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XXXVII.

sinum] Dasselbe cap. 35 'in septentrionem ingenti flexu'; cap. 1 latos sinus' und cap. 29: 'sinus imperii'; also eine Ausdehnung des Landes nach Norden, womit hauptsächlich die dänische Halbinsel gemeint ist; aber auch schon die Chauci und die Cherusci sind auf diesem sinus oder flexus. Die Cimbri müßen östlich von den Chauci, nördlich von den Cherusci gedacht werden. Bei Ptolemaeus II 11, 12 wohnen sie nur im nördlichsten Theil der Halbinsel, die Kimbern erschienen zuerst in Illyrien 113 v. Chr.; woher sie kamen, wuste man nicht; die mit ihnen verbündeten Teutonen wurden bei Aix 102, und sie selbst bei Vercelli in Tirol 101 von Marius vernichtet. Aber zuerst unter Augustus vernehmen wir wieder von Kimbern im Monumentum Ancyranum V 16-18: 'Cimbrique et Charydes et Semnones et eiusdem tractus alii Germanorum populi per legatos amicitiam meam et populi Romani petierunt'. Strabosagt VII 2, 1 p. 293, daß sie noch die Gegend bewohnen, woher die früheren Kimbernzüge gekommen seien, den Chersonnes, und daß sie dem Augustus einen heiligen Keßel schickten. Plinius IIII 96 kennt Cimbrorum promuntúrium, das eine weit hinaus gestreckte Halbinsel bilde. Auch Tacitus setzt die Kimbern in die dänische Halbinsel und hält sie für das nemliche Volk, dessen Züge so berühmt waren. Der Name ist vielfach gedeutet, nicht mit Sicherheit. Nach Festus p. 43 Müll. Cimbri lingua Gallica (die der Cimbri selbst) latrones dicuntur'. Nach Tacitus sind sie Germanen.

utraque ripa] nemlich Rheni; überall Spuren ihres Zuges. manus] so Ann. I 61: 'Vari castra trium legionum manus ostentabant'.

exitus] Lipsius will exercitus setzen; unnöthig. Orelli und Gerlach verstehen den Auszug aus der Heimath; ich nehme geradezu Ausgang, Untergang, wie auch Selling erklärt, daß wirklich die Zahl der Vernichteten so wunderbar groß war, als angegeben wird.

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alterum] Traian Consul im J. d. St. 851 n. Chr. 98, in welchem Nerva am 27. Januar starb. In diesem Jahr schrieb Tacitus die Germania.

tam diu Germania vincitur] Damit ist gesagt, daß Germanien nicht überwunden worden ist, und daß alle Hoffnung es zu unterwerfen aufgegeben werden muß.

admonuere] nemlich nos, durch Siege, daß wir sie nicht vergeßen sollten, mahnen. Der Orient kann gegen uns nur den Untergang des Crassus anführen, J. d. St. 701; dabei aber hat er selbst den Pacorus verloren: denn im J. 716 'Ventidius regem Parthorum Pacorum in acie interfecit' (Orosius VI 18). P. Ventidius Bassus, ein Maulthiertreiber von Picenum, wurde von Caesar in Gallien hervorgezogen; später Pontifex,

Consul und Besieger der Parther. Es ist wohl nicht ohne Beziehung auf die niedrige Herkunft des Ventidius, daß Tacitus zur Demüthigung des Orients anführt, daß er von Ventidius besiegt worden sei.

Cn. Papirius Carbo im J. d. St. 641 Noreia geschlagen.

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113 v. Chr. bei

L. Cassius Longinus im J. d. St. 647 107 v. Chr. von den Tigurinern im Gebiet der Allobroger mit seinem Heer vernichtet. Es ist auffallend, daß auch dieser Sieg der Tigurini den Germanen zugerechnet wird, also die Tiguriner den Germanen zugerechnet.

M. Aurelius Scaurus wurde im J. d. St. 648 von den Kimbern geschlagen und selbst zum Gefangenen gemacht; und weil er in ihrer Versammlung behauptete, die Römer könnten nicht besiegt werden, von dem König Boiorix erschlagen.

