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lord) glaubten, die Resolution würde noch denselben Tag auf der Rhede ankommen, und verlangten, daß wir uns Abends zwischen fünf und sechs Uhr an Bord derselben begeben möchten. Allein zu unserm großen Mißvergnügen erschien das Schiff nicht, und der Graf verließ Plymouth am folgenden Morgen *).

Früh am 3. Julius sahen wir die Resolution auf der Rhede vor Anker, wo sie in voriger Nacht angelangt war. Capitain Cook gedachte, etwa acht bis zehn Tage hier zuzubringen, und befahl, mittlerweile in unsern Cajůten noch einige schlechterdings nothwendige Einrichtungen zu treffen. Da wir inzwischen keine Gelegenheit zu Erweiterung der Wissenschaft, oder zu unsrer Be= lehrung versäumen wollten, so bedienten wir uns dieser Zeit, um die Zinnbergwerke in Cornwall zu besuchen, und nachdem wir in den großen und reichhaltigen Gruben zu Poldyce und Kenwyn Vergnügen und Unterricht gefunden hatten, so kehrten wir am 8. Julius nach Plymouth wieder zurück.

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,,Capitain Cook bekam in Plymouth Verhaltungsbefehle, vom 25. Junius datirt **). Diesen zufolge sollte er die Adventure unter sein Commando nehmen, nach Madera segeln, sich dort mit Wein versehen, und sodann zu Erfrischung seiner Leute und um beide Schiffe mit Lebensmitteln zu versorgen, am Vorgebirge der guten Hoffnung anlegen. Von da aus sollte er südlich laufen, und wo möglich das Cap de la Circoncision entdecken, welches Herr Bouvet unter dem 54. Grad Süderbreite und ungefähr 11° 20′ östlicher Långe, von Greenwich angiebt. Entdeckte er dieses, so sollte er untersuchen, ob es zum festen

*) Dieser Umstand scheint beim ersten Anblick ziemlich unbedeutend und die Erwähnung desselben überflüssig zu seins. allein für die Reisenden war er wichtig. Wäre das Schiff noch vor der Abreise des Grafen Sandwich in Plymouth eingetroffen, so hätte es dieser Herr, billigerweise, selbst in Augenschein nehmen müssen, und dann würden zur Be= quemlichkeit und zum Nugen der Herren Forster in den Gajüten und andern Dingen gewisse Einrichtungen getroffen worden sein, die jest, weil Mylord Sandwich die Sachen nicht mit eigenen Augen gesehen hattc, entweder ganz unterblieben, oder doch nur unvollkommen vorgenommen wurden, und über deren Mangel unsre Reisenden, in der Folge, sich mit Recht zu beklagen hatten. A. d. V.

**) Man sehe Cook's Reisebescheibung im Englischen 1. Bd. S. 2., woraus ich die obenangeführte Instruction zu Ergänzung meines Werks dem deutschen Publikum vortrage.

Lande gehöre, welches aller Geographen und voriger Seefahrer Aufmerksamkeit erregt hatte, oder ob es nur ein Theil einer Insel sei? Im ersten Falle sollte so viel als möglich von der Küste befahren und untersucht, zugleich auch Bemerkungen zum Vortheil der Handlung, der Seefahrt und der Naturgeschichte gemacht werden. Tråfe man Einwohner an, so sollte Capitain Cook ihren Charakter, Temperament, Genie und Anzahl_bemerken, und wo möglich freundschaftlichen Umgang mit ihnen zu haben suchen. So lange die Schiffe in gutem Stande, die Leute gesund, und die Lebensmittel brauchbar blieben, sollte er diese Entdeckungen fortsehen, und, je nachdem es die Umstände erforderten, nach Osten oder Westen laufen, dabei aber so weit gegen den Südpol als nur immer möglich zu dringen suchen. Wäre aber das Vorgebirge de la Circoncision nur ein Theil einer Insel, oder könnte er es gar nicht antreffen, so blieb ihm übrig so lange als er noch Hoffnung hätte ein großes oder festes Land zu finden, südwärts zu steuern, alsdann aber seinen Lauf nach Osten zu richten, und in hohen südlichen Breiten, so nah an den Pol als thunlich sein würde, rund um die Welt zu segeln, zuleht am Vorgebirge der guten Hoffnung wieder zu ankern und von dort nach Spithead bei Portsmouth zurückzuSo oft die Jahreszeit den ferneren Aufenthalt in ho hen Breiten gefährlich machen würde, sollte er sich nach irgend einem bekannten Orte weiter gegen Norden, unter mildern Himmelsstrichen, zurückziehen, um seine Leute zu erfrischen, und die Schiffe wieder in Stand zu sehen. In allen Fällen, welche man nicht vorhergesehn, könne er übrigens nach eignem Gutdünken verfahren, und ginge unglücklicher Weise die Resolution verloren, so sollte er dennoch die Fahrt im kleinern Schiffe fortsehen. Eine Abschrift dieser Befehle theilte er dem Capitain Furneaux mit, und zeigte ihm zugleich die Sammelpläge, im Fall der Trennung an."

