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den Namen der Völker zu erkennen: a) sie nennen sich Gael Galli (allein der Name ist Gaedel Gaoidheal). Kymren Cimbri: allein daß die Cimbri Germanen waren, kann nicht im mindesten bezweifelt werden. Der Name Kymren für die Bewohner von Wales ist den Alten unbekannt und kommt erst im zwölften Jahrhundert oder noch später auf: er hat mit den Cimbri oder den Cimmerii nichts zu thun.

b) Die Bewohner der Bretagne seien die Nachkommen der alten Gallier: da diese nun dieselbe Sprache wie in Wales haben, so sei damit entschieden, daß die alten Bewohner Galliens und Englands dasselbe Volk waren. Allein es ist vollkommen sicher, daß die Bretonen nicht die Nachkommen der alten Gallier sind, sondern aus England eingewandert: erst unter Constantin dem Grossen 306, dann unter Maximus 383 und wieder unter dem britannischen Imperator Constantinus 407, dann in großer Zahl im fünften Jahrhundert, vor den Sachsen fliehend.

c) Die Namen der Städte in Britannien und Gallien seien zum Theil dieselben; (vgl. besonders Brandes Seite 58 bis 62). Aber als die Römer nach Britannien kamen, gab es daselbst noch keine Städte; erst unter der römischen Herrschaft wurden sie gebaut und erhielten dann natürlich die Namen der gallischen Städte, aus welchen die ersten Ansiedler kamen; was z. B. ausdrücklich bezeugt wird von Camulodunum unter Claudius. (Tacitus ann. XII 32.) Gerade wie wenn man aus den nordamericanischen Städten Frankfurt, Straßburg u. a. schließen wollte, daß die Bewohner von Frankfurt und Straßburg Rothhäute waren!

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d) Die Sprache. Von der Sprache der Kelten in Gallien ist uns sehr wenig erhalten, nur einzelne Wörter bei Griechen und Römern, einige wenige Inschriften, Namen, die meistens in den Handschriften sehr verderbt sind (nicht einmal bei Caesar können die Namen sicher gelesen werden).

Man hat in neuerer Zeit diese Reste öfters gesammelt: bei Belloguet; besonders Lorenz Diefenbach, Origines Europaeae. Die alten Völker Europas mit ihren Sippen und Nachbarn. Frankfurt am Main 1861. (Früher in den Celtica.) Die Inschriften von J. Becker in Frankfurt in den Beiträgen zur vergleichenden Sprachforschung auf dem Gebiete der

arischen, celtischen und slawischen Sprachen herausgegeben von A. Kuhn und A. Schleicher. Band III. (Berlin 1863.) Seite 162 bis 215. 326 bis 359. 405 bis 443. IV. (1865.) Seite 129 bis 170. (dort stehen wohl auch einige mit Unrecht: hoffentlich kommen noch mehr zum Vorschein). Es fragt sich nun, ob wir nach diesen dürftigen und unsicheren Resten die gallische Sprache als eine irisch-brittische erkennen oder als eine deutsche. Allgemein wird behauptet: als eine brittische.

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Die brittischen Sprachen sind, eigentlich zwei, bedeutend von einander verschieden, die irische und schottische, sammen gaelisch, und die kymrische in Wales und in Bretagne. Das beste Werk darüber ist I. C. Zeuss, Grammatica Celtica. In zwei Bänden. Lipsiae 1853. (nach den ältesten Denkmälern). (Editio altera cur. H. Ebel. Berolini 1871. In 1 Band.) Die Wörterbücher sind sehr vorsichtig zu gebrauchen: für Irisch von Edward O'Reilly, An irish-english Dictionary. To which is annexed a compendious irish grammar. Dublin 1821. Für Wälsch von W. Owen, A Dictionary of the welsch language. London 1803. (The second edition by W. Owen Pughe. Denbigh 1832), und das Dictionarium ScotoCelticum, in 2 vols. Edinburgh 1828.

