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Es gab verwandte Traditionen von Aegina, Attika, Argos und anderen Orten. Poseidon, der ursprüngliche Besitzer des Landes, vertritt überall die rohere Vorzeit, indem er weichen muss vor den Gottheiten einer edleren Cultur. Diese Sagen haben historischen Sinn und sind nicht auf natürliche Vorgänge zu beziehen. 1)

Der altdelphische Poseidon hat auch einen Anhalt daran, dass die Delphier die erste Niederlassung in der Gegend auf einen Sohn des Poseidon, den Parnassos, zurückführten, 2) oder sich von Delphos, ebenfalls einem Sobne des Poseidon, herleiten.3) Nach anderer Version ist Apoll Vater des Delphos. 4)

Die jungfräuliche Hestia ward umworben von Poseidon und Apoll,3) aber weder der eine noch der andere fand Gehör. Hier ist an die delphische Heerdgöttin zu denken, welche dem älteren Besitzer Delphi's sowohl als dem jüngeren gegenüber ihre jungfräuliche Hoheit bewahrt.

Obwohl Poseidon der Tradition zufolge dem jüngeren Orakelgotte Delphi förmlich abgetreten und zum Entgelt die Insel Kalauria erhalten hatte, 6) verschwand er doch keineswegs aus dem Cultus. Der Altar,7) den er im delphischen Tempel hatte und die an demselben und sonst 8) geübten Bräuche setzten der Vergesslichkeit Schranken, so dass Poseidons einstmaliges Anrecht an Delphi dem Gedächtnisse nicht entschwand.

1) Chr. Petersen A. E. 82 S. 83 bezieht die localen Kämpfe Poseidons den Kampf mit Hera um Argolis, mit Athena um Attika und Trözen, mit Helios um Korinth, mit Zeus um Aegina, mit Dionysos um Naxos auf Wolken und Entwölkung oder Wolkentheilung. Dies ist nicht zu billigen. Den richtigen Standpunkt für die Beurtheilung der auf Zurückdrängung poseidonischer Uncultur bezüglichen Sagen findet man bei E. Curtius, gr. G. I S. 49, auch bei Gustav Wolff a. O. Verh. d. 1862 zu Augsburg gehalt. Philologenvers. S. 67.

2) Pausan. X 6, 1; vgl. Gustav Wolff a. O.

3) Schol. Aeschyl. Eum. 2; Dind. p. 519.

4) Pausan. X 6, 4.

5) Hymn. IV, 24. Preller's und Welcker's Erklärungen sind unhaltbar.

6) Pausan. X 5, 6, s. Note S. 1. Nach andrer Version erhielt er Tänaron, s. unten Apoll.

7) Pausan. X 24, 4, s. ebenfalls Note S. 1.

8) Poseidon angerufen im Gebete der Pythia bei Aeschyl. Eum. 28.

Poseidon ostgriechischer Obergott. In der alten Zeit, von welcher hier die Rede ist, kannten die Delphier keinen Apoll, auch keinen Zeus; wie von ihnen, so galt von vielen anderen Völkerschaften das, was der Kyklop dem Odyss entgegnet seine Nation kümmere sich nicht um den Aegisführenden Zeus.') Man hat diese den Wanderungen hellenischer Stämme und der Entstehung des von Zeus regierten Götterstaates vorangehende Zeit die poseidonische genannt.2) Der Donnergott (Zeus) muss damals auf den noch verschlossenen Westen (Dodona) beschränkt gewesen sein, während in den übrigen Wohnsitzen der Griechen (Ost-Hellas, Jonien) Poseidon, der, ehe er mit Zeus und Hades die Welt getheilt, nicht dieselbe Stellung gehabt haben kann wie nach der Theilung, als Obergott verehrt wurde. Die Ostgriechen legten die Erschütterung der Erdoberfläche ihrem höchsten Gotte selber bei. Nicht so die Westgriechen. Diese sonderten vermuthlich das Erdbeben von dem dodonäischen Zeus ab und schrieben es feindseligen Riesen 3) zu, die entweder ausser allem Verhältniss zu dem Himmelsgotte trotzig dahinlebten oder von ihm bekämpft wurden. Zu so ungleichen Auffassungen des höchsten Gottes führten die klimatischen Unterschiede des Westens von den ostgriechischen und jonischen Wohnsitzen der Hellenen.

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Im östlichen Griechenland und in Jonien blitzt es nicht viel. In Athen hat man nicht öfter Gewitter als in Posen; das Jahresmittel der Tage mit Donner ist 18, Zenithgewitter gehören zu den Seltenheiten; 1859 vergingen sechs Monate (Jan. Juni), ohne dass ein Donner gehört wurde. Ebenso gewitterarm ist Euböa. 4) Das smyrnäische Klima ist wie in anderen Beziehungen so auch in Betreff der Häufigkeit der Gewitter dem attischen ähnlich, Jahresmittel 17,7. Von ganz Jonien überhaupt kann man sagen, dass es wenige Gewitter habe, während sie in Karien und Grossphrygien häufig

1) Od. IX, 275.