Q. Servilius Caepio wurde 649 von den Kimbern besiegt, wobei 120000 Römer umkamen, secundum Arausionem (Orange) nach Livius epit. LXVII.

Marcus Manlius Cons. im J. d. St. 649; der Vorname Marcus ist auffallend, denn nach Livius VI 20, 14 war es ein Beschluß der gens Manlia, daß keiner mehr den Vornamen Marcus tragen dürfe, was auch von Cicero Phil. I 13, 32 bestätigt wird. (Der Befreier des Capitols, nachher beschuldigt nach der Herrschaft zu streben, wurde vom Capitol gestürzt.) Auch bei Sallust Jug. 114, 1 (in einigen Handschriften) und Eutrop. V 1 heißt er Marcus; aber bei Livius epit. lib. LXVII und in einer Inschrift (C. I. L. I nr. 577, 1, 3) heißt er wirklich Gnaeus.

nec inpune] nicht ohne eigenen schweren Verlust auf Seite der Römer.

Nero ist Tiberius.

C. Caesar ist Caligula. Hist. IIII 15 'Gaianarum expeditionum ludibrium'.

Gallias] während der inneren Kriege zwischen Otho und Vitellius; bezieht sich auf den Aufstand der Bataver unter Civilis. proximis] unter Domitian, der einen Triumph über die Chatten feierte, einen Triumph ohne Sieg.

am

Die Handschriften geben pulsi inde oder pulsi nam: besten scheint es, sowohl inde als nam zu streichen; oder rursus pulsi iam Reifferscheid.

XXXVIII.

Suebi. Ich will zuerst vom Namen bandeln. Zuerst ist abzuweisen eine Grille Jacob Grimms, der glaubt, es sei Slavi; zwar nicht, daß die Sueven Slawen seien, aber sie hätten den Namen der Slawen angenommen, weil sie lange mit ihnen in Berührung standen: es sei aus Slavi Suevi geworden, wie auch gothisch svepan schlafen. Das ist eine wunderliche Grille,

die keine ernstliche Widerlegung verdient. Eine sehr gewöhnliche und bei Dilettanten sehr wohl angesehene Erklärung ist, daß die Sueben den Namen vom schweifen hätten, die Umherschweifenden, nach ihrer Lebensweise, als Gegensatz gegen die Sachsen, Sassen, die Seßhaften. Aber dieser Gegensatz ist nichtig; denn der Name Sassen kommt nicht von sitzan, sondern von sahs (Schwert). Wirklich heißt ahd. sweib vibratio, ambitus*. Diese Erklärung ist lautlich nicht unmöglich; aber das Hauptvolk der Sueben scheint doch feste Sitze gehabt zu haben, wenigstens ebenso gut, wie alle andern germanischen Völker. Man hat auch an suepjan (schlafen) gedacht (eine frühere Erklärung von Grimm), altnord. suefa (dormire) und svaefa (pacare), also = pacifici; diese Bedeutung passt gar nicht für die bellicosissima gens Sueborum, wie sie Caesar IIII 1, 3 nennt. Die Sueben waren ein Verein von vielen Völkern, wie Tacitus an unserer Stelle sagt; die also ihre besonderen Namen hatten. Das Gemeinsame, wodurch sich alle Sueben auszeichneten, war die Haartracht: 'insigne gentis obliquare -crinem nodoque substringere; sic Suebi a ceteris Germanis, sic Sueborum ingenui a servis separantur'. Man erwartet gewiss als das Natürlichste, daß sie nach diesem Kennzeichen genannt wurden: nun heißt gothisch vaips der Kranz, die Krone, und vaipjan heißt binden. Ohne Zweifel ist vaips der deutsche Name jenes nodus; damit verbindet sich su (griech. eû, skr. su)**, das zwar nicht mehr vorkommt, aber in früherer Periode gewiss vorhanden war, wie auch das entgegengesetzte zur = dúc vorhanden ist, z. B. zuruuâni; also suvaipos oder svaipos, die ЄÚπλóкαμоι, die einen schönen Haarbusch tragen. Dagegen daß lateinisch ê, sonst ahd. â, gothisch ê, für gothisch ai stehe, wird bestritten werden. Allerdings haben wir Inguiomêrus, Catu-mêrus u. s. w. für gothisch mêrs, ahd. mâr. Aber in Boihêmum steht wirklich lateinisch ê für gothisch ai in haims; vgl. Altdeutsche Grammatik I 1, S. 13 f.

