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wesen wäre. Weil es nun den unsterblichen Göttern anders gefallen hat, und da ich den Tod auch nicht zurückweisen darf, so kann ich doch den Martern und Beschimpfungen, auf welche der Feind hofft, solange ich nur frei, solange ich nur meiner mächtig bin, durch einen nicht blos ehrenvollen, sondern auch leichten Tod entgehen. (15) Ich werde nicht Appius Claudius und Quintus Fulvius auf den übermüthigen Sieg trogen sehen, noch werde ich gefeffelt durch die römische Hauptstadt als ein Schauspiel des Triumphes geschleppt werden, um dann im Gefängniß oder an den Pfahl gebunden, nachdem mein Rücken von Ruthen zerfleischt ist, meinen Nacken unter das römische Beil zu legen; auch werde ich nicht sehen, wie meine Vaterstadt geplündert und in Brand gesteckt wird, und nicht, wie die campanischen Mütter und Jungfrauen und edelgeborene Knaben zur Schändung fortgeschleppt werden. (16) Alba, woher sie selbst stamnten, haben sie von Grund aus niedergeriffen, damit nicht die Erinnerung an ihren Ursprung, an ihre Herkunft bestehen bliebe; geschweige denn, daß ich glauben könnte, sie würden Capua verschonen, auf welches sie mehr als auf Karthago erbittert sind. (17) Diejenigen von euch also, welche die Absicht haben, vorher sich dem Geschicke zu fügen, ehe sie diese so vielen, so schrecklichen Ereignisse sehen, für die ist heute bei mir ein Gastmal angerichtet und bereit. (18) Nachdem ihr an Wein und Speise gesättigt sein werdet, wird derselbe Becher, welcher mir wird gegeben werden, euch herumgereicht werden; dieser Trank wird euern Körper vor Marter, euern Geist vor Schande, eure Augen und Ohren vor dem Sehen und Hören alles Bittern und Unwürdigen, das die Besiegten erwartet, befreien. Es werden Leute bereit stehen, welche in dem Vorhofe des Gebäudes einen großen Scheiterhaufen anzünden und unsere Leichen darauflegen werden: (19) Dies ist der einzige ehrenvolle und freie Weg zum Tode; und die Feinde selbst werden unsere Tapferkeit bewundern, und Hannibal wird erfahren, daß tapfere Bundesgenossen von ihm verlassen und verrathen worden find.”

CAP. XIV.

(1) Diese Rede des Virrius hörten Viele mehr mit Zustimmung an, als daß sie mit festem Muthe das, was sie billigten, ausführen konnten; (2) der größere Theil des Senats, welcher fest vertraute, daß die Milde des römischen Volkes, die schon oft in vielen Kriegen erprobt war, auch für sie versöhnlich sein werde, beschloß und schickte Gesandte zur Uebergabe von Capua an die Römer. (3) Dem Vivius Virrius folgten gegen zwanzig Senatoren in sein Haus und speisten mit ihm, und nachdem sie, soviel wie möglich, ihre Sinne durch den Wein von dem Gefühl des bevorstehenden Uebels abgewandt hatten, nahmen sie alle das Gift. (4) Nach aufgehobener Tafel reichten sie einander die Rechte, umarmten einander zum lehten Male und beweinten zusammen ihren und des Vaterlandes Untergang; Einige blieben da, um auf demselben Scheiterhaufen verbrannt zu werden, Andere entfernten sich in ihre Häuser. (5) Die mit Speisen und Wein angefüllten Adern machten die Kraft des Giftes bei Beschleunigung des Todes weniger wirksam; daher die Meisten derselben die ganze Nacht und einen Theil des folgenden Tages mit dem Tode rangen; doch hauchten sie alle ihr Leben früher aus, als den Feinden die Thore geöffnet wurden.'

