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men. Ungefähr in der Mitte des Mantels ist ein Gürtel von dichtgeflochtenem Grafe, innerhalb befestigt, der mitten um den Leib gebunden werden kann, so daß der Mantel alsdann auf den Hüften fest anliegt und die unteren Enden bis gegen die Knie, manchmal auch wohl bis auf die Waden herabhängen **). Unerachtet sie, dem Aeußern nach, so viel vor den Einwohnern von Charlotten- Sund voraus hatten, so waren sie denselben doch in der Unreinlichkeit vollkommen ähnlich, dergestalt, daß das Ungeziefer haufenweise auf ihren Kleidern herum kroch. Das Haar trugen sie, dem Landesgebrauche nach, mitten auf dem Kopfe zusammen gebunden, mit Fett eingeschmiert und mit weißen Federn besteckt; auch hatten einige große Kämme von Wallfischknochen hinter dem Haarschopfe eingesteckt, die gerade in die Höhe standen. Viele von ihnen waren im Gesicht mit schneckenförmigen Linien punctirt, und einige auch mit rothem Oker und Del geschminkt, wie sie denn durchgehends einen großen Gefallen daran hatten, wenn wir ihnen etwas rothes auf die Backen schmierten. Sie führten einige kleine Calabassen bei sich, in welchen das Del befindlich war, womit sie sich einzubalsamiren pflegen; ob dieses aber aus dem Pflanzen- oder Thierreiche sein mochte, konnten wir nicht herausbringen. Alle Geräthschaften, die sie bei sich führten, waren ungemein zierlich geschnißt und überhaupt mit großem Fleiße gearbeitet. Sie verkauften uns ein Beil, dessen Klinge aus dem feinsten grünen Talksteine bestand und einen mit durchbrochner Arbeit überaus künstlich verzierten Stiel hatte. Auch fanden wir einige musikalische Instrumente bei ihnen, nämlich eine Trompete oder vielmehr ein hölzernes Rohr, das vier Fuß lang und ziemlich důnn war. Das Mundstück mochte höchstens zwei, und das äußerste Ende ungefähr fünf Zoll im Durchschnitt halten. Sie bliesen damit immer in einerlei Ton, der wie das rauhe Blöken eines Thieres klang, doch möchte ein Waldhornist vielleicht etwas mehr und besseres dar auf haben herausbringen können. Eine andre Trompete war aus einem großen Tritonshorn (murex Tritonis) gemacht, mit künstlich ausgeschnißtem Holz eingefaßt, und an demjenigen Ende, welches zum Mundstück dienen sollte, mit einer Oeffnung verse

*) Mit dieser Beschreibung vergleiche man die Figur eines so ge= Fleideten Neu-Seeländers in Hawkesworths Geschichte der engl. Seereisen, 8. dritter Band, Seite 290.

hen. Ein schrecklich blökender Ton war alles was sich herausbringen ließ. Ein drittes Instrument, welches unsere Leute eine Flöte nannten, bestand aus einem hohlen Rohr, das in der Mitte am weitesten war und in dieser Gegend, desgleichen an beiden Enden eine Oeffnung hatte. Dies und das erste Instrument waren beide, der Länge nach, aus zwei hohlen Stücken von Holz zusammengeseßt, die eins für das andre so eben zurecht geschnitten waren, daß sie genau auf einander paßten und eine vollkommne Röhre ausmachten. Das doppelte Canot, in welchem sie zum Theil gekommen waren, schien noch neu und ungefähr 50 Fuß lang zu sein. Sowohl das vordere Ende, als das hohe Hintertheil waren künstlich durchbrochen und mit schneckenförmigen, eingeschnittenen Zügen verziert, so wie sie in der Beschreibung von Capitain Cooks voriger Reise abgebildet und beschrieben sind. Ein ungestaltes Ding, an welchem man mit vieler Mühe eine Aehnlichkeit mit einem Menschenkopfe ent= decken konnte, war mit ein Paar Augen von Perlmutter und mit einer langen Zunge versehen, die aus dem Rachen heraushing; dieser Zierrath machte das äußerste Ende des Vordertheils aus. Dergleichen Figuren bringen sie zur Verzierung überall an, vornehmlich an solchen Geräthschaften, die sich auf Krieg und Waffenrüstung beziehen. Vermuthlich hat die hier zu Lande durchgehends übliche Gewohnheit, den Feind durch Ausstreckung der Zunge zu schimpfen und auszufordern, zu so häufiger Abbildung solcher Fraßengesichter Gelegenheit gegeben. Man sieht dergleichen nicht nur am Vordertheil ihrer Kriegscanots und an den Griffen ihrer Streitärte, sondern sie tragen solche auch an einer Schnur um den Hals auf der Brust hångend; ja sie schnißen sie sogar auf die Schöpfschaufeln und an die Ruder, womit sie ihre Canots fortarbeiten.

