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(Lüneburg, Holstein, Meklenburg) die bauernhäuser auf dem giebel geschnitzte pferdeköpfe haben: man sieht es als blofse auszierung des dachgebälks an, die sitte mag aber weit hinauf reichen und mit dem heidnischen glauben zusammenhängen, dafs durch die auswärts schauenden häupter von den häusern unheil abgehalten werde *). nach den jb. des mekl. vereins 2, 118 sind die pferdeköpfe an jedem giebel (kühlende) des dachs kreuzweise angenagelt, eine erinnerung an die heiligen rosse der alten. Heinr. Schreiber (taschenb. f. 1840 s. 240 ff.) hat diese gegen einander springenden pferde auch auf den giebeln der älteren häuser im romanischen Rhätien (nicht in der deutschen Schweiz noch in Tirol) wahrgenommen; offenbar zu voreilig erklärt er sie für ein celtisches symbol, denn wollte man sagen in Niedersachsen sei dieser brauch von früheren Celten her übrig, so verlöre die critik allen halt. mir scheint die sitte und der pferdecultus überhaupt auf gleiche weise Celten, Deutschen und Slaven eigen, welche einzelnen stämme unter diesen völkern ihm zumeist ergeben waren, wird sich künftigen forschungen allmälich enthüllen. Praetorius (weltbeschr. 2, 162. 163) erzählt die undeutschen leute (Wenden) pflegten zur abwehrung und tilgung der viehseuchen um ihre ställe herum häupter von tollen pferden und kühen auf zaunstaken zu stecken; auch ihren pferden, welche nachts vom mahr oder leeton matt und müde geritten würden, einen pferdekopf unter das futter in die krippe zu legen, das hemme die macht des geistes über das thier. Wahrscheinlich meint das abergläubische vergraben des todtenkopfs im stall (no. 815) den eines pferdes **). in Holland hängt man einen pferdekopf über schweinställe (Westendop p. 518), in Meklenburg wird er dem siechen unters kopfkissen gelegt (jb. 2, 128).

*) etwa, wie man den kopf des adlers auf dem hause drehte und damit den wind zu richten wähnte (s. 600). aus der heidnischen sitte des thierhauptaufsteckens deuten sich uralte ortsnamen in Deutschland und Frankreich, z. b. Berhaupten, Tierhaupten, Roshaupten (Schm. 2, 223). ad locum qui nuncupatur caput caballinum (Pertz 2, 278). ad locum qui vocatur caput equi (vita s. Magni, bei Canisius lect. ant. 1, 667), bei Goldast (scr. rer. alem. I. 2, 198) mit dem zusatz: et idcirco vocatus est ille locus caput equi, quia omnes venatores reliquerant ibi suos caballos et pedestres ibant ad venandum offenbar eine falsche, spätere deutung, wie denn überhaupt dieses leben des heil. Magnus (Magnoald, Mangold) mehrfach interpoliert ist, vgl. Mabillon acta Bened. sec. 2. p. 505.

**) vgl. fornald. sög. 2, 168. 300 was von dem hrosshaus des

Faxi erzählt wird.

Auch das werfen des pferdehaupts in die Johannisflamme (s. 585) sollte zauberhaft wirken *).

Schon des Praetorius nachricht zeigt, dass die Slaven im pferdecultus mit den Deutschen übereinstimmten. es fehlt aber nicht an merkwürdigeren älteren zeugnissen. Dietmar von Merseburg (6, 17 p. 812) meldet von den Luitizern d. h. Wilzen: terram cum tremore infodiunt, quo sortibus emissis rerum certitudinem dubiarum perquirant. quibus finitis cespite viridi eas operientes, equum, qui maximus inter alios habetur, et ut sacer ab his veneratur, super fixas in terram duorum cuspides hastilium inter se transmissorum supplici obsequio ducunt, et praemissis sortibus, quibus id explicavere prius, per hunc quasi divinum denuo augurantur; et si in duabus his rebus par omen apparet, factis completur; sin autem, a tristibus populis hoc prorsus omittitur. Die vita beati Ottonis episcopi bambergensis, verfafst von einem gleichzeitigen ungenannten (bei Canisius III. 2, 70) erzählt lib. 2 cap. 22 umständlicher von den Pommern, welche Otto im j. 1124 bekehrte: habebant caballum mirae magnitudinis, et pinguem, nigri coloris, et acrem valde. iste toto anni tempore vacabat, tantaeque fuit sanctitatis, ut nullum dignaretur sessorem; habuitque unum de quatuor sacerdotibus templorum custodem diligentissimum. Quando ergo itinere terrestri contra hostes aut praedatum ire cogitabant, eventum rei hoc modo solebant praediscere. hastae novem disponebantur humo, spatio unius cubiti ab invicem separatae. strato ergo caballo atque frenato sacerdos, ad quem pertinebat custodia illius, tentum freno per jacentes hastas transversum ducebat ter atque reducebat. quod si pedibus inoffensis hastisque indisturbatis equus transibat, signum habuere prosperitatis, et securi pergebant, sin autem, quiescebant. Hiernach wurde durch neun ellenweit von einander liegende speere, nach Dietmars älterer meldung über die spitzen zweier verschränkter speere das heilige ros geleitet; es kann aber bei den Lutizern damit verschieden gehalten worden sein als bei den Pommern. Saxo gramm. p. 321 erzählt die sache von den rügischen Slaven wieder anders: praeterea peculiarem albi coloris equum titulo possidebat (numen), cujus jubae aut caudae pilos convellere nefarium ducebatur. hunc soli sacerdoti pascendi insidendique jus

