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BESONDERS ABGEDRUCKT AUS HELBIG'S WANDGEMÄLDE DER VOM VESUV
VERSCHÜTTETEN STÄDTE CAMPANIENS.

LEIPZIG

DRUCK UND VERLAG VON BREITKOPF UND HÄRTEL.

1869.

HARVARD FINE ARTS LIBRARY
FOGG MUSEUM

Gift-P. Duell Bonecost

3244
D62

ар

Die im Texte eingeklammerten Nummern beziehen sich auf die Bilder

nummern des Helbig'schen Werkes.

Einleitung.

Ueber die Art und Weise der Technik, in welcher jene antiken Wandmalereien ausgeführt sind, die sich theils noch auf den Wänden der zu Pompeji ausgegrabenen Gebäude befinden, theils von denselben losgelöst und mit andern, aus Herculaneum und Stabiae stammenden, in das National-Museum von Neapel versetzt worden sind, und hier wie dort unser lebhaftestes Interesse in Anspruch nehmen, sind seit den ersten Entdeckungen derselben bis auf den heutigen Tag die verschiedenartigsten Ansichten aufgestellt worden, werden es noch, und keine derselben ist bis jetzt zu allgemeiner Geltung gelangt.

Als die Technik, welcher jene anmuthigen Schöpfungen ihre Entstehung verdanken sollen, wird von Einigen die Leimfarben-, von Andern die Tempera- und wieder von Anderen die FrescoMalerei betrachtet. Einige nehmen auch ein gemischtes Verfahren in der Art an, dass die farbigen Gründe für Bilder und Ornamente >>a fresco«<, diese selbst aber »a tempera« ausgeführt sein sollen; und endlich wollen Andere in diesen Darstellungen die enkaustische Malerei der Alten wiedererkennen.

Meine eigne Ansicht ist die :

1) dass wenn auch nicht absolut alle, doch ein sehr grosser, ja bei weitem der grösste Theil jener Wandmalereien, und zwar sowohl die farbigen Gründe als auch die auf denselben und auf weissen Gründen stehenden Ornamente, Einzelfiguren und abgegrenzten Bilder a fresco gemalt sind;

2) dass diese Technik die weitaus vorherrschende ist, die Leimfarben- und Tempera-Malerei dagegen eine sehr untergeordnete Stelle einnimmt und sich mehr aushülfsweise als selbständig angewendet findet;

3) dass enkaustische Malereien absolut nicht vorkommen.

Donner, Wandmalereien.

1

Diese Ueberzeugungen habe ich mir bei längerem, wiederholtem Aufenthalte an den oben genannten Orten durch eine sorgfältige Prüfung und Untersuchung aller dahin einschlagenden Einzelheiten und Umstände gebildet, nicht befangen durch eine Vorliebe für diese oder jene der bestehenden Ansichten, aber gestützt auf die bei eigner Ausübung der verschiedenen Gattungen moderner malerischer Technik gewonnenen Erfahrungen, auf das Studium der Ueberlieferungen der alten Schriftsteller, auf eine vorsichtige Benutzung der bis jetzt veröffentlichten chemischen Analysen und auf vielfache eigne Versuche. Wenn ich ungern aus meiner künstlerisch praktischen Thätigkeit heraustrete und, dem Wunsche des Verfassers des vorliegenden Werkes nachgebend, es übernehme in dem Folgenden meine ausgesprochenen Ansichten zu begründen, so leitet mich hierbei vorzugsweise der Wunsch, den Männern der Wissenschaft, welchen malerisch technische Kenntnisse und Erfahrungen fremd bleiben mussten, die Mittel zu eigner Prüfung der vorerwähnten abweichenden Ansichten und zu eigner Weiterforschung über diesen Gegenstand an Ort und Stelle an die Hand zu geben. Hätte ich nicht mehrfach Gelegenheit gehabt zu beobachten, dass die in einigen neueren vielgelesenen Werken über diesen Gegenstand handelnden Kapitel Veranlassung zu erneuter Fortpflanzung unrichtiger, älterer Auffassungen gegeben hätten, so würde ich vielleicht Anstand genommen haben die über diesen Gegenstand schon vorhandene umfangreiche Litteratur noch zu vermehren, in welcher ich, obgleich sie sehr zerstreut ist, nichts Wichtiges übersehen zu haben glaube, und in welcher ich neben den Ansichten, die ich nicht theile, und gegen welche ich meine Gründe anführen werde, auch theilweise die meinigen bereits vertreten fand, jedoch, wie die Thatsachen zu beweisen scheinen, in noch nicht genügender Weise, um überzeugend wirken zu können.

