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Dagegen

non contenta suos tenere morsus,
altas lamina marginem comarum,
et sic crinibus ad cutem recisis
decrescit caput, additurque vultus.'

'hic tonso occipiti senex Sicamber
postquam victus es, elicis retrorsum
cervicem ad veterem novos capillos.'

obliquare] heißt wohl nicht auf eine Seite kämmen, sondern von allen Seiten rückwärts auf den Scheitel, wo es gebunden wird. horrentem] kann nicht wohl, wie einige wollen, auf canitiem bezogen werden, sondern auf capillum; das nie geschorene Haar ist horridus, horrens; oder es ist horrens, eben weil es rückwärts gestrichen ist; wie Quintilian. XI 3, 160: 'capillos a fronte contra naturam retro agere, ut sit horror ille terribilis'. retro gehört zu sequuntur: es kann dieß nichts anderes sein, als oben obliquare crinem; aber Tacitus will hier rhetorisch schön sprechen und vermeidet daher für so prosaische Dinge die rechten, eigentlichen Ausdrücke; sie kämmten die Haare so, daß sie ihrer natürlichen Richtung zuwiderlaufen, hatten den Scheitel nach hinten und nach vorn: von vorn nach hinten nach dem Scheitel: so heißt retro vivere verkehrt leben, retro sequi verkehrt richten.

saepe] also nur ein Knoten; zuweilen also auch mehrere. Nach Kritz nur auf die Greise zu beziehen: solus vertex, der bloße, kahle (wozu aus Sallust, Jug. 103, 1 loca sola). Also die Greise, obgleich sie nur noch wenig Haare haben, streichen sie doch zusammen und binden sie auf dem kahlen Scheitel zu einem Koten.

innoxiae] Bekker mit Muretus innoxia: im Grund einerlei, die Sache ist dieselbe.

XXXVIIII.

in silvam... coeunt] Etwas Aehnliches wird in der vor 913 geschriebenen vita Lebuini (Liafwin † 776) von den alten Sachsen cap. 11 erzählt (Pertz Monum. Germ. S. II 361 f.): 'statuto quoque tempore anni semel ex singulis pagis atque ex iisdem ordinibus tripartitis (nobilibus, ingenuis, litis, nach Grimm DRA. 226) singillatim viri duodecim electi et in unum collecti in media Saxonia secus flumen Wiseram et locum Marklo nuncupatum exercebant generale concilium, tractantes, sancientes et propalantes communis commoda utilitatis, iuxta placitum a se statutae legis'.

auguriis bis sacram ist ein guter Hexameter; öfter, z. B. cap. 32: 'praecellunt; nec maior apud Chattos peditum laus' (nicht gerade musterhaft). Der Anfang der Annalen: 'urbem Romam a principio reges habuere'.

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LI

IBRAH UNITSRITY

eiusdem sanguinis] sie haben also doch ein Bewustsein ge meinsamer Abstammung.

primordia] nemlich weil mit dieser religiösen Feier die Volksversammlung eröffnet wird.

evolvuntur] sie wälzen sich hinaus; nicht, daß sie von andern hinausgewälzt werden. So Ann. I 13: 'cum Tiberii genua advolveretur'.

vinculo ligatus] K. F. Vierordt erklärt es anders in einem interessanten Karlsruher Programm von 1851: De junctarum in precando manuum origine indo-germanica. Er weist nach, daß das Händefalten, das Zusammenlegen der Hände, eine Gebärde ist, die nicht bei den Römern, nicht in der ältesten christlichen Kirche vorkommt, aber bei den Germanen und in Indien. Vierordt meint nun, die Sueben seien Hände faltend in den Hain gegangen, und da hätten die Römer geglaubt, es seien ihnen die Hände gebunden. Dieß ist nicht anzunehmen.