(6) Am folgenden Tage wurde das Thor des Jupiter, welches gegenüber dem römischen Lager war, auf Befehl des Proconsuls geöffnet. Durch dieses wurde eine Legion und zwei Reiterabtheilungen unter dem Legaten Gaius Fulvius hineingesandt. (7) Dieser ließ vor Allem zuerst die Schuß- und Trugwaffen (Waffen aller Art), welche in Capua waren, zu sich bringen, stellte Wachen an allen Thoren aus, damit Niemand herausgehen oder herausgelassen werden könnte; darauf ließ er die punische Besaßung gefangen nehmen und befahl dem campanischen Senat, in das Lager zu den römischen Feldherren zu kommen. (8) Als sie dorthin gekommen waren, wurden sie fofort sämmtlich in Ketten gelegt und es wurde ihnen befohlen, den Quästoren alles Gold und Silber, das sie hätten, zu übergeben. Das Gold betrug 2070 Pfund, das Silber 31,200 Pfund. (9) Von den

Senatoren schickte er 25 nach Cales in Gewahrsam, 28 nach Teanum, von denen man mit Bestimmtheit wußte, daß vorzugsweise auf ihren Rath der Abfall von den Römern stattgefunden hatte.'

CAP. XV.

(1) 'Ueber die Bestrafung des campanischen Senats waren Fulvius und Claudius durchaus nicht einig: Claudius war geneigt, Verzeihung zu gewähren, Fulvius war hartherziger. (2) Daher wollte Appius die ganze Entscheidung hierüber nach Rom an den Senat verweisen; (3) es sei auch billig, daß den Senatoren die Möglichkeit gegeben werde, sich zu erkundigen, ob sie etwa mit Einigen von den Bundesgenossen latinischen Namens und der Municipien im Einverständniß gewesen und ob sie durch ihre Hilfe im Kriege unterstügt worden wären. (4) Fulvius hingegen erklärte, man dürfe sich das nicht zu Schulden kommen lassen, daß man die treuen Bundesgenoffen durch Verdächtigungen in Aufregung bringe und den Angebern preisgebe, welche gar keine Rücksicht darauf nähmen, was sie sagten oder was sie thäten; daher werde er diese Untersuchung unterdrücken und beseitigen. (5) Alz sie sich unmittelbar nach diesem Gespräche getrennt hatten, und Appius nicht zweifelte, daß sein Amtsgenoß, wie hart er auch sprechen mochte, dennoch ein Schreiben über eine so wichtige Angelegenheit von Rom erwarten werde, so befahl Fulvius, (6) damit nicht grade dies ein Hinderniß für sein Vorhaben sei, bei der Aufhebung des Kriegsraths den Kriegstribunen und den Befehlshabern der Bundesgenossen, 2000 auserlesenen Soldaten anzukündigen, daß sie bei der dritten Nachtwache sich bereit halten sollten. (7) Mit dieser Reiterei brach er des Nachts nach Teanum auf und bei Tagesanbruch rückte er in das Thor ein und begab sich auf das Forum; und als ein Zusammenlauf beim ersten Einrücken der Reiter entstand, so ließ er die sidicinische Behörde herbeiholen, und befahl ihr, die Campaner vorzuführen, welche sie in Gewahrsam hätte. (8) Alle wurden vorgeführt, mit Ruthen gepeitscht und mit dem Beil enthauptet. Von da eilte er in gestrecktem Galopp nach Cales; als er sich dort auf dem Tribunal niedergelassen