,,Die Sternkundigen aus beiden Schiffen, Herren Wales und Baylay, machten, während daß wir nach Cornwall gereiset waren, ihre Beobachtungen auf einem kleinen Eiland (Drake's Island) im Hafen von Plymouth). Die Länge dieses Orts mußte astronomisch bestimmt werden, weil man hier die Längen-Uhren in Gang bringen sollte, welche diese Herren mit sich am Bord hatten. Herr Arnold hatte deren drei verfertigt, wovon zwei in der Adventure bleiben sollten. Die dritte mit noch

einer andern, die Herr Kendal nach der Harrisonschen Uhr genau nachgemacht hatte, kam auf das andre Schiff. Alle insgesammt wurden am 10. Julius in Gang gefeßt, und in viereckigen hölzernen Kasten aufbewahrt. Den genausten Berechnungen zufolge ist die königliche Sternwarte in Greenwich, welche wir hier beständig als die erste Mittagslinie annehmen werden, von dem kleinen Eiland in Plymouth-Hafen, 4° 20′ ostwårts entfernt“

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Sonnabend den 11. begaben wir uns an Bord, um mit dem ersten günstigen Winde abzusegeln. Um folgenden Tage aber, da der Wind ziemlich heftig blies und mein Vater zufälliger Weise auf dem Verdeck herumging, bemerkte derselbe nicht nur eine Aenderung in der gewöhnlichen Lage unseres Schiffs gegen die Adventure und ein anderes Schiff, welche beide vor Anker lagen, sondern ihn dünkte auch, als wenn es auf die Klippen unter der Festung zutriebe. Er äußerte diese Vermuthung dem Lootsen (Master) Herrn Gilbert, der sich auch auf dem Verdeck befand und sogleich gewahr ward, daß die Kette eines der beständigen Boys, woran man das Schiff befestigt hatte, gebrochen sei. Zur Fortarbeitung eines Schiffs, wozu diese Boys zu Plymouth gebraucht werden, möchte sie stark genug gewesen sein; aber der beständigen und mannigfaltigen Bewegung eines schwergeladenen Schiffs konnte sie nicht widerstehn; und also håtte man auch, meines Erachtens, kein solches Schiff daran legen sollen. Gleich auf den ersten Lårm waren alle Matrofen in Bewegung; die Segel wurden aufgespannt, und die Kabel in Bereitschaft geseht: nun liefen wir die Adventure und das andere Schiff vorbei und entgingen auf solche Art der größten Gefahr an den Felsen unter der Festung zu scheitern. Unfre Seeleute schlossen aus diesem bedenklichen und glücklichen Vorfall auf den günstigen Fortgang der ganzen Reise, und wir konnten nicht umhin die Leitung der göttlichen Vorsehung in diesem wichtigen Augenblick zu erkennen, der alle unsre Hoffnungen beinahe auf einmal vereitelt hätte *). Und wie oft ha= ben wir uns nicht im Verfolg dieser Reise in so gefährlichen Umständen befunden, wo alle menschliche Hülfe vergeblich gewe

*) Es ist nichts ungewöhnliches, daß Schiffe bei ähnlichen Gelcgenheiten zu Schaden kommen. Das_Kriegsschiff_Aldborough, ward am 16. Mai 1776 von eben solchem Boy losgerissen, und trieb auf den Felsen von Drake - Eiland, wo es die Wellen zerschmetterten.

sen sein würde, wenn unser besseres Schicksal nicht unter einer höhern Aufsicht gestanden hätte, ohne welche kein Haar von unferm Haupte fållt? Zwar sind wir geneigt, der Vortrefflichkeit und dem wachsamen Auge unsrer erfahrnen Weltumsegler die billigste und rühmlichste Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen; allein im Grunde werden wir uns nie enthalten, alles auf seinen wahren Ursprung, vornehmlich aber solche Vorfälle auf eine höhere Macht zurückzuführen, wovon keine menschliche Kunst, wåre sie auch mit frecher Religionsverachtung gewaffnet, die Ehre sich anmaßen darf.

