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grössten Sprachphilosophen und Sprachkenner älterer und neuerer Zeit zur baldigen Kenntniss der Jugend gebracht werden. Sodann muss ein solcher Commentar des Schriftstellers selbst und seines Gegenstandes würdig seyn, d. i. die ernste Sache soll mit Ernst betrieben, und das jugendliche Gemüth für die ernste Sache gewonnen, also nicht in das Gemeine herabgezogen, sondern zu richtiger und höherer Ansicht des Lebens und der Wissenschaft erhoben werden. Diess geschieht aber vornehmlich dadurch, dass die Anmerkungen ihrer Natur nach zwar erklärend und erweekend, aber nicht einschläfernd und gängelnd, überall den Verstand anregen, zu eignem Nachdenken ermuntern, das Urtheil schärfen, verworrne und dunkle Begriffe berichtigen, aus dem engen und befangnen Ideenkreise in eine weitere Sphäre versetzen, und somit überhaupt zum Weiterstreben und zu rührigem Eifer nach höherer Erkenntniss entflammen. Darum können und dürfen ähnliche Commentare keineswegs bloss für eine kurze Frist des Schullebens berechnet seyn, wiewohl sie zunächst eine gewisse Bildungsstufe berücksichtigen; vielmehr müssen sie vermöge ihres Inhalts Stoff zum Nachdenken, durch Nachlesen und Vergleichung, auch für den zu höherer Reife gediehenen jugendlichen Geist darbieten. Sie mögen und sollen den jungen Freund und Zögling des classischen Alterthums anspornén, für sich selbst, d. i. in den Stunden des Privatfleisses, einen Commentar über den vorliegenden zu machen, damit auch er aus dem kleinern Vorrathe des gesammelten Gutes frühzeitig lerne, einen grössern Schatz sich zu

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erwerben, und Anweisung erhalte, wie er diess anzufangen habe. Und so ist endlich auch diess ein nothwendiges Erforderniss bei der Bearbeitung eines Classikers, wie, wir sie uns denken, dass sie die Stelle eines Lehrers vertrete, wann und wo dieser nicht zugegen seyn kann; dass der Schüler nicht nur Materiale zum gedeihlichen Anbaue seines Sprachfeldes vorfinde, sondern auch lerne, worauf es vorzüglich bei dem Lesen und Studiren der Classiker ankomme; welch' eine vergebliche, nichts sagende und nichts fruchtende Beschäftigung es sey, lesend zu übersetzen, und übersetzend nichts zu verstehen, und nach allem Uebersetzen und Dollmetschen nichts Gründliches, Bleibendes, über den flüchtigen Augenblick des Jugendlebens Erhebendes gewonnen und in sein Eigenthum verwandelt zu haben. Die Schriften des Alterthums sind Kunstwerke, deren Schönheit im Grossen nur der Beschauer zu fassen und zu füh len, und nachzuahmen vermag, der auch in ihren kleinsten Theilen sie zu erfassen, und die Harmonie derselben zu dem Ganzen sich selbst und : Andern nachzuweisen versteht.

Würden die vorausgeschickten Bedingungen als gültig anerkannt, und entspräche irgend eine schriftstellerische Arbeit derselben vollkommen, so wäre das Bedürfniss der letztern unbedenklich anerkannt und ihr Werth gesichert. Dass aber des verehrten BREMFS Commentare jene wesentlichen Kennzeichen und Vorzüge an sich tragen, darüber kann das Urtheil nicht zweifelhaft seyn. Demnach war es nicht nur erlaubt, sondern Pflicht für den Herausgeber der Commentarien Caesar's, zu versuchen, ob er in die

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Fusstapfen des würdigen Vorgängers und Meisters zu treten vermöchte, und zwar auf eine des Vorbildes und Gegenstandes würdige Art. Darüber aber werden und mögen Andre entscheiden; dem Verf. geziemt nur die Hoffnung und der Wunsch, dass ein dereinst zu fallender richterlicher Ausspruch den Versuch nicht ganz als misslungen darstellen, vielmehr zu künftig vollkommnern Erzeugnissen der Mussestunden dem Herausgeber Aufmunterung, und dadurch selbst für das bereits Geleistete einen willkommnen Lohn gewähren möge.

