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nen Raum sich auch des zartern Knaben wunderbar und magisch bemächtigt. Und was der innre Trieb nicht vermöchte, das muss ja bald die Macht des Beispiels, des überall umgebenden und erweckenden, wohlthätig bewirken! Dadurch ist es auch geschehen, dass in allen Verhältnissen und Berufskreisen des bürgerlichen Lebens, Männer, die solchen Lehranstalten und Schulen die Grundlage wissenschaftlicher Bildung verdankten, unwillkührlich sich durch die angenommņę Richtung ihres Geistes dem aufmerksamen Beobachter als ehemal. Zöglinge streng wissenschaftlichen Unterrichts offenbaren. Diess eigenthümliche Gepräge aber drückte schon dem zarten Gemüthe und Geiste auf der ernste und sichre grammatische Unterricht, und, weil die Grammatik, einer der ältesten und wichtigsten Theile der Philosophie, die einzig ächte praktische Logik genannt werden kann, das durch diesen vorbereitete Studium der classischen Literatur und ein durch diese geläuterter Geschmack. So wird dann die Grammatik die Mutter des Denkens, die durch dieselbe begründete Vertrautheit mit den Geisteswerken des Alterthums, die Quelle des Wissens und die Richtschnur im Urtheile über das Gute und Schöne, und die zugleich geübte Kritik macht geschickt und vorsichtig in Prüfung dessen, was wahr oder falsch ist.

Es sind demnach einige der schönsten Früchte, welche dem früh angebauten classischen Boden für das ernstere Leben erwachsen könnten, unparteiische Prüfung der Wahrheit, Freiheit von Vorurtheilen früherer und späterer Jahrhunderte, und reger und rastloser Eifer, die Summe der Erkenntniss nach

Kräften zu mehren. Indem der Herausgeber diese unschätzbaren Vorzüge nennt, welche den durch hu manistische Studien Gebildeten vor denen auszeichnen, die ihrem Zeitalter nur und der modernen im steten Wechsel befangnen Erziehung und Bildung den relativen Grad der Erkenntniss und des Wissens verdanken, bemerkt er zugleich, wie schwierig es sey, auf Schulen, deren Zöglinge nur Unterricht, 'nicht unmittelbare Leitung und Aufsicht geniessen, die Zwecke zu erreichen, die einmal als die höchsten der Jugendbildung auf Gymnasien gesetzt sind. Ich übergehe die Hindernisse, welche von aussen in allerlei Gestalten sich darbieten; ich erwähne nur die Ansprüche, welche von Eltern nicht nur, sondern auch von der Bestimmung und dem Privatinteresse Einzeler an die Schule und ihren Unterricht gemacht werden. Diese Ansprüche haben bewirkt, dass unvermerkt die Lehrplane sich erweitert, die Massen des Unterrichts sich vermehrt, die Stunden vereinzelt und vervielfacht haben, ja, dass die Lehrer selbst in manche Verlegenheit gesetzt worden. Flüchtige Ansicht mancher Lektionsplane, ihrer sind aber nicht wenige, überzeuget von der Richtigkeit der Behauptung. Soll

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demnach jenes durch den Namen und die Bestimmung der Gelehrtenschulen bedingte und als nothwendig erkannte höchste und letzte Ziel auch auf solchen Schulen, welche der Zeit und den äussern Verhältnissen manches Opfer zu bringen genöthigt wurden, erreicht werden: so bedarf es einer zeitgemässen, aber doch streng wissenschaftlichen und die ganze geistige Natur des Zöglings ergreifenden und bethätigenden Methodik im Sprachunterrichte. Diesem zufolge wird