Die Britten (so nenne ich zusammen die Gaelen und Kymren) sind von jeher geneigt, ihre Sprache für die Ursprache zu halten, aus der alle anderen erklärt werden können; so haben sie auch die punischen Sprachreste frischweg aus dem Irischen erklärt. In neuester Zeit hält man die Sprache für eine sogenannte indogermanisch-sanskritische, besonders seit Pictet (einem gelehrten Genfer) und Bopp; dennoch halte ich das für sehr zweifelhaft: ich bin sehr geneigt, die Urbestandtheile dieser Sprache für nicht arisch (für finnisch?) zu halten; aber sobald das Volk mit andern Völkern in Berührung kam, nahm es fremde Wörter in großer Menge auf; zuerst wahrscheinlich von den Belgae; dann lateinische in großer Menge: dann angelsächsische, englische und französische, so daß jetzt von den alten Wörtern wenige mehr zu erkennen sind. Das ist gut, daß jetzt mehrere Gelehrte sehr fleißig mit der Sprache sich beschäftigen, in Kuhns und Schleichers Beiträgen (die zwar alle an dem arischen Charakter und an der Identität mit der gallischen Sprache nicht zweifeln: daher wird diese Sprache

allgemein die keltische genannt: ich möchte sie die brittische nennen).

Mit den Inschriften gelingt es bis jetzt nicht.

Einzelne Wörter: es ist bei der Beschaffenheit der brittischen Wörterbücher gar nicht schwer, jedes beliebige Wort in jeder beliebigen Bedeutung als brittisch nachzuweisen. Einige Beispiele:

brachio, siehe Kelten und Germanen S. 57 f.
didoron, ebd. S. 99 f.

pempedulon, kymrisch pemp fünf, dalen folium. (ula ist vielmehr deminutiv; siehe Kelten u. G. Seite 110.)

Dagegen: Die Alten haben die Britten immer für Autochthonen gehalten, für ein von den Galliern verschiedenes Volk (vgl. meine Schrift S. 57 ff.). Auch Tacitus, auf den man sich immer beruft, sagt ausdrücklich Agr. 11, daß wenigstens ein Theil der Bewohner wesentlich verschieden sei und eher mit den Spaniern und Hiberen verwandt. Nur an der Südküste hatten sich belgische Ansiedler niedergelaßen. (Ihre physische Beschaffenheit; ganz andre Sitten, z. B. keine Ehe; Männer- und Weibergemeinschaft).

2) Daß aber die Germanen von den Kelten grundverschieden seien, soll bewiesen werden durch die Stellen: Caesar b. G. I. 47, 4. (wir haben noch keine genügende Ausgabe!).

Sueton im Caligula c. 47.

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Tacit. Germ. 43: Gothinos Gallica lingua coarguit non esse Germanos.'

Ferner die Sitten: Caesar b. G. VI 21, 1: Germani multum ab hac consuetudine (Gallorum) differunt.'

Caesar ist überhaupt in Unterscheidung der Nationalitäten nicht genau: gleich in I 1, 2 sagt er, daß die Aquitani Galli Belgae lingua, institutis, legibus inter se differunt: wonach man glauben sollte, daß die Belgae von den Galli ebenso wesentlich verschieden seien, wie diese von den Aquitani.

Wir werden in diesen Vorlesungen sehen, daß die germanischen Sitten die keltischen sind, wie dieß ausdrücklich auch Strabo bezeugt; denn wo er die Sitten der Gallier beschreiben will, da sagt er, daß er sie nicht schildere, wie sie zu seiner Zeit unter dem Einfluß der Römer geworden,

sondern wie sie vor alten Zeiten gewesen und wie jetzt die Germanen seien, denn diese seien die ächten Galater. Ja sogar Caesar selbst sagt VI 24, die Germanen seien nichts. anderes als eingewanderte Galli, sie seien die ächten geblieben, während die Galli provinciarum verweichlicht seien.

Die physische Beschaffenheit.

Die Ansicht der Alten. Strabo, und die andern alle ebenso. Nur Tacitus scheint der Ansicht zu sein, daß mit den Cimbri ein ganz neuer Volksstamm in der Geschichte aufgetreten sei. Die Cimbri sind ohne Zweifel Galli, aber ohne Zweifel auch Germani.

Die Belgae, ohne Zweifel von Germanen abstammend, sind zugleich wie die Nervii nach Strabo selbst Germanen; aber ohne Zweifel auch Galli und mit den eigentlichen Celtae nahe verwandt.