Sie verweilten nicht lange bei uns an Bord, denn da es anfing sehr windig zu werden, so gingen sie insgesammt wieder in ihre Fahrzeuge und ruderten nach Motu-Aro über. Um Mittagszeit ließ sich auch der Capitain in Begleitung einiger Offi= ciere nach dieser Insel übersehen, und fand daselbst sieben Canots auf den Strand gezogen, in welchen ungefähr neunzig Indianer hier angekommen waren. Man sah sie sämmtlich be schäftigt sich Hütten zu machen, und sie nahmen unsre Leute mit allen ersinnlichen Freundschaftsbezeugungen auf. Der Capitain erwiederte solche durch Austheilung von mancherlei Geschen

ken, darunter sich auch vergoldete kupferne Medaillen befanddie einen und dreiviertel Zoll im Durchschnitt dick, und zum 2 denken dieser Reise waren geschlagen worden, damit sie un die verschiedenen Völker ausgetheilt werden sollten, welche auf dieser Reise antreffen würden. Auf einer Seite sah r das Brustbild des Königs mit der Inschrift: GEORGE.

KING. OF. GREAT. BRITAIN. FRANCE. AND. IRELAND.

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der andern Seite zwei Kriegsschiffe mit der Beischrift ihres mens RESOLUTION. und ADVENTURE. und unten im Absc war zu lesen: SAILED. FROM. ENGLAND. MARCH. MDCCLXXI Von dergleichen Schaustücken waren auch unter die Einwe von Dusky Bai, desgleichen hier in Charlotten-Sund b etliche ausgetheilt worden. Die große Anzahl von Indic welche unsre Leute hier beisammen fanden, verschaffte ihnen gute Gelegenheit gegen Eisen, Zeug und Glas-Corallen, große Menge von Waffen, Geråthschaften, Kleidern und then einzutauschen, von welchen allen diese Neu-Seelande gleich mehr besaßen, als wir sonst bei ihren Landsleuten troffen hatten. Der Capitain und seine Gesellschaft beme daß Teiratu der Befehlshaber aller dieser Leute sein müsse, sie bezeigten ihm durchgehends viel Ehrfurcht. Was es mit dieser Art von Oberherrschaft eigentlich für Bewandtniß konnte man nicht ausfindig machen. Leute von Jahren 1 sie durchgehends in Ehren zu halten, wahrscheinlicher We rer langen Erfahrung wegen; allein dies konnte hier de nicht sein, denn solche Anführer, dergleichen uns Teirat zu sein dünkte, sind starke, muntre Leute, in der Bli Jahre. Vielleicht wissen aber die Neu-Seelander, so s die nordamerikanischen Wilden, daß bei Entstehung eine ges ein großer Haufe von Menschen einen Anführer habe: auf dessen größere Geschicklichkeit und Talente die and Vertrauen und Hoffnung sehen können, und zu einem Posten taugen dann freilich keine andre als dergleichen Leute, die noch Feuer haben. Je mehr wir die kriegerisc gung dieser Nation und die vielen kleinen Parteien e worin sie getheilt sind, desto nothwendiger scheint uns di

*) Die Admiralität wollte anfänglich, daß beide Schiffe f März segeln sollten, doch geschah es erst im Junius, weil man Ausrüstung nicht eher fertig werden konnte.

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von Regierungsform zu sein. Sie müssen ohne Zweifel erfah= ren oder eingesehen haben, daß die Fähigkeiten eines Anführers nicht erblich sind, und folglich vom Vater nicht allemal auf den Sohn gebracht werden; vielleicht haben sie auch Beweise unter sich erlebt, daß erbliches Regiment natürlicher Weise zum Despotismus führt.