2) Curtius gr. G. I, S. 49.

3) In der Odyssee sind die Giganten ein Urvolk des Westens; s. die Erkl. zu Od. VII, 59. Auf Zante schreibt man noch heute das Erdbeben den eingesperrten Riesen der Tiefe zu. S. B. Schmidt Volksleben d. Neugr. S. 201.

4) Gr. Jahreszeiten. S. 84.

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sind. Auf Lesbos soll es noch weniger Gewitter geben als bei Smyrna.1) Was den Peloponnes angeht, so lässt sich vermuthen,2) dass die Ostseite (Argolis) ebenso gewitterarm sei wie Attika und Euböa.

Bei der Seltenheit von Donner und Blitz in Jonien und Ostgriechenland ist es nicht zu verwundern, dass die älteste Bevölkerung, in Anschauungen kindlich befangen, die Donnergottheit nicht als oberste ansehen wollte, und es vorzog, sich dem viel mehr beglaubigten Schütterer des Erdbodens als dem Stärksten und Mächtigsten unterzuordnen, das Gewitter aber einer weniger starken Gottheit, der Athena, beizulegen. Siehe unten S. 23.

Mögen die nach Ostgriechenland Einwandernden sich aus der asiatischen Heimath einen schon als Himmelsgott personificierten Zeus mitgebracht haben, ernstlichen, gottesdienstlichen Gebrauch machten sie von diesem in den ostgriechischen Wohnsitzen sich schwach zeigenden Himmelsgotte nicht, es wäre denn, dass sie ihn wesentlich modificierten, ihm einen Dreizack in die Hand gaben, ihm das Amt liehen, den Boden mit allem was darauf wohnt und lebt auf und ab zu schaukeln, die festen Rippen des Continents zu zerreissen, die Fläche der See zu empören, mit einem Worte, dass sie aus dem mitgebrachten Zeus einen Poseidon, aus dem Himmelsgotte einen Ennosigäos machten.3)

In auffallendem Gegensatze zu Attika und Euböa, Smyrna und Lesbos, überhaupt zum östlichen Griechenland und zu den Küsten Joniens sind in Albanien die Gewitter sehr häufig. Janina (Dodona) stellt mit 49 Donnertagen jährlich das absolute Maximum der europäischen Gewitter dar. Im Juni 1868

1) Ebendas. S. 469.

2) Nur vermuthen; Beobachtungen fehlen. Vergl. indess gr. Jahresz. S. 84 f.

3) Dass der Name Poseidon griechischen Stammes sei, lässt sich nicht mit voller Sicherheit behaupten. Ist Poseidon ein Fremdwort, so müssen die Einwanderer die unter diesem Namen verstandene Gottheit vorgefunden und adoptiert haben. In der poseidonischen Periode war der Osten der Halbinsel vermuthlich nur theilweise von Griechen bewohnt, die eine stammfremde Nation vorfanden, von welcher sie manches annahmen. — Einen Versuch, den Namen Poseidon oder Poteidan aus griechischen Elementen zu erklären, findet man unten S. 7.

hat es bei Janina an 23 Tagen gedonnert und geblitzt. 1) Die Entladungen an den Akrokeraunien sollen an Stärke und Häufigkeit alles hinter sich lassen, was das Auge blenden und das Ohr betäuben kann. 2) Wahrscheinlich nimmt auch Akarnanien an dem Gewitterreichthum des Westens einigen Antheil.3) Für Elis kann dasselbe angenommen werden. 4) Ueberhaupt kann man sagen, dass die westlichen Gegenden der Balkanhalbinsel mehr Gewitter haben als die östlichen. Auch Italien wird diesen Unterschied der Westküste von der Ostküste zeigen.5)

In Betreff des Erdbebens findet ein allgemeiner Unterschied des Westens und Ostens der Balkanhalbinsel nicht statt. Ohne Erdbeben ist kein Fleck Griechenlands, ebenso wenig Joniens, doch sind in den südlichen Theilen der Halbinsel (Königreich Griechenland) und in Jonien die Erschütterungen des Bodens verheerender gewesen als in Epirus, wie denn auch die Zahl der Erdbebe-Centren im Königreich Griechenland besonders gross ist.")

1) Griech. Jahreszeit. S. 432.
2) Ebendas. S. 388.

