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aus der Anlage und Ausführung sehen wir, dass Berichte über den Feldzug, aber bereits zu einem Ganzen geordnet, dieses Werk geben sollte, durch welche Caesar jedoch, des höhern Ideals sich wohl bewusst, kein vollendetes Geschichtswerk geben wollte. Aber nicht einzelne, abgerissne Thatsachen sollten erzählt werden, wie in Journalen oder Tagebüchern,, Ephemerides; sondern jedes Jahr wenigstens umfasst ein abgerundetes Ganzes, auch in der Darstellung und Form. Daher auch: ut supra ostendimus, ut supra demonstratum est, ut docuimus, od. VI, 11. quoniam ad hunc locum perventum est, Eben so urtheilt der auctor incertus des VIII. Buchs de bello Gall, c. 48. Scio, Caesarem singulorum annorum singulos commentarios confecisse. Ob übrigens in dem Begriffe noch zu suchen sei, was Hotomann und Andre fanden: Commentarium est proprie scriptum, quod domi continetur, neque in vulgus effertur: ist doch wohl zweifelhaft; man beziehe den Begriff nur zunächst auf die Schreibart und auf die erste Bestimmung, welcher jene angepasst ist. In Commentarius scheint zu liegen, was Friedrich II. nannte: histoire de mon temps; nicht bloss für mich geschrieben, sondern nur in so fern com ́mentarius, als Jemand darin die Hauptrolle spielt, Seele und Organ der ganzen Thatenreihe ist, über die er als Augen- und Olirenzeuge Bericht abstattet. Demnach schliessen commentarii ans: kritische Benutzung fremder Quellen, und unterscheiden sich auch dadurch von eigentlicher Geschichtsforschung. Diesen Unterschied beachtete auch Cicero, in jenem bekannten und ihn charakterisirenden Briefe an Lucceius, ad Div. V, 12. extr., indem er sagt: Si suscipis causam, ficiam commentarios rerum omnium; sin autem me differs in tempus aliud, coram tecum loquar. Cic. hatte gebeten: Lucceius möchte die Geschichte Cicero's, insbesondre den Hauptmoment seiner politischen Grösse und Verdienste, in einem besondern histor. Werke, mit der ihm eignen Kraft und Würde, darstellen. Im Falle nun Lucceius seine Bitte gewährte, dann sele er sich, erklärt er, veranlasst, eigne Commentarien, d. i. Berichte über die merkwürdigen Ereignisse seines eignen Lebens zu schreiben, wie Sulla solcher Denkwürdigkeiten 22 Bücher und M. Scaurus deren 3 Bücher geschrieben hatten. Scribam ipse de me multorum tamen exemplo, et clarorum virorum. Von solchen commentariis unterscheidet aber Cic. in ebendem Briefe (§. 11.) die annales, in denen die Begebenheiten, wie in den fastis, der Ordnung nach aufgezählt werden. Dergleichen commentarios zu schreiben, scheint zum guten Tone späterhin gehört zu haben; so wie Tiberius, nach-Suet. c. 61., einen solchen schrieb, in welchem der Tyrann seine Grausamkeiten durch Lügen beschönigte. Es sollten diese

