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Wilden zu erhandeln, hatte man dem Capitain allerlei grobe Tücher, Eisengeråth und andere Waaren mitgegeben. Auch wurden, auf Befehl des Admiralitäts- Collegiums, etliche hundert vergoldete Schaumünzen, mit dem Brustbilde des Königs, ausgeprägt, um zum Denkmal der Reise unter die Wilden vertheilt zu werden.

Die Gesundheit des Schiffsvolks ist ein so wichtiger Gegenstand bei langen, beschwerlichen See-Reisen, daß man zu Beförderung und Erhaltung derselben diesmal auf außerordentliche Mittel bedacht war. Zu dem Ende hatte man verschiedene Lebensmittel an die Stelle andrer ausfindig gemacht, und vor allen Dingen unser deutsches Sauerkraut, nebst gallertartig eingekochter Fleischbrühe in großer Menge an Bord geschickt.

Wir hatten in der Resolution sechzig große Fässer Sauerkraut, die vor unserer Rückkehr ans Vorgebirge der guten Hoffnung ganz ausgeleert wurden. Die vielen Veränderungen des Klima, denen wir unterworfen gewesen, hatten ihm nichts_ge= schadet. Ungefähr vierzehn Tage vor unserer Ankunft in England, fanden wir die lehte Tonne, die man bis dahin durch einen Zufall im Schiffsraum übersehen hatte; und auch diese enthielt so frisches und schmackhaftes Sauerkraut, daß verschiedene portugiesische Herrn, die auf der Rhede von Fayal mit uns speiseten, nicht nur mit außerordentlichem Appetit davon aßen, sondern sich den im Fasse gebliebenen Rest ausbaten, um ihre Freunde am Lande damit zu bewirthen. Es ward mehrentheils zweimal die Woche, zur See aber, und besonders in den südlichsten Gegenden auch öfter, gereicht. Die Portion auf jeden Kopf war ein Pfund. Dem deutschen Leser die guten Eigenschaften dieses Gerichts anzurühmen, wäre überflüssig. Doch kann ich nicht umhin zu sagen, daß es vielleicht das allerbeste Präservativ gegen den Scharbock ist, weil es in Menge mitgenommen, und nicht als Medicin, sondern in großen Portionen als nahrhafte Speise gebraucht werden kann.

Die Täfelchen oder Kuchen von gallertartig eingekochter Fleischbrühe verdienen den nächsten Plak, als bewährte, gesunde Nahrungsmittel. Wir hatten ihrer an 5000 Pfund. Wöchentlich kochte man dreimal Erbsen *) zu Mittage, und jedesmal

*) Unglücklicherweise waren unsere Erbsen sehr schlecht, und blieben ohnerachtet alles Kochens, hart und unverdaulich. Die oben angeführten

ward ungefähr zwei Loth solcher Fleischbrühe auf den Mann darin zerlassen. Auch ward es bisweilen zum Frühstück mit Weizen-Graupen oder Habermehl verdickt zugerichtet.

Ein und dreißig Fåffer mit eingekochter Würze (Maische) oder Bier, das bis zu einer Syrup ähnlichen Consistenz eingekocht war, wurden ebenfalls auf dieser Reise mitgenommen, um gelegentlich durch den Zusaß von Wasser und neuer Gährung zu gesundem Getränke bereitet zu werden, allein, aus Mangel an Vorsichtigkeit, verloren wir diesen Vorrath, der im heißen Klima in Gährung gerieth und die Fåffer sprengte.

Für die Kranken hatte man bei Ausrüstung unserer Schiffe ebenfalls befonders gesorgt.

Salup, ein Gallert, der aus der Wurzel eines Zweiblatts (Orchis) bereitet, sehr nahrhaft und leicht verdaulich ist, ward dem Wundarzte zur Abwechselung mit dem gewöhnlichen Sayo für die scorbutischen Kranken anvertraut.

Robb oder dick eingekochter Saft von Zitronen und Orangen, ward zur Arznei gegen den Scharbock mitgegeben; allein weil man wegen der Kostbarkeit des Mittels die Dosen viel zu geringe vorgeschrieben hatte, so ließ sich keine vollständige Eur davon erwarten. Überdem hielt sich unser rechtschaffener Wundarzt, Herr Patton, auch nicht für berechtigt mit seinen Kranken Experimente zu machen, so lange er noch wirklich bewährte Genesungsmittel in Hånden hatte. Doch versichert er, daß der Robb von großem Nußen sei.

