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gesegelt waren.
fehlt zu haben, weil ihre Breite in seinen geographischen Ta-
bellen nicht richtig angegeben war. Das konnte aber bei den
andern beiden nicht der Fall sein. Um desto mehr hatten wir
Ursache, die vortreffliche Einrichtung der beiden Uhren zu bewun
dern, die wir bei uns führten; die eine war von Herrn Kendal,
genau nach dem Muster der Harrisonschen, die andre von Herrn
Arnold, nach seinem eignen Plan verfertigt. Sie gingen beide
ungemein regelmäßig. Die lehte gerieth unglücklicherweise gleich
nach unsrer Abreise von Neu-Seeland im Junius 1773 in
Stillstand; erstere aber blieb bis zu unsrer Zurückkunft nach Eng-
land im Gange und verdiente allgemeinen Beifall. Doch find
bei langen Reisen richtige Beobachtungen des Mondes wol siche-
rer als die Angaben der Lången - Uhren, weil derselben Lauf und
Bewegung vielen Veränderungen unterworfen ist. Die Methode,
die Meereslänge aus den Entfernungen der Sonne und des
Mondes, oder aus den Entfernungen des Mondes und der Sterne
zu bestimmen, ist eine der wichtigsten Entdeckungen für die See-
fahrt. Tobias Mayer, der ein Deutscher und Professor zu Göt-
tingen war, unternahm zuerst die mühselige Berechnung der dazu
erforderlichen Mondstafeln, wofür seine Erben eine vom Parle-
ment ausgesetzte Belohnung erhalten haben. Nachdem er die
Bahn gebrochen, ist diese Methode durch hinzugefügte anderwei
tige Berechnungen so sehr erleichtert worden, daß die Meereslänge
wohl niemals genauer als auf diese Art wird bestimmt werden können.

Capitain Carteret scheint sie blos deshalb ver-

Die Breite von Easter- oder Oster-Eiland trifft auf eine
oder zwei Minuten mit derjenigen überein, welche in Admiral
Roggeweins geschriebenem Journal angegeben ist, und ihre Långe
ist daselbst nur um einen Grad irrig angezeigt *). Nach unsern
Observationen liegt diese Insel 109 Grad 46 Minuten westlich
von Greenwich. Die spanischen Angaben von der Breite sind
auch richtig; in der Länge aber fehlen sie um dreißig Seemeilen.

*) Leben des Gouverneurs von Batavia. Die Lage ist daselbst
angegeben 27° 4′ südlicher Breite und 265° 42′ östlicher Länge von Te-
neriffa, welches übereinkommt mit 110° 45′ westlicher Länge von London.

Vierzehntes Capitel.

Nachricht von Oster - Eiland und unserm Aufenthalte daselbst.

Am 13. früh Morgens liefen wir dicht unter die südliche Spiße der Insel. Die Küste ragte in dieser Gegend senkrecht aus dem Meer empor und bestand aus gebrochnen Felsen, deren schwammige und schwarze, eisenfarbige Masse vulcanischen Ursprungs zu sein schien. Zwei einzelne Felsen lagen ungefähr eine Viertelmeile von dieser Spike in See. Einer derselben hatte eine sonderbare Form, er glich nämlich einer großen Spißsäule oder Obelisk und beide waren von einer ungeheuren Menge Seevögel bewohnt, deren widriges Geschrei uns die Ohren betäubte. Nicht lange nachher entdeckten wir eine andre Landspite, ungefähr zehn Meilen von der ersten; und hier ward das Land nach dem Ufer herab etwas flacher und ebener. In dieser Gegend entdeckten wir auch einige bepflanzte Felder, doch schien die Insel im Ganzen genommen einen elenden, dürren Boden zu haben. Der Pflanzungen waren so wenige, daß wir uns eben keine Hoffnung zu vielen Erfrischungen machen durften; dennoch blieben unsre Augen unablässig darauf gerichtet. Mittlerweile sahen wir viele fast ganz nackte Leute von den Bergen gegen die See herabkommen. So viel wir unterscheiden konnten, waren sie unbewaffnet, welches uns ein Merkmal friedlicher Gesinnungen zu sein dünkte. Wenig Minuten nachher schoben sie ein Canot ins Wasser, in welchem sich zwei von ihnen zu uns auf den Weg machten, die, indem sie sehr rasch ruderten, in kurzer Zeit neben dem Schiffe waren. Sie riefen, man möchte ihnen einen Strick zuwerfen, dessen Benennung in ihrer Sprache eben so als in der tahitischen lautete. Sobald wirs gethan hatten, befestigten sie einen großen Klumpen reife Pisangs daran und winkten nun, daß man den Strick wieder heraufziehen möchte. Welche allge= gemeine und unvermuthete Freude der Anblick dieser Früchte bei uns verursacht habe, ist kaum zu beschreiben; nur Leute, die eben so elend sind als wir damals waren, können sich einen rich