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Commentarien den künftigen Historikern, wenn es diesen etwa belicbte, als Quelle dienen, wie man aus Cic. Brut. 75. erkennt. Natürlich entsteht bei diesem Charakter sogenannter Commentarien einiger Zweifel gegen ihre Glaubwürdigkeit überhaupt, da es ja leicht geschehen kann, dass die Persönlichkeit des Verfassers auf die Darstellung der Begebenheiten, so wie auf Schilderungen und Beschreibungen einwirkte. Allerdings müssen diese Mémoires aus psychologischem Standpunkte betrachtet, und das Mass historischer Zuverlässigkeit theils aus dem Charakter des Mannes, welcher Bericht erstattet, theils aus dem innern Zusammenhange, theils aus dem Tone und der Farbe des Ganzen, theils aus der Uebereinstimmung mit andern eigentlichen Historikern, abgewogen und festgestellt werden. Man vergleiche hierüber das offne, allzuredselige Bekenntniss des grossen Staatmanns und Redners, ad Div. V, 12, 18., was er mehr in der Angst des Herzens, um ja den gesetzten Endzweck bei Lucceius zu erreichen, abgelegt zu haben scheint, als um über sich selbst und die etwa ilim anklebende Eitelkeit den Stab zu brechen, und künftigen Lesern seiner Commentarien das Richteramt zu erleichtern. Verecundius ipsi de sese scribant necesse est, si quid est laudandum, et praetereant, si quid reprehendendum est. Accedit etiam, ut minor sit fides, minor auctoritas. Wenn dieser letzte Satz damals schon allgemeines Urtheil enthielt, so stände es auch um Caesars Ruf, als histor. Quelle, schr übel. Allein es ist an einzelnen Stellen nachgewiesen worden, dass der grösste Feldherr und Mensch des röm. Alterthums, wie Wieland ihn zu nennen uns berechtigt, (Cicero's Briefe I. Bd. S. 53. Vergl. Joh. Müllers Geschichte der Schweiz I. S. 24.) allerdings auch dem Egoismus und der röm. Eitelkeit hin und wieder einen merklichen Tribut dargebracht hat;` ihn aber in dem Grade historischer Unzuverlässigkeit und kleinlicher Maskirung zu beschuldigen, wie Cicero's eben erwähnte Bemerkung uns berechtigen könnte, wenn sie auf alle anwendbar wäre: davon hält jeden aufmerksamen Leser eine heilige Scheu vor dem Charakter des ersten unter den Caesaren zurück, der, wie es mir scheint, nicht fähig war und zu stolz, um einem Gemälde einige nachhelfende Federstriche zu geben, welches plastisch und lebendig genug durch die That, aus der Gallerie unbedeutender und schwacher Charaktere, hervortrat. Vergl. B. . III, 106, Caesar, confisus fama rerum gestaDagegen das Urtheil des Asinius Pollio über die Glaubwürdigkeit der Commentarien bei Suet. Iul. 56.

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Viele und mannichfaltige Urtheile sind über Caesars Stil, Sprachvollkommenheit und geniale Gewandtheit in der Darstellung, so wie über die Einfachheit und Schmucklosigkeit

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derselben, gefällt worden. Hirtius in der Vorrede zum VIII. Buche, Cicero Brut c. 75. Quinctilian. X, 1, 114. und XII, 10, 11. Vell. Paterc. II, 41. (vigore ingenii) Cornel. Tacit. de Orat. c. 21. Plin. Epp. I,122, 4. Sueton. Caes. 55, 56. Tacit. Germ. 28. Sallust. Catil. 54. u. 52. - Alle diese Urtheile competenter und sachverständiger Richter, von denen sogar manche mit Caesar dem Schriftsteller wetteifern, laden zur genauern Bekanntschaft mit den Werken des grossen Römers ein, um so mehr, da den deutschen Jüngling auch die Berichte über die alten Germanen, und die mannichfache Berührung, in welche Caes. mit Germaniens Völkerschaften kam, doppelt anziehen müssen, da Caes. vieles zum Lobe und zur Ehre unsers Vaterlands und seiner damaligen Bewohner meldet. Weniger günstig sind bekanntlich desselben Urtheile über das Nachbarvolk, die Gallier. Doch lohnt es der Mühe, gesetzt auch die Begeisterung für den belobten Gegenstand hätte den gefühlvollen und phantasiereichen Herder zu weit geführt, die Umrisse und Conturen näher zu betrachten, in welche er Caesars lebendiges und belebendes Bild einzufassen versuchte, in s. Ideen zur Gesch. der Menschh. II. B. S. 198. Wenn ich die Römer auf diesem Gipfel der Macht und des Reichthums in ihrer männlichen Beredtsamkeit höre, in ihren häuslichen oder patriotischen Tugenden unermüdet wirksam sehe; wenn im Gewühle der Schlachten oder im Getümmel des Marktes die Stirn Caesars immer heiter bleibt, und auch gegen seine Feinde seine Brust mit verschonender Grossmuth schlägt: grosse Seele, bei allen deinen leichtsinnigen Lastern, wenn du nicht werth warst, Monarch der Römer zu werden, so war es Niemand. Doch Caesar war mehr als diess: er war Caesar. Der höchste Thron der Erde schmückte sich mit seinem persönlichen Namen; o, hätte er sich auch mit seiner Seele schmücken können, dass Jahrtausende hin ihn der gütige, muntre, umfassende Geist Caesars hätte beleben mögen!" Só weit der geistvolle Herder; eben so lesenswerth und belehrend der ganze 5. Abschnitt über Charakter, Wissenschaften und Künste der Römer, S. 197. ff., selbst zur richtigern Würdigung der Commen~ tarien Caesars. Und nun noch ein Zeugniss des grossen Geschichtschreibers der Schweiz, Johannes v. Müller, über unsern Schriftsteller, als Menschen, röm. Bürger, Staatsmann und Feldherrn.,,Caesar hatte seine, in der ersten Jugend schwächliche Gesundheit durch unaufhörliche Leibesübungen so gestärkt, dass sie alle Jahreszeiten und jedes Clima ertrug. In jeder Unternehmung, wodurch er sich zum Range des Ersten in Rom und in der Welt erheben wollte, begleitete ihn das Glück; weil, indess er sich Alles erlaubte, er die Herrschaft über sich selbst behielt. Ohne von seiner Beharrlichkeit, von

