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ex his

Justinus XXIIII 4: Galli abundanti multitudine, cum eos non caperent terrae quae genuerant, CCC milia hominum ad sedes novas quaerendas, velut ver sacrum miserunt. portio in Italia consedit, quae et urbem Romanam captam incendit; et portio Illyricos sinus, ducibus avibus (nam augurandi studio Galli praeter ceteros callent) per strages barbarorum penetravit, et in Pannonia consedit.'

An dieser Sage ist gewiss ohne Bedeutung die von Livius angegebene Zeit, und zweitens ist es eine natürliche Entstellung, daß als Ausgangspunct der Wanderung Gallien angegeben wird: wenn die Römer Sagen hörten von Galliern, die ihre Heimath verließen, so ist natürlich, daß sie meinten, sie kämen aus Gallien. Beim Zug des Hannibal über die Alpen sagt es Polybius III 48, 6 ausdrücklich, daß die Kelten vom Rhodanus oft mit Heeren über die Alpen gezogen. Strabo IIII 1, 13 p. 187 ist der Ansicht, daß die Tectosages in Kleinasien von den Tectosages in Tolosa ausgewandert seien. Diodorus Siculus V 32 behauptet im Gegentheil, diejenigen Gallier, welche Rom eroberten und Delphi plünderten, seien die nördlichen und den Skythen benachbarten Gallier gewesen, welche auch Cimbri und Cimmerii genannt wurden.

Es ist vielmehr wahrscheinlich, daß die Gallier über den Brenner in das Etschthal kamen, also aus den Donaulanden;* und das wird um so wahrscheinlicher, wenn man bedenkt, daß in Italien Boii und Senones neben einander wohnten, wie später in Deutschland.

Nach Plutarch im Camillus muß der Ausgangspunct mehr im Osten gedacht werden; der eine Zug geht nach Norden, den andern aber, statt direct nach Italien, läßt er den Umweg nehmen durch Südfrankreich. Er folgt der späteren Ansicht.

Fragen wir, wann? Jene Zeitbestimmung von Tarquinius ist nur Combination. Vielmehr waren die Gallier, nach der Aussage des Livius selbst, ein ganz unbekanntes Volk, als sie 391 vor Chr. vor Clusium erschienen, und sie können noch nicht lange vorher nach Italien gekommen sein. Die Griechen aber kamen mit den Kelten erst unter Alexander in Berührung: Diodor. Sic. XVII 113: es seien Gesandte von fast der ganzen bewohnten Erde zu Alexander gekommen; auch aus Thracien, und ihre Nachbarn, die Galater, die damals zuerst den Griechen bekannt wurden, im Jahr 324; und Justinus XII 13, 1: ab ultimis litoribus oceani Babyloniam (Alexandro) revertenti nuntiatur, legationes. . . Galliae . . . adventum eius Babylone opperiri.

Strabo VII 3, 8 p. 301 sq., Ptolemaeus Lagi erzähle, daß bei diesem Zuge Alexanders (335 v. Chr. an die Donau) Keλ

Die ersten Niederlaßungen Mailand, Brixen, Verona. Bei Livius V 34, 8 per saltus Juliae Alpis.

τοὺς τοὺς περὶ τὴν Ἀδρίαν ihm ihre Freundschaft angeboten. Auf die Frage beim Trinken: τί μάλιστα εἴη ὃ φοβοῖντο; hätten sie geantwortet: nichts, als den Himmelseinsturz: aber die Freundschaft eines solchen Mannes schätzen sie hoch. Ebenso Arrian I 4.

Außerdem weiß Herodot II 33, also im fünften Jahrhundert, daß der Istros bei den Kelten entspringt.

Weiter hinauf reichen keine Nachrichten. Doch sind alle übereinstimmend der Ansicht, daß Kimmerier ein früherer Name der Kelten war; die Kimmerier aber wohnten nach Herodot IIII 11 in dem spätern Lande der Skythen, nördlich vom schwarzen Meer, besonders auf der Krim, von den Skythen bedrängt. Die Zeit ist zu bestimmen nach Herodot I 15, wo er sagt, die vor den Skythen fliehenden Kimmerier seien nach Kleinasien gekommen, hätten Sardes erobert zur Zeit des Ardys, Gyges Sohn (im siebenten Jahrhundert).

