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Daß sich der Buchstabe Z im ältesten lateinischen Alphabet fand, erhellt daraus, daß er in der Schrift der carmina Saliaria vorkam 1), und so findet er sich noch in einem Fragment jener alten Priestergebete bei Varro 2). Wenn es ferner in der Aufschrift Cozano zweier alter Münzen von Cosa erscheint 3) an der Stelle des s in der Aufschrift Cosa[no]), so ist es wie im Oskischen an die Stelle eines s zwischen Vokalen getreten und wahrscheinlich auch durch Einfluß des Oskischen in jener Münzenschrift hervorgetreten. Sonst findet sich keine Spur des z mehr in altlateinischen Inschriften, vielmehr ward der Laut des griechischen im Altlateinischen anlautend durch s, inlautend durch ss wiedergegeben, worauf wir noch zurückkommen werden. Wenn Cicero von den Handschriften des Ennius sagt, or. 48, 160:

Nec enim Graecam litteram adhibebant, nunc autem etiam duas, so kann er mit den zwei griechischen Buchstaben nur Y und Z gemeint haben. Daraus folgt aber, daß Ennius das Z nicht schrieb, so wenig wie Accius 5), daß dasselbe aber in der Bücherschrift zu Ciceros Zeit aus dem Griechischen wieder aufgenommen und gebräuchlich geworden war. Wenn sich also in unseren Texten des Plautus die Schreibweisen Zacynthus, Zamia, Zethus, zona, M. 3) Ritschl, p. 1. m. e. tab. VII,

1) Vel. Long. p. 2217. P.

2) L. L. 7, 26

40a. b, vgl. p. 11. 4) Ritschl, p. 1. m. e. 41a.

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Momms., Gesch. d. röm. Münzw. 315.

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Zeuxis finden, so rühren dieselben von späteren Redaktionen des plautinischen Textes her, die ja viele altlateinische Schreibweisen und Wortformen modernisierten.

Auch X ist oben unter den ältesten lateinischen Buchstaben aufgezählt, weil es schon auf den ältesten Schriftdenkmälern, die uns vorliegen, erscheint. Daß das Zeichen X in lateinischer Schrift nur, nicht x bedeutet, ist von Mommsen gegen Lepsius richtig erwiesen 1). Es fragt sich nun, ob der Platz des X hinter Y im lateinischen statt hinter N im griechischen Alphabet zu der Annahme berechtigt, daß das X später in jenes aufgenommen sei als die übrigen 20 lateinischen Buchstaben, welche aus dem Alphabet von Cumae stammen. Sicher kann eine spätere Aufnahme des X nicht erst stattgefunden haben, als seit dem Archontat des Eukleides, also seit dem Ende des 5. Jhdts. v. Chr., die jüngere Form für allgemeine Geltung erlangte. Aber zwischen dieser Zeit und der Aufnahme des Alphabets von Cumae bei den Römern liegen Jahrhunderte, und da die Römer auch nach derselben mit Siculern und Cumanern in lebendigem Verkehr blieben, so konnten sie möglicherweise nach diesem Zeitpunkte das X aufnehmen, ebenso wie sie statt der älteren Buchstabenformen

und später die jüngeren S und M einführten 2). Mommsen ist der Ansicht, daß durch griechisch-lateinische Schreibmeister, als das gemeingriechische Alphabet an die Stelle des dorisch-sicilischen getreten war, und sich die Anordnung des lateinischen Alphabets mit jenem, das die Zeichen Fund eingebüßt hatte, nicht mehr in Einklang bringen ließ, das Zeichen X an dieselbe Stelle im lateinischen Alphabet gesetzt worden sei, die es in der griechischen Ziffernreihe einnahm als Zeichen für die Zahl 600, nämlich nach Y, das als griechische Ziffer 400 bedeutete, indem , das griechische Zeichen für die Zahl 500, dem altlateinischen Alphabet fremd war 3). Diese Abänderung in der Reihenfolge des lateinischen Alphabets kann man aber doch nicht ansetzen vor den Anfängen der lateinischen Philologie und Grammatik, also nicht vor der Jünglingszeit des Ennius, da um 231 v. Chr. der Freigelassene Spurius Carvilius zu Rom die erste Schreibeschule eröffnete ). In dieser Zeit aber stimmte die lateinische Buchstabenreihe mehrfach nicht zu der griechischen Ziffernreihe. An der Stelle der griechischen Ziffer Z stand schon in der lateinischen Buchstabenfolge das G), da z im Lateinischen außer Gebrauch gekommen war, und an der Stelle der griechischen Ziffern O, E, fand sich kein entsprechender lateinischer Buchstabe. Bei dieser unvollkommenen Übereinstimmung der lateinischen Buchstabenfolge mit der griechischen Ziffernreihe scheint die Annahme, daß man ihr zu Gefallen jene nach dieser abgeändert und deshalb des X nach Y gesetzt habe, gewagt. Einfacher dürfte die Annahme sein, daß griechisch-lateinische Schreibmeister das lateinische X, weil es nach N dem gemeingriechischen Schriftzeichen nicht mehr entsprach, an die Stelle nach V versetzten, wo es dem gemeingriechischen Buchstaben X nach Y () annähernd entsprach.

