vielen guten sachen in der art des vorliegenden bandes beschenken.

Darmstadt, Juli 1903.

H. Heim.

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