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dafs Neumanns Eintreten für den Genêvre auf einer verkehrten Schätzung der Quellen beruht, und dafs nach Polybios' Nachrichten von Hannibals Anmarsch1) es sich nur um (den Mont du Chat und alsdann) entweder den Cenis oder den kleinen St. Bernhard handeln kann. Ich entscheide mich aber gegen Nissen für letzteren wegen Pol. III 56, 3: xατῆρε τολμηρῶς εἰς τὰ περὶ Πάδον πεδία καὶ τὸ τῶν Ινσόμβρων ἔθνος. Hiernach ist Hannibal Vor seinem Kampfe mit den Taurinern im Gebiet der Insubrer gewesen, zu denen hier der um Eporedia sitzende gallische Stamm (Libui Galli bei Liv. XXI 38, 7) gerechnet ist. Gegen diese Stelle mufs Strabos Anführung einer anderen Stelle zurücktreten Pol. XXXIV 10, 18: τέτταρας δ ̓ ὑπερβάσεις όνομάζει μόνον, διὰ Λιγύων μὲν τὴν ἔγγιστα τῷ Τυρρη νικῷ πελάγει, εἶτα τὴν διὰ Ταυρίνων, ἣν Αννίβας διῆλθεν, εἶτα τὴν διὰ Σαλασσῶν, τετάρτην δὲ τὴν διὰ 'Paitor.) Was aber unsere Stelle betrifft, so kennzeichnet

Wie dieser hier Livius in sein verdientes Recht eingesetzt habe, so hat er selbst dann von demselben Gesichtspunkt aus, dafs man „Körner (den gescheiterten Apenninübergang, Aufenthalt Hannibals in Luca u. s. w.) in dem Spreuhaufen aufzusuchen habe", Hermes Bd. 20 den Einbruch Hannibals in Etrurien behandelt.

1) Pol. III 50, 1: ἐν ἡμέραις δέκα πορευθεὶς παρὰ τὸν ποταpor (die Rhone) els ỏитαиоólovs óradiovs. Sieglin a. a. O. S. 7 gelangt, indem er in diese zehn Tage die vier vom Rhoneübergang bis zur Insula einrechnet und die dazwischen liegende Rast aufser acht läfst, zu einer um einige Wochen zu späten Datierung der Ereignisse an der Rhone.

2) Wenn Polybios, wie mir wahrscheinlich, nur von den Pässen nach Gallien sprach, so wäre unter dem vierten, durch Rhätien “ der grofse St. Bernhard, unter dem dritten der kleine zu verstehen, der ja sonst ganz fehlte.

Toλunρas wie auch III 90, 10 weniger die Handlung an sich, als den Eindruck, den sie auf andere machte. Wollte man aber es noch so prägnant fassen, mit dem besten Willen kann ich nicht mit Neumann aus dem Wort herauslesen, dafs Hannibal zu den Insubrern durch das Gebiet der feindlichen Tauriner mufste. Und auch Livius hat ganz gewifs nicht die Stelle so gedeutet, sondern sie einfach übersehen. Dafs nach Polybios Hannibal im Gebiet der Insubrer die Ebene erreichte und erst nach einer Rast sich gegen die Tauriner wandte, steht mir völlig fest.

Ich sehe aber auch keinen zwingenden Grund, gegen Polybios eine andere Route anzunehmen. Dafs Hannibal auf der allerdings sehr unwirtlichen Palshöhe zwei Tage verweilte, war besonders durch das Zurückbleiben vieler Leute und Pferde geboten. Dafs in diesen zwei Tagen von irgend einem Punkte aus nicht den Leuten, meinetwegen einzelnen, die Ebene gezeigt werden konnte, wird man schwerlich beweisen können. Warum Hannibal diesen Pafs gewählt hat, läfst sich doch immerhin denken. Es war recht eigentlich die den Galliern diesseits und jenseits geläufige Strafse, die ihn ins Land der freien transpadanischen Gallier und auf sie hatte Hannibal zunächst seinen Plan gebaut, vielleicht zu sehr Pol. III 34 nicht in das der feindseligen Tauriner führte. Auch die Insubrerhäuptlinge, welche an der Rhone erschienen, Hannibal zu führen, können nicht über den Mont Cenis, sondern nur über den kleinen St. Bernhard gekommen sein. Selbst ohne das römische Heer an der Rhonemündung also würde Hannibal wohl diesen Weg gezogen sein, und die ,, fruchtbare und wohlbevölkerte" Insula war wegen der Verproviantierung wohl von vornherein in Rechnung gezogen. Der von Nissen als erheblich anerkannte

Einwand, dafs Hannibal, wenn er vom St. Bernhard kam, nicht Turin zu erobern brauchte, zieht deshalb nicht, weil Hannibal bei allen seinen Unternehmungen immer den moralischen Eindruck auf Freund und Feind obenan gestellt hat.

Gegen Neumanns Angriffe auf Polybios' Autorität in diesen geographischen Fragen wäre folgendes zu erwidern. Uns mag es unbequem sein, wenn Polybios grundsätzlich nur die grofsen, bekannten Völker, Allobrogen und Insubrer, mit Namen nennt, nicht die kleineren, von ihnen abhängigen oder auch unabhängigen Stämme. Aber Polybios schrieb eben nicht für uns, sondern für ein griechisches Publikum. Eben deshalb darf man noch nicht in Abrede stellen, dafs Polybios den unteren Teil der Rhone und dessen südliche Richtung gekannt habe, wenn er c. 47, 1-2 summarisch den Lauf des Flusses als südwestlich angiebt: Avvißas προῆγε . . παρὰ τὸν ποταμὸν, ἀπὸ θαλάττης ὡς ἐπὶ τὴν ἕω ποιούμενος τὴν πορείαν, ὡς εἰς τὴν μεσόγαιον τῆς Εὐρώπης. ὁ δὲ Ροδανὸς ἔχει τὰς μὲν πηγὰς ὑπὲρ τὸν Ἀδριατικὸν μυχὸν πρὸς τὴν ἑσπέραν νευούσας, ἐν τοῖς ἀποκλίνουσι μέρεσι τῶν Ἄλπεων ὡς πρὸς τὰς ἄρκτους· ῥεῖ δὲ πρὸς δύσεις χειμερινάς, ἐκβάλλει δ ̓ εἰς τὸ Σαρδῷον πέλαγος, In diesen beiden Punkten ist Polybios' Verhalten durch Zweckmäfsigkeitsgründe gerechtfertigt.