Die Sprache. Bei Festus: 'Cimbri lingua Gallica latrones'; Plutarch im Marius 11 übersetzt diese Stelle ins Griechische: Κίμβρους ἐπονομάζουσι Γερμανοὶ τοὺς λῃστάς. Die Germanen nennen die Räuber Cimbri.

Plutarch sagt vom Sertorius (Sertor. 3), er sei dem Marius von großem Nutzen gewesen: da er die gallische Sprache verstanden, habe er sich in das Lager der Kimbren geschlichen.

Von den Treveri berichtet Hieronymus ad Galat. II. prol. c. 3: 'unum est, quod inferimus et promissum in exordio reddimus, Galatas, excepto sermone Graeco, quo omnis Oriens loquitur, propriam linguam eandem paene habere, quam Treveros, nec referre, si aliqua exinde corruperint.'

Livius XL 57: facile Bastarnis Scordiscos iter daturos: nec enim aut lingua aut moribus aequales abhorrere.'

Die einzelnen Wörter: ambactus, gothisch andbahts (úηpétηc, diákovoc), hd. ambaht (minister, satelles), alts, ambahtëo (minister), altn. ambâtt (ancilla), Wurzel bah (facere).

braca, ahd. bruoch, ags. brôc, nord. brôk, u. s. w.

Die Pflanzennamen des Dioskorides, z. B. IIII p. 172 doukwvé, aber bei Marcellus Burdigalensis c. 7: 'gallice odocos': ahd. atah, nhd. attich; andere bei Marcellus, cap. 16 p. 121 calliomarcus Kalenwurz in einem deutschen Vocabular des

=

15. Jahrhunderts.

Die Inschriften kann ich nicht genügend erklären.

Die Namen auf rix, marus und gnatus (das letztere = siehe Kelten und Germanen Seite 120 bis 125.

nôt);

Die späteren Namen in Gallien; ferner, daß in dem Französischen gar nichts aus dem Brittischen erklärt werden kann.

Wir werden es also für berechtigt halten, zur Erklärung des germanischen Lebens die Nachrichten über die Kelten beizuziehen. Wenn Strabo die Gallier nicht nach den Galliern seiner Zeit schildert, sondern nach den Germanen, so ist es gewiss umgekehrt erlaubt, zur Erklärung des germanischen Lebens die älteren Nachrichten über die Kelten zu vergleichen. Gewiss ist, daß die Griechen auch die Germanen Kelten und Galater nannten: was sie daher von den Kelten berichten, kann sehr wohl von den Germanen gemeint sein. Auch wird in neueren Schriften sehr häufig zur Erläuterung germanischer Zustände auf gallische verwiesen: nach der herrschenden Ansicht dürfte es eigentlich nicht sein; aber es geschieht doch, weil die Verwandtschaft zu nahe liegt. Wir thun es aber mit gutem Gewißen.

Ich will hier nun gleich meine Grundansicht über das Wesen der keltisch-germanischen Cultur aussprechen. Häufig läßt man sich von der Neigung bestimmen, die alten Zustände aus den neuen zu erklären: das altgermanische Leben sei eigentlich in seinem Elemente ganz dasselbe gewesen, wie das heutige. Dieß ist unrichtig: es ist im Lauf der Zeit eine völlige Umwandlung eingetreten. Man hat sich ein Schema gemacht, Jäger und Fischer, Nomaden und Hirten, Ackerbau, Handel und Industrie. Nach einer Ansicht wären sie wesentlich ebenso ein Ackerbau und Handel treibendes Volk gewesen wie jetzt; das ist falsch. Andre: Nomaden; das ist wieder falsch. Das Schema ist eben nicht vollständig: sie waren durchaus Krieger, für den Krieg organisiert, vom Krieg lebend (Ackerbau und Viehzucht nur als Nebensache treibend), etwa als ausgewanderte Kriegercaste: daher lehrt ihre Religion vor allem Todesverachtung. Nach unsern modernen Anschauungen ist es nicht möglich, daß ein ganzes Volk nur den Beruf eines Kriegers kennt und vom Krieg lebt: aber Kriegstüchtigkeit ist die erste Bedingung des Lebens des Mannes, Abhärtung. Daher kein Grundbesitz, keine festen Wohnsitze, keine Städte, nicht weil sie als Nomaden umherziehen, sondern weil sie als Krieger beständig bereit sein müßen, in den Krieg zu ziehen;

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