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initia gentis] Es wird also hier der Gott verehrt, von dem jedes Volk abstammte; d. i. ohne Zweifel Cap. 3 Teutonem, originem gentis; derselbe muß wieder der Mercurius sein, der durch Menschenopfer geehrt wird, Wodan, auf den die angelsächsischen Könige ihr Geschlecht zurückführten. Vita s. Kentigerni episcopi Scoti um 590 (apud Bolland. 13. Januar. I 820): 'Woden, quem principalem deum crediderunt et Angli, de quo originem duxerant hominem fuisse mortalem asseruit et regem Saxonum, a quo plures gentes genus duxerant.

centum pagis] Dasselbe bezeugt Caesar von den Sueben IIII 1, 4: 'hi centum pagos habere dicuntur' und I 37, 3: 'pagos centum Sueborum ad ripas Rheni consedisse'. Es geht daraus hervor, daß die Sueben des Caesar die Semnonen des Tacitus sind. Neuere sind der Ansicht, daß hier und bei Caesar ein deutscher Name missverstanden sei; nemlich eine Unterabtheilung des Gaues heißt deutsch huntari in alamannischen Urkunden des achten Jahrhunderts (centena) *; diesen Namen hätten die Römer gehört und daher geglaubt, es seien hundert Gaue. Die Zahlen bei Caesar, welche er von gallischen und germanischen Völkern sagt, sind mit großer Vorsicht anzunehmen; so auch mit den hundert Gauen: das gäbe ein Heer von 100000 Mann, das jedes Jahr ausgezogen sei!

magno corpore] verstehen einige von der Leibesgröße; allein in diesem Zusammenhange heißt es die Größe des Volkes und ihres Gebietes. So Hist. IIII 64: corpus nomenque Germaniae'.

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Ob Semnōnes oder Semnones? ist zweifelhaft; bei Strabo VII 1, 3 p. 290 mit w, bei andern, Ptolemaeus II 11, 15 und Cassius Dio, mit o. Der Name kommt bei Caesar nicht vor, der aber ganz dasselbe von den Sueben sagt; er scheint unter

* Vgl. Grimm DRA. S. 532. Waitz D. Verfassungsgesch. I2 158,

NTA.

Der

Sueben die Semnonen zu verstehen, die ja das älteste Volk der Sueben und ihr Hauptvolk sind. Es wird auch Senones geschrieben, Vellei. II 106, 2, und es ist die Frage, ob nicht das keltische Volk der Senones in Italien dasselbe ist. Unterschied in der Form des Namens ist nicht von Belang.* In Italien sitzen die Senones und Boii neben einander; so musten auch vor Alters die Boii (in Böhmen) und Semnones in Deutschland Nachbarvölker gewesen sein. Ein anderer Zweig findet sich in Gallien an der Seine um Agedincum. Im Monum. Ancyranum V 16-17: 'Cimbrique et Charydes et Semnones'.

Sie werden zuerst genannt bei Strabo a. a. O., wo er sie unter den Völkern nennt, die Marobod seinem Reiche einverleibte: καὶ τῶν Σοήβων αὐτῶν μέγα ἔθνος, Σέμνωνας'. Bei Tac. ann. II 45 sehen wir, daß sie von Marobod abfielen und zu Armin übergiengen. Bei Cassius Dio LXVII 5, 3 wird erzählt, daß unter Domitian Mácuoc, ein König der Semnonen, nach Rom kam; wahrscheinlich derselbe Name wie Nasua, suebischer Name bei Caesar I 37, 3. Zuletzt wird der Name zur Zeit des Markomannenkrieges unter Antonin von Dio LXXI 20, 2 erwähnt. Ihre Lage ist nicht leicht sicher zu bestimmen. Velleius Paterculus nennt sie II 106, 2 bei den Hermunduren und sagt, daß an diesen beiden Völkern die Elbe hinfließe (praeterfluit); und Ptolemaeus II 11, 15, daß sie von der Elbe bis zum Fluß Counßoc sich erstrecken, worunter einige die Warne, andere die Oder verstehen. Man nimmt gewöhnlich jetzt das Königreich Sachsen an; es scheint mir aber, daß man sie zu weit östlich setzt; man setzt die Hermunduren fälschlich nach Thüringen; diese wohnten südlich an der Donau; also Thüringen bleibt frei, und dahin möchte ich die Semnonen setzen; es sind die Sueben des Caesar. Wo der Wald war, wo diese Versammlung gehalten wurde, kann nicht sicher ermittelt werden. Ptolemaeus II 11, 7 Cnuavoùc üλn hinter dem Melibocus; davon kommt vielleicht der Name der Semnonen. Zwischen der Elster und Spree in der Gegend von Finsterwalde und Uebigau findet man deutliche Spuren von außerordentlich großen Opferplätzen. Vielleicht ist hier jenes Heilig

