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ihnen schwand segen und reichthum von dem gut (daselbst 6, 174)*). Hierher gehört auch die schlangenkönigin (deutsche sagen no. 220) und eine merkwürdige erzählung in den gestis Romanorum cap. 68. zu einem viehmädchen in Immeneich kam jeden morgen und abend zur melkzeit eine grofse schlange in den stall, auf dem kopf trug sie eine grofse krone. allemal gab ihr das mädchen warme kuhmilch zu saufen. als es wegen eines verdrusses plötzlich aus dem haus gekommen war, und die neue viehmagd das erstemal melken wollte, fand sie auf dem melkstul die goldkrone liegen, in der geschrieben stand: 'aus dankbarkeit. Sie brachte die krone der herschaft, welche sie dem abgekommnen mädchen gab, für das sie bestimmt war, und seitdem ist die schlange nicht wieder gesehen worden. Mones anz. 8, 537. das atternkrönlein macht jeden der es trägt unsichtbar (Schm. 2, 388) und dazu steinreich. Man erzählt auch in einigen gegenden, jedes haus habe zwei schlangen, ein männchen und weibchen, die sich aber nicht eher sehen lassen, als bis der hausvater oder die hausmutter stirbt, und dann ein gleiches loofs erfahren. Dieser zug und noch andere, wie das hinstellen der milch, nähern die hausschlangen dem begrif guter hilfreicher hausgeister.

Die schlange erscheint als ein heilbringendes, unverletzliches thier, und vollkommen für den heidnischen cultus geeignet. den stab des Asklepios umwand die schlange, und an heilbrunnen lagen schlangen (s. 554). Ihrem Potrimpos unterhielten die alten Preufsen eine grofse schlange und die priester hüteten sie sorgsam, sie lag unter getraideähren und wurde mit milch genährt **). Den Letten heifsen die schlangen milchmütter (peena mahtes); sie standen unter dem schutz einer höheren göttin Brehkina (die schreiende) genannt, welche den eintretenden zuschrie, man solle ibre peena mahtes ungestört im hause lassen ***). es wird ihnen milch in näpfen hingestellt. Auch die Litthauer verehrten schlangen, hegten sie im haus, und brachten ihnen opfer +). ägyptischen schlangendienst bezeugt Herodot 2, 74. Nullus locus sine genio, qui per anguem plerumque ostenditur. Serv. ad Aen. 5, 85.

*) ähnliche sage vom schlangenkönig aus Lübbenau im lausitzischen Spreewald (Büschings wöch. nachr. 3, 342).

**) Voigt gesch. Preussens 1, 584.

***) mag. der lett. gesellsch. 6, 144.

+) Seb. Frankes weltbuch 551. Mones heidenth. 1, 98. Adamı. brem. de situ Daniae cap. 24. von den Litthauern: dracones adorant

Man brachte schlangen als zauber in schwertern und auf helmen an:

Sæm. 142b.

liggr med eggjo ormr dreyrfåðr, enn å valbösto verpr nadr hala. aus dem haft (helz, hialt) des schwerts, nahm man an, renne der ormr oder yrmlingr in die spitze und wieder zurück (Kormakssaga s. 82. 84. Vilk. saga s. 101). Vitege hiefs 'mit dem slangen' von seinem helmzeichen (heldensage p. 148). die helme erhielten dadurch festigkeit, die klingen kraft. Nicht unähnlich scheint, dafs fuhrleute in ihre peitsche otterzungen flechten (abergl. 174).

im

Die schlange kriecht oder ringelt sich auf dem boden, stehn ihr flügel zu gebot, so heifst sie drache, was ein undeutsches, aus dem lat. draco, gr. doάxov stammendes, schon früh eingeführtes wort ist, ahd. traccho, ags. draca, altn. dreki. die Sæm. edda hat nur einmal dreki, jüngern Solarl. 127, sonst steht dafür ormr, ags. vyrm, ahd. wurm, goth. vaúrms, welches allgemeiner auch die schlange mitbegreift. Als geflügelte schlange (serpens alatus) erscheint zumal die von Beovulf bestandne: nihtes fleoged 4541, sie fliegt nachts aus und heifst darum uhtsceada 4536, nocturnus hostis, aggressor. lyftsceada (aereus hostis) cod. exon. 329, 24. auch der drache, welcher Krimhild auf dem drachenstein gefangen hält, kommt durch die luft gefahren oder geflogen. Doch der andere, den Siegfried vom schmid ausgesandt früher tödtete, lag im wald bei einer linde, unfliegend, dies war der eddische Fafnir, ein mensch, der wurmsgestalt an sich genommen hatte, von ihm braucht die edda skrida (repere, schreiten) Sæm. 186. Sn. 138; es ist der vyrm oder draca, den nach Beov. 1765. 1779 Sigemund und Fitela schlugen. Nib. 101, 2. 842, 2 heifst er lintrache, lintdrache, im Siegfriedslied 8, 2 lintwurm, welcher ausdruck auch Mar. 148, 28. En. 2947. Troj. 25199 zu lesen, und nicht aus linde (tilia), wie die spätere sage es misverstand, sondern aus dem ahd. lint zu erklären ist. mit diesem lint (goth. linps, ags. lid, altn. linn?) sind viele frauennamen gebildet (Gramm. 2, 505) z. b. Sigilint, altn. Sigrlinn (oben s. 399), und es könnte den begrif von glanz oder schönheit enthalten, wie es für frauen oder schlangen gerecht ist, die abgeleitete altn. schwache form linni (masc.) bedeutet wiederum

