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die sich I, 1, 21 und I, 2, 7 finden. Ferner wird von Diomedes ars gramm. p. 381 ed. Keil eine Stelle aus dem zweiten Buche angeführt, die II, 1, 2 steht. Wenn also die uns erhaltene Sammlung auch erst im Jahre 60 beginnt und schon mit dem Jahre 54 schliefst, und wenn es auch in der Natur der Sache liegt und überdies durch ausdrückliche Zeugnisse bewiesen werden kann, dafs sowohl vorher als nachher M. und Q. Cicero viele Briefe mit einander gewechselt haben, so müssen wir doch annehmen, dafs im Altertum auch nur die uns erhaltenen drei Bücher veröffentlicht worden sind,

Über die Briefe an Atticus berichtet Nepos im Leben des Atticus 16: eum (Atticum) praecipue dilexit Cicero, ut ne frater quidem ei Quintus carior fuerit aut familiarior. Ei rei sunt indicio praeter eos libros, in quibus de eo facit mentionem, qui in vulgus sunt editi, undecim volumina epistolarum ab consulatu eius usque ad extremum tempus ad Atticum missarum, quae qui legat non multum desideret historiam contextam eorum temporum. Sic enim omnia de studiis principum, vitiis ducum, mutationibus rei publicae perscripta sunt, ut nihil in his non appareat et facile existimari possit prudentiam quodammodo esse divinationem; non enim Cicero ea solum, quae vivo se acciderunt, futura praedixit, sed etiam quae nunc usu veniunt cecinit ut vates. Hiernach würde die Sammlung, die Nepos sah, in der Zahl der Bücher und im Anfangs- und Endpunkt von der unsrigen abgewichen sein, und es müfste die Veränderung vorgenommen sein entweder bei oder nach der Herausgabe der Sammlung; denn Nepos schrieb diese Stelle nur wenige Jahre vorher und in diesen wird sich schwerlich eine Veranlassung gefunden haben, die seit langen Jahren zurückgelegte Sammlung einer Revision zu unterwerfen. Wenn man nun aber bedenkt, dass auch von unserer Sammlung recht wohl gesagt werden kann, sie reiche usque ad extremum tempus, obgleich der letzte noch vorhandene Brief fast genau ein Jahr vor Ciceros Tode geschrieben ist, und dafs bei einer ungefähren Angabe, und nur eine solche beabsichtigte Nepos, selbst der von ihm angegebene Anfangspunkt zur Not auch von unserer Sammlung gelten könnte, obgleich in ihr elf Briefe aus der Zeit vor dem Konsulat und gar keine aus dem Konsulat und dem Jahre nachher sich finden; wenn man ferner berücksichtigt, dass die Zahlenangaben in den Handschriften sehr häufig verderbt sind, und wenn man endlich nicht aufser acht läfst, dafs der Herausgeber nicht einmal so viel Sorgfalt angewandt hat, dafs er überall die Briefe in chronologische Ordnung brachte, so wird

man weit eher geneigt sein, die Bücherzahl XI in XVI zu verändern und sich mit Nepos' ungefähren Zeitangaben zufrieden zu geben, als anzunehmen, dafs die von dem pünktlichen Geschäftsmann Atticus geordnete und sorgsam aufbewahrte Sammlung bei der Herausgabe um einige unbedeutende Briefe vermehrt, um viele wichtige vermindert und überhaupt in eine andere Ordnung gebracht worden wäre. Es bliebe die Möglichkeit, dafs nach der Herausgabe irgend einmal die Änderung gemacht wäre. Aber die Citate bei Seneca ep. 97, 4 aus dem ersten Buche, bei Gellius IV, 9, 6 aus dem neunten, bei Nonius p. 145 aus dem zweiten, p. 63 aus dem vierten, p. 257 aus dem neunten, p. 326 aus dem funfzehnten, welche Citate sich alle in den angegebenen Büchern finden, beweisen genügend, dafs, was den Umfang, die Bücherzahl und die Abteilung der einzelnen Bücher betrifft, die im Altertum kursierenden Sammlungen mit der auf uns gekommenen vollkommen übereinstimmten. Damit soll indessen nicht gesagt sein, dafs nicht einzelne Stellen oder wohl auch einzelne Briefe, die im Altertum in der Sammlung standen, uns verloren gegangen sein könnten. Ich meine damit nicht die Briefe, auf die sich Cicero in anderen Briefen bezieht und die gleichwohl in unserer Sammlung fehlen; denn diese können von Atticus, wie erweislich einige andere, verloren oder vernichtet. worden sein. Aber die bei Seneca de brev. vitae 5 so genau bezeichnete Stelle suchen wir in unseren Briefen vergebens; Beweis genug, dafs so manches uns durch die Schuld der Abschreiber verloren gegangen ist.

Weit schwieriger als bei den Briefen an Quintus Cicero und an Atticus ist es, bei den sogenannten Briefen ad familiares ins reine zu kommen über den ursprünglichen Umfang dieser Sammlung und den Plan, nach dem sie gemacht worden ist.

