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Vorwort.

Seit länger denn einem Jahrzehnt hat Verfasser sich die Aufgabe gestellt,

das Verhältnis der beiden klassischen Sprachen zu einander, insbesondere den Einfluß der griechischen auf die lateinische, zu untersuchen. Das Resultat dieser Forschungen war ein zwiefaches: ein lexikographisches und ein kulturgeschichtliches. Jenes wird demnächst im ,,Tensaurus italograecus" vorliegen; ein Teil der kulturgeschichtlichen Fragen man könnte ihn den ideellen nennen wird hiermit, vom Standpunkte der Sprachforschung aus bearbeitet, dem Wohlwollen des freundlichen Lesers überantwortet.

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Ebenderselbe wird es begreifen, warum Verfasser auf seiner italienischen Studienreise sich gerade die Ruinen von Kuun Kaunavis ausersehen hat, um von dort seinem Buche dieses kurze Begleitwort mit auf den Weg zu geben. Hier auf einsamem Strandfelsen, wo griechisches Wesen auf italischem Boden zuerst tiefere Wurzel geschlagen hat, in den Ruinen der Akropolis ist so recht der Ort, um die Fragen der Beeinflussung auf dem Gebiete des Kultus, der Kunst und der Wissenschaft noch einmal im Zusammenhang bewegten Sinnes vorüberziehen zu lassen, an dieser Stätte, von der aus man es begreift, wie der Doppelgolf von Neapel zu einem blühenden Griechenland werden mußte *).

Die Alten leiteten den Namen Kúμŋ von zõμa, Woge, ab, was durch die Thatsache Unterstützung erfuhr, daß wirklich die meisten der so lautenden

*) Freilich hat das grausige Ereignis auf Ischia vom 28. Juli 1883 von neuem wieder gezeigt, daß die elementaren Gewalten dort um den Doppelgolf herum unheimlicher denn sonst irgendwo hausen: was Hephaistos' Feuer verschonte, fällt Poseidons, des Erderschütterers, Macht anheim. Verfasser, der es für geboten hielt, vom Epomeo aus den Blick auf die vielgestaltige Küste des Festlandes zu richten, dürfte mit einer der letzten gewesen sein, die Casamicciola, welches sich kaum von den Folgen des Erdbebens vom März 1881 erholt hatte, noch in seiner vollen Pracht gesehen haben. Wahrlich, ein für alle Zeit unvergeßliches: Memento mori!

VI

Städte von den Meereswogen bespült wurden (Strab. 5, 4, 4); allein Georg Curtius hat in seinen Grundzügen (zuletzt in der 5. Aufl., S. 145, Nr. 45) dieser Volksetymologie ein Ende bereitet. Nach diesem Sprachforscher hängen nämlich litauisch kemas, Hof, Dorf, nebst kaim-ýna-s, Nachbar, gotisch haim-s und das gleichbedeutende záun eng zusammen; letzteres statt *zun, wie κώμη, äolisches Kuun, Cumae beweist. Man mag nun an der Zuverlässigkeit des Datums der Gründung dieser euböischen Kolonie an Kampaniens Gestade zweifeln (nach Eusebius im Jahre 1049 vor Chr.): sicher bestehen bleibt die Thatsache, daß Kuun die älteste griechische Kolonie auf italischem Boden gewesen, also auch noch vor Záyzλn gegründet worden ist. Im Laufe der Jahrhunderte haben Anschwemmungen nun freilich bewirkt, daß aus dem Berge ein Hügel wurde, welcher mehr landeinwärts liegt; doch weiß der Wanderer von heute wohl noch zu verstehen, wie dieser einst wogenumspülte Berg eine Warte des Tyrrhenischen Meeres werden konnte, unter deren Schutz Groß-Griechenland entstand. —

Wir aber vermögen uns nur schwer von dieser Stätte loszureißen, mehr denn je von der Wahrheit der Worte des edlen griechischen Historikers erfüllt: Ἕλληνες παράδειγμα μᾶλλον αὐτοὶ ὄντες τινὶ ἢ μιμούμενοι ἑτέρους.

Cumae, 10./VII. 1883.

[Θουκυδίδ. 2, 37.]

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