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Fro, der wolf und rabe zu Wuotan; oder es liegen verwandlungen göttlicher wesen in thiergestalt zum grunde, derentwegen nun die ganze gattung in höherer ehre bleibt. so können einigemal bär, stier, kuh, schlange zu nehmen und uralte incarnationen vorauszusetzen sein, bis zu deren vollständiger kunde unsere mythologie längst nicht mehr aufsteigt. Nah an solche niederlassung des gottes in das thier grenzt die zur strafe erfolgende herabsetzung des menschen in ein thier, die alte lehre von der seelenwandrung, worin man eine dritte ursache der thierheiligung erblicken kann, obwol sie keinen eigentlichen cultus begründet. diese mythen, z. b. von dem kukuk, specht, der nachtigall u. s. w. gewähren eine fülle von schönen sagen, die oft in den heldencultus eingreift.

Unter allen thieren nenne ich zuerst die pferde, das edelste, klügste, vertrauteste hausthier, mit dem der held freundliche gespräche führt (s. 365), das, seinen kummer mitfühlt und sich seiner siege miterfreut. Wie helden nach dem pferd heifsen (Hengest, Hors), so erhält auch es vielfache eigennamen; in der nord. mythologie ist beinahe jedem gott sein besonderes, mit wunderkräften ausgestattetes pferd zugewiesen. Odins ros hiefs Sleipnir (s. 140), es war, gleich riesen und helden achtfüfsig. Sæm. 44a Sn. 18 werden die übrigen pferde der asen aufgezählt, ohne angabe, welchen sie zustanden. mehrere benennungen sind mit faxi (jubatus, comatus, ahd. vahso) gebildet, z. b. Skinfaxi (Sæm. 32. Sn. 11) Gullfaxi (Sn. 107. 110) Irimfaxi (Sæm. 32. 91. Sn. 11) Freyfaxi (Vatnsd. 140. 141). Gullfaxi (das goldmähnige) gehörte dem riesen Hrûngnir, Skinfaxi (das glanzmähnige) war das ros des Tags, Hrimfaxi (das thaumähnige vgl. oben s. 607) der Nacht. Faxi ist aber auch für sich schon name von pferden, z. b. fornald. sög. 2, 168. 508. Arvakr (der frühwache) und Alsvidr (der allkluge) rosse des sonnenwagens (Sæm. 45. Sn. 12); auf Arvakrs ohr, auf Alsvinns huf standen runen geschrieben *). Svaðilfari hiefs das pferd des bauenden riesen (Sn. 46). Auch die heldensage überliefert uns viele namen berühmter rosse (s. 365). Bajart wird klug geschildert (wie Alsvidr), er soll noch im Ardennerwald leben, wo man ihn alljährlich auf Johannistag wiehern hört (quatre fils Aimon, 180°). die spur von Schimmings hufeisen steht im fels eingedrückt. Vilk. saga cap. 37.

*) erinnert an die deutsche thierfabel (Reinh. CCLXIII). mit unrecht, glaube ich, zieht Rafn fornald. sög. 1, 169 die lesart höfði vor.

Jenes Freyfaxi der Vatnsdælasaga war im besitz eines mannes namens Brandr, von dem man sagte, dafs er es göttlich verehrte (at hann hefði âtrûnad â Faxa) und der darum Faxabrandr hiefs. Hrafnkell, dessen ungedruckte saga mir nur aus Müllers bibl. 1, 103 bekannt ist, hatte auch ein solches pferd Freyfaxi (Freirfara druckf.), und es zum halben theil an Freyr geschenkt, zugleich das gelübde gethan, den mann umzubringen, der es gegen seinen willen reiten würde. ich kann die stelle aus Joh. Erici de philippia apud priscos boreales, Lips. 1755 p. 122 mittheilen: Hrafnkell átti þann grip i eigo sinni, er hânom þótti betri enn annar, þat var hestr bleikalôttr at lit, er kann kalladi Freyfaxa, hann gaf Frey vin sinom (oben s. 82. 192) penna hest hálfann. à pessom hesti hafdi hann svâ mikla elsko, at hann strengdi þess heit, at hann skyldi þeim manni at bana verđa, er þeim hesti riđi ân hans vilja. Brands âtrûnađr bezog sich ohne zweifel eben darauf, dafs das ros dem gott geheiligt und gelobt war. Ein merkwürdiges zeugnis dafür bietet Olafs Tr. sonar saga *): dem könig war verkündet worden, dass die Thrændir (Drontheimer) sich wieder zu der verehrung Freys, dessen bildseule noch bei ihnen stehe, gewendet hätten. auf des königs geheifs dieses bild zu zerbrechen versetzten sie: 'ei munum ver briota likneski Freys, þvíat ver höfum leingi hönum þionat, ok hefr oss vel dugat'. Olafr berief sie zu einer versamlung und entschlofs sich den götzen selbst zu zerstören, er schifte zu der küste hin, wo der tempel (hof) errichtet war; als er landete, weideten da des gottes pferde på sâu hans menn stôđhross nockr við vegin, er þeir sögðu at hann Freyr ætti). der könig bestieg den hengst und liefs seine hofleute die stuten nehmen, so ritten sie zu dem tempel, Olaf trat vom pferd, gieng hinein, warf die götzen (gođin) um **), nahm aber Freys bild mit sich weg. Als die Thrændir ihre götter geschändet, Freys bild fortgeführt fanden, merkten sie wol, dafs es der könig gethan hätte, und giengen zur versamlung. der könig liefs das bild im þing aufstellen und fragte das volk: kennt ihr diesen mann? es ist Freyr unser gott, antworteten sie. wie hat er euch seine macht erwiesen? er hat oft mit uns geredet, das zukünftige geweissagt,