Ich gebe zunächst eine kurze Uebersicht dieser verschiedenen Meinungsäusserungen und ihrer Entstehungsperioden, werde jedoch die einzelnen zu widerlegenden Punkte erst im Laufe der späteren Untersuchungen erörtern.

I.

Die verschiedenen Ansichten über die Technik in den erhaltenen antiken Wandmalereien in chronologischer Folge.

Im Jahre 1757 erschien in Neapel der erste Band des Prachtwerkes «»le pitture antiche d'Ercolano e contorni, in welchem Carcani, Mitglied der » accademia Ercolanese« und ungenannter

Verfasser der diesem Bande unter dem Titel »alcune osservazioni« angefügten Erläuterungen, mit schulmeisternder Schärfe, gegen einige Unbefugte auftritt1), die es gewagt hatten dem Urtheil der Akademiker vorzugreifen, und vor dem Erscheinen dieses ersten Bandes schon Urtheile über die fraglichen Wandmalereien zu veröffentlichen, die sie für Fresco-Malereien zu halten schienen. Er behauptet dagegen 2), dass alle Malereien in dem königlichen Museum zu Portici, einige ganz unbedeutende ausgenommen, die man für Frescobilder halten könne), a tempera ausgeführt seien, und stützt seine Behauptung darauf :

1) dass die Pinselstriche anderer Natur seien, als das Wesen der Frescomalerei zulasse;

2) dass Abblätterungen der übereinanderliegenden Farbenschichten, wie sie sich in Folge der Einwirkungen von Zeit und Feuchtigkeit an jenen Malereien vielfach zeigten, in der Frescomalerei nicht möglich seien, bei welcher der nasse Kalk die Farben derart anziehe, dass sie sich mit ihm gleichsam zu einem einzigen Körper verbänden, und nur durch die Zerstörung des Bewurfs von demselben zu trennen seien; und 3) dass man alle Farben ohne Unterschied angewendet sähe, auch selbst solche, welche sich mit dem nassen Kalke nicht vertragen und deshalb von der Frescomalerei ausgeschlossen sind.

Ich muss gleich an dieser Stelle hervorheben, dass diese drei Punkte die Basis für alle Jene geworden sind, welche die betreffenden Malereien für a tempera ausgeführt halten, dass sie heute noch unverändert von Alterthumsforschern, und auch wohl von Künstlern, wiederholt werden, die sich die Zeit zu gründlichen Untersuchungen nicht ǹahmen, vielleicht ausser der Oelmalerei keine andre Technik selbst geübt haben, oder auch in den heute üblichen Verfahrungsweisen zu befangen sind, um die ganz verschiedenen Bedingungen gehörig zu würdigen, unter welchen jene antiken Malereien entstanden. Wie unhaltbar jene Gründe sind, hoffe ich später überzeugend darthun zu können.

Jenen Ansichten schliesst sich Winckelmann in einem von Portici 11. März 1758 datirten und an Raphael Mengs gerichteten Briefe an 4), und in seinem »Sendschreiben an den

1 Pitture antiche d'Ercolano T. I p. 273.

2) P. d'E. T. I p. 274.

3) P. d'E. T. I p. 274. Note 77.

4) Opere di Ant. RAFF. MENGS, publicate dal Cavaliere D. Giuseppe Nicolo d'Azara. Ediz. Carlo Fea (Roma 1787) p. 418.

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