Capitain Cook fürchtete, daß die Indianer unsern auf dies ser Insel angelegten Garten finden und aus Unwissenheit verwüsten möchten. Er führte also den Befehlshaber Teiratu selbst dahin, zeigte ihm alle die verschiedenen Pflanzen, besonders aber die Kartoffeln. Diese schien der Wilde sehr hoch zu schäßen, und er kannte sie ohne Zweifel schon, weil ein ähnliches Ge= wächs, nämlich die virginische füße Kartoffel (convolvulus batatas) in einigen Gegenden der nördlichen Insel, auf welcher er zu Hause gehörte, gebauet wird. Er versprach dem Capitain auch, daß er den Garten nicht vernichten, sondern alles unangerührt wolle stehen, wachsen und sich vermehren lassen; mit dieser Abrede schieden sie von einander. Sobald der Capitain auf unser Schiff zurückgekommen war, gaben die Seesoldaten, zur Ehre des Königlichen Geburtsfestes, drei Salven, und unser Seevolk machte ein dreimaliges Huzzah!

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Nachmittags ward der Wind sehr frisch und hielt die folgenden Tage mit gleicher Heftigkeit an, so daß wir bis zum 7. liegen bleiben mußten; alsdann aber hoben wir am Morgen den Anker und segelten nebst der Adventure aus Ship-Cove ab. Unser bisheriger Aufenthalt in Charlotten - Sund war unsern Leuten so wohl bekommen, daß sie jest wieder völlig so gesund waren, als bei der Abreise aus England. In unserm Schiffe hatten wir nur einen einzigen Kranken, einen Seefoldaten, der seit der Abreise von England immer schwindsüchtig und wassersüchtig gewesen war.

Siebentes Capitel.

Reise von Neu-Seeland nach D- Tahiti.

Nachmittags gelangten wir in Cooks-Straße *), liefen felbige nach Süden zu herab, und hatten nun den unermeßlichen Ocean vor uns, der unter dem Namen der Südsee bekannt ist. Dieses große Meer war demjenigen Theile nach, der unter dem glücklichern warmen Himmelsstriche belegen ist, bereits vielfältig durchschifft worden; die kåltern Gegenden oder die sogenannten mittlern Breiten hingegen, hatte vor Capitain Cooks erster Reise, in der Endeavour, das ist, bis im Jahr 1770, noch kein europäischer Seefahrer zu untersuchen gewagt. Gleichwohl glaubte man durchgehends, daß in selbigen ein großes Land liegen müsse, und die Erdbeschreiber, die es in ihren Landkarten das südliche feste Land (Terra australis) nannten, hielten dafür, daß auf der Westseite Neu-Seeland, auf der Ostseite aber ein Strid) Landes, der dem Vorgeben nach gegen Amerika hin sollte entdeckt worden sein, die Küsten desselben ausmachten. Da aber Capitain Cook auf seiner vorigen Reise gefunden hatte, daß Neu-Seeland nichts mehr als zwei große Inseln wären, und daß auch weder gegen Osten, nach Amerika hin, noch bis zum 40sten Grade gegen Süden herab, Land vorhanden sei; so war das Südland seitdem schon in engere Schranken gebracht; doch waren auch diese immer noch ansehnlich und weitläuftig genug, um die Aufmerksamkeit künftiger Seefahrer zu verdienen. sollten den nun noch unerforschten Theil dieser See befahren. und standen jekt, unerachtet es mitten im Winter war, in Begriff, zwischen dem 50. und 40. Grade südlicher Breite, auf die Entdeckung neuer Länder, nach Osten hin, aus zu gehen. Viele unsrer Mitreisenden unternahmen diese gefährliche Reise mit der gewissen Zuversicht, daß wir die Küsten dieses Südlan des bald finden, und daß die Neuheit und Nugbarkeit seiner Na

*) Die Befizer von Hawkesworths Geschichte der englischen Seereis sen werden bei dieser und ähnlichen Stellen, die in mehrgedachtem Werk befindlichen Karten mit Nugen zu Rathe ziehen.

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