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es nicht bloss hinreichen, das grammatische Studium zu begünstigen, sondern auch die historischen Facta und Charaktere, so wie die praktischen oder theoretischen Wahrheiten des Alterthums, werden Geist und Gemüth erregen und in thätigen Anspruch nehmen müssen. Eine Vergleichung der Muttersprache mit den fremden wird gleichsam als Vermittlerin zwischen der neuen und alten Zeit auftreten, und die Gesetze des menschlichen Verstandes als ewig gültig für alle Zeiten, selbst in der freien Entwickelung der menschlichen Sprache und Rede darstellen. Die Beispiele der Vorwelt werden nach Zeit, Ort und Umständen, vor Allem aber nach dem reinen und fleckenlosen Mafsstabe christlicher Tugend gewürdigt und die erfreulichen in allen Jahrhunderten des Alterthums wiederkehrenden, in manchen herrlich aufblühenden Knospen, Blüthen und Früchte reinerer Gottesfurcht und Gotteserkenntniss werden die Idee eines göttlichen Reiches auch vor Christus die Gemüther der Jugend ahnen und würdigen lassen. Weil aber der klare, hellé Verstand es ist, der zur Kenntniss des Alterthums durch das Mittel der Sprachen führt, so muss die Grammatik insbesondre, als die erste Leiterin und Führerin des Knaben zur classischen Bildung, das unsichtbare leitende Princip seyn, welches die Sprachstudien in allen Formen und Varietäten zusammenhält, und dessen Wirkung sich auch auf die übrigen geistigen Bestrebungen wohlthätig verbreitet. Der Verf. hat hier nicht nöthig, Missverständnissen zu begegnen, die von einigen Pädagogen und andern Zeitschriftstellern erregt und Gegenstand der Befehdung ge

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worden sind, als tödte und ersticke das Studium der Alterthumswissenschaft alles christlich religiöse Gefühl und Handeln, oder als werde das Heidenthum über das Christenthum, alte Zeit über die neuere erhoben und gestellt. Hier kann nur darauf hingedeutet werden, dass Studium der Grammatik und der mit ihr verbundnen Kritik auch auf das Verständniss der heil. Urkunden des Christenthums von dem entschieden wohlthätigsten Einflusse gewesen ist, ja, dass ohne diese auf historisch grammatische Interpretation gegründete Hermeneutik kein Erfor schen der Wahrheit, sie komme aus welchem Munde sie wolle, möglich sey. So lange das Medium sinnlicher Mittheilung des Gedachten, also Verkörperung des Geistes, die Sprache und Schrift bleibt und ist, so lange wird auch jener Satz gelten. Das Aufblühen und das Wachsthum der kritischen Philosophie und der Beifall, den sie bei den Zeitgenossen fand, gegründet auf gerechte Anerkennung ihrer Verdienste, hat auf das Studium der Grammatik und folglich auch auf Interpretation der Classiker einen so entschiednen Einfluss geoffenbaret, dass die spätere Literaturgeschichte auch für die humanistischen Studien von jener Philosophie eine eigne Epoche bilden und feststellen wird. In Folge dieses neu erweckten und erwachten Lebens haben auch bereits manche würdige Männer versucht, die Ergebnisse ihrer tiefern und gründlichen grammatisch - kritischen Studien in ein auch der zartern Jugend geniessbares Gewand einzukleiden, und zwar geleitet und leitend an der Hand eines besonders dazu erwählten Schriftstellers. In der Reihe dieser hochverdienten Ge

lehrten strahlt aber besonders, nach des Herausgebers Urtheile und Erfahrung, und ihm pflichten gewiss alle Sachverständigen bei,der Name und das Muster des ehrwürdigen BREMI, der in seinen Ausgaben des Cornel und Sueton ein fast unübertroffnes Vorbild gelehrter und gründlicher, und doch der Jugend selbst allgemein deutlicher und fasslicher Erklärung eines classischen Schriftstellers aufgestellt hat. Es ist nicht zu berechnen, wie einflussreich solche praktische Anleitungen zum ernsten Sprachstudium die Jugend einladen und ermuntern, und wie sie namentlich auch den Privatfleiss auf Schulen, welche der beständigen Aufsicht und unmittelbarer Leitung der Zöglinge ermangeln, befördern und zweckmässig vorbereiten. Dieser wohlthätige Einfluss aber, den solche Hülfsmittel und auf solchem Wege der lernbegierigen Jugend auf Gelehrtenschulen darbieten, entspringt aus den Eigenschaften und Vorzügen, durch welche sie sich einen bleibenden und stehenden Werth sichern, und diese bestehen, unsers Da fürhaltens, zunächst in folgenden wesentlichen Merkmalen. Zuerst müssen ähnliche Commentare dem

Standpunkte der Wissenschaft selbst angemessen seyn, d. i. sie müssen die durch die Bemühung und das Streben der anerkannt bessten Meister und Musterlehrer bereits gewonnenen Resultate des philosophischen Sprachstudiums, in, der Jugend, nach dem gesetzten Alter und nach ihrer Fassungskraft, verständlichen Erläuterungen, Begriffen und Regeln enthalten; es muss auf die neuesten und wichtigsten Entdeckungen im Reiche der Sprachwissenschaft hingewiesen, und dadurch selbst das Verdienst der

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