thum zu suchen.

XL.

Die Langobardi werden zuerst von Velleius erwähnt, II 106, 2, sie seien im Jahr 4 nach Chr. von Tiberius besiegt worden: 'fracti Langobardi gens etiam Germana feritate ferocior'. Er nennt sie nach den Cauchi (Chauci) und sagt nachher, daß Tiberius bis an die Elbe vorgedrungen sei. Darnach muß man sie sich zwischen den Chauci und der Elbe denken, im

* Auch die italischen heißen Semnones, beide auch Sennones.

Lüneburgischen, wo noch ein Bardengau und Bardewic ihren Namen erhalten hat. Strabo VII 1, 3 S. 290 nennt sie (AayKóẞapdo) neben den Hermunduren ('Epuóvdopo) als suebische Völker, welche jenseits, d. h. vielleicht links von der Elbe wohnen. Tacitus ann. II 45 sagt, daß sie mit den Semnonen von Marobod zu Armin übergiengen, und XI 17, daß später, als Italicus von den Cheruskern vertrieben war, sie dessen Herstellung bewirkten. Schwer damit zu vereinigen ist die verworrene Angabe des Ptolemaeus, daß sie zwischen Rein und Weser wohnten.

Der Name wird gewöhnlich hergeleitet von langen Bärten; eine schon alte Erklärung (bei Paulus Diaconus I 8), aber schwerlich richtig; wahrscheinlich von langbart, wie hellebard eine Art von Waffe; auch wird er hergeleitet von den langen Börden, wie die fruchtbaren Landstriche an den Flußufern der Elbe heißen.

Die Langobarden hießen nach ihrer Wandersage zuerst Winili (Vandili hieß nach Plinius nat. hist. IIII 99 der erste der fünf Hauptstämme der Germanen neben den Burgodiones, Varinnae, Charini, Gutones), vielleicht Vindili, Vandili. Die Stammsage bei Paulus Diaconus I 9 und im Prolog des Gesetzes; vgl. J. Grimm, Gesch. der D. Sprache II S. 688.

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Der erste Satz heißt in B logobardos nobilitas. Es scheint, daß zuerst nobilitas für nobilitat geschrieben und dann bardos in bardis geändert wurde.

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Reudigni] B hat Veusdigni, CD Reudigni, S Rendigni. Der Name kommt sonst nicht vor. K. Zeuss, Die Deutschen und die Nachbarstämme S. 150. 312. 316 glaubt, es seien die Juthungi des Ammianus Marcellinus XVII 6, 1, die Vithungi bei Apollinaris Sidonius carm. 7, 233, die aber schon an ganz andern Orten erscheinen; nicht sicher.

Aviones] Später kommen vor Chaviones, Caviones, Chaibones bei den Panegyrikern, Mamertinus genethl. Max. Aug. 7 und Panegyr. Const. c. 6; nicht sicher.