der Kraft und Höhe seines vielumfassenden Geistes zu sprechen, darf jene ihm eigne Lebensfülle; jene blitzschnelle Behendigkeit nicht übergangen werden. Wir sind auf den Mann gekommen, welcher in 14 Jahren das ganze, von streitbaren Völkern stark bewohnte Gallien, und zweimal Spanien unterwarf, Deutschland und Britannien betrat, mit einem Heere Italien siegreich durchzog, die Macht Pompeius des Grossen stürzte, Aegypten zum Gehorsam brachte, den Sohn Mithridat's, Pharnaces sah und schlug, in Africa den grossen Namen Cato's und die Waffen des Juba besiegte, funfzig Schlachten lieferte, worin 1,192,000 Mann geblieben seyn sollen; bei dem Allen nach Cicero der grösste Redner, für Geschicht schreiber ein unübertroffnes Muster, gelehrt auch über Grammatik und Auspicien schrieb, und grosse Plane der Gesetzgebung und Ausbreitung des Reichs bei beschleunigtem Tode wenigstens im Andenken liess. So wahr ists, dass den Menschen die Zeit nicht fehlt, sondern der Wille sie zu benutzen. Caesar hatte nicht jene scheinbare Erhabenheit kalter Menschen über Leidenschaften, wofür sie keinen Sinn haben; er kannte ihre Macht, genoss der Lust, und wurde nicht ihr Sklav. Im Kriege zeigte sich keine Schwierigkeit, deren Gegenmittel ihm nicht eingefallen wäre, keine Kriegslist, welche er nicht vermittelst unerwarteter Wendungen zu vereiteln gewusst hätte. Seine Kriegsmaximen waren einfach und entscheidend; zu den Soldaten redete er zuversichtlich über die Gründe seiner Hoffnung zu siegen. Ueberhaupt giebt Cicero seinen Reden das Zeugniss, dass sie einem aus reiner Quelle silberhell fliessenden Bache zu vergleichen waren; dass, wenn Caesar sie schmücken wollte er unverbesserliche Gemälde in dem bessten Lichte darstellte; dass der Charakter des Ausdrucks, der Stimme, der Aktion edel und von sachwalterischen Künsten entfernt gewesen sey. So bezeichnet er in seinem Geschichtbuche jeden Gegenstand mit dem angemessensten Ausdrucke; die seltnen Betrachtungen sind in seiner grossen Manier, und hin und wieder Züge unbeleidigender Ironie; er schrieb diess Werk schnell, und, wie Quinctilianus mit Recht urtheilt, in gleichem Geiste, womit er gestritten. Seine Soldaten naunte er Kriegsgesellen; die tapfersten pries er öffentlich; in Gefahren erinnerte er sie deren, die sie mit ihm vorher glücklich bestanden, seiner Liebe für sie, deren, die er von ihnen erwarte, die sie ihm so oft bewiesen; seiner Sorgfalt, womit er den Erfolg nun gesichert habe. In der That waren sie ihm so ergeben, dass in einem wichtigen Falle der statt seiner Com mandirende nichts Stärkeres zu sagen wusste, als; Soldaten stellt euch vor, Caesar sehe euch., Dieser, seinen Pla