Die Germanen: das wichtigste Jornandes 4 (es fehlt an einer kritischen Ausgabe): die Gothen kamen aus Scandza (Skandinavien), sie seien nach Gothiscanzia, dann ad sedes Ulmerugorum gegangen und hätten die Vandalos eorum vicinos unterjocht; dann seien sie ad Scythiae terras gewandert, durch verschiedene unbekannte Völker ad extremam Scythiae partem, quae Pontico mari vicina est. Das letzte wird richtig sein, sie kamen vom schwarzen Meere, wo wir die Kimmerier finden; aber daß sie dahin aus Skandinavien gekommen, ist gewiss nicht wahr. Offenbar gelehrte Entstellung einer alten poetischen Wandersage. Er beruft sich ausdrücklich auf die alten Lieder, paene historico ritu. In diesen Liedern nun wurde als das Land ihrer Herkunft ein Land gepriesen in Ausdrücken, die officina gentium und vagina nationum übersetzt wurden; sie seien zu Schiffe ausgewandert; Jornandes, oder ein früherer, meinte nun, das könnte nur Scandinavia sein; und darnach werden dann auch die andern Nationen bestimmt.

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Paulus Diaconus hat seine Nachrichten aus dem Chronicon, das dem Edict des Königs Rothari im Jahr 643 vorausgeschickt, aber nicht vollständig erhalten ist. (Origo gentis Langobardorum, ed. B. Bluhme, in: Monumenta Germaniae historica. Legum tom. IIII p. 641 sqq.) Die Winnili seien gekommen aus insula que (sub consule qui Cav.) dicitur Scandanan (Scandinavia), quod interpretatur in partibus Aquilonis (die Modeneser Handschrift hat sonderbar quod interpretatur ex India (und darüber ex scidia) in partibus), ubi multae gentes habitant. Dann ebenfalls von einem Krieg mit den Wandalen und Rugiland (wie dort Ulmerugorum). Auch die Burgunder sollen nach der, wie es scheint, sehr alten vita Sigismundi aus einer Insel Skandinavien gekommen sein. Das haben Neuere angenommen, W. Wackernagel, Munch. Gewiss nicht richtig: Schweden war, wie jetzt noch, sehr schwach bevölkert, noch im Mittelalter von Wäldern be

deckt; keine Spuren einer früheren Bodencultur, nirgends Reste älterer menschlicher Wohnungen, nirgends die Gebeine und Grabdenkmäler der Bewohner selbst.

Dagegen aus Asien nach Norden: eigentlich auch Jornandes vom schwarzen Meer her. Der Eingang der Ynglinga saga, Cap. 5: In Asien in Tyrkland sei Asgard, dort habe Odinn geherrscht: als aber die Römer sich ausbreiteten, sei Odinn nordwärts gezogen; zuerst nach Gardariki (Russland), dann nach Saxland (Sachsen, Deutschland), wo er seinen Söhnen Reiche gab dann nach Norden nach Odins ey in Fünen und dann nach Sigtun in Schweden. Dieß ist gewiss der richtige Weg, und auch das Zurückweichen vor den Römern ist gewiss eine gute Erinnerung, aber nicht aus Asien, sondern aus Deutschland nach Norden. Ebenso die Vorrede zur Snorra Edda, jedoch mit wunderlicher Vermischung kirchlicher und profaner Gelehrsamkeit in die nordische Ueberlieferung. In Tyrkland sei Troia oder Asgard gelegen, wo Odinn herrschte; als Pompeius in Asien Krieg führte, sei Odinn nach Norden gezogen: lange habe er in Saxland gewohnt, wo er drei Söhnen Reiche gab; dann zieht er nach Reidgotaland und zuletzt nach Svîþiód.