Anders steht es mit II 16. Hier hat Polybios offenbar daraus, dafs der Po auf den Alpen entspringt, den verzeihlichen Fehlschlufs gezogen, der Flufs ströme anfangs nach Süden. Aber statt mit C. P. Schmidt) daraus zu folgern, Polybios sei nie über einen Alpenpafs gekommen, wie er

1) De Pol. geographia. Dissert. Berlin 1875.

doch im dritten Buche eigentlich versichert, als höchstens über den Col di Tenda, möchte ich vielmehr schliefsen, dafs er seine Reise durch die Alpen nach Herausgabe der beiden ersten Bücher gemacht hat, vergl. meinen letzten Abschnitt.

In den folgenden Kapiteln des Livius ist die Übereinstimmung mit Polybios so genau, dafs es keiner Skizzierung ihrer Berichte, sondern nur einer Prüfung der vereinzelten Abweichungen bedarf. Während die Allobrogen bei Polybios εἴς τινα παρακειμένην πόλιν nachts sich zurückziehen und Hannibal eben diese Stadt τὴν πόλιν ἐξ ἧς ἐποιήσαντο τὴν oрμn oi noλéμoz erobert, sagt Livius: in sua quemque tecta dilabi, ferner c. 33: ex castellis conveniebant, und: castellum inde, quod caput ejus regionis erat, viculosque circumjectos capit. Wozu diese absichtliche, aber inkonsequente Umschreibung des Ausdrucks zóλ15? Livius hat es sich bei πόλις? der Ankunft am Fufse des Gebirges nicht versagen können, ein Schauergemälde zu entwerfen von den tecta informia inposita rupibus . . . . homines intonsi et inculti, animalia inanimaque omnia rigentia gelu, und dazu pafst die Existenz einer Stadt, welche allein dem Heere für 2-3 Tage (i Svεiv nai Tρiotv μépais, Livius: per triduum) Unterhalt gewährt, allerdings herzlich schlecht.

Auch blofse Ungenauigkeiten laufen mit unter. So fährt Polybios nach Eroberung der Stadt c. 52 fort: Tóre μÈv ovv αὐτοῦ ποιησάμενος τὴν παρεμβολὴν καὶ μίαν ἐπιμείνας ἡμέραν, αὖθις ὥρμα. (2) ταῖς δ ̓ ἑξῆς μέχρι μέν τινος ἀσφαλῶς διῆγε τὴν στρατιάν, ἤδη δὲ τεταρταῖος ὢν αὖθις εἰς κινδύνους παρεγένετο μεγάλους. Livius zieht zusammen: per triduum exercitum aluit, et . . . . aliquantum co triduo viae confecit. (c. 34.) Perventum

inde ad . . . ibi. . est prope circumventus. Er hat also ŋồn dè TεTαρTαios cv, welches heifst: am vierten Tage des wiederangetretenen Marsches, unrichtig mit jenen 2-3 Tagen kombiniert und einen Tag, den Rasttag nämlich, verloren.

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Nachdem Polybios den Kampf am vierten Tage der zweiten Marschhälfte geschildert, sagt er c. 53, 6: Ty d'inαúpιov τῶν πολεμίων χωρισθέντων συνάψας τοῖς ἱππεῦσι καὶ τοῖς ὑποζυγίοις προῆγε πρὸς τὰς ὑπερβολὰς τὰς ἀνωτάτω τῶν Αλπεων . . . und § 9: ἐναταῖος δὲ διανύσας εἰς τὰς ὑπερβολὰς αὐτοῦ κατεστρατοπέδευσε, wonach also am fünften neunten Tage die Pafshöhe erreicht wurde. Ebenso Liv. c. 35, 1: Postero die. . junctae copiae saltusque (es ist die Schlucht gemeint, um die am Tag zuvor gekämpft war) . . . . superatus, und § 4: nono die in jugum Alpium perventum est. Jedoch schliefsen sich daran die aus Polybios nicht zu belegenden Worte: per invia pleraque et errores, quos aut ducentium fraus aut, ubi fides iis non esset, temere initae valles a conjectantibus iter faciebant. Man hat gemeint, dafs diese Irrfahrten, deren mehrere übrigens als an dem einen Tage geschehen man sich schwer vorstellen kann, eine Reminiszenz aus Coelius wären. Viel wahrscheinlicher aber sind sie eigene Erfindung. Es ist nämlich allgemein übersehen, dafs Livius das vataios, wie die entsprechenden Daten früher und späterhin, mifsdeutet hat und neun Tage vom Passieren der Schlucht an meint. Er hat das wichtige рoñуe u. s. w. im § 6 nicht beachtet und unübersetzt gelassen. Natürlich sind ihm die ereignislosen neun Tage selbst unbequem, und so sieht er sich nach einem Lückenbüfser um.

Bei Neumann ist es zwar der ganze Aufstieg, der neun Tage währt; da derselbe aber erst von der oberen Druentia Hesselbarth, histor. - krit. Untersuch.

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