hatte, und die vorgeführten Campaner an den Pfahl gebunden wurden, so kam eiligst ein Reiter von Rom und übergab dem Fulvius ein Schreiben vom Prätor Gaius Calpurnius und einen Senatsbeschluß. (9) Ein Murmeln ging von dem Tribunal aus durch die ganze Versammlung: die ganze Angelegenheit in Betreff der Campaner wèrde verschoben und den Vätern überlassen. Und da auch Fulvius glaubte, daß dem also sei, so steckte er das Schreiben, das er erhalten hatte, uneröffnet in seinen Busen und gebot dem Herold, daß er dem Liktor befehle, nach dem Geseße zu verfahren. So wurde auch an denen, welche zu Cales waren, die Todesstrafe vollzogen. (10) Darauf wurde das Schreiben und der Senatsbeschluß gelesen, das Lettere zu spät, um das Geschehene zu verhindern, was eben deswegen mit größter Mühe beschleunigt worden war, damit es nicht verhindert werden könnte. (11) Als sich Fulvius bereits erhob, rief ihn der Campaner Taurea Vibellius, indem er mitten durch das Gedränge schritt, beim Namen, und als sich Flaccus, verwundert, was er denn von ihm wolle, wieder niedergesezt hatte, (12) da sagte er: "Auch mich laffe tödten, damit du dich rühmen kannst, daß ein viel tapfererer Mann, als du bist, von dir getödtet worden sei." (13) Auf Flaccus' Bemerkung: "Er müsse sicherlich seines Verstandes nicht mächtig sein, dann werde er, auch wenn er es wollte, durch den Senatsbeschluß gehindert," sagte Vibellius: (14) “Da nun einmal meine Vaterstadt erobert, meine Verwandten und Freunde verloren find, und nachdem ich selbst mit eigner Hand meine Gattin und Kinder getödtet habe, damit sie nichts Unwürdiges erleiden möchten, und ich nicht einmal dieselbe Möglichkeit zu sterben habe, wie diese meine Mitbürger, so möge mein Mannesmuth mich von diesem verhaßten Leben befreien." (15) Und so durchbohrte er sich mit einem Schwerte, das er mit seinem Gewande bedeckt hatte, vorn in der Brust, und stürzte sterbend vor den Füßen des Feldherrn nieder.'

3. aliquis, öfters für aliquibus; vgl. unten Kap. 49 § 6: si aliquis adsentiri necesse est, media simillima veris sunt; und 24, 22, 14: quicumque aut propinquitate aut adfinitate aut aliquis ministeriis regiam contigissent.

7. magistratum Sidicinum, den obersten Magistrat, vermuthlich medix tuticus, vgl. oben Kap. 6 § 13.

13. medix tuticus, vgl. oben 23, 35, 13 u. 24, 19, 2.

CAP. XVI.

(1) Weil sowol das, was die Hinrichtung der Campaner betrifft, als auch sonst vieles Andre nur nach dem Sinne des einen Flaccus geschehen ist, berichten Manche, daß Appius Claudius bald nach der Uebergabe Capua's gestorben sei. (2) Auch eben dieser Taurea sei weder freiwillig nach Cales gekommen, noch durch seine eigene Hand getödtet worden, sondern, als er mit den Uebrigen an den Pfahl gebunden, den Schuß der Quiriten anrief, da habe Flaccus Stillschweigen geboten, weil man während des Geräusches nicht deutlich genug vernehmen konnte, was er ausrief; (3) da habe Taurea jene vorher erwähnten Worte ausgesprochen, “daß er, der tapferste Mann, von einem ihm keineswegs an Tapferkeit Gleichen getödtet werde"; unmittelbar nach diesen Worten habe der Herold auf Befehl des Proconsuls ausgerufen: "Liktor, füge dem tapfern Manne noch Schläge hinzu und verfahre gegen ihn zuerst nach dem Geseze.” (4) Einige berichten, daß auch der Senatsbeschluß vorgelesen wurde, bevor er ihn hinrichten ließ; weil aber in dem Senatsbeschluffe hinzugefügt war, “wenn es ihm gut schiene, solle er die Sache unentschieden an den Senat verweisen", so habe er es so ausgelegt, es sei ihm zur Entscheidung überlaffen, was er für das Intereffe des Staates für geeigneter hielte.'

(5) 'Von Cales kehrte man nach Capua zurück, und Atella und Calatia unterwarfen sich ebenfalls. Auch dort wurden diejenigen bestraft, welche die Häupter des Staates waren. (6) Auf diese Weise wurden gegen siebzig Häupter des Senats getödtet, beinahe dreihundert vornehme Campaner in's Gefängniß geworfen; Andere wurden in die Städte der latinischen Bundesgenoffen in Gewahrsam gegeben und kamen durch verschiedene Schicksale um; eine andere Menge campanischer Bürger wurde verkauft. (7) Es blieb noch die Berathung über die Stadt und das Landgebiet übrig; Einige waren der Ansicht, daß man die sehr feste, nahe, feindliche Stadt zerstören müsse. In

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