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chen leuchtenden Seewassers aufs Verdeck holen; es fand sich, daß unzählbare leuchtende Körperchen von rundlicher Gestalt, die mit großer Geschwindigkeit darin herumschwammen, jenen glånzenden Schein hervorbrachten. Nachdem das Wasser eine Weile gestanden hatte, so schien die Zahl der Funken sich zu vermindern; sobald wirs aber von neuem rührten, so ward es wieder so leuchtend als zuvor. Auch bemerkten wir, wenn das Wasser nach und nach ruhig ward, daß die hellen Körper wider die zitternde Bewegung oder den Strom desselben schwammen; ob sie gleich bei stärkerem Rühren der Richtung, nach welcher sich das Wasser alsdann bewegte, nicht widerstehen konnten, sondern mit derselben fortgerissen wurden. Um noch nåher zu bestimmen, ob diese Thierchen ein eigenthümliches Vermögen hätten sich zu bewegen, oder ob ihre Bewegung vielleicht bloß vom Schwanken des Schiffes herrühre, durch welche das Wasser im Eimer unablässig gerüttelt ward, ließen wir diesen freischwebend aufhängen. Dieser Versuch seßte ihre selbstständige Bewegungskraft durch den Augenschein außer Zweifel, und bewies zugleich, daß die äußere Bewegung des Waffers das Leuchten zwar nicht hervorbringe, aber doch befördere; denn wenn das Wasser ganz still war, so verminderte sich das Funkeln nach und nach, aber bei der geringsten Bewegung kam es wieder, und nahm in eben dem Maße zu, als jene verstärkt wurde. Als ich das Wasser mit der Hand umrührte, blieb eins von den hellen Körperchen daran hängen; und ich machte mir diesen Umstand zu Nuße, um es mit dem gewöhnlichen Glase des verbesserten Ramsdenschen_Microskops zu untersuchen. Hier zeigte es sich in einer kugelförmi= gen Gestalt, etwas bräunlich und durchsichtig wie Gallert; mit dem stärksten Glase aber entdeckten wir an diesem Atom die Mündung einer kleinen Oeffnung, und in selbigem vier bis fünf Darmsåcke, die unter sich und mit jener Deffnung zusammenhingen. Nachdem ich auf diese Art verschiedene betrachtet hatte, die alle von gleicher Bildung waren, so versuchte ichs einige in einem Tropfen Wasser zu fangen, um sie vermittelst eines hohlen Glases, in ihrem Element unters Microskop zu bringen, da sich dann ihre Natur und Organe besser håtten bestimmen las sen: aber sie wurden durch die geringste Berührung gemeiniglich sehr beschädigt, und sobald sie todt waren, sah man nichts mehr an ihnen als eine zusammenhängende Masse von Fasern. Nach ungefähr zwei Stunden hörte das Meer gänzlich auf zu leuch

ten, und ob wir gleich noch vor Verlauf dieser Zeit einen zweiten Eimer hatten schöpfen lassen, so waren doch alle wiederholte Versuche, eines dieser Atome lebendig unters Glas zu bringen, stets vergebens. Wir fäumten daher nicht långer, von dem erst untersuchten Kügelchen eine Zeichnung zu machen und unsre Beobachtung niederzuschreiben, aus der sich mit Wahrscheinlichkeit vermuthen läßt, daß diese kleinen Thiere vielleicht die Brut eis ner Medusenart sind; doch können sie auch wohl ein eignes Geschlecht ausmachen *).

Es war in diesem Phänomen so etwas Sonderbares und Großes, daß man sich nicht enthalten konnte, mit ehrfurchtsvoller Verwunderung an den Schöpfer zu denken, dessen Allmacht dies ses Schauspiel bereitet hatte. Der Ocean weit und breit mit Tausend Millionen dieser kleinen Thierchen bedeckt! Alle organiz firt zum Leben; alle mit einem Vermögen begabt sich zu bewe gen, zu glänzen nach Willkühr, andere Körper durch bloße Berührung zu erleuchten, und ihre eigne leuchtende Eigenschaft ab= zulegen so bald sie wollen! Diese Betrachtungen drängten fich aus dem Innersten unsers Herzens empor, und geboten uns den Schöpfer in seinen kleinsten Werken zu ehren. Es soll ein natürlicher Fehler junger Leute sein, eine gar zu gute Meinung von ihrem Nebenmenschen zu haben; demungeachtet hoffe ich mich gewiß nicht zu irren, wenn ich bei dieser Veranlassung von meinen Lesern erwarte, daß sie mit meinen Empfindungen sympathisiren, und weder zu unwissend noch zu verderbt sein werden folche gering zu schäßen.

