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eord-varas (terrae incolae), hellevaran (interni incolae), huchvare (cives); altnord. skipveri, plur. verjar (nauta), skogverjar (Waldbewohner), Romverjar (ags. Romvare) Romani; eyverjar (Inselbewohner). Dazu gehören die alten Volksnamen: Angrivarii, Ampsivarii, Bajuvarii, Chasuarii, Chattuarii, Ripuarii. Insofern colentes nicht nur bewohnende, sondern auch verehrende heißt, kann auch Cyuvari hieher gehören, Schwaben in Augsburg (in einer alten Wessobrunner Glosse = Suâpa), womit zu vergleichen bei Ptolemaeus II 11, 17 Teutovóαpoι, Verehrer des Teuto.

Angri- aus angar (Wiese): also Wiesenbewohner?

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Sie kommen nur bei Tacitus vor, und bei Ptolemaeus ('Arrpiováρio II 11, 16), der aber aus Tacitus schöpft. Allerdings auch Angrarii Ostfalen, aber diese kommen erst im achten Jahrhundert vor, und es ist sehr zweifelhaft, daß Angrarii die Angrivarii des Tacitus sind. Daher ist der Name bedenklich; vielleicht ein Schreibfehler. Ann. II 8: nachdem Germanicus mit der Flotte in die Ems eingelaufen und auf dem Marsch gegen die Weser begriffen ist, wird ihm berichtet, daß in seinem Rücken die Angrivarii abgefallen sind. II 19 erfahren wir, daß die Germanen die Römer an einer sumpfigen Stelle angriffen, in der ein Damm hervorragte, welchen die Angrivarii als Grenzwall gegen die Cherusci aufgeworfen hatten. 22, daß sie sich unterwarfen, als Germanicus den Stertinius gegen sie schickte, und 24, daß die Flotte des Germanicus, auf der er aus der Ems in den Ocean geschifft ist, vom Sturm zerstreut wurde, daß aber die Angrivarii 'nuper in fidem accepti multos redemptos ab interioribus reddidere'. Nach allen diesen Stellen muß man glauben, daß die Angrivarii an der Ems wohnten. Sie werden dann noch II 41 mit unter den Völkern genannt, über welche Germanicus triumphierte. Auch nach unserer Stelle etwa an der Ems. Daher hat Nipperdey an einigen Stellen der Annalen Ampsivarii für Angrivarii gesetzt, Anwohner der Ems. Dieß ist nicht unwahrscheinlich, nur hätte er es überall thun sollen: denn in II 19 läßt er doch Angrivarii stehen. — Er unterscheidet also zwei Völker, die Ampsivarii an der Ems, und die Angrivarii, welche er zwischen Weser und Elbe setzt, wie mir scheint, mit Unrecht, weil er die Schlacht II 19 zwischen Weser und Elbe setzt. Die Ampsivarii von Amisia und vari. Von diesen berichtet Tacitus zum Jahr 58, Ann. XIII 55, ihr Anführer Boiocalus sei wegen seiner römischen Gesinnung von Arminius in Feßeln geschlagen wor den, habe dem Germanicus Dienste geleistet, und sein Volk den Römern unterworfen, und nach fünfzigjährigem Gehorsam gegen die Römer ward er und sein Volk von den Chauci aus ihren Wohnsitzen vertrieben; und sie verlangen von den Römern, daß ihnen am Rein die agri vacui et militum usui sepositi überlaßen werden: diese hatten kurz vorher die Frisii unter