Eine Thatsache ist es aber, daß die Römer in dem Zeitalter, wo sie die 1) Unt. Dial. 31. 2) Momms., r. G. I 212. 3) Rhein. Mus. 465-467, 4) Plut. 5) Ritschl p. 1. m. e. p. 111.

quaest. Rom. p. 278. E.

griechische Taktik des Pyrrhus durch Niederlagen bekämpfen und besiegen lernten, mit griechischen Diplomaten wie Kineas unterhandelten, wo ihre Gesandten in Tarent griechisch sprachen, wo sie mit der Eroberung der griechischen Städte in Unteritalien die Unterwerfung Italiens vollendeten und kurz darauf mit Griechen und Karthagern auf Sicilien zusammenstießen, wo endlich ein Grieche aus Tarent, Livius Andronicus, die Odyssee ins Lateinische übertrug, daß die Römer in diesem Zeitalter die gutturale Media und die gutturale Tenuis in der Schrift wieder zu scheiden anfingen. Sie behielten C für die Tenuis und erfanden ein neues Schriftzeichen für die Media, indem sie das untere Ende des C nach oben zu umbogen und verlängerten. Nicht lange nach 290 v. Chr. muß der neueingeführte Buchstabe G seine Stelle im lateinischen Alphabet zwischen und H erhalten haben an Stelle des außer Gebrauch gekommenen Z. Unzweifelhaft hat die unmittelbare Berührung mit griechischer Bildung, Litteratur, Sprache und Schrift die Römer in der ersten Hälfte des 3. Jhdts. v. Chr. veranlaßt, nach dem Beispiel der Griechen in ihrer Schrift die gutturale Media und die gutturale Tenuis wieder zu scheiden, gerade wie die Umbrer durch die Berührung mit römischer Kultur und die Aufnahme der römischen Schrift dahin gelangten, die gutturale und dentale Media wieder durch ein Schriftzeichen von den entsprechenden Tenues zu trennen. So hat die Aufnahme der griechischen Metrik in die römische Dichtung der Quantität der lateinischen Vokale, die durch die Neigung der altlateinischen Sprache zur Kürzung, Abschwächung und Tilgung von Vokalen im Begriff stand, in Verwirrung und Verderbnis zu geraten, in der Aussprache der Gebildeten für lange Zeit Halt und Regel verliehen.

Das altlateinische, von den Dorern von Cumae stammende Alphabet hatte also im Zeitalter der beiden ersten punischen Kriege das z eingebüßt, das K nur in der Schreibung einzelner Wörter gewahrt, das C, nachdem es längere Zeit die gutturale Media und Tenuis bezeichnet hatte, auf diese letztere beschränkt und für jene ein neues Zeichen G gewonnen; es bestand somit aus 21 Buchstaben, welche Cicero und Quinctilianus vorfanden 1).

Eine bemerkenswerte Thatsache ist nun, daß, während die Griechen mit den phönikischen Buchstaben auch die phönikischen Buchstabennamen aufnahmen 2), die Römer sich mit dem griechischen Alphabet die Namen der griechischen Buchstaben nicht aneigneten, sondern eigene Namen für dieselben erfanden. Denn diese römischen Buchstabennamen folgen dem Princip, wo möglich den bloßen Laut eines jeden Buchstabens als dessen Namen zu verwenden. Dabei ist für den Buchstaben X statt der Benennung ex- wie ef, el, em, en, er, esix gebräuchlich geworden, indem e wahrscheinlich nach dem Muster des griechischen §i zu i gestaltet wurde. In diesen eigentümlichen und einfachen Benennungen der Buchstaben bewährt sich der praktische Sinn der Römer, da dieselben für das Lesenlernen viel brauchbarer und bequemer sind als die