Der Gesamttitel, den diese Sammlung in unseren Ausgaben führt, ist neueren Ursprungs und hat im Laufe der Zeit sich geändert. In den ältesten Ausgaben hiefs sie epistolae familiares, in der Ausgabe des Stephanus 1526 wurde dieser Titel geändert in epistolae ad familiares, Victorius 1536 setzte dafür epistolarum libri XVI und Cellarius gab seiner Ausgabe 1698 den Titel: epistolarum ad diversos libri XVI.*) Von diesen Titeln

*) Ebenso sind diese Briefe schon benannt in einer in der Pariser Bibliothek befindlichen Ausgabe, deren Titel vollständig so lautet: Epistolarum M. T. C. ad diversos missarum, quae hactenus familiares dictae, libri quindecim ex Petri Victorii castigatione. Apud Seb. Gryphium Lugduni 1540.

sind die beiden ältesten schon deshalb zu verwerfen, weil die wenigsten Briefe in unserer Sammlung 'vertraute' Briefe sind, und der von Cellarius, weil 'an verschiedene' lateinisch nicht ad diversos heifst. Allen aber steht die Autorität der Handschriften entgegen. Zwar findet sich im Codex Parisinus, den ich im Anhang näher bezeichnet habe, die Überschrift: Marci Tullii Ciceronis epistolarum liber primus incipit und nachher unter den einzelnen Büchern Subskriptionen, wie diese: M. T. C. epistolarum ad P. Lentulum lib. primus expl. Incipit eiusdem ad curionem feliciter secundus, und damit stimmen auch der Palatinus primus und drei Dresdner Handschriften, die Benedict benutzte, überein, ja im Palatinus tertius soll sogar stehen: Marci Tullii Ciceronis epistolarum familiarium liber primus incipit. Indessen diese Handschriften sind aus dem Mediceus geflossen und haben, wenn dieser widerspricht, keine Autorität. Im Mediceus aber findet sich keine allgemeine Überschrift und die Subskriptionen unter den einzelnen Büchern lauten immer im wesentlichen wie beim ersten Buche: Marci Tullii Ciceronis epistolarum ad Publium Lentulum explicit. Incipit eiusdem ad consulem curionem (d. i. C. Curionem) feliciter.

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Ebenso verhält es sich auch mit den bei den Alten vorkommenden Citaten aus diesen Büchern. Man citiert entweder ganz unbestimmt den Brief nach dem Namen des Empfängers, wie Nonius p. 199 mit dem Citat M. Tullius epistola ad Cassium den Brief ad fam. XV, 16 in dem Buche ad senatum et ceteros meint; oder man nennt den Titel des Buches, wie Gellius XII, 13, 21: in libro M. Tullii epistularum ad Servium Sulpicium, d. i. ad fam. IV, 4; oder man führt den Titel des Buches an und bezeichnet noch aufserdem den Brief durch den Namen des Absenders oder des Empfängers, wie ad fam. X, 33 von Gellius I, 22, 19 citiert wird: in libro epistularum M. Ciceronis ad L. Plancum et in epistula Asini Pollionis ad Ciceronem, und ad fam. IX, 20 von Nonius p. 59: Cicero ad Varronem epistola Peti, d. i. in einem Briefe an Paetus in dem Buche ad Varronem et ceteros. Nirgends finden wir also in unserer Überlieferung eine Andeutung, dafs die Bücher ad familiares im Altertum eine besondere Sammlung, ein Ganzes für sich gebildet hätten.

Anders stellt sich aber die Sache, wenn wir die Sammlung selbst betrachten und sie mit den anderen Sammlungen Ciceronischer Briefe vergleichen.

Alle übrigen Briefe Ciceros sind, so weit wir es bestimmen können, und wir können es fast bei allen, nach den Empfängern

geordnet gewesen; in unserer Sammlung allein sind Briefe an verschiedene Personen vereinigt und zwar so, dass nur vier Bücher, das dritte, achte, vierzehnte und sechzehnte, nicht Briefe an mehrere enthalten. Dies allein würde allerdings noch nichts beweisen; denn das sonst überall beobachtete Einteilungsprinzip könnte hier blofs darum nicht beobachtet sein, weil es sich nicht beobachten liefs, indem nicht mehr genug Briefe an eine Person vorhanden waren, eine eigene Sammlung oder auch nur ein eignes Buch damit zu füllen. Es hätte nichts Auffallendes, wenn neben den sechzehn Büchern an Atticus und den drei an Quintus u. s. w. ein Buch an Lentulus und andere stände, wenn an Lentulus nicht mehr Briefe vorhanden waren oder wenigstens nicht mehr zur Veröffentlichung sich eigneten. Aber so ist es nicht. Das vierte Buch ist überschrieben ad Servilium (d. i. Servium) Sulpicium und es enthält 5 Briefe an diesen Mann, 2 von ihm und 8 Briefe an andere Personen. Dennoch finden sich im dreizehnten Buche, welches ad Memmium et ceteros überschrieben ist, noch 13 Briefe an Sulpicius, und diese haben zusammen ungefähr denselben Umfang, wie jene 8 Briefe des vierten Buches an andere Personen, wären also recht gut geeignet gewesen das vierte Buch zu füllen. Ebenso haben wir im funfzehnten Buche 5 Briefe von Cicero an Cassius und einen Brief von diesem an Cicero, obgleich das zwölfte Buch mit dem Titel ad C. Cassium et ceteros aufser 10 Briefen von Cicero an Cassius und 3 von diesem an Cicero noch 17 Briefe von anderen oder an andere enthält. Endlich steht im dreizehnten Buche ein Brief von L. Plancus, obgleich das zehnte Buch, das ad L. Plancum überschrieben ist, für diesen Brief Raum genug gehabt hätte.