Anglii nach Tacitus an der Ostsee, nach Ptolemaeus II 11, 15 ('Arreiλoí*) etwa an der unteren Saale und der mittleren Elbe. Nach Beda** und den angelsächsischen Gedichten zwischen den Jüten und den Sachsen: die Landschaft Angeln zwischen Schleswig und Flensburg. Sie giengen im Jahr 449 mit den Sachsen nach Britannien, und seit Egbert, dem König der Westsachsen, wurde die Insel Anglia genannt: 'anno 827

Bei Procop. b. Gotth. IIII 20 "Arridoi.

** hist. ecol. I 15: advenerunt autem de tribus Germaniae populis fortioribus, id est Saxonibus, Anglis, Jutis... de Anglis, hoc est de illa patria quae Angulus dicitur, et ab eo tempore usque hodie manere desertos inter provincias Jutorum et Saxonum perhibetur'.

edixit, ut insula in posterum vocaretur Anglia'. Auf dem Festlande verschwindet der Name; aber höchst wahrscheinlich erscheint er noch einmal in der Aufschrift eines Gesetzes: 'incipit lex Angliorum et Werinorum, hoc est Thuringorum' (aus der Gelehrsamkeit gefloßen). Gerade so bei Tacitus die Anglii und Varini neben einander; und zwar nach Ptolemaeus wohnten diese Völker in dem Lande, das später Thüringen; nach Tacitus freilich wird man sie weiter nördlich setzen. Vielleicht kamen sie später an die Saale hin nach Thüringen und wanderten von da aus erst nach England.

Varini] von Plinius IIII 99 Varinnae genannt, und vielleicht von Ptolemaeus II 11, 17 Οὐιροῦνοι. Sie erscheinen wieder bei Procop. b. Gotth. II 15: ein Haufe Heruler um 512, der von den Karpathen nach Skandinavien zieht, kommt südlich von den Dänen zu den Varnen, ec Toùc Ovάpvouc; und Theodorich der Ostgothe richtet 506 ein Schreiben an die Könige der Heruler, Guarner und Thüringer, nach Cassiodor. var. III 3. Im angelsächsischen Munde Värnum, dat. inst. von Värnas. Mecklenburgische Orte Warin, Waren, Warnemünde, vielleicht auch Schwerin.

Eudoses] werden sonst nirgends genannt; wahrscheinlich ist der Name nicht richtig: vielleicht sind es die bei Caesar I 51, 2 genannten Sedusii, oder die Pouvdoûco bei Ptolemaeus II 11, 12.

Auch die Suardones kommen nirgends vor; Zeuss a. a. O. S. 154. 476 hält sie für die Heruler, die Papadeivoi des Ptolemaeus II 11, 13 von der Trave gegen die Oder. Bhat

dones

Suarines, andere Suarines (Schwerin).

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Nuithones] B hat Nurtones, AS nuithones. Zeuss S. 149 meint, es seien die Teutones; sehr unsicher. Für die Jüten: von König Theodebert an Justinian: subactis cum Saxonibus Eutiis... usque in Oceani litoribus dominatio nostra porrigitur'. Venantius Fortunatus ad Chilpericum regem 9, 1: 'Danus, Euthio, Saxo'. Beda: "Jutae'.

Alle diese Völker wohnen wahrscheinlich an der Küste der Ostsee in Holstein und Mecklenburg. Daß sie am Meere wohnen, zeigt gleich im Folgenden die Insel, auf der ihr Heiligthum sich befindet.

in commune Nerthum] B hat neithū, andere hertum. Am merkwürdigsten scheint die Lesart des Stuttgarter Codex: dieser hat nisi quod mamme nerthū, und am Rande dazu bemèrkt von zweiter Hand: in commune, nerthu. Jedenfalls muß Terram matrem ausgedrückt gewesen sein; dem lateinischen Terram matrem müßen auch im Deutschen zwei Wörter entsprechen. Hier kann S nicht reiner Fehler sein (die Handschrift ist nicht in Deutsch

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