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nen Alles aufopfernde Mann, sobald er gesiegt, war die Güte

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selbst; gleichviel, ob nach dem Hange seiner Natur, oder weil er den edlen Sinn hatte, die grösste Klugheit hierin zu erkenAlso Joh. v. Müller über Caesar; Allgem. Gesch. I. B. 'S. 293. ff. Vergl. S. 317. ff. und den Schluss der Rede Cicero's pro Ligario. Was lässt sich übrigens diesen begeisterten, lobpreisenden Zeugnissen, -Schöneres und Würdigeres noch beifügen? Ein Geheimniss möge der jugendliche Verstand allmälig sich zu lösen versuchen: woher es komme, dass der Geistvollste, der Tapferste, der Triumphator und glorreiche Besieger so vieler Völker, ja der Beherrscher der röm. Welt,

so einfach und klar, so allgemein verständlich und anmuthig, so anziehend, nicht für erfahrne und bejalírtere Männer、 allein, sondern selbst für die unbefangne Jugend zu schreiben vermochte? Hier liegt der hellste, ungetrübteste Spiegel einer Seele, die über sich selbst und über die Aussenwelt zu herrschen vermochte; eine von aller Dunkelheit, Ueberladung, Verschrobenheit, von allem Zwange entfernte, liche, gleichförmige, ruhig dahin fliessende Sprache! Also bleibt Caesar in seinen Werken eine liebliche Unterhaltung für den Knaben, ein Gegenstand zunehmender Bewunderung und Nachahmung für den Jüngling, und Stoff ernsterer Betrachtung für den im Urtheile reifern und tüchtigern Mann!-Nicht unerwähnt darf unter den neuern Angriffen gegen Caesars Charakter, als Menschen und Schriftstellers, bleiben die Abhandlung vom Prof K. E. Chr. Schneider, im I. Bande der Philomathie, (Frankf. a. M. 1818.) in welcher theils durch Vergleichung des innern uud äussern Menschen, zu verschiednen Zeiten, theils durch Aeusserungen in den Commentarien, dargethan wird, dass C. ein ganz andrer war, als er scheinen wollte und nach den damaligen Umständen, zur Erreichung polit. Zwecke scheinen musste. Denn, heisst es S. 179., diese Schriften lassen, bei allem künstlichen Scheine von Rechtlichkeit, Gesetzmässigkeit und gutem Bürgersinne, doch unwillkürlich Gesinnungen und Ansichten durchblicken, die allen jenen Eigenschaften widersprechen, dazu noch Spuren von Ironie und Satyre, von Verachtung der Völker und Menschen. Woraus der Verf. das Resultat zieht, dass sich Caesar als einen vom Schicksal begünstigten, zur Herrschaft über die der Freiheit unwürdige Welt Berufenen angesehn habe. Er fühlte sich einen gebornen König! Doch es würde zu weit führen, die Gründe für und wider Caesars moral. Grösse abzuwägen, und es genüge dem jüngern Freunde seiner Werke die oft wiederholte Bemerkung: welchen ganz verschiednen Mafsstab ah politische Grösse das Alterthum anlegte; wie weit auch in unsern Zeiten diese von moralischer Würde entfernt, and wie einzig der Geist es sei,

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