Eine Marmelade von gelben Möhren oder Carotten, (Daucus Carota) die dem gewöhnlichen schwarzen Zucker-Syrup an Farbe und Geschmack sehr ähnlich ist, hat der Herr Baron von Muzel Stosch in Berlin zur Probe gegen den Scharbock vorgeschlagen. Sie larirt gelinde, und kann als ein Hülfsmittel angesehen werden; eine Eur aber wird sie schwerlich zuwege bringen.

Das schäßbarste Mittel gegen den Scharbock, welches nach vielen wiederholten Erfahrungen selbst den gefährlichsten Grad dieser Krankheit curirt, ist die frische Infusion von Malz. Wir hatten dreißig Tonnen mit Malz an Bord, und so bald sich der

Sachen, hielten uns aber zum Theil schadlos und verhinderten die üble Wirkung, die diese harte Speise nebst dem Pöckelfleisch hätte verursachen können.

G. Forster's Schriften. I.

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Scharbock merken ließ, ja in kalten Gegenden noch eher, war täglich eine frische Infusion gemacht, und denen, die zum Schar bock geneigt waren, als ein Pråservativ gereicht. Die wirkliche Kranken, deren wir sehr wenige hatten, mußten jeden Tag dre Quart trinken. Bei geschwollnen Gliedern oder Beulen, wurde die Trebern, als warme Umschläge, mit dem besten Erfolg ge braucht. Doctor Macbride in Irland war der erste, der das Malz als ein antiscorbutisches Mittel angab; und nunmehr is es auf der englischen Flotte als unentbehrlich eingeführt, so daß ein jedes Schiff einen gewissen Vorrath davon an Bord führt. Zu Bestätigung des obigen, kann ich hier aus unsers Wundarztes Tagebuch, noch folgende Stelle anführen. „Ich habe, sagt er, die Malz-Infusion (wort, Würze, Maische), auf der ganzen Reise, in allen scorbutischen Fällen, äußerst nüßlich befunden. Zwar habe ich sie nur selten recht auf die Probe stellen können, weil viele sie tranken, um die Krankheit zu verhüten; allein schon die wenigen Fälle, in welchen sie mir gute Dienste geleistet hat, sind meines Erachtens hinlänglich, jedem Unparteiischen zu beweisen, daß dies das beste bisher erfundene Mittel gegen den See-Scharbock ist. Auch bin ich, nach allem, was ich von den Heilkräften der Malz-Infusion und von ihrer Art zu wirken erfahren habe, ganz überzeugt, daß mit Hülfe der Suppen-Tá felchen, des Sauerkrauts, Zuckers, Sayo's, und der Corinthen jene Pest des Meeres, der Scharbock, selten oder gar nicht unter dem Schiffsvolke selbst auf den långsten Reisen erscheinen wird."

Hiernächst ward die Gesundheit unsers Schiffsvolks noch durch verschiedene andere Veranstaltungen befördert. Die wichtigste und nüßlichste war, daß man die Leute bei ihrer gesalznen Speise so viel Wasser trinken ließ, als sie nur immer mochten. Nur selten fanden wir uns genöthigt, sie auf gewisse bestimmte und noch seltener auf knappe Portionen von Trinkwasser einzuschränken. Zu dem Ende ward auch keine Gelegenheit versäumt frisches Wasser zu füllen, wenn wir gleich noch Vorrath davon hatten; weil es unstreitig besser frisch vom Lande kömmt als es in den Fässern wird, nachdem es eine Zeitlang aufbewahrt

worden.

