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das i. J. 1771. aufgeführt ward, und dessen Plan daneben verschiedene Fehler gegen die Wahrscheinlichkeit darbot, so wenig Aufsehen erregte, dafs der arme Dichter mehr Mühe hatte, es bey den Schauspielern anzubringen und aufführen zu lassen, als es zu schreiben. Gleichwohl fanden sich auch in diesem Drama einzelne schöne Scenen; und zumal bewunderte man darin die schöne Darstellung des offnen und biedern Karackters, und der erhabenen Tugenden des Ritters ohne Furcht und ohne Tadel.

Diesem Schauspiele folgte im gleichen J. 1771. Gabrielle de Vergy; ein schauerliches Schauspiel, in welchem zwar einige ziemlich gut geschilderte Bewegungen der Eifersucht, etliche Ueberraschungen und contrastierende Begebenheiten zu finden waren. Allein der Dichter hat darin zu wenig Vorsicht gebraucht, um die abscheuliche Catastrophe erträglich zu machen. Sein Plan ist nicht einfach genug; das Stück ist mit patriotischen Empfindungen überladen, die demselben ganz fremde sind;

oft wird auch der Wohlstand in den Karacktern verletzt. Gleichwohl fand es einigen Beyfall.Pierre le Cruel, ein neues Trauerspiel (aufgeführt i. J. 1772.) starb in seiner Geburt, und war in der That ein Meisterstück von Unvernunft. Der Held ist noch ein abscheulicheres Ungeheuer, als ihn die Geschichte schildert, und von der Art, wie Horaz will, dafs man ihn sorgfältig vor den Augen der Zuschauer entferne, anstatt ihn zum Mittelpunkt eines Schauspiels zu machen. Auch der Styl ist bald schlapp, bald holpricht, bald aufged unsen.

Du Belloy verstand ziemlich gut die Kunst, solche Situationen anzulegen, die fähig sind eine grofse Würkung hervorzubringen; allein jene andre noch höhere Kunst, sie vorzubereiten, und auf eine natürliche Art herbeyzuführen, kannte er nicht. Statt des einfa chen und wahren Pathetischen legte er ausserordentliche Theaterstreiche

an,

und kleine

Triebfedern sollten die Stelle der Herzensbe. redsamkeit ersetzen. Damit trug er sehr viel dazu bey, die französische Bühne zu ver.

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derben, und verächtlich zu machen. Der Fall Peters des Grausamen war übrigens für seine äusserst reitzbare Empfindlichkeit sehr unglücklich, und beschleunigte seinen Tod. Er wurde von einem auszehrenden Fieber angegriffen, das mehrere Monate dauerte, und seine mittelmässigen Kräfte erschöpfte. Ludwig XVI. schickte ihm, als er seinen traurigen Zu. stand erfuhr, ein Geschenk von fünfzig Louisd'or; und aus ruhmwürdiger Grofsmuth gaben die Schauspieler eine Vorstellung der Belagerung von Calais zum Befsten des sterbenden Dichters. Wenige Zeit hernach, im März 1775. starb er würklich, nach Verdienst von seinen Freunden bedauert, die an ihm die Güte seines Karackters, und die Wärme seiner Freundschaft zu schätzen wussten. Gaillard, einer der Vierziger gab i. J. 1779. seine Schriften in sechs Octavbänden, nebst seinem Leben heraus. Mehr von ihm s. in: Nouveau Dic. tionn. histor. T. II. p. 123. & 124. und Anecdot. dramat. T. II. p. 170.

27.) DUMESNIL [S. 83.] Geb. 1715. betrat

die Bühne zu Paris i. J. 1733. nachdem sie einige Zeit zuvor die Provinzen durchwandert hatte. Sie erschien zuerst in Racine's Iphigenia als Clytemnestra, als Phædra in dem Trauerspiele dieses Namens, und als Elisabeth in dem Grafen von Essex von Th. Corneille. Alle diese Rollen spielte sic mit dem glänzendsten Beyfall. Aus dem, was wir im Texte von ihr lesen, sollte man nicht denken, dafs Voltaire eines Tags, bey der ersten Probe der Merope ihr vorwarf, sie bringe in ihre Schmähungen gegen Polifont nicht Stärke und Wärme genug: » Wahrhaftig", antwortete diese berühmte Schauspielerinn, man mufs den T** im Leibe haben,

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um

» den Ton zu erreichen, zu dem Sie mich hin„aufstimmen wollen"!

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Getroffen, getrof

, fen", erwiederte Voltaire, » den muss man » in allen Künsten im Leib haben, um Virtuose

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zu werden"! Ein andermal, als man diesen Dichter fragte, was er von dem Vorzug dächte, den einige Theater - Liebhaber der Mademoiselle Clairon vor der Mademoiselle Du me s

nil gäben, da hingegen andre behaupteten : Um den Zuhörer hinzureissen, müsse man eine Corneille Maschine ) haben wie diese

دو

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letztre, versetzte er: Die hat aber Mademoi,, selle Clairon in ihren Eingeweyden und in » ihrer Gurgel. Als einst Mademoiselle Dusmenil in Cleopatra's bekannter Rolle, nach allen ihren abscheulichen Verwünschungen, und bereit, vor Wuth und Rache zu erblassen, sagte:

Je maudirois les Dieux, s'ils mé rendoient le jourfühlte sie einen derben Faustschlag auf ihren Rücken fallen, den ein alter Offizier, der gleich hinter ihr im Balkon safs, ihr beybrachte, und mit lauter Stimme die verbindlichen Worte beyfügte: „Va, chienne, à tous les Diables”! Dieses hinderte sie nicht, nach vollendetem Schauspiel dem Offizier für seine Grobheit zu danken, welche sie für die schmeichelhafteste Lobrede auf die Wahrheit ihres Spiels ansah.

*) Anspielung auf P. Corneille; nämlich: Man müsse so spielen, wie Er gedichtet hat.

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