Turrigeros elephantorum miramus humeros, taurorumque colla et truces in sublime jactas, tigrium rapinas, leonum jubas; quum rerum natura nusquam magis quam in minimis tota sit. Quapropter quaeso, ne nostra legentes, quoniam ex his spernent multa, etiam relata fastidio damnent, quum in contemplatione naturae nihil possit videri supervacaneum. Plin. Hist. Nat. XI. c. 2.

*) Ein Freund hat im Julius und August ein ähnliches Schauspiel bei warmem südwestlichem Wind und Wetter in der Nordsee gesehen. Medusen, Blubbers und Mollusken hatten sich Tages zuvor sehr häufig gezeigt, und alle Umstände waren mit obigen übereinstimmend. Die Gestalt dieser leuchtenden Thierchen scheint durchaus mit den Infusionsthierchen der Mai - Blumen übereinzukommen. Aber leuchten legtere? Quis scrutatus est?

Nach einer sehr regnigen Nacht liefen wir endlich mit Tages Anbruch in die Tafel-Bai ein. Die im Hintergrunde derselben liegenden Berge waren nun ohne Wolken, und sehten uns durch ihren steilen, felsigen und dürren Anblick in Erstaunen. Als wir tiefer in die Bai kamen, entdeckten wir die Stadt, am Fuß des schwarzen Tafelberges, und gelangten bald darauf vor Anker. Nachdem wir das Fort begrüßt und von verschiedenen hiesigen Bedienten der Holländisch - Ostindischen Compagnie am Bord unsers Schiffes Zuspruch bekommen hatten, gingen wir in Begleitung unserer beiden Capitains, Cook und Furneaux, mit der frohen Erwartung ans Land, daß wir in einem von dem unsrigen so weit entfernten und auf der andern Hälfte der Erdkugel gelegenen Welttheile viel Neues für die Wissenschaften finden müßten.

Drittes Capitel.

Aufenthalt am Cap. Nachricht von der dortigen Colonie.

Kaum waren wir aus unsern Booten gestiegen, so machten wir dem Gouverneur, Baron Joachim von Plettenberg, unsere Aufwartung. Er ist ein Herr von Wissenschaft und großer Kenntniß, dessen Höflichkeit und Gesprächigkeit uns gleich einen guten Begriff von ihm beibrachte. Hiernächst verfügten wir uns auch zu den andern Rathspersonen, und sodann gingen wir zu dem gegenwärtigen Befehlshaber in False- Bai, Herrn Brand, in dessen hier belegenem Hause die Capitains der englischen Schiffe gemeiniglich einzukehren pflegen, und wo auch wir unser Quartier zu nehmen gedachten. Fast alle hiesige Unterbedienten des Compagnie Gouvernements, die Glieder des Raths allein ausgenommen, vermiethen Zimmer an die Officiers und Reisenden der Englischen, Französischen, Dänischen und Schwedischen Schiffe, die auf ihrer Fahrt, von oder nach Indien, hier anlegen.

Der merkliche Unterschied zwischen dieser Colonie und der Portugiesischen Insel S. Jago war uns auffallend und ange= nehm. Dort hatten wir ein Land gesehen, das zwischen den

Wendezirkeln, unter dem glücklichsten Himmelsstrich gelegen ist, ein ziemlich gutes Ansehen hat und sehr verbessert werden könnte; aber es war durch seine tragen, unterdrückten Bewohner ganz vernachlässigt. Hier im Gegentheil, fanden wir mitten in einer Wüste, die von gebrochnen Massen schwarzer fürchterlicher Berge umgeben war, eine nette Stadt aufgebaut; mit einem Wort, wir fahen hier überall Fleiß und Arbeitsamkeit von Glück gekrönt. Das äußere Ansehen des Ortes nach der Seeseite ist nicht so malerisch als zu Funchal. Die Packhäuser der Compagnie stehen alle nahe am Wasser, die Wohnungen der Privatpersonen aber liegen hinter selbigen an einer sanften Anhöhe. Das Fort, welches die Rhede bestreicht, befindet sich an der Ost= seite der Stadt, es scheint aber nicht stark zu sein, doch sind noch außerdem an beiden Seiten einige Batterien angelegt. Die Straßen sind breit und regelmäßig, die vornehmsten derselben mit Eichen bepflanzt, und einige haben in der Mitte einen Canal; da es ihnen aber zu Wässerung derselben, an der erforderlichen Quantität fließenden Wassers fehlt, so können sie, ungeachtet der vielfältig angebrachten Schleußen, dennoch nicht verhindern, daß nicht einzelne Theile des Canals oft ganz ohne Wasser sein follten, die denn eben keinen angenehmen Geruch ausduften. Der holländische Nationalcharakter offenbart sich hierin sehr deutlich. Ihre Städte sind durchgehends mit Candlen versehen, obgleich Vernunft und Erfahrung augenscheinlich zeigen, daß die Ausdünstungen derselben den Einwohnern, besonders zu Batavia, höchst nachtheilig werden müssen.