Hierzu kommt noch ein anderer Umstand. Wären unsere Bücher ad familiares nur eine Fortsetzung oder Vervollständigung der anderen Sammlungen, stünden sie neben diesen, wie die Bücher an Atticus neben denen an Quintus Cicero, so dürften Briefe, die anderswo ihren geeigneten Platz gefunden hatten, nicht noch einmal in unsern Büchern vorkommen. Wir würden es nicht auffallend finden, dass ein Brief des Caelius und einer an Dolabella, die als Beilagen bei ad Att. X, 9 und XIV, 17 stehen, noch einmal ad fam. VIII, 16 und IX, 14 sich finden, wie ja auch ein Brief an Pompeius, der ad Att. VIII, 11 beigelegt war und bei diesem Briefe noch steht, von Nonius p. 201 so citiert wird: M. Tullius ad Pompeium lib. IIII. Wir würden es auch erklärlich finden, wenn hin und wieder aus Versehen ein selbständiger Brief aus einer andern Sammlung auch in unseren Büchern

eine Stelle gefunden hätte. Wenn aber in ihnen 5 Briefe an M. Brutus, 3 an C. Cäsar, 1 an Cn. Pompeius und viele..an C. Cassius vorkommen, obgleich, wie p. 1 zeigt, für Briefe an diese Männer eigne, zum Teil sehr umfangreiche Sammlungen vorhanden waren, so können wir uns wohl kaum der Annahme entziehen, dafs unsere Sammlung nach einem von dem der übrigen abweichenden Plane angelegt ist und dafs sie von jeher ein Ganzes für sich gebildet hat, das mit den anderen Sammlungen in keiner Verbindung stand.

Fragen wir nun, wie eine solche Sammlung entstanden sein kann, so lassen sich, soviel ich sehe, drei Möglichkeiten denken: entweder die Bücher ad familiares sind Trümmer der verloren gegangenen gröfseren Sammlungen, oder sie sind eine Auswahl der beststilisierten oder sonst interessantesten Briefe für Leser, denen die anderen Sammlungen zu umfangreich waren, oder endlich sie sind herausgegeben, bevor die vollständigen Sammlungen veröffentlicht wurden, von einem Manne, welchem andere Ciceronische Briefe, solche wenigstens, deren Herausgabe ihm unbedenklich erschienen wäre, nicht zu Gebote standen. Von diesen Annahmen ist die erste unstatthaft, weil die oben p. 1 und p. 7 angeführten Citate von Gellius und Nonius deutlich zeigen, dafs zur Zeit dieser Männer unsere Sammlung schon vorhanden war und die andern noch nicht verloren waren. Der zweiten Annahme würde es nicht sehr widersprechen, dafs unter den Briefen ad familiares mehrere sich finden, die in den gröfseren, nach den Empfängern geordneten Sammlungen nicht wohl gestanden haben können, wie z. B. die beiden Berichte Ciceros an den Senat ad fam. XV, 1 und 2; denn es wäre recht wohl möglich, dafs man einer Auswahl der besten Briefe einige Inedita hinzugefügt hätte. Aber unvereinbar ist es mit dieser Annahme, dafs so auffallend viele Briefe anderer Personen aufgenommen sind, von denen einige gar nicht an Cicero gerichtet sind und sehr viele zum Verständnis der übrigen Briefe nicht das mindeste beitragen; dafs ferner neben einer allerdings grofsen Anzahl meisterhaft stilisierter und auch sonst sehr interessanter Briefe auch eine nicht unbedeutende Menge kleiner und durch nichts ausgezeichneter Platz gefunden hat, deren Aufnahme nur durch die Rücksicht auf Vollständigkeit veranlafst sein kann; dafs endlich aus den uns nur dem Namen nach bekannt gewordenen Sammlungen, in denen gewifs viele höchst ausgezeichnete Briefe sich fanden, verhältnismäfsig nur wenige, und aus den Briefen an Atticus und Quintus Cicero, deren Vorzüge wir aus

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