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Verritus und Malorix besetzt; aber Dubius Avitus will sie vertreiben. Sie schickten Gesandte nach Rom; aber Nero läßt sie vertreiben. Nun stellt Boiocalus vor: die Römer sollten doch lieber befreundete Völker in ihrer Nähe haben, als leere und wüste Felder. Früher hätten die Chamavi hier gewohnt, dann die Tubantes und nach diesen die Usipi. Wie der Himmel den Göttern, so sei die Erde den Menschen gegeben, und quaeque vacuae, eas publicas esse. Da ruft er Sonne und Sterne an, ob sie auf unbewohnte Länder herabschauen wollten; sie sollten lieber das Meer adversus terrarum ereptores ausgießen. Avitus erwidert: es sei der Befehl der Götter, welche Boiocalus anrufe, daß die Römer herrschen sollen: aber ihm als einem alten Freunde wolle er Felder anweisen. Boiocalus verweigert diese ut proditionis pretium und fügt hinzu, es könne ihnen an Feld zum Leben fehlen, aber nicht zum Sterben. Da trennen sie sich als Feinde, und die Ampsivarii verbinden sich mit den Bructeri und Tencteri und anderen deutschen Völkern zum Krieg gegen die Römer. Aber Avitus schreibt an den Curtilius Mancia, den Legaten des superior exercitus, er solle über den Rein gehen; er führt selbst sein Heer drohend gegen die Tencteri: so wagen weder diese noch die ebenfalls geschreckten Bructeri, den Ampsivarii zu helfen; und diese wandern zu den Usipi und Tubantes und, von diesen vertrieben, zu den Chatti, und dann zu den Cherusci. Auf diesem langen Zuge fällt ihre kriegstüchtige Mannschaft, inbellis actas in praedam divisa est. - Ein trauriges Stück deutscher Geschichte!

Ein Wort von den Tubantes, die in der Germania nicht genannt werden, zu welchen die Bructeri und Usipetes und Tencteri gehören: von Tacitus werden sie noch Ann. I 51 (zum Jahr 14 n. Chr.) genannt. Die Bructeri, Tubantes und Usipetes besetzen die Höhen, um dem Germanicus den Rückzug aus dem Land der Marsi abzuschneiden. Bei Strabo VII 1, 4 p. 292 ToußαTтíwv. Später in römischem Dienst Tubentes neben Salii, Batavi, Bructeri in der Notitia. Es ist nichts anderes als der Gau Twente in den Niederlanden mit der Stadt Deventer: Twente heißt in einer Urkunde des achten Jahrhunderts Tuvanti. Nemlich bant ist ein altdeutsches Wort, das zwar nicht allein vorkommt, aber häufig in Namen, Gau, hochdeutsch banz, daher elibenzo bei Otfrid III 18, 14 ein Fremder. Besonders in den Niederlanden; wir haben also Tubantes aus tvi-bantes: an der Schelde lag ein Ostrobant und Westrobant, ferner in Seeland Têsterbant, von einem dem lateinischen dexter entsprechenden sonst nicht vorkommenden têster, rechts: daraus das Toxiandria Ammian. Marc. XVII 8, 3 (hochdeutsch wäre zêstar, das nicht vorkommt, aber gothisch taihsvô, ahd. zesawâ). Dann Suiftarbant ein Wald an der Yssel, suiftar: auch wohl swiftar als links; doch nicht nachzuweisen: Holtzmann, Germ. Alterthümer.

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von

oder ags. svid, compar. svîdre dexter (aber dieß ist von svinps). Ferner findet sich an der Ems ein Gau Bursibant; besonders aber Brâcbant, wahrscheinlich von brâcha (aratio). Bucinobantes bei Ammian. Marc. XXVIIII 4, 7, wahrscheinlich zu Buchonia der Buchenwald, in der Gegend bei Fulda: wahrscheinlich schon bei Caesar, VI 10, 5 Bacenis silva, der Suebi und Cherusci scheidet.

XXXIIII.

haud perinde],,nicht sonderlich", oder: atque hae.

Drusus Germanicus] Mit diesem Cognomen wird Drusus selten genannt; aber es war ihm vom Senat beigelegt, Florus II 30, 28. Strabo VII 1, 4 p. 291.

Einige, wie Kritz, in zwei, den Drusus und den Germanicus, und das wäre insofern passend, als ja wirklich Germanicus versuchte, durch die Ems in den Ocean zu fahren, dabei aber unglücklich war: wie Tacitus selbst Ann. II 23 erzählt.

obstitit Oceanus] rhetorisch.

