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der Unbesonnenheit eines römischen Anführers einen glücklichen Erfolg gehabt hatte, so lauerte er auf eine Gelegenheit, um den andern Anführer und sein Heer zu vernichten. (6) Apulische Gesandte meldeten, daß der Prätor Gnêus Fulvius zuerst, solange er einige apulische Städte, welche zu Hannibal abgefallen waren, belagerte, den Krieg mit größerer Aufmerksamkeit geführt hätte; nachher hätte er selbst durch den allzu glücklichen Erfolg, und seine mit Beute beladenen Soldaten sich einer so großen Zügellosigkeit und Sorglosigkeit hingegeben, daß gar keine Zucht im Dienste mehr herrsche. (7) Nachdem er öfters und auch wenige Tage vorher erprobt hatte, von welcher Art ein Heer unter einem unerfahrenen Anführer sei, rückte er nach Apulien vor.'

CAP. XXI.

(1) 'In der Umgebung von Herdonea standen die römischen Legionen und der Prätor Fulvius. Sobald dahin gemeldet wurde, daß die Feinde herankamen, so wäre es beinahe geschehen, daß sie ohne Geheiß des Prätors die Fahnen herausgeriffen hätten und in die Schlacht ausgerückt wären. Und kein anderer Umstand hielt sie mehr zurück, als die nicht zweifelhafte Hoffnung, daß sie dies nach eigenem Gutdünken thun könnten, sobald sie wollten. (2) Da Hannibal erfuhr, daß im Lager verworrener Lärm herrsche, und daß sehr Viele trozig zu den Waffen rufend in den Feldherrn gedrungen hätten, das Zeichen zu geben, und er nicht zweifelte, daß sich eine Gelegenheit zu einem günstigen Kampfe biete, (3) so vertheilte er in der folgenden Nacht 3000 leichtbewaffnete Soldaten ringsum in den Landhäusern, Gebüschen und Wäldern, welche auf ein gegebenes Zeichen alle zugleich aus den Verstecken hervorkommen sollten; (4) und dem Mago befiehlt er, mit etwa 2000 Reitern alle Wege zu beseßen, wohin nach seiner Meinung die Flucht sich hinneigen würde. Nachdem in der Nacht diese Vorbereitungen getroffen waren, führt er bei Tagesanbruch die Truppen in die Schlacht heraus. (5) Auch Fulvius zögerte nicht, nicht sowol in irgend einer Hoffnung seinerseits, als vielmehr durch den Ungestüm der Soldaten aufs Gerathewohl fortgerissen. Daher wird mit derselben

Unbesonnenheit, mit der man in die Schlacht ausrückte, die Schlachtordnung selbst aufgestellt, nach dem Belieben der Soldaten, welche her= vorrennen und an dem Orte Halt machen, wo ihr Sinn sie treibt, dann nach Willkür oder aus Furcht ihren Plak verlaffen. (6) Die erste Legion und der linke Flügel war vorn (im Vordertreffen) aufgestellt, und die Schlachtlinie erstreckte sich in die Länge. (7) Als die Tribunen riefen, daß nach Innen (nach der Tiefe) keine Kraft und Stärke wäre, und daß die Feinde, auf welcher Seite sie immer einen Angriff machten, durchbrechen würden, so achtete er nicht nur auf keinen heilsamen Rath, sondern lieh ihm nicht einmal sein Ohr. (8) Und schon erschien Hannibal, kein ähnlicher (ein ganz andrer) Feldherr, mit keinem ähnlichen (einem ganz anderen) Heere, das ganz anders aufgestellt war. Daher hielten die Römer nicht einmal ihrem Geschrei und erstem Angriffe Stand. (9) Der Anführer, an Thorheit und Unbesonnenheit dem Centenius gleich, aber an Muth ihm keineswegs vergleichbar, ergreift, sobald er seine Sache sich neigen und die Seinigen durcheinanderlaufen sieht, ein Pferd und entfloh mit gegen 200 Reitern. (10) Das übrige Heer, von vorn geschlagen, von hinten und den Seiten umzingelt, wird so zusammengehauen, daß von 18000 Mann nicht mehr als 2000 entkamen. Des Lagers bemächtigten sich die Feinde.'

CAP. XXII.