Die fränkische Wandersage (bei K. L. Roth, die Trojasage der Franken, in Pfeiffer's Germania I Seite 34-52; über Trithemius siehe meine Recension in den Heidelberger Jahrbüchern 1856, S. 50 ff.) ist im siebenten Jahrhundert schon ausgebildet, Spuren finden sich schon im fünften. Anknüpfung durch Namensähnlichkeit, z. B. Ansgis, Anchis oder Ansegisilus und 'Arxicnc. In der Edda (Völuspa 41) ein Saal des Riesen Brîmir, wird gedeutet für den Saal des Priamus. Die alte Wandersage ist vielleicht schon zur Zeit Chlodwigs an die römische Troiasage angeknüpft worden, um eine Verwandtschaft der römischen Bevölkerung Galliens mit den Franken zu Stande zu bringen. Hier wieder eine Verwandtschaft mit den Galliern. Denn gallische Völker hatten ebenso ihre Wandersage schon viel früher an die römische angeknüpft, um eine Blutsverwandtschaft mit den Römern zu Stande zu bringen. Lucan I 427: Arverniausi Latio se fingere fratres, sanguine ab Iliaco populi', und die Haedui wurden vom Senat schon vor Caesar's Zeit* als fratres und consanguinei anerkannt, was nur auf Abstammung aus Troia bezogen werden kann. Es ist dieß ein bedeutsamer Fingerzeig, daß die Wandersage der Haeduer, der Arverner, und der germanischen Völker dieselbe war. Bei den Galliern hieß der Nachkomme des Priamus, der sie führte, Vassus (be

*b. G. I 33, 2: Haeduos, fratres consanguineosque saepenumero a senatu appellatos'... ja schon in dem Vertrag, den sie 122 vor Chr. mit den Römern schloßen, Livius LXI: Haeduorum agros, sociorum populi Romani'.

zeugt durch eine Inschrift Mercurio Vasso. Caleti bei Brambach nr. 835) und bei den Franken Francus oder Francio.

Spätere Sagen über die Sachsen bei Widukind um 967 und in dem Annolied um 1080.

Es wäre zu vergleichen Nennius historia Britonum (angeblich vom Jahr 858, aber sein Werk ist offenbar sehr interpoliert) und Gottfried von Monmouth.

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minimeque mixtos] Das hat sich natürlich im Laufe der Zeit sehr gändert. Uebrigens wenn die Kelten, nach meiner Ansicht nicht vor dem siebenten Jahrhundert, vielleicht erst im sechsten und fünften Jahrhundert nach Deutschland und Gallien kamen, so muß die Frage entstehen, ob jene Länder nicht schon vorher bewohnt waren. Herodot sagt, die KeλToì grenzen an die Kuvýcioι (II 33) oder Kúvηtec (IIII 49), welche die westlichsten von Europa seien; diese werden auch in Avienus ora maritima 201. 205. 223 erwähnt, am Anas (Guadiana): dann die Hiberes in Spanien und zu ihnen die Aquitani (Rest ihrer Sprache ist die baskische, die merkwürdig in ihrem Bau der americanischen ähnlich ist: sie wohnten vielleicht weiter herauf).

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Die Ligures, griechisch Aíruce, vom Rhodanus östlich durch die Alpen und in Italien: Strabo II 5, 28 p. 128 sagt ausdrücklich von ihnen, sie seien ein anderes Volk als die Kelten gewesen, obgleich von anderer Lebensweise. Wahrscheinlich

erstreckten sie sich früher weiter nach Norden, und Avienus ora maritima 132-137 sagt, daß sie von den Kelten in häufigen Schlachten zurückgetrieben sich in ihre horrentis dumos (Dornsträuche) gezogen hätten.

Weiter kommen die Raeti und Vindelici, vielleicht ein tuskisches und dann illyrisches Volk, die ebenfalls sich weiter nach Norden erstreckt haben konnten.