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phönikisch-griechischen Buchstabennamen. Uns erscheinen diese Benennungen als etwas sich von selbst Verstehendes, wie so vieles, was wir seit den Knabenjahren gewohnt worden sind und fast mit der Muttermilch eingesogen haben, und doch sind sie das nicht, da ja Inder, Semiten und Griechen andere Buchstabennamen hatten 1). Einen Zuwachs erhielt das lateinische Alphabet zunächst durch die Wiederaufnahme des verloren gegangenen Z aus dem griechischen Alphabet. Dieses erscheint in altlateinischen Inschriften nur vereinzelt in dem Namen Zosima einer Grabschrift der sullanischen Zeit 2), während sich in zwei Inschriften aus demselben Zeitalter noch die Schreibart Setus für Zetus findet 3); es ist aber schon zu Ciceros Zeit) in der Bücherschrift für griechische Wörter und Namen gebräuchlich. Das griechische Y wird in älteren lateinischen Inschriften gewöhnlich durch V wiedergegeben, selten durch I 5), ist aber zu Ciceros Zeiten schon gebräuchlich geworden 6), also gleichzeitig oder wenig später als Z aus dem griechischen Alphabet aufgenommen und mit diesem an das Ende des lateinischen Alphabets angefügt worden. Aber Y und Z galten den Römern immer als griechische Buchstaben; dieselben haben nie römisches Bürgerrecht und römische Namen erhalten. Die Reihenfolge des so vermehrten lateinischen Alphabets ist in einer Inschrift der Vigna Aquari enthalten), welche dieselbe zweimal enthält, sodaß von der einen Reihe die ersten, von der andern die letzten Buchstaben fehlen, beide sich aber ergänzen:

ABCDEFGHIK L M N O P Q R S T V X Y Z

Etwa gleichzeitig mit der Aufnahme des griechischen Y und Z in das lateinische Alphabet machten die Römer aber griechischer Aussprache und Schrift ein weiteres Zugeständnis. Während sie nämlich in der älteren Zeit statt der griechischen Aspiraten p, x, 9, für welche sie keine entsprechenden Laute in ihrer Sprache hatten, in griechischen Lehnwörtern und Namen p, c, t sprachen und schrieben wie statt des griechischens oder ss, statt des griechischen v u, seltener i, weil sie überhaupt die Wörter, die sie aus dem Griechischen entlehnten, in Lautgestaltung, Wortbiegung und Wortbildung sich mundgerecht machten und latinisierten, fingen sie gegen die Zeit des Cimbernkrieges an, den Laut jener Aspiraten durch ph, ch und th zu umschreiben, weil die Gebildeten die griechische Aussprache derselben nachahmten. Nach etwa halbhundertjährigem Schwanken zwischen der älteren und der neueren Aussprache und Schreibweise ward dann die letztere in der Sprache der Gebildeten und in der Litteratur zur Regel 8). Aber da die Volkssprache fortfuhr in alter Weise grie

1299.

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6) Cic. or. 48, 160.

Ritschl

1) Von dem Princip der Römer, jeden Buchstabennamen dem Laut jedes Buchstabens vollkommen oder doch möglichst ähnlich zu bilden, ist man in der Mitte unseres Jahrhunderts zur Lautiermethode beim Leseunterricht gelangt. 2) CIL. I 1071. 3) CIL. I 1047. - 4) Vgl. oben. 5) Ritschl prisc. 1. m. e. p. 124. p. 1. m. e. p. 124. 7) Bullet. d. Inst. Rom. 1862, p. 29. CIL. I p. 600, col. 3. Momms., Gesch. d. röm. Münzw. 471 f. 478 f. Ritschl, Mon. epigr. tria, p. 26. Prisc. Lat. mon. epigr. p. 121. 124. Schmitz de aspirat. Graec. Latinq. pronunt. progr. Marcod. 1863, p. 11 sq.

4.

Id. Rhein. Mus. IX 17, 464.

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8) Momms., Unt. Dial. 33.