Quanto praestantius esset

viridi si margine clauderet undas

Herba, nec ingenuum violarent marmora tophum!

Juvenal.

Die Häuser sind von Backsteinen und an der Außenseite mehrentheils mit Kalk beworfen. Die Zimmer sind gemeiniglich hoch, råumlich und luftig, wie das heiße Clima solches erfordert. In der ganzen Stadt ist nur eine Kirche, und auch diese nicht allein von schlechter Bauart, sondern, dem Ansehen nach, für die Gemeine auch zu klein. Der Duldungsgeist, welcher den Holländern in Europa so viel Nußen verschafft hat, ist in ihren Colonien nicht zu finden. Nur erst seit ganz kurzer Zeit haben sie den Lutheranern erlaubt, hier und zu Batavia Kirchen zu

bauen; und selbst gegenwärtig haben diese noch keinen eigenen Prediger am Cap, sondern müssen sich mit den Schiffspredigern der Dänischen oder Schwedischen Ostindienfahrer begnügen, die gegen gute Bezahlung ein bis zweimal des Jahrs hier predigen und das Abendmahl austheilen. Die Sclaven sind in diesem Stück noch viel übler dran; denn weder die Regierung überhaupt, noch die einzelnen Eigenthumsherren insbesondere, bekümmern sich um einen so geringfügigen Umstand, als ihnen die Religion ihrer Leibeigenen zu sein dunkt, im allergeringsten; daher denn auch diese, im Ganzen genommen, gar keine zu haben scheinen. Einige wenige derselben sind dem Mohamedanischen Glauben zugethan, und versammeln sich wöchentlich einmal in dem Hause eines freien Mohamedaners, um einige Gebete und Capitel aus dem Koran zu lesen und abzusingen, worauf sich ihr ganzer åuBerlicher Gottesdienst hier einschränkt, weil sie keine Priester haben *).

Die Anzahl der Sclaven, welche die Compagnie hier zu ihrem Dienst hålt, beläuft sich auf etliche hundert, die sämmtlich in einem geräumigen Hause wohnen, in welchem sie auch zur Arbeit angehalten werden. Ein anderes großes Gebäude ist zum Hospital für die Matrosen der Compagnieschiffe bestimmt, die hier anzulegen pflegen und auf ihren Reisen von Europa nach Indien gemeiniglich eine ungeheure Menge von Kranken an Bord haben. Ein solcher Ostindienfahrer führt oft sechs bis acht hundert Mann Recruten nach Batavia, und da sie, auf der langen Reise durch den heißen Himmelsstrich, sehr eng zusam= mengesteckt, auch an Waffer sehr knapp gehalten werden, und nichts als Eingesalznes zu essen bekommen, so ist es kein Wunder, daß ihrer so viele drauf gehen. Es ist was sehr gewöhnliches, daß ein Holländisches Schiff von Europa bis hierher 80, oder gar 100 Mann Tode zählt und bei seiner Ankunft allhier noch

*) Wir sind nicht gemeinet dies den Holländern allein_schuld zu geben; denn es ist zu bekannt, daß alle Neger in englischen und französischen Colonien in diesem Punkt eben so vernachläßigt find. Wir wünschten nur unter den Colonisten aller Nationen ein mitleidiges Gefühl gegen diese Unglücklichen rege zu machen; und sie, die das unschäzbare Glück der Freiheit selbst genießen oder wenigstens darnach streben, zu erinnern, daß sie menschlich und gütig gegen Elende sein sollen, denen sie den Segen der Freiheit vielleicht ohne alles Mitleid vorenthalten.

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