Die Dulgubni heißen bei Ptolemaeus II 11, 17 AouλToÚμvio; auch die Chasuarii werden nur noch bei Ptolemaeus II 11, 22 Kacouάpot erwähnt; aber die Lage, die Ptolemaeus diesen beiden Völkern anweist, scheint nicht in Uebereinstimmung mit Tacitus, der sie rückwärts von den Angrivarii und Chamavi setzt. Es fragt sich, ob auch die Chasuarii nicht die XaTTováρioι sind, die Strabo VII 1, 3 p. 291. 4 p. 292 unter den Völkern nennt, über welche Germanicus triumphierte; die wieder dieselben sind wie die Attuarii (ags. Hetvare) bei Velleius Paterculus II 105, 1 und Ammianus Marcellinus XX 10, 2, die zu den Franken gezählt werden. Es kommt ein pagus Hattera im Mittelalter vor an der Ruhr (Herbede), und ein anderer pagus Hattuaria jenseits des Reins (an der Roer, Nebenfluß der Maas).

Die Chasuarii scheinen den Namen zu haben von der Hase, Nebenfluß der Ems; und die Dulgubnii in der Nähe von Dülmen an der unteren Lippe.

Chattuarii scheint sich zu Chatti zu verhalten wie Baiuvarii zu Boii.

Frisi] noch nicht von Caesar genannt; aber Plinius IIII 101 kennt sie hinter den Batavern und Cannenefaten. Tacitus unterscheidet größere und kleinere; wie auch größere und kleinere Bructerer, größere und kleinere Chanken. Sie wurden durch Drusus überwältigt, aber empörten sich im Jahr 28 und behaupteten ihre Freiheit bis zur Ankunft des Corbulo, Ann. XI 19 unter Claudius im Jahr 47; sie waren beim Aufstand des Civilis besonders thätig, Hist. IIII 79.

Nach Tacitus müßen sie vom Lande der Bructerer an nördlich des Reins bis ans Meer wohnen; östlich von den Chauken begrenzt, also etwa an der Ems. Später heißt das Land der Chauken ebenfalls Friesland.

XXXV.

Er geht nun nördlich. Chauci, die von der Weser in größere und kleinere getheilt sind: die kleineren, die von der Ems bis zur Weser, die größeren, die von der Weser bis zur Elbe wohnen. Sie erstrecken sich nach Tacitus vom Meer an hinter allen genannten Völkern bis zu den Chatten. Aus Ann. XIII 55 erfahren wir, daß sie die Ampsivarii aus ihren Wohnsitzen verdrängten. Sie wurden den Römern zuerst durch Drusus bekannt, Ann. I 38 von dort liegender römischer Besatzung und I 60. II 17 Chauci als Verbündete der Römer. Darauf bezieht sich wohl das große Lob, das ihnen Tacitus hier ertheilt. Es scheint nemlich, daß sie am Kampfe gegen Varus sich nicht betheiligten. Später aber treten sie als Feinde der Römer auf. Das Land und die Lebensweise der Chauci schildert Plinius XVI 2 ff. Das Land wird vom Meer überströmt, sie leben auf künstlichen Erdhaufen bloß von Fischfang, trinken nur Regenwaßer, brennen Torf. et hae gentes si vincantur hodie a populo Romano, servire se dicunt! ita est profecto multis fortuna parcit in poenam'.

si res poscat, exercitus] nach poscat ein Komma, dann drei Nominative, exercitus, arma, und plurimum. Andere wollen. anders: arma ac, si res poscat exercitus; dieß kann aber nicht Accusativ sein, da si res poscat eine stehende Formel ist. Andere nehmen exercitus als Genetiv von plurimum und dazu virorum equorumque als Apposition, höchst künstlich und unnöthig. Oder plurimum enim Reifferscheid.