3) Die jährliche Periode der Gewitter gestaltet sich bei Janina anders als bei Athen. In Janina donnert es am häufigsten im Vorsommer; es giebt im Mai 7,5, im Juni 7,8 Gewittertage, während der attische Mai wie der Juni daselbst, nur 1,1 Gewittertag hat. Nun nimmt Akarnanien offenbar Theil an den zahlreichen Maigewittern von Epirus. Dr. Th. Krüper, brief lich:,,Ich hatte in Akarnanien im Mai viele Gewitter; sie kamen vom Norden und blieben auf dem Gipfel des Arakynthos stehn." Es sind also die akarnanischen Gewitter wahrscheinlich ebenso periodisiert wie die janiotischen, und man muss annehmen, dass die beiden Landschaften überhaupt in Absicht der Gewitter verwandt sind, dass es also auch in Akarnanien verhältnissmässig viel donnert und blitzt.

4) To Kɛqαúσlov ogos Pausan. VIII 41, 3 und gr. Jahresz. S. 84. 5) Rom bietet die bedeutende Anzahl von 42 Gewittern, ohne Zweifel darum weil es südwestlich von den Apenninen liegt. Ueber die Ostseite fehlt es mir an Angaben. Allgemeine Gründe lassen glauben, dass es bei Ancona, Chieti, Bari seltener donnere und blitze als an den westlichen Abhängen der italischen Gebirge, da hier die Gewitterwinde freien Zugang haben, während sie die östlichen Abhänge nur treffen, nachdem sie die Apenninen überstiegen und ihre mit Gewitter verbundenen Niederschläge diesseits abgesetzt haben.

6) Dr. Julius Schmidt zählt folgende Centren auf (brieflich): 1 Kephalonia und Zante; 2 Epirus und S. Maura; 3 Elis; 4 Achaja; 5 Isthmos;

Während also in Ostgriechenland ein Kampf zwischen dem schwachen Zeus und den starken die Erde erschütternden Gewalten gar zu ungleich gewesen wäre, liess sich im Westen bei Dodona sehr wohl ein Donnergott denken, der den unbotmässigen Elementarkräften einigermassen gewachsen war und die Riesen der Tiefe mit seinen Blitzen niederwarf. Hier hat sich jener älteste und durch die starke natürliche Begründung stets in Ansehn gebliebene Dienst des blitzenden und donnernden Himmelsherrn, Zɛvs äva§ Awdovaïos,1) ausgebildet, von hier aus hat sich dieser Dienst zunächst wohl südwärts dann auch ostwärts diesseit des Pindus verbreitet.

Die ursprüngliche Bedeutung des Namens Poseidon ist nicht die eines Süsswassergottes, seine ursprüngliche Befugniss nicht die, Flüssen und Quellen vorzustehn. 2)

6 Insel Hydra; 7 Eurotasthal; 8 südl. Messenien; 9 Parnassos; 10 Böotien bei Theben; 11 attische Oropia nebst Ost-Euböa; 12 Skopelos und Skiathos; 13 Melos. - Vorausgesetzt dass sich diese dreizehn sismischen Mittelpunkte in den verflossenen Jahrtausenden nicht verschoben, kann man fragen, ob ihnen im Alterthume ebenso viele locale Poseidonsdienste entsprachen? Diese Frage ist im Allgemeinen zu verneinen. Die Insel Melos ist jetzt und war vielleicht auch vor 3000 Jahren ein Bebe - Centrum, aber der namhafteste Poseidonsdienst der Kykladen ist viele Meilen nördlicher, auf Tenos gewesen. Andererseits fehlt Arkadien in dem Verzeichnisse der Bebe-Centren, und Arkadien hatte alte Poseidonsdienste. Cultus und Natur entsprachen einander keineswegs mit einer so zu sagen photographischen Genauigkeit. Man brauchte den Zorn der bewegten Elemente nicht gerade da zu versöhnen, wo man sich am Ursprungsorte der Bewegung befand oder zu befinden glaubte. Es ist also misslich zu behaupten, der Poseidonsdienst sei in Delphi gestiftet, weil im Parnass ein Bebe-Centrum liegt.

1) Dass der Name Дwdávŋ oder Awdov den Schall des Donners nachzuahmen scheine, ist griech. Jahresz. S. 84 gesagt.

2) Die Ableitung von πόσις Trank, πότιμον ὕδωρ Trinkwasser, лоταμós Fluss, macht den Poseidon zu einem Gotte des Trinkwassers. Den süssen Gewässern vorzustehn ist eine friedliche Thätigkeit; auf so idyllischer Grundlage ist die gewaltige Figur des Poseidon schwerlich entstanden. Dass sich der Süsswassergott im Verlaufe zu einem allgemeinen Wassergott erweitert, dann zum Gotte der Salzfluth verengt habe, ist eine wunderliche Vorstellung. Wenn im Alterthum allgemein geglaubt ward, das Beben des Erdkörpers rühre her von Gewässern, welche in die Höhlen des Festbodens eindringen (Welcker gr. G. I S. 627), so passt diese Erklärung nicht für jene einfachen Menschen, die dem Ennosigäos den Dreizack in die Hand gaben um die tellurischen Revolutionen als Machtwirkungen eines starken Gottes zu

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