*) ed. skalh. 1698. 1690. 2, 190 cap. 49; fornm. sög. 2, 189 ist dies cap. weggeblieben. Wenn auch neuerer zusatz hätte es als bedeutsame überlieferung im anhang platz verdient.

**) es standen also noch andere bilder aufser Freys.

frieden und fruchtbarkeit verliehen (veitti oss år oc frid). der teufel redete mit euch, sagte der könig, nahm eine axt und rief dem bild zu: hilf dir jetzt und wehre dich, wenn du kannst. Da Freyr fortwährend schwieg, hieb ihm Olafr beide hände ab, und predigte darauf dem volk, wie diese abgötterei aufgekommen sei. Die ganze erzählung trägt späteres gepräge an sich, ist aber doch aus der nord. tradition hervorgegangen und bestätigt uns, dafs dem Freyr pferde geheiligt wurden, die man in dem geweihten umkreis seiner tempel unterhielt. Vermutlich hatten auch die tempel andrer götter solche pferde? die thiere, welche Wilibrort in Fosetes heiligthum weidend antraf (s. 210), waren schwerlich pferde, weil er sie sonst nicht zur speise hätte schlachten lassen; aber sitte, den göttern geweihtes vieh aufzuziehen, wird dadurch nichtsdestoweniger bezeugt. Einzelne thiere, scheint es, wurden aufserdem von besonderen verehrern des gottes unterhalten.

Diese zucht reiner und geweihter rosse diente zu heiligen gebräuchen, namentlich zu opfern, weissagungen und für den umzug der götterwagen. Ihre mähnen wurden sorgsam genährt, gepflegt und geschmückt, wie die benennung Faxi anzeigt; vermutlich wand oder flocht man gold, silber und bänder in die locken (Gullfaxi, Skinfaxi); mön glôar (juba splendet) Sæm. 92a lýsir mön af mari (lucet juba ex equo) Sæm. 32b, wie das lat. jubar an juba erinnert, weil die mähne strahlt, das licht haarartige strahlen wirft *). Gulltoppr, Silfrintoppr hiefsen rosse, deren schweif (toppr) mit gold oder silber bewunden war. Sn. 44. Gyllir und Gler (golden, glänzend) Sn. 44 können sie davon oder auch von dem goldnen beschlag ihrer hufe, von vergoldung des zaums und sattels genannt sein. Unter allen farben galt die weifse für die edelste, auch könige zogen auf weissen rossen ein und belehnten auf weifsen rossen sitzend. des weissen pferdes gedenken die weisthümer oft (z. b. 3, 857); wenn eine erbschaft ledig liegt, so soll der vogt auf einem weissen

*) einzelne haare aus der mähne oder dem schweif heiliger pferde wurden aufbewahrt. Franz Wessel s. 14 erzählt, dafs die Johanniter in städten und dörfern, wo sie predigten, einen schönen hengst umreiten liefsen, dem opferte das volk afgehowen woppen' (haferrispen); konnte einer aus des pferdes schwanze ein haar bekommen, so pries er sich glücklich und nähte es mitten in das seihetuch, dann war die milch gegen zauber gesichert.

fohlen sitzen, einen mann vor, den andern hinter sich setzen und einen davon auf das erbe herablassen (3, 831 vgl. 2, 541). das fohlen galt für noch edler und reiner, als ein ros *).