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(1) Als diese Niederlagen, eine nach der andern, nach Rom gemeldet wurden, ergriff die Bürgerschaft zwar eine gewaltige Erauer und Angst, dennoch aber machten diese Niederlagen weniger Einbrud, weil die Consuln bei denen doch die Hauptentscheidung lag bis zu diesem Zeitpunkt glücklich kämpften. (2) Sie schicken Gesandte an die Consuln, den Gaius Lätorius und Marcus Metilius, welche melden sollten, daß sie die Ueberreste beider Heere sorgfältig sammeln und sich bemühen sollten, (3) daß sie sich nicht etwa aus Furcht und Ver= zweiflung dem Feinde ergäben, was nach der Niederlage bei Cannä geschehen wäre, und daß sie die Ausreißer vom Heere der Freiwilligen aufsuchen sollten. (4) Derselbe Auftrag wurde dem Publius Cornelius gegeben, der auch mit der Aushebung beauftragt worden war, und dieser

machte in den Markt- und Handelsplägen bekannt, daß ein Nachsuchen nach den Freiwilligen stattfinden würde, und daß dieselben zu den Fahnen zurückgeführt werden würden. Dies Alles wurde mit der angestrengtesten Sorgfalt ausgeführt.'

(5) 'Nachdem der Consul Appius Claudius dem Decimus Junius an der Mündung des Volturnus, dem Marcus Aurelius Cotta in Puteoli das Commando übergeben hatte, welche, so oft Schiffe aus Etrurien und Sardinien angekommen wären, augenblicklich Getreide in das Lager schicken sollten, (6) kehrte er selbst vor Tapua zurück und fand seinen Amtsgenossen Quintus Fulvius, wie er von Casilinum Alles für die Belagerung von Capua herbeischaffte und vorbereitete. (7) Darauf umlagerten Beide die Stadt, und riefen den Prätor Claudius Nero von Suessula aus dem claudianischen Lager herbei. (8) Auch dieser kam, nachdem er eine mäßige Besaßung dort zur Behauptung des Ortes zurückgelassen hatte, mit allen übrigen Truppen vor Capua an. So waren drei Hauptquartiere um Capua errichtet, drei Heere gehen an verschiedenen Seiten ans Werk und schicken sich an, die Stadt mit Wall und Graben zu umgeben, und errichten Caftelle in mäßigen Zwischenräumen, (9) und an vielen Punkten kämpfen sie gegen die Campaner, welche die Arbeiten hindern wollten, mit solchem Erfolge, daß der Campaner zulezt sich innerhalb der Thore und der Mauern hielt. (10) Jedoch wurden, bevor diese Arbeiten eine zusammenhängende Kette bildeten, Gesandte zu Hannibal geschickt, um sich darüber zu beklagen, daß Capua von ihm verlassen und beinahe den Römern übergeben sei, und um ihn zu beschwören, jest wenigstens ihnen Hilfe zu bringen, da sie nicht nur umzingelt, sondern auch mit einem Wall umgeben seien. (11) Den Consuln wurde ein Schreiben vom Prätor Publius Cornelius geschickt, sie sollten, bevor sie Capua mit den Belagerungswerken einschlössen, den Campanern Erlaubniß geben, daß diejenigen von ihnen, welche es wollten, aus Capua herausgehen und ihre Habe von da mit sich nehmen dürften. (12) Diejenigen würden frei sein und alle ihre habe besigen dürfen, welche vor den Iden des März heraus- ' gezogen wären. Wer nach diesem Tage herauszöge und wer dort bliebe, der solle zur Zahl der Feinde gehören. (13) Dies wurde den Cam

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panern verkündet und so sehr verachtet, daß sie noch obendrein Schmähungen und Drohungen ausstießen. (14) Hannibal hatte von Herdonea seine Legionen nach Tarent geführt, in der Hoffnung, sich der Burg von Tarent mit Gewalt oder durch List zu bemächtigen; und als dies gar nicht gelang, wandte er seinen Marsch gegen Brundisium, da er glaubte, diese Stadt würde ihm verrathen werden. (15) Als er auch dort vergebens seine Zeit hinbrachte, kamen campanische Gesandte zu ihm, welche zugleich klagten und (um Hilfe) baten. Diesen antwortete Hannibal großsprecherisch, er habe schon vorher die Belagerung aufgehoben, und auch jezt würden die Consuln seine Ankunft nicht erwarten. (16) Mit dieser Hoffnung wurden die Gesandten entlaffen und konnten kaum nach Capua zurückkehren, welches schon mit doppeltem Wall und Graben umgeben war.'