Svêbus ist also = Svaips. Allerdings passt auch das spätere Suab nicht dazu, das erscheint erst bei Procop. bell. Gotth. I 42 Cováßoi, Jornandes c. 55 und Paulus Diaconus II 15. III 18 Suavi. Die Alamannen, die über den Grenzwall hereinbrachen, wurden seit dem achten Jahrhundert Suabi genannt, aus Erneuerung des alten berühmten Namens aus dem Latein. Der erste, der dieß thut, ist der gelehrte Dichter Ausonius im vierten Jahrhundert (epigr. 4, 1-3. edyll. 6 p. 167 Bip.), gerade wie man auch die längst untergegangenen Namen Sigambri, Cherusci erneuerte. Allmählich drang dieß durch, und so kam der Name Schwaben auf, der also nicht die lebendig gebliebene Form des Namens ist, sondern aus dem Latein

* ags. svifan, schweifen.

** Vgl. Germania II 214-217: zur und su'.

durch die Gelehrsamkeit vermittelt zurückgekehrt und daher nicht richtig gebildet. Ob die jetzigen Schwaben wirklich die Nachkommen der alten Suebi des Tacitus sind, ist zweifelhaft; daß Ariovist ursprünglich am Oberrein im heutigen Schwaben gewohnt habe, ist eine ganz willkürliche Annahme. Alamannen und Schwaben stammen von den Tencteren und Usipeten. Die Alamannen, die seit der Zeit des Caracalla hinter dem Grenzwall auftreten, sind wahrscheinlich suebische Völker. Noch im Annolied heißt es von dem Berge Suêbo, 19, 284-286:

'si slûgen iri gezelte

ane dm berge Suebo;

dannin wurden si geheizin Suâbô'.

Zuerst bei Isidor. or. VIIII 2, 98: 'dicti autem Suevi putantur a monte Suevo, qui ab ortu initium Germaniae fuit, cuius loca incoluerunt'. In Plinius IIII 96 'mons Saevo', worunter Neuere das skandinavische Gebirge Kjölen verstehen wollen. Ein Fluß Counẞoc wird bei Ptolemaeus II 11, 4 genannt, vielleicht die Oder selbst, die sonst Viadrus heißt. Nach Tacitus nehmen die suebischen Völker den Osten Germaniens ein, zwischen Elbe und Weichsel und von der Ostsée bis zur Donau; aber im Westen kennt er keine Sueben. Caesar findet die Sueben in Gallien; woher sie gekommen sind, wird nicht deutlich gesagt; als er sie aber in ihrer Heimath aufsuchen will, geht er nicht am Oberrein, sondern am Unterrein nach Germanien; und die von den Sueben verjagten Usipeter kommen ebenfalls am Unterrein nahe der Mündung herüber. Er glaubte also nicht, daß ihre Heimath das heutige Schwaben sei. Es ist durchaus nicht nothwendig, daß Ariovist und seine Suebi unmittelbar am Rein gewohnt haben: unter seinen Völkern waren ja auch Harudes und Marcomanni, die aus großer Entfernung kamen; so konnten auch die Suebi aus dem innern und östlichen Germanien gekommen sein. Nach Caesar I cap. 37, 3 melden die Trierer, daß 'pagos centum Sueborum ad ripas Rheni consedisse, qui Rhenum transire conarentur; his praeese Nasuam et Cimberium fratres'. Caesar beschließt zu eilen, damit nicht diese nova manus Sueborum sich mit den alten Schaaren Ariovists vereinigen könne. Daraus geht deutlich hervor, daß die Wohnsitze der Sueben nicht am Rein waren, sondern im Innern Deutschlands. Caesar I 54, 1 auf die Nachricht von Ariovists Niederlage: 'Suebi, qui ad ripas Rheni venerant, domum reverti coeperunt; quos Ubii, qui proximi Rhenum incolunt, perterritos insecuti magnum ex iis numerum occiderunt. IIII 3 sagt er, daß auf der einen Seite der Sueben die Länder in einer Ausdehnung von 600000 Schritten unbewohnt seien; auf der andern folgen die Ubii, die den Sueben tributpflichtig sind.