*) wozu haben die mönche im kloster ein caput caballinum? Reinardus 3, 2032. 2153. bei Burcard Waldis 4, 2 die redensart 'aus einem todten roskopf gespunnen', heifst das gezaubert?

erat, ne divini animalis usus quo frequentior hoc vilior baberetur. In hoc equo, opinione Rugiae, Svantovitus (id simulacro vocabulum erat) adversum sacrorum suorum hostes bella gerere credebatur. cujus rei praecipuum argumentum exstabat, quod is nocturno tempore stabulo insistens adeo plerumque mane sudore ac luto respersus videbatur *), tanquam ab exercitatione veniendo magnorum itinerum spacia percurrisset. Auspicia quoque per eundem equum hujusmodi sumebantur. cum bellum adversum aliquam provinciam suscipi placuisset, ante fanum triplex hastarum ordo ministrorum opera disponi solebat, in quorum quolibet binae e traverso junctae, conversis in terram cuspidibus figebantur, aequali spaciorum magnitu— dine ordines disparante. ad quos equus ductandae expeditionis tempore solenni precatione praemissa a sacerdote e vestibulo cum loramentis productus, si propositos ordines ante dextro quam laevo pede transcenderet, faustum gerendi belli omen accipiebatur. sin laevum vel semel dextro praetulisset, petendae provinciae propositum mutabatur. Diese schilderung ist noch genauer, das heilige hier der gottheit selbst, die es zu nacht besteigt, beigelegte ros wird dreimal über zwei gekreuzt eingesteckte, also über sechs speere geführt, und mufs jedesmal, wenn die bedeutung glücklich sein soll, mit dem rechten fufs zuerst vorschreiten: hat es nur in einer reihe den linken vor dem rechten erhoben, so steht unheil bevor. die farbe des rosses wird weifs, wie bei Tacitus, nicht schwarz, wie bei dem lebensbeschreiber Ottos angegeben.

Nach der chronica augustensis ad a. 1068 (bei Freher 1,349) hatte der Halberstädter bischof Burcard (der Buko, welchen noch das heutige kinderlied kennt) den Lutizern ihr heiliges pferd weggenommen und war selbst darauf nach Sachsen heim geritten: Burcardus halberstatensis episcopus Luiticiorum provinciam ingressus incendit, vastavit, avectoque equo, quem pro deo in Rheda **) colebant, super eum sedens in Saxoniam rediit.

Darf man nun folgende vorstellung fassen: Dietmar und der Augsburger annalist meinen des Radigast zu Rhe

*) wie das vom nachtgeist gerittene pferd frühmorgens staubig und schweifsig dasteht (s. 626).

**) nicht in rheda' (Wedekinds noten 1, 173). Rhetra, ein hauptort des slav. beidenthums, nach Adam von Bremen im lande der Retharier, wo des Redigost tempel steht; Dietmar gibt der Lutizerstadt, im gau Riedera, selbst den namen Riedegost.

tra, Saxo und der autor der vita Ottonis des Svatovit zu Arkona heiliges pferd? jedem dieser götter *) waren rosse geweiht und vielleicht noch andern. So mögen auch in Deutschland mehrern gottheiten rosse geheiligt und weissagungen unter ähnlichen gebräuchen damit gepflogen worden sein, namentlich dem Frouwo (s. 621. 622) und Wuotan (s. 140. 141).