cum volucribus, quibus etiam vivos litant homines, quos a mercatoribus emunt, diligenter omnino probatos, ne maculam in corpore habeant.

coluber, serpens. der häufige ortsname Limburg Lintburg ist richtiger auf schlange als auf linde zu beziehen.

Von den drachen war nun die herschende vorstellung des alterthums: sie liegen auf dem gold und leuchten davon, das gold selbst hiefs dichterisch wurmbett, altn. ormbedr oder ormbedseldr, wurmbettsfeuer, und daran knüpft sich weiter, dafs sie schätze bewachen und nachts durch die lüfte tragen. jener wurm, den Sigemund erlegte, heifst hordes hyrde Beov. 1767; den andern, mit welchem Beovulf kämpfte, bezeichnet das epithet: se hord beveotode 4420. Fafnir, ein alter riese, lag als wurm mit dem Oegishialm über ererbtem gold (Sæm. 188b. 189b), es heifst 't lŷngvi' (von lŷng, heide) und der ort wird als Gnîtaheidi bezeichnet; davon findet sich auch sonst der name lyngvi, lyngormr, heidewurm für drache. noch heute setzt der volksglaube glühende schätze auf einsame heiden, wo sie von drachen gehütet werden. hæden gold Beov. kann beides ausdrücken aurum tesquorum oder ethnicorum, denn die drachen galten gleich den riesen für alt und hochbejahrt, vgl. eald uhtsceada Beov. 4536; vintrum frôd 4548; preo hund vintra heold on hrusan 4550, zugleich aber sind sie geizig, neidisch, giftig und flammenspeiend: niddraca Beov. 4540, âttorsceada 5673, fŷre befongen 4541; ongan glêdum spivan 4619; deorcum nihtum ricsian 4417. von Fafnir wird Sæm. 186 gesagt: screid af gulli blês eitri, hristi sik ok barði höfdi ok spordi, schüttelte sich und schlug mit haupt und schwanz; dafs die begriffe eit (feuer) und eiter (gift) einander berühren wurde s. 528 bemerkt. Hierzu halte man die schilderungen mhd. dichter, der trache hat seine heimwist in einem tal, wirft rauch, flamme und wind aus dem rachen (Trist. 8944. 8974); er hat fittiche und flügel, speit feuer und eiter (Troj. 9764. 9817).

Amt der helden war es nun, wie die riesen so die gewissermafsen damit identischen drachen *) auf der welt auszutilgen, Thôrr selbst bekämpfte den ungeheuren midgardsorm, und Siegmund, Siegfried, Beovulf stehen als tapferste drachenüberwinder da; ihnen gesellt sich eine menge anderer, wie sie nach zeit und ort allenthalben aus dem schofse lebensvoller sage erstehen. Frotho, ein andrer Siegfried überwältigt einen giftigen auf schätzen ruhenden drachen. Saxo gramm. s. 20. Der schönen Thora

*) die analogie bewährt sich auch darin, dafs gleich dem riesengebein (s. 522) der besiegte drache über das stadtthor befestigt wurde, z. b. Pulci 4, 76.

Borgarhiörtr wurde ein kleiner lŷngormr geschenkt, den sie in ein kästchen, gold unter ihn legte: wie er wuchs, wuchs auch das gold, so dafs die kiste zu eng wurde und der wurm sich im kreis um die kiste legte; bald war kein raum mehr in dem zimmer, er legte sich um das zimmer und nahm den schwanz in den mund, niemand liefs er in das gemach als den der ihm futter brachte, und zu jeder mahlzeit bedurfte er einen ochsen. nun wurde bekannt gemacht, wer ihn erlege, solle die jungfrau zur braut und soviel gold, als unter dem drachen lag, zur aussteuer empfangen. diesen drachen überwand Ragnar Lodbrok (fornald. sög. 1, 237. 238). auffallend gemahnt der steigende wachsthum des wurms an den des fisches s. 544. Aufser dem goldeshort aber, den die helden als beute davon tragen, entspringen noch andere vortheile: der genufs des drachenherzens bringt kunde der thiersprache zuwege und das bestreichen mit dem blut härtet die haut gegen alle verletzung. tief greift beides in Siegfrieds sage*) ein.