VI 9, 8 erfährt Caesar, daß die Hilfsvölker, welche die Trevern erhalten, Sueben gewesen seien: 'aditus viasque in

Suebos perquirit'. 10, 1: er erfährt von den Ubiern, daß die Suebi sich versammeln und von allen ihnen unterworfenen Völkern Reiterei und Fußvolk verlangen. §. 4. 5: die Kundschafter der Ubii melden nach wenigen Tagen, daß sich die Suebi ad extremos fines zurückgezogen hätten in den Wald Bacenis, der sie von den Cheruskern scheide. Man nimmt nun an, die Suebi des Caesar seien die Chatti; das ist aber durchaus nicht wahrscheinlich: denn die Chatti reichten an den Rein; und sie hatten das unterscheidende Kennzeichen der Suebi, die Haartracht, nicht. Es ist vielmehr glaublich, daß zwischen Caesar und der Zeit, die Tacitus schildert, sich manches verändert hat; die Chatti sind wohl erst nach Caesar eingewandert; die Suebi Caesar's sind aber die Semnones des Tacitus und scheinen schon zu Caesar's Zeit dieselben Wohnplätze ein. genommen zu haben, wie bei Tacitus.

nationibus] ganz eigentlich.

Das Kennzeichen der Sueben war also die Haartracht. Wir finden das häufig, daß die alten Völker sich nach der Haartracht unterschieden. Schon bei den alten Indiern in ihren ältesten Liedern in den Vedahymnen ist ein Stamm die Rechtsgelockten, ein anderer die Dreilockigen, ein anderer die Fünfzöpfigen, u. s. w. In Homer die κάρη κομόωντες, die ὄπιθεν κομόωντες.

Bei den Deutschen die beiden Stellen des Tacitus: bei den Chatten (lang) und bei den Sueben. Wir finden diese Knöpfe öfters bei den Römern genannt. Seneca de ira III 26, 3: 'nec rufus crinis et coactus in nodum apud Germanos virum dedecet'. Juven. 13, 165: <Germanum) madido torquentem cornua cirro'. Lucan. I 463: 'cirrigeros Caycos'. Auf der Seule des Traian sind zwei solche Suebenköpfe deutlich zu erkennen, deren Haar auf dem Scheitel in einen Knopf zusammengebunden ist. Sehr interessant sind spätere Schilderungen bei Apollinaris Sidonius; er schildert epist. I 2 den König Theodoricus: 'capitis apex rotundus, in quo paululum a planitie frontis in verticem caesaries refuga crispatur, cervix non sedet enervis, germinos orbes hispidus superciliorum coronat arcus. si vero cilia flectantur, ad malas medias palpebrarum margo prope pervenit, aurium legulae (sicut mos gentis est) crinium superiacientium flagellis operiuntur'. Derselbe schildert epist. VIII 9 die Haartracht der aus Burdegala kommenden Germanen; es werden unterschieden Sachsen und Sigambren: die Sachsen haben den Vorderkopf geschoren, so daß die Stirn höher scheine, und der Haarboden kleiner; die Sigambren haben den Hinterkopf geschoren und laßen das Haar auf dem Vorderkopf wachsen:

'istic Saxona caerulum videmus,
assuetum ante salo, solum timere:
çuius verticis extimas per oras

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