tigen Begriff davon machen. Mehr als funfzig Personen fingen aus Uebermaß der Freude auf einmal an, mit den Leuten im Canot zu sprechen, die natürlicherweise keinem einzigen antworten konnten. Capitain Cook nahm allerhand Bånder, befestigte Medaillen und Korallen daran und ließ ihnen solche zum Gegengeschenk herab. Sie bewunderten diese Kleinigkeiten sehr; eilten aber unverzüglich wieder ans Land. Als sie auf dem Rückwege um das Hintertheil des Schiffs herum ruderten und daselbst eine ausgeworfne Angelschnur vom Verdeck herabhängen sahen, banden sie zum Abschiedsgeschenk noch ein kleines Stückchen Zeug daran. Beim Heraufziehen fanden wir, daß es aus eben solcher Baumrinde wie das tahitische gefertigt und gelb gefärbt war. Den wenigen Worten nach zu urtheilen, die wir von ihnen gehört hatten, dünkte uns ihre Sprache ein Dialect der tahitischen zu sein. Es wird also an beiden Enden der Südsee einerlei Sprache geredet. Ihr ganzes Ansehn ließ uns vermuthen, daß sie ein Zweig desselbigen Volksstammes sein müßten. Sie wa ren von mittlerer Größe, aber mager und der Gesichtsbildung nach den Tahitiern ähnlich, jedoch nicht schön. Der eine von den beiden, die im Canot waren, hatte einen Bart, der bis auf einen halben Zoll abgeschnitten war. Der andre war ein junger Mensch von siebzehn Jahren. Sie hatten über den ganzen Körper eben solche Punkturen als die Neu-Seelander und als die Einwohner der Societåts- und der freundschaftlichen Inseln; gingen aber völlig nackend. Das Sonderbarste an ihnen war die Größe ihrer Ohren, deren Zipfel oder Lappen so lang gezogen war, daß er fast auf den Schultern lag; daneben hatten sie große Löcher hinein geschnitten, daß man ganz bequem vier bis fünf Finger durchstecken konnte. Dies stimmte genau mit der Beschreibung überein, welche Roggewein in seinem Reisejournal von ihnen macht *). Ihr Canot war in seiner Art nicht minder sonderbar. Es bestand aus lauter kleinen Stückchen Holz, die ungefähr vier bis fünf Boll breit und drei bis vier Fuß lang, sehr künstlich zusammengeseßt waren. Ueberhaupt mochte es ungefähr zehn bis zwölf Fuß lang sein. Das Vorund Hintertheil war jedes sehr hoch; in der Mitte aber war das Fahrzeug sehr niedrig. Es hatte einen Ausleger oder Balancier

*) Dalrymple's historical collection. Vol. II, p. 90, 94. Histoire de l'expedition de trois vaisseaux Tome I. p. 133. à la Haye. 1739.

von drei dünnen Stangen, und jeder von den Leuten führte ein Ruder, dessen Schaufel gleichfalls aus verschiednen Stücken zusammengesezt war. Auch diesen Umstand findet man in den holländischen Nachrichten, welche von Roggeweins Reise im Jahre 1728 zu Dort gedruckt ist *), ganz gleichlautend ange= zeigt. Da sie die Sparsamkeit mit dem Holze so weit treiben, so ist zu vermuthen, daß die Insel Mangel daran haben müsse, wenn gleich in einer andern Reisebeschreibung **) das Gegentheil behauptet wird.