Reinlichkeit ist eine andere nothwendige Vorsicht. Es ward bei uns nicht nur scharf darauf gesehen,daß die Matrosen sich selbst, ihre Kleider, Hemden u. s. w. rein hielten, sondern auch

die Küchengeräthe wurden fleißig untersucht, damit von der NachLässigkeit der Köche nichts zu befürchten wäre. Ihre Betten mußten bei trocknem Wetter des Tages aufs Verdeck gebracht werden. Um wichtigsten aber war das Räuchern mit einer Mischung von Schießpulver und Essig, oder auch Wasser, und die fast wöchentlichen Feuer, die im Schlafraum des Volks, in den Cajüten der Officiere, und selbst im untersten Raum, wohin die Pumpen reichen, angezündet wurden. Ungesunde, faule Ausdünstungen und Feuchtigkeiten wurden auf diese Art zertheilt und unschädlich gemacht, und die Luft durchaus gereinigt. Dazu kam noch die Eintheilung der Mannschaft in drei, nicht wie sonst auf Kriegsschiffen gebräuchlich ist, in zwei Wachen. Dadurch wurden die Leute den Veränderungen des Wetters minder ausgesezt, und hatten Zeit, ihre Kleider, wenn sie naß wurden, zu trocknen. Es wurden auch auf öffentliche Kosten, während unfers Aufenthalts in kalten Gegenden, warme Kleidungsstücke ausgetheilt, die der Mannschaft trefflich zu statten kamen.

Erfahrne Aerzte, Seeleute und Menschenfreunde hatten diese Hülfsmittel vorgeschlagen; der Wundarzt, mein Vater und einige andere Personen im Schiff hatten den fleißigen Gebrauch derselben unaufhörlich angerathen; auch zeigten sich die vortrefflichen Wirkungen davon bald so deutlich, daß man sie in der Folge für ganz unentbehrlich ansah. Alle diese Ursachen und eigne Erfahrung, bewogen Capitain Cook sie bei jeder Gelegenheit anzuwenden. Unter göttlicher Führung blieben wir auf diese Art unerachtet aller Beschwerlichkeiten, einer harten, ungewohnten Lebensart, und öfterer Abwechselung des Klimas, bei guter Ge= sundheit. Der Präsident der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften in London, Sir John Pringle, spricht davon ausführlich als ein erfahrner Arzt in seiner am 30. November 1776 vor der Societat gehaltnen Rede, bei Verschenkung der Copleyschen Denkmünze an Capitain Cook. Die Lobsprüche, die er unserm geschickten und berühmten Seemann giebt, und die Verschenkung der Denkmünze selbst, welche nur durch eine Abweichung von den Statuten der königlichen Gesellschaft bewerkstelligt werden konnte, find mehr als hinreichend die Wichtigkeit der von Cook befolgten Gesundheitsregeln darzuthun.

Erstes Capitel.

Abreise. Fahrt von Plymouth nach Madera.

ser Insel.

Beschreibung die

vit,

Ubi animus ex multis

statui res gestas

miseriis atque periculis requieperscribere; tamen (hoc) inprimis arduum videtur, - quia plerique, quae delicta reprehenderis, malivolentia et invidia putant, ubi de magna virtute et gloria bonorum memores, quae sibi quisque facilia factu putat, aequo animo accipit; supra ea, veluti ficta, pro falsis ducit.

Sallust.

Kaum war das Schiff Endeavour im Jahre 1771 wieder nachh England zurückgekommen, als man schon den Entwurf zu einer neuen Reise machte, auf welcher die südlichen Gegenden unfrer Erdkugel weiter erforscht und untersucht werden sollten.

Zwei tüchtige, starke Schiffe, die Resolution und die Adventure, wurden zu dem Ende als königliche Schiffe vom sech= ften Range (Sloops) ausgerüstet, und die Capitaine Jacob Cook und Tobias Furneaur zu Befehlshabern ernannt. Am 11. Junius erhielten mein Vater und ich Befehl, diese Reise gleichfalls zu unternehmen, um Gegenstände der Naturgeschichte zu sammeln, zu beschreiben und zu zeichnen. In möglichster Geschwindigkeit rüsteten wir uns zu diesem wichtigen Vorhaben, und schickten innerhalb neun Tagen alle unsere Reisegeräthschaft an Bord der Resolution, welche damals noch bei Sheerneß lag, am 22. aber schon nach Plymouth abging.

Am 26. verließen auch wir London, und kamen, weil wir zu Lande reisten, schon in zwei Tagen nach Plymouth, wo aber unser Schiff noch nicht eingetroffen war. Den 1. Julius verfügten wir uns an Bord der Jagd Augusta, und machten dem damaligen Präsidenten des Admiralitätscollegiums, dem Grafen Sandwich, unsere Aufwartung. Se. Herrlichkeit (My

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