CAP. XXIII.

(1) Grade während Capua umlagert wurde, kam die Belagerung von Syrakus zu Ende, nicht blos durch die Stärke und Tüchtigkeit des Feldherrn und des Heeres, sondern auch durch innern Verrath unterstüßt. (2) Denn obgleich Marcellus zu Anfange des Frühlings ungewiß war, ob er den Krieg nach Agrigent gegen Himilko und Hippokrates wenden oder ob er Syrakus durch die Belagerung bedrängen sollte, (3) und obgleich er einsah, daß die Stadt weder mit Gewalt erobert werden könnte, da sie durch ihre Lage zu Lande und zur See uneinnehmbar sei, noch durch Hunger, da die beinahe freie Zufuhr von Karthago aus sie unterhielt: (4) so befahl er dennoch, um nichts unversucht zu lassen, den syrakusanischen Ueberläufernes befanden sich aber bei den Römern einige sehr vornehme Männer, welche während des Abfalls von den Römern, weil sie neuen Plänen abgeneigt waren, vertrieben worden durch Unterredungen die Gesinnungen der Leute ihrer Partei zu erproben und ihnen die Zusicherung zu geben, daß sie, wenn Syrakus übergeben würde, frei und nach ihren eigenen Ge segen leben könnten. (5) Es bot sich aber keine Gelegenheit zu einer Unterredung, weil die verdächtigen Gesinnungen Vieler die Aufmerksamkeit und die Augen Aller auf sich gezogen hatten, daß kein der

artiges Vorhaben ihnen entginge. (6) Ein einziger Sklave der Berbannten, welcher als Ueberläufer in die Stadt hineingeschickt wurde, kam mit Wenigen zusammen und machte den Anfang einer Unterredung über diese Angelegenheit. Darauf wurden Einige auf einer Fischerbarke mit Neßen bedeckt und fuhren zum römischen Lager herum und unterredeten sich mit den Ueberläufern, und ebenso öfters auf dieselbe Weise und immer wieder Andere. Schließlich wurden es gegen 80. (7) Und als schon Alles zum Verrath verabredet war, da wurde durch einen gewissen Attalus, welcher unwillig war, daß ihm die Angelegenheit nicht anvertraut worden war, dem Epicydes Anzeige ge= macht, und alle wurden durch Kreuzigung getödtet. (8) Unmittelbar darauf folgte eine andere Hoffnung, nachdem diese fruchtlos ausgefallen war. Ein gewiffer Damippus aus Lacedämon war von Syrakus zum König Philipp geschickt und von den römischen Schiffen gefangen genommen worden. (9) Diesen auf jede mögliche Weise loszukaufen, war Epicydes eifrig bemüht, und Marcellus war nicht abgeneigt, da schon damals die Römer nach der Freundschaft der Aetoler trachteten, mit welchen die Lacedämonier verbündet waren. (10) Den zur Unterredung in Betreff der Loskaufung Abgesandten schien ein Ort, gerade in der Mitte und für beide Seiten günstig gelegen, am Hafen von Trogili in der Nähe des Thurmes, welchen sie Galeagra nennen, geeignet. Als sie dort öfters zusammenkamen, (11) betrachtete Einer der Römer die Mauer aus der Nähe, und indem er die Steine derselben zählte und bei sich abschätte, wie weit sich die einzelnen vorn (in die Höhe) erstreckten, (12) berechnete er die Höhe der Mauer, so genau er es durch Vermuthung konnte, und fand, daß sie bedeutend niedriger sei, als er und alle Uebrigen früher geglaubt hatten, und daß sie selbst durch mäßig hohe Leitern zu ersteigen sei; und berichtete dies dem Marcellus. (13) Es schien der Beachtung nicht unwerth. Aber da man an den Ort, weil er grade deswegen sorgfältiger bewacht wurde, nicht herankommen konnte, so suchte man nach einer Gelegenheit dazu. (14) Diese bot ein Ueberläufer, welcher meldete, daß ein Fest der Diana drei Tage lang gefeiert werde, und daß das Festmal, weil Anderes bei der Belagerung fehle, reichlicher mit Wein begangen werde, welcher von

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