Fast allem diesem begegnen die ansichten anderer völker. Wie die Römer gigas, so entlehnten sie auch draco von den Griechen, da für den begrif weder serpens noch vermis (wie bei uns slango und wurm) nicht ausreichten. δράκων leitet sich aber ab von δέρκειν blicken, leuchten, sprühen, gάos dédooxs gilt vom leuchtenden licht, daher möchte ich die versuchte deutung unseres lint und linni bestätigen. Ein grabender fuchs stiefs endlich auf die höle eines goldhütenden drachen, ad draconis speluncam ultimam, custodiebat qui thesauros abditos. Phaedr. 4, 19. Die sage von den goldhegenden greifen schliefst sich aber an, da sie gleich den drachen geflügelte ungeheuer sind.

Altslav. bezeichnen zmij (masc.) und zmija (fem.) schlange, jenes mehr den drachen, dieses die natter. böhm. ist zmek der feurige, geldhütende drache, zmije die natter; serb. zmaj drache, zmija natter. glimmer, den der zmaj von sich abschüttelt, heifst otresine zmajeve (abschüttelung des lindwurms) Vuk s. 534. alles führt wieder auf glanz, gold und feuer. das litth. zmakas scheint den Slaven entliehen, ob das ags. snaca coluber verwandt sei? fragt sich. Nach Jungmann ist zmek aufser drache auch ein geist, der sich in gestalt eines nassen vogels **), meist eines hünleins *) sie erinnert Albrecht im Titurel 3313-17 an eine ähnliche von Rodolz.

**) zmokly ist benetzt, zmoknuti benetzen; 'mokrý gako zmok' triefend wie ein erdgeist.

darstellt und den leuten geld zuträgt; abergl. 143 heifst es, man dürfe erdhünchen oder hausotter nicht schädigen; Schm. 1, 104 erklärt erdhünlein von einem runden, hellen schein, in dessen mitte etwas dunkles liegt.

Das finnische mammelainen beschreibt Renvall: femina maligna, matrix serpentis, divitiarum subterranearum custos. Hier wird der hort einer weiblichen schlange überwiesen, während in unsern deutschen, und auch den slavischen sagen characteristisch der böse, teuflische drache den schatz hütet, die otter oder unke mehr die rolle eines gutmütigen hausgeistes spielt "), und wie der drache aus einem menschen gewandelt war, erscheint sie als kronetragende jungfrau mit schlangenschweif (d. sagen no 13) oder als fee. aber die goldkrone wird ihr so wenig erlassen, als dem drachen der bezug aufs gold, und der böhm. zmek ist zugleich drache und otter. sage vom otterkönig in Bechsteins Franken s. 290.

Bei so manigfachen berührungen mufs das von den Langobarden gefeierte wesen zweifelhaft dahin gestellt und nur das darf angenommen werden, dafs sie ihm eine heilsame, gütige natur beilegten.

Ich vermag spuren von käfercultus aufzudecken. Es gibt zwei alte allgemeinere benennungen. ahd. chevor, cheviro, mhd. kever, kevere, nhd. käfer, nnl. kever, ags. ceafor, engl. chafer; man hat ohne fug das lat. caper (ags. häfer, altn. hafr) verglichen, wurzel scheint das ags. ceaf, caf alacer, weil der käfer ein rühriges, munteres thier, noch jetzt heifst in Schwaben käfermäfsig agilis, vivax (gramm. 2, 571. 1013). die Angelsachsen haben ceafortûn, cafertún für atrium, vestibulum, gleichsam scarabaeorum oppidum, weil da käfer schwirren? Der andre ausdruck ahd. wibil, webil, mhd. wibel, nhd. webel, wiebel, ags. vifel, vefel, engl. weevil stimmt zum litth. wabalas, wabalis, lett. wabbols, und ich führe ihn auf weben, im sinn von leben und weben, vigere, moveri zurück, wiebeln wird mit kriebeln verbunden und gilt von dem gewimmel der käfer **).

Den Aegyptern war der käfer (scarabaeus, zárdapos, xάoaßos) geheiligt, ein bild des innersten lebens und geheimnisvoller selbsterzeugung. sie glaubten, er gehe aus

*) also auch hier fährt das weibliche wesen besser als das männliche.

**) slav. namen sind böhm. chraust, poln. chrąszcz; böhm. brauk, bruk, bruk, wol nach bruchus, pouxos.

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