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Zuletzt erfordert doch wohl das gewagte Unternehmen, dass der Verf. über diejenigen Punkte und Rücksichten Auskunft gebe, welche er als eigenthümlich vor Augen gehabt, und denen gemäss er seine literar. Thätigkeit dem gewählten vorliegenden Schriftsteller gewidmet habe. Darüber, dass er der Muttersprache sich zur Erklärung bedient hat, bedarf es, sobald der Zweck beachtet wird, der Entschuldigung nicht; auch scheint die Furcht und Besorgniss ungegründet, als werde durch dieses Mittel der Interpretation lateinischer Classiker der Sprache selbst, deren Erklärung man zu befördern hoffte, Eintrag und Einbusse bereitet.. Alles kommt hierbei auf das Alter und die Sprachfertigkeit der Schüler, für welche, auf den Zweck, an, für den zunächst geschrieben und gearbeitet wird. Ist der Schriftsteller seiner Natur und seinem Inhalte nach von der Art, dass er auch in der Schule nur in der Muttersprache erklärt werden kann, weil ein andres Mittel der Mittheilung die Schüler selbst nicht fassen würden; so ist bei einem schriftlichen Commentare, der die Stelle des

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Lehrers für eben dasselbe Lebens und Geistesalter vertreten soll, an sich schon keine andre Forderung zu machen, noch ein bedenkliches Misstrauen in den Werth desselben zu setzen, im Fall dieser oder jener nicht beherzigen wollte, was der geistreiche und scharfsinnige Heindorf einst zu den Satiren des Horaz în der Vorrede, als Begegnung gegen zu erhebenden Tadel in dieser Hinsicht, erwähnen zu müssen für nöthig achtete. Ja, der Herausgeber sichert allen denen, welche den Versuch mit ihm gemacht haben, den gewissen Trost zu, dass grade dieser Weg der Interpretation, wie ihn BREMI vorgezeichnet, das zuverlässigste Mittel ist, die Wiederholung in deutscher Sprache gegebner Erklärungen, Begriffsbestimmungen, grammatischer und syntaktischer Regeln, mit glücklichem Erfolge in lateinischer Sprache, frühzeitig anzustellen. Und diese Uebungsmethodehält der Verf. für die einzig praktische und ins ganze Leben eingreifende, dass sich nämlich der noch so dürftige, wie der volle und gewandte lateinische Ausdruck (oratio) auf Klarheit und Bestimmtheit logischer Erkenntniss gründe. Unsern Knaben aber liegt zur Gewinnung dieser Güter kein Mittel näher, als die auch in dem Vortrage des Lehrers veredelte, reine, selbst in der Form über die gemeine Alltagssprache zum Nachdenken auffordernde Muttersprache. In dem Kreise der Eigenschaften aber, durch welche der Herausgeber seine Arbeit als eigenthümlich und neu bezeichnen wollte, lag zuerst eine der Hauptbestimmung des Ganzen geziemende strenge Berücksichtigung des Textes der Commentarien, und zwar so, dass über manche schwierige und kritisch verwickelte

Stelle eigne Ansichten ausführlich mitgetheilt, über andre minder erhebliche Varianten wenigstens die Gründe für oder wider die eine oder andre kurz und bündig angegeben wurden, damit nicht nur die Aufmerksamkeit der Jugend auf die Correktheit des Textes geweckt, sondern auch das Urtheil nach sichern Principien geleitet würde.. Es wäre dem Herausgeber nichts erwünschter gewesen, als wenn er recht viele Hülfsmittel zur Kritik des Textes zur Vergleichung zu Händen gehabt hätte, und dadurch in den Stand gesetzt worden wäre, manche noch ungeheilte Stelle ihrer Integrität näher zu bringen. Dazu aber gab ihm seine Lage keine erwünschte Gelegenheit, und er musste sich begnügen, aus der von Oudendorp gesammelten Masse von Varianten, so wie aus einer von Lemaire neuerdings angestellten spärlichen Nachlese aus zwei Pariser Codd., aus sorgfältiger Vergleichung des Metaphrasten und des Pseudonymus Iulius Celsus Biographie des Imperator's, diejenigen Beweise zu entlehnen, die er für manche ihm eigenthümliche Behauptung oder Ansicht bedurfte. Eben so hat er dabei den innern, aus Caesar's Charakter, Schreibart, aus Lage und Zusammenhang der Begebenheiten herzuleitenden Gründen das ihnen gebührende Gewicht überall zu erhalten gesucht. Eine zweite Eigenschaft sollte dieser Arbeit dadurch mit gegeben werden, dass durch sie genauere und gründlichere Kenntniss der Röm. Kriegswerkzeuge und Kriegsalterthümer, deren Namen und Gebrauch die Commentarien Caesar's ihrem Inhalte nach häufig erwähnen, so wie überhaupt lehrreiche Kunde von dem ganzen Röm. La

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