Tacitus (Germ. 9. 10), nachdem er gesagt hat 'lucos ac nemora consecrant', fügt hinzu: 'proprium gentis, equorum quoque praesagia ac monitus experiri. publice aluntur, iisdem nemoribus ac lucis, candidi et nullo mortali opere contacti, quos pressos sacro curru sacerdos ac rex vel princeps civitatis comitantur, hinnitusque ac fremitus observant. nec ulli auspicio major fides non solum apud plebem, sed apud proceres, apud sacerdotes se enim ministros deorum, illos conscios putant, diese heiligen thiere sind mitwisser der götter und können deren rathschläge offenbaren. Noch der indiculus paganiarum cap. XII redet de auguriis equorum, ohne sie näher zu schildern; pferdegewieher ist heilbringendes zeichen (abergl. no. 239 **). kriegern galt das wiehern (ahd. hueiôn, mhd. weien, mnl. neien, altn. hneggja, schwed. gnägga) ein vorzeichen des siegs, und wenn sich die rosse ihrer freudigen, mutweckenden stimme enthielten, der niederlage; ein beispiel gewährt die flandr. reimchronik ed. Kausler 7152 (vgl. anm. s. 604). bekannt ist die persische königswahl nach dem gewieher des hengsts. Herod. 3, 84. In dem norweg. märchen Grimsborken (Asb. og Moe no. 38) wird ein fohlen von zwölf stuten aufgesäugt und kluger rede theilhaftig.

Und wie in Mimirs abgehauenem haupte seine klugheit fortdauerte (s. 352), scheint das heidenthum mit abgeschnittenen, aufgerichteten pferdehäuptern vielfachen zauber getrieben zu haben. in einem kindermärchen (no. 89) wird des treuen Falada haupt über das thor genagelt und die königstochter führt mit ihm gespräch. dieses abschneidens und aufstellens der pferdehäupter habe ich schon s. 41. 42. erwähnt als einer uralten deutschen sitte. Plin. 19, 10

*) der zahn eines fohlen, scheint es, wurde umgehängt und als schutzmittel getragen. ein mhd. dichter sagt: 'gevater unde fülizant an grôzen noeten sint ze swach', MS. 2, 169 helfen nur für kleine schmerzen. kinder, die man auf schwarzem fohlen reiten lässt, zahnen leicht. abergl. 428. nach Eracl. 1320. 1485 scheinen fülzene die geschobnen ersten zähne des fohlen, die das pferd später durch andre ersetzt.

**) was der athem des schweins verunreinigt hat, stellt der des pferds wieder her (abergl. 820. schwed. 92), das pferd ist ein reines thier. einer gebährenden hilft, dass das pferd aus ihrer schürze fresse (abergl. 337).

gedenkt als eines mittels gegen die raupen: si palo imponantur in hortis ossa capitis ex equino genere. In Scandinavien steckte man pferdehäupter auf stangen und richtete den mit hölzern aufgesperrten, gähnenden rachen*) nach der gegend, woher der angefeindete mann, dem man schaden wollte, kommen muste. das hiefs neidstange. Saxo gramm. p. 75: immolati diis equi abscissum caput conto excipiens subjectis stipitibus ́ distentos faucium rictus aperuit, sperans se primos Erici conatus atrocis spectaculi formidine frustraturum. arbitrabatur enim ineptas barbarorum mentes oblatae cervicis terriculamento cessuras; et jam Ericus obvium illis iter agebat. qui prospecto eminus capite obscoenitatis apparatum intelligens, silere socios cautiusque se gerere jubet, nec quemquam temere praecipitare sermonem, ne incauto effamine ullum maleficiis instruerent locum, adjiciens si sermone opus incideret verba se pro omnibus habiturum. jamque medius illos amnis secreverat, cum magi, ut Ericum pontis aditu deturbarent, contum, quo equi caput refixerant, fluvio citimum locant. ille nihilominus pontem intrepide aggressus 'in latorem' inquit 'gestaminis sui fortuna recidat, nos melior consequatur eventus. male maleficis cedat, infaustae molis gerulum onus obruat, nobis potiora tribuant omina sospitatem!' Nec secus quam optabatur evenit: continuo namque excussa cervice ruens ferentem stipes oppressit. Egilssaga p. 389: Egill tôk i hönd ser heslis staung, ok geck å bergsnaus nockura, þá er vissi til lands inn. på tók hann hrosshöfud, ok setti up a staungina. sidan veitti hann formåla ok mælti sva: 'her set ek upp nidstaung ok snŷ ek þessu nîđi â hönd Eirîki konúngi ok Gunnhildi drôttnîngu.' hann sneri hrosshöfðinu inn â land. Andere mal wurde ein menschenhaupt (aus holz) geschnitzt, auf eine stange befestigt, diese aber in die brust eines geschlachteten pferdes gesteckt **). Vatnsd. p. 142: Iökull skar karls höfut à sûlu endann ok risti â rûnar med öllum þeim formåla sem fyrr var sagdr, siđan drap Iökull mer eina, ok opnuðu hana hia brio'stinu, færðu â sûluna, ok lêtu horfa heim á Borg. Es ist aller beachtung werth, dafs bis auf den heutigen tag in einem theile Niedersachsens

*) auch wolfshäupter wurden SO mit haselstäben gesperrt und aufgehangen. Isengrim 645. 647. 648. Reinardus 3, 293. 312. Reinhart einleitung s. LXIX.

**) vgl. abergl. 838 das setzen der weide in das maul des todten füllens.

Grimms mythol.

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