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auf welches die gemeinschaftliche Kraft der Einzelnen gegründet war. Mit andern Worten: die Geschichte lässt in der Romana Civitas die grofse, historisch gegebene Einheit, die Thatsache erkennen, aus welcher eine jede Mannigfaltigkeit in der Erkenntniss und in der Lehre der Römer ihren Ursprung nahm und sich entwickelte; erkennen, dass die kleinste Bewegung, welche in der Civitas sich ereignete, mit, in das Unendliche gesteigerter, Progression, das Verhältniss der divinae res zu den humanae res, und damit zugleich die, immer auf diesem Verhältnisse beruhende, Lehre von beiden umgestaltete 5). Insbesondere lehrt dieses die Geschichte

5) Diese Lehre ist zugleich das Einzige, dem einiger Einfluss auf die Civitas zugeschrieben werden kann; welcher Einfluss aber stets als eine von der Civitas ausgegangene, und nur auf dieselbe rückwirkende Kraft, erscheint. Ganz anders verhielt sich dieses in den Staaten Griechenlands. Cicero, de Legib. III. 4. Platoni placet musicorum cantibus mutatis, tari civitatum status. Aber wie erging es auch diesen Staaten? Schwankend und ohne inneren Haltungspunkt erscheinen die Einzelnen im unruhigen Streben nach Aussen begriffen, Alle aber unter einander im fortwährenden Wetteifer um die Hegemonie. Endlich greifen Athen und Sparta deshalb zu

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der durchgängigen Wechselbeziehung, in welcher die Civitas zu dem civile ius gestanden hat. Davon Einiges hervorzuheben, bezweckt die vorseyende Untersuchung, welcher aber vorerst durch einige Worterklärungen der Weg zu bahnen ist. Ueber die zu dem Ende in möglichster Kürze folgende philologische Episode, der nicht füglich auszuweichen war, wird wohl Niemand mit dem Verfasser rechten, wer anders mit demselben darin einverstanden ist, dass, da Worte, ihrem Hauptzwecke nach, nicht dazu da sind, um etwas zu verbergen, sondern um etwas zu bezeichnen und zu erklären, dasjenige, welches in irgend einer Verhandlung »>ich weifs nicht was«< bedeutet, auch »ich weifs nicht wann« erwogen werden sollte.

Und deshalb, wenn am Ende dieser Abtheilung ein Rückblick auf ihren Anfang gestattet ist, deshalb bleibt es bei der gegebenen Uebersetzung: Jurisprudentia ist eine Er

den Waffen; Sparta siegt, wird aber durch den Sieg nur vorbereitet, um, und mit ihm die übrigen Staaten, in die Hände der Macedonier, Philipps und Alexanders, zu fallen. Roma dagegen hielt in der That gesammelt im kleinsten Punkte die höchste Kraft

kenntniss der divinae und humanae res, eine Wissenschaft des Justum und In

iustum. Denn die Bedeutung der noch unentkleideten Worte steht allein auf geschichtlichem Wege zu erforschen, auf einem Wege, wo von göttlichen und menschlichen Dingen, von dem Gerechten und dem Ungerechten nirgends auch nur eine Spur sich findet. Ist seiner Zeit hierüber der Beweis hergestellt, so wird erkennen, wie alle Verdollmetschungen der Worte, bevor dieselben auf ihren historischen, auf Thatsachen begründeten, Ursprung reducirt worden sind, entstanden aus einem tadelnswerthen Hinschielen auf fremdartige Dinge, für etwas mehreres als für eben so viel tumultuarische Stellvertretungen für die verabsäumte Reduction selbst, weder gelten noch geltend gemacht werden können.

Zweiter Abschnitt.

Sacrae Res; Divinae Res.

Die lateinische, und namentlich die römische Sprache wird allgemein als eine von den sogenannten todten Sprachen aufgeführt. Indem man nun den Inbegriff des Studiums dieser alten ausgestorbenen Sprachen die humaniora nannte, wollte man, denn auf eine andere Art möchte diese Benennung nicht zu erklären seyn, dadurch die Ansicht aussprechen, dass durch ein solches Studium von Worten deren Gegenstand zwar nicht in der Erscheinung, die immer eine vorübergehende ist, nicht in äusserer Gestalt, die immer aus gebundenen Elementen besteht, aber eben deshalb um so bleibender und freier, eben geistig, vorhanden sey, das menschliche Denkvermögen selbst vergeistiget werde. Und wer wird diese Ansicht, im

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Ganzen genommen, nicht theilen wollen? Liegt doch der köstliche Schatz, welchen wir in jenen alten Sprachen besitzen, allein darin, dass sie grade nur in ihrer ganzen Vollkommenheit, nur von grofsen Männern gehandhabt, und als deren Worte, die ihre Werke zugleich sind und enthalten, auf unsere Zeiten kamen; dass, so wie die Sonne mit ihrem Lichte noch am Abend die Erde beleuchtet, wenn gleich sie selbst schon untergegangen ist, also auch eine Welt unterging und ihre Sprachen zurückliefs, während bei uns die Welt im täglichen Wechsel begriffen ist, die Worte aber stehen bleibend, Jedermann zur täglichen Misshandlung preisgegeben sind. Allein jene in Anspruch genommene Geistigkeit ist selten unbefleckt geblieben; in der Regel schob man römischen Worten Begriffe unter, welche den Römern, weil ihnen die Sachen dazu fehlten, gänzlich fremd seyn mussten, und wollte dennoch auf dieselben Begriffe wiederum römische Worte und römische Weisheit angewendet wissen. Da nun aber, eine Reihe von Jahrhunderten hindurch, alle europäische, dem Papstthum unterthänige, Gelehrsamkeit uniform erschien, d. h. in der ausschliefslichen Form der papistischen und in sofern römischen Sprache,

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