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W. Roscher,

chische Namen zu latinisieren, findet sich in Inschriften der Kaiserzeit statt ph, ch, th wieder vielfach p, c, t, für ph in der späteren Kaiserzeit auch f geschrieben 1). Unwissende Schreiber von Inschriften, welche die Aussprache und Schreibweise der Gebildeten nachahmen wollten, aber nicht sicher wußten, wo dieselbe berechtigt sei, schrieben gelegentlich auch falsch ph, ch, th statt p, c, t 2). Ebenso erklärt sich die in den Noten des Tiro und Seneca vorkommende Schreibweise th für s, da das griechische 9 assibiliert gesprochen wurde 3).

Die Bekanntschaft mit griechischen Schriftwerken führte auch die Lateiner zur Bezeichnung des geschärften konsonantischen Lautes. Ennius war es, der mit dem griechischen Hexameter in die römische Dichtkunst die griechische Schreibweise, geschärfte Konsonanten doppelt zu schreiben, in den lateinischen Schriftgebrauch einführte 1); denn eine sorgfältige Prüfung der Inschriften hat ergeben, daß sich in denselben vor Ennius die Konsonanten nicht doppelt geschrieben finden, daß aber seit den letzten Lebensjahren des Dichters bis zur Gracchenzeit die doppelte und die einfache Schreibweise derselben gleich üblich ist, von da an bis gegen die Zeit des jugurthinischen Krieges jene vorwiegt und später zur Regel wird 5), wenn sich auch auf Münzen auch noch in der Zeit des Sulla gelegentlich die einfache Schreibweise findet "). Merkwürdig ist in der späteren Geschichte des lateinischen Alphabetes der Versuch eines hochgestellten römischen Philologen, des Kaisers Claudius, die lateinische Schrift durch drei neue Buchstaben zu bereichern 7). Tiberius Claudius wollte nämlich einmal für den konsonantischen Laut V, um ihn vom Vokal u zu unterscheiden, das Zeichen des griechischen Digamma auf den Kopf gestellt anwenden 3), zweitens für die Lautverbindung bs und ps das Antisigma O, das dem griechischen entsprechen sollte 9), drittens für den Mittelton zwischen i und u das Zeichen des griechischen Spiritus - 10). Kaiser Claudius hatte über das Bedürfnis und die Anwendung dieser Buchstaben ein Buch geschrieben, als er noch verachtet und verkommen seinen Studien lebte; als Kaiser befahl er den Gebrauch seiner neuen Buchstaben einzuführen, und dies geschah auch nicht bloß in öffentlichen Urkunden, die unter kaiserlicher Kontrolle standen, wie den Senatsprotokollen, den auf Erztafeln geschriebenen Plebisciten, die Tacitus noch sah,

De consonarum aspiratione apud Romanos, in Curt. Stud. II, 143–153. Vgl. auch Schuchardt, Vulgärl. I 56. II 526. III 311 u. a. vgl. III 339.

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1) Schmitz de aspirat. Gr. etc. p. 12 sq. 14 sq. 16 sq. 18. 2) Schmitz asp. 14. 17. 19. 3) Schmitz asp. 19 sq. Rhein. Mus. XVIII 147. 4) Fest. v. solitaurilia, p. 293. - Id. Quaestiones Id. Monum. epigr.

W. Weißbrot, Specimen grammaticum, com. Monaster. 1869 (Koblenz).
grammaticae p. II. Braunsberg 1872. 5) Ritschl, Tit. Mumm. p. 4.
tr. p. 10. 32.
e. p. 124.

vgl. S. 478 f.

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Id. Tit. Aletrinat. IV--VI. Id. Rhein. Mus. IX, 12. 13. Id. P. 1. in. CIL. p. 601, col. 4-602, col. 3. 6) Momms., Gesch. d. röm. Münzw. S. 470 f., 7) Über dieselben hat eine Spezialuntersuchung angestellt Fr. Bücheler: De Ti. Claudio Caesare grammatico. Elberfeld 1856. Vergl. ders. Rhein. Mus. 1858, 155. 8) Priscian. I 20. H. Gell. 14, 5, 2. H. Diomed. p. 416 P. Donat. Bücheler, Claud. gramm. pp. 3–6. 9) Prisc. I 42 H. Claud. gramm. pp 8-13, 10) Vel. Long. p. 2235 P.

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p.

Isid. or. 1, 20, 11.
Bücheler, Claud. gramm.

1736 P.

Bücheler,

pp. 13—20.

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