Einige nachrichten von verehrung heiliger pferde in Ditmarsen scheinen bedenklich. Der Rieswold oder Riesumwold an der grenze zwischen Norder und Süderditmarsen soll, der sage nach, ein heiliger wald gewesen sein, worin menschenopfer statt fanden, und weifse, den göttern geweihte pferde genährt wurden **). das ist nichts als unbefugte anwendung der tacitischen stelle auf eine bestimmte gegend. Eigenthümlicher klingt was Bolten 1, 262 dem verdächtigen Carsten nacherzählt, bei Windbergen habe ein dem Hesus (!) geheiligter hain gestanden, noch heute genannt Hese oder Heseholt ***). in dem hain seien dem gott zwei weifse pferde, ein junges und ein altes, gefuttert worden, welche niemand besteigen durfte, aus deren gewicher und springen gute oder böse zeichen entnommen wurden. einige reden von zehn oder zwanzig rossen. ein priester des gottes steckte stäbe in die erde, führte das gezäumte ros heran, und liefs es durch gewisse gänge langsam über die stäbe springen. Joh. Adolfi d. i. Neocorus, auf den sich dabei bezogen wird, hat nichts von allem dem. auch das verbot des besteigers stimmt zu jenen rossen der Slaven.

Für die heidnischen Liven aber läfst sich die slavische gewohnheit beglaubigen. das chronicon livonicum vetus meldet ad a. 1192 (bei Gruber p. 7): colligitur populus, voluntas deorum de immolatione (fratris Theoderici, cisterciensis) sorte inquiritur. ponitur lancea, calcat equus: pedem vitae deputatum (d. i. den rechten) nutu dei praeponit. orat frater ore, manu benedicit. ariolus deum Christianorum equi dorso insidere et pedem equi ad praeponendum movere asserit, et ob hoc equi dorsum tergen

*) Svjatovit oder Svantevit hat man vermengt mit dem heil. Vitus, sanctus Vitus, vgl. acta sanctor. 15 jun. p. 1018; unmöglich aber kann man aus Vitus den gott Svantevit entspringen lassen.

**) Falks samlung von abhandlungen. 5, 103. Tondern 1828. ***) bei diesem Hesewald entsinnt man sich übrigens der silva Heisi, Hese an der Ruhr in Westfalen (Lacombl. no. 6. 17. 64. 260) und der silva caesia des Tacitus.

dum, quo deus elabatur. quo facto, dum equus vitae pedem praeponit, ut prius, frater Theodoricus vitae reservatur. Hier traf heidnisches und christliches wunder

zusammen.

Auch altpreufsisch war dieser cultus: Prussorum aliqui equos nigros, quidam albi coloris, propter deos suos non audebant aliqualiter equitare. (Dusburg 3, 5) *).

Der pferdeopfer und des davon unzertrennlichen pferdefleischessens geschah schon s. 41-43 erwähnung; Strabo berichtet, dafs die Veneter dem Diomed ein weifses pferd opferten (V. 1, 9. Siebenk. 2, 111). Die Inder bringen mit feierlicher zurüstung grofse pferdeopfer. Merkwürdig scheint, was von den Kalmüken erzählt wird. bei ihnen sieht man eine menge aufgestellter gerüste mit pferdehäuten und köpfen, überbleibsel gebrachter opfer. die richtung des pferdekopfs nach osten oder westen bestimmt, ob das opfer einem guten oder bösen geist gebracht wurde **). es gemahnt einmal an jenes opfermäfsige aufstecken der pferdehäupter in Deutschland in bestimmter richtung, das nach einführung des christenthums für boshaften zauber galt, dann an die pira equinis sellis constructa bei Jornandes und das on der scythischen könige bei Herodot (RA. 676).

Von heilighaltung der rinder weifs ich weniger mitzutheilen, wiewol sie schon darum nicht zu bezweifeln ist, weil rinder geopfert wurden, stiere den fränkischen königswagen zogen (RA. 262). noch im spätern mittelalter behielten die kriegswagen rinder bei: capto ducis (lovaniensis) vexillo, dicto gallice standart, opere plumario a regina Angliae ei misso, quod fastu superbiae quadriga boum ferebat. Chapeaville 2, 69 (a. 1129). eines mit vier weifsen ochsen bespannten wagens in Lothringen gedenkt Scheffers Haltaus s. 251. Nach Plutarchs bekannter meldung im Marius (ed. (francof. p. 419) schwuren die Cimbern über einem ehernen stier, woraus man das stierhaupt im meklenburgischen wapen herleitet. (Mascov 1, 13). Zu Hvitabær verehrten die leute ein rind (fornald. sög. 1, 253), zu Upsal eine kuh (das. 1, 254. 260. 266. 270. 272).

Während von den pferden der hengst mehr als die stute verehrt wird, scheint unter den rindern die kuh den vorzug zu haben. kühe waren vor der Nerthus wagen. die edda gedenkt einer kuh namens Audhumla, welche

*) dafs die Ehsten dem pferd weissagende kraft zuschreiben lehrt abergl. no. 35.

**) Ledebour reise nach dem Altai. Berlin 1830. 2, 54. 55.

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