Nördlich sind es die Finnen und Lappen, die man gewöhnlich als zusammengehörig darstellt, die aber vielleicht zwei verschiedene Völker sind: die Lappen, eigentlich Polvolk; die Finnen dagegen verwandt mit den Ungarn: beide aber waren Jäger- und Fischervölker: sicher reichten sie früher weiter herab und können wohl auch in Deutschland gewohnt haben. Brittische Völker. - Agathyrsen, blonde Haare, Tätowieren, Weibergemeinschaft, in Siebenbürgen und dem östlichen Ungarn.

Unter diesen Völkern hätten wir die früheren Bewohner zu suchen, die von den Kelto - Germanen verdrängt und theilweise vertilgt wurden. Ob Reşte derselben? Denkmäler? Es finden sich, nicht sehr häufig, aber von Norden bis an die Alpen Reste eines Volkes, das noch kein Metall kannte und Waffen und Geräthe von Stein und Knochen, Hirschhorn hatte* (auch

* Neulich auch bei Ladenburg.

Feuerstein); eines Volkes, das zum Theil in Höhlen und erweiterten Felsspalten wohnte, z. B. an der oberen Donau bis Sigmaringen; oder auf Pfahlbauten in den Seen der Schweiz. Schon diese Wohnart läßt mich nicht glauben, daß das Volk ein germanisch-keltisches war. Diese Kelten suchten nie sich zu verstecken; sie suchten mit Trotz die Gefahr; sich einzuschließen war ihnen zuwider; hier aber ein Volk, das ängstlich in Höhlen und auf Pfählen im Waßer eine Zuflucht suchte vor wilden Thieren. Auch ist wohl anzunehmen, daß die KeltoGermanen bei ihrer Einwanderung bereits einigen Gebrauch der Metalle kannte. Uebrigens sind die Studien erst im Beginn. Man findet in diesen Pfahlbauten auch viel Bronze und Eisen. Lindenschmit ist der Meinung, die Pfahlbauten vom Bodensee seien von den Vindelici bewohnt gewesen, welche von Tiberiuś in einer Seeschlacht auf dem Bodensee (15 v. Chr.) besiegt wurden; das war das Ende dieser Bauten, aber der Anfang kann in viel höheres Alter hinaufreichen.

Eben solche Geräthe und Waffen in Dänemark und Schweden werden den Finnen zugeschrieben.

Ferner würde ich Alterthümer, die einen lebhaften Handel beurkunden, nicht den Germano-Kelten zuschreiben. Denn diese waren entschieden kein handeltreibendes Volk. Aber theils durch Geschenke, die ihre Fürsten erhielten, theils als Beute ihrer Raubzüge können sie ebenfalls Gegenstände des Handels erhalten haben und außerdem blieben sie natürlich ihrem Princip, alles den Waffen zu verdanken, nicht getreu, und Handelsleute des Südens wurden nicht überall, wie bei den Nervii und Suebi zu Caesars Zeiten, zurückgewiesen, sondern man tauschte zuerst von ihnen Waaren ein; besonders der Wein war gesucht; später hatte man sogar Geld. Im Allgemeinen aber ist das Volk, das aus dem Süden die Menge von Erzgeräthe, Waffen und Schmuck durch den Handel erhielt, schwerlich ein germanisch-keltisches gewesen, sondern eines der früher den Boden bewohnenden Hiberer, oder Ligurer, oder Britten. Ferner Schutzwaffen, Panzer, Beinschienen u. s. w. im Allgemeinen nicht germanisch.

Entschieden würde die Sache durch die Gerippe der Menschen selbst, besonders die Schädelform. Aber es ist schwierig, nachdem Deutschland das Schlachtfeld war, das von den Leichen aller Racen gedüngt wurde, und da eine Mischung noch im Frieden Statt gefunden. Zudem möchte es schwer sein, sicher das Volk zu bestimmen. Die Versuche, die Kelten und Germanen am Schädel zu unterscheiden, musten natürlich scheitern: denn die physische Erscheinung des Galliers ist von der des Germanen nicht verschieden, sie haben also auch denselben Schädel. Es sollen sich in Frankreich gerade in den ältesten Monumenten nicht selten negerartige Schädel finden!! Die Kraniologie, eine neue Wißenschaft, mag wohl mit Sicherheit

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