Unerachtet wir der Stelle gegenüber, von wo das Canot abgegangen war, einen Ankerplag fanden, so liefen wir doch, in Hoffnung noch bessern Ankergrund zu finden, noch weiter långs der Küste und bis an die nördliche Spike derselben hin, die wir gestern, wiewohl von der andern Seite, gesehen hatten. Die Hoffnung aber, hier eine bequemere zu finden, schlug uns fehl, und also kehrten wir nach vorgedachtem Plaße wieder zurück. An dem Ufer sah man eine Menge schwarzer Säulen oder Pfeis ler, die zum Theil auf Plattformen errichtet waren, welche aus verschiednen Lagen von Steinen bestanden. Wir konnten nun an diesen Säulen nachgerade so viel unterscheiden, daß sie am obern Ende eine Aehnlichkeit mit dem Kopfe und den Schultern eines Menschen hatten; der untere Theil aber schien blos ein roher unbearbeiteter Steinblock zu sein. Von angebauten Låndereien bemerkten wir hier am nördlichen Ende der Insel nur wenig, denn das Land war in dieser Gegend steiler als nach der Mitte der Insel hin. Auch sahen wir nunmehr ganz deutlich, daß auf der ganzen Insel kein einziger Baum über zehn Fuß hoch war.

Nachmittags sehten wir ein Boot aus, in welchem der Lootse ans Land gehen sollte, um die Rhede zu sondiren, von wo das Canot zu uns gekommen war. Sobald die Einwohner unser Boot vom Schiff abrudern sahen, versammelten sie sich am Ufer, in der Gegend, nach welcher unsre Leute zu steuern schienen. Der größte Theil der Indianer war nackt, nur einige wenige hatten sich in Zeug von schöner hellgelber oder vielmehr Orangefarbe gekleidet, und diese mußten unserm Bedünken nach

*) Dalrymple's Collection Vol. II. P. 3.

**) Idem Vol. II. p. 95. Histoire etc. Vol. I. p. 138.

die Vornehmern der Nation sein. Nunmehr konnten wir auch ihre Häuser bereits unterscheiden. Sie waren dem Unschein nach ungemein niedrig, aber lang; in der Mitte hoch und gegen beide Seiten schråg ablaufend, so daß sie der Form nach einem umgekehrten Canot nicht unähnlich sahen. In der Mitte schienen sie eine kleine Oeffnung oder Thür zu haben, die aber so niedrig war, daß ein Mann von gewöhnlicher Größe sich bücken mußte, um hinein zu kommen. Gegen Abend gingen wir an der südwestlichen Seite der Insel vor Anker, woselbst wir vierzig Faden Tiefe und einen guten Kiesgrund hatten. Bald nachher kam der Lootse von seiner Expedition zurück und brachte einen der Eingebornen mit an Bord. Dieser Kerl war ohne Ceremonie oder Einladung dreist ins Boot gesprungen, als es dicht am Ufer lag, und hatte sogleich Verlangen geäußert, ans Schiff gebracht zu werden. Er war von kastanienbrauner Farbe und mittler Statur, ungefähr fünf Fuß acht Zoll groß und auf der Brust und über den ganzen Leib merklich haarig. Der Bart und das Haupthaar waren in gleichem Verhältniß stark, beides von schwarzer Farbe und ersterer gestußt. Er hatte so lange Ohrlappen, daß sie ihm fast bis auf die Schultern herabhingen, und seine Schenkel waren felderweise oder nach würfelförmigen Figuren und in einem Geschmack punktirt, dergleichen wir sonst noch nirgends bemerkt hatten. Statt aller übrigen Bekleidung trug er blos einen Gürtel um den Leib, woran vorn ein Neßwerk herabhing, das aber nichts bedeckte. Um den Hals hatte er eine breite Schnur, an welcher vorn auf der Brust ein breiter und ungefähr fünf Zoll langer Knochen befestigt war, der die Figur einer Zunge vorstellen sollte. Er erzählte uns, dieser Knoche sei von einem Meerschwein, Ivi toharra, welcher Name in der tahitischen Sprache gerade eben so lautet. Um sich noch deutlicher zu erklären, nannte er diesen Brustzierrath auch IviIka, welches, wie wir wohl verstanden, einen Fischknochen be deutet *). Sobald er sich im Boote niedergeseht, gab er durch sehr vernehmliche Zeichen zu verstehen, daß ihn friere. Herr Gilbert, der Lootse, gab ihm also eine Jacke und sehte ihm einen Hut auf; in diesem Staate erschien er bei uns auf dem Schiffe. Der Capitain und die Passagiere schenkten ihm Nägel, Medaillen

*) Jva zu Tahiti und Jka auf Neu-Seeland und den freundschaftlichen Inseln, bedeuten einen Fisch.

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