XXXVI.

inpotentis muß hier heißen: leidenschaftlich, kriegslustig; derjenige, der sich von der Kriegslust hinreißen läßt, wegen jeder Kleinigkeit Streit anfängt.

nomina superioris scheint mir verdächtig, obgleich die Neueren keinen Anstand nehmen. Es soll heißen: modestia und probitas sind Namen, die der Sieger erhält; es kommt nur darauf an zu siegen; dann erhält man nachträglich den Ruhm der probitas und modestia. Der Besiegte aber wird getadelt. Aber gerade die modestia wird dem Besiegten nicht abgesprochen, und der Sieger wird nicht gerade modestus gerühmt.

Gerlach: man müße zuerst der mächtigere sein, dann erst könne man die modestia zeigen. Schon Heinsius will lesen nomina superiori. Das sind für den Sieger Namen, aus denen

er sich nichts macht, die er verachtet; er behandelt, ein besiegtes Volk nicht beßer, weil es bescheiden und gerecht war.

Gronovius und Tanaquil Faber: nomina sequioris. Offenbar soll gesagt werden: sobald es zum Krieg kommt, so reicht man mit modestia und probitas allein nicht aus, sondern verliert seine Sache; das muß offenbar der Sinn sein. — nomina hat keine einzige Handschrift, die Handschriften haben nomine; es deutet an, daß etwas an der Stelle nicht in der Ordnung ist; ich lese minime potentiores.

tracti] die beßern Handschriften haben tacti ruina, das ließe sich auch vertheidigen.

Cherusci das ruhmvollste aller dieser Völker, zuerst von Caesar genannt VI 10, 5: durch einen Wald Bacenis seien sie getrennt von den Sueben. Der Wald Bacenis wird nirgends als bei Caesar genannt; man meint, es sei der Harz und vielleicht westlich der Thüringer Wald, der noch im Mittelalter Buchonia oder Bocauna heißt. In einem Brief Pipins an Bonifatius liegt Fulda in solitudine Buchonia*. Die Cherusker wohnen vom Teutoburger Wald links der Weser bis zur Elbe, etwa in der Gegend von Paderborn, Hildesheim und Halberstadt. Wie weit sie sich nach Norden erstreckten, ist am schwierigsten zu bestimmen **. Die Cherusker und ihre Verbündeten vernichteten die römische Gewalt in Germanien in der Schlacht gegen Varus im Jahr 9 n. Chr. Die Unternehmungen des Germanicus hatten keinen Erfolg. Dann waren es wieder die Cherusker, die die Macht des Marobod brachen in den Jahren 17, 18, 19. Marobod muste nach Italien fliehen, wo er im Jahr 39 starb. Armin erlag schon im Jahr 19 dolo propinquorum (Ann. II 88). Im Jahr 49 war von dem fürstlichen Geschlecht der Cherusker nur noch Italicus übrig, den sich das Volk von den Römern erbat. Aus unserer Stelle erfahren wir, daß die Cherusker nach langer Ruhe von ihren alten Stammfeinden, den Chatten, besiegt wurden; das ist wohl dasselbe Ereigniss, von welchem ein Fragment des Cassius Dio epit. LXVII 5, 1 berichtet, der Fürst der Cherusker Chariomer sei von den Chatten vertrieben worden im Jahr 84. Seit dieser Zeit verschwinden die Cherusker unter ihrem Namen. Die späteren Erwähnungen der Cherusker scheinen aus der Gelehrsamkeit gefloßen. Der Name wird erklärt von gothisch hairus, alts. heru Schwert. Sie sind wohl dieselben, die später wieder unter dem Namen Sachsen erscheinen.

Die Fosi werden später nicht mehr erwähnt; ihren Namen erklärt man durch die Fuhse, Nebenfluß der Aller.

* Brief des Zacharias an Bonifatius (epist. 82 p. 228 Jaffé vom Jahr 751): monasterium Salvatoris a te constructum in loco, qui vocatur Boconia, erga ripam fluminis Vultaha'. Passio s. Bonifatii p. 480 Jaffé : ad introitum silve Bochonye'.

** Vielleicht gegen die Ampsivarier.

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