Montags früh, am 13., segelten wir in Begleitung der Adventure von Plymouth ab. Ich kehrte einen Abschiedsblick gegen Englands fruchtbare Hügel zurück, und ließ dem natürlichen Gefühl der Verbindungen, woran mich diese Aussicht erinnerte, freien Lauf; bis endlich die Heiterkeit des schönen Mor= gens, und die Neuheit unsrer Fahrt durch die glatte See die Oberhand gewannen und jene trüben Gedanken zerstreuten. Bald !! blieb nun hinter uns der berühmte hohe Leuchtthurm, der mitten im Meer auf dem Felsen Eddistone zum Besten der Schifffahrt gebauet ist, und den man unmöglich ansehen kann, ohne für die einsamen Wächter zu zittern, die oft drei Monate lang, von aller Gemeinschaft mit dem festen Lande abgeschnitten, daselbst zubringen müssen. Denn das Schicksal eines gewissen Winstanley, der unter dem Schutt eines ähnlichen Gebäudes, das er selbst auf dieser Klippe angelegt hatte, vergraben wurde, und die schwankende Bewegung des jeßigen Thurms, wenn Wind und Wetter ihn bestürmen, müssen sie unaufhörlich mit einem schleunigen und schreckenvollen Untergange bedrohen.

In eben dem Maaße als wir uns vom Lande entfernten, ward der Wind heftiger; die Wellen wuchsen an, das Schiff rollte von einer Seite zur andern und die der See nicht gewohnt waren, ja selbst einige der ältesten Seeleute, litten nunmehr, doch in verschiedenem Grade, von der Seekrankheit. Auch war diese Uebelkeit nicht bei Allen von gleicher Dauer, und nachdem sie drei Tage lang angehalten hatte, fanden wir uns größtentheils durch gewärmten, rothen Oportowein mit Zucker und Gewürzen wieder hergestellt.

Um 20. bekamen wir das Vorgebirge Ortegal an der ga= licischen Küste in Spanien zu Gesicht; welches die Einwohner Ortiguera nennen und vermuthlich das Promontorium trileucum

der Alten ist. Das Land ist in dieser Gegend bergigt, und an den Orten, wo man den nackten Felsen sah, von weißlicher Farbe; die Gipfel der Berge aber waren mit Waldung bedeckt. Ich bemerkte auch einige beinahe reife Kornfelder, und etliche Stellen, die mit Haide bedeckt zu sein schienen. Jedermann am Bord schaute dies Land mit solcher Sehnsucht an, daß man deutlich abnehmen konnte, der Mensch sei kein Amphibium. Diesen Gedanken scheint Horaz gefühlt zu haben, wenn er sagt: Necquicquam Deus abscidit

Prudens Oceano dissociabili

Terras si tamen impiae

Non tangenda rates transiliunt vada.

Hor.

Am 22. sahen wir den Leuchtthurm bei Corunna, oder, wie es unsre Seeleute nach ihrer Weise verstümmeln, the Groyn. Wir hatten eine völlige Windstille, die See war so eben als ein Spiegel, und Kornfelder, umzåunte Gründe, kleine Dörfer und adelige Höfe verschönerten die bergige Landschaft; Alles vereinigte sich die Ueberbleibsel der Seekrankheit zu vertreiben und erfüllte uns mit gutem Muth, der freilich bei leerem Magen und stürmenden Wellen nicht hatte Stand halten können. Des Ubends sahen wir nicht weit von uns eine kleine Tartane, die uns ein Fischerboot von der spanischen Küste zu sein schien und in dieser Meinung sehten wir ein Boot aus, um frische Fische einzukaufen. Die ganze Oberfläche des Meeres war mit Tausenden von kleinen Krabben bedeckt, die nicht über einen Zoll im Durchschnitt hatten, und von der Art waren, welche Linné Cancer depurator nennt. Das kleine Fahrzeug selbst war eine französische Tartane, aus Marseille, von ungefähr 100 Tonnen, mit Mehl für Ferrol und Corunna beladen. Die Leute am Bord baten uns um frisches Waffer, weil sie durch widrige Winde seit zwei Monaten verschlagen worden, ihren ganzen Vorrath schon seit vierzehn Tagen verbraucht und sich seitdem nur von Brot und einer kleinen Portion Wein genährt hätten. In diesem elenden Zustande waren ihnen verschiedene Schiffe, und besonders etliche spanische Kriegsschiffe begegnet, Niemand aber war menschlich genug gewesen, ihrer Noth abzuhelfen. Der Offizier, welcher unser Boot commandirte, schickte sogleich die ledigen Fässer an das Schiff, um sie anfüllen zu

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