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den. Hierauf wurde das Treffen erneuert und die Reiterei gegen die Feinde geschickt. (7) Da die Numider mit diesen tapfer zusammengeriethen, und die Schlacht zwischen den Reitern nicht weniger hitig als zwischen den Fußsoldaten stattfand, so wurde der Ausgang wiederum zweifelhaft. Da auf beiden Seiten die Anführer, der römische die von ihren Vorfahren so oft besiegten und unterworfenen Bruttier und Lukanier, der punische die römischen Sklaven und aus dem Arbeitszwinger geholten Soldaten herabseßten, (8) da erklärte zuleßt Gracchus, sie dürften durchaus (schlechterdings) nicht auf die Freiheit hoffen, wenn nicht an diesem Tage die Feinde gänzlich in die Flucht ge= schlagen wären.'

4. pugnator, ein nicht voraugusteisches, viell. zuerst von Livius gebrauchtes Wort; bei ihm auch nur an dieser Stelle vorkommend. Ebenso im folg. § (5) das Verbum carnificari bei Livius nur an dieser Stelle; vor ihm nur von Sisenna (bei Prisc. p. 793 P.) gebraucht: vitam cum dolore et insigni cruciatu carnificatus amisit. — signum, hier: mündlichen Befehl durch die Tribunen und Centurien; vgl. 21, 14, 3: signo dato, ut omnes puberes interficerentur.

CAP. XVI.

(1) 'Dieser Ausruf endlich entflammte die Gemüther so, daß sie mit erneutem Geschrei, wie wenn sie plößlich Andere geworden wären, mit so großem Ungestüm auf den Feind anstürmten, daß ihnen nicht länger widerstanden werden konnte. (2) Zuerst wurden die vorderen Glieder der Punier, dann die Feldzeichen in Verwirrung gebracht, zuleht die ganze Schlachtlinie zurückgetrieben. Hierauf wandten sie, ohne sich zu bedenken, den Rücken und stürzten fliehend sich ins Lager in so großer Angst und Verwirrung, daß nicht einmal an den Thoren oder auf dem Walle jemand Widerstand leistete. Und die Römer, welche fast in ununterbrochenem Zuge nachfolgten, lieferten, auf dem Walle der Feinde eingeschloffen, von Neuem ein Treffen. (3) Wie dort in den engen Räumen der Kampf behinderter war, so war auch das Morden blutiger. Auch die Gefangenen halfen mit, welche inmitten des Getümmels Schwerter an sich riffen und zusammengeschaart und von

hinten die Punier tödteten und ihre Flucht verhinderten. (4) Daher entkamen von dem so großen Heere weniger als zweitausend Mann und zwar der größere Theil der Reiter mit dem Anführer selbst; alle Anderen wurden getödtet oder gefangen. Erbeutet wurden auch 38 Feldzeichen. (5) Von den Siegern fielen ungefähr zweitausend. Die ganze Beute außer den gefangenen Leuten wurde den Soldaten überlassen; auch das Vieh wurde ausgenommen, welches seine Besizer innerhalb dreißig Tage erkannt hätten.'

(6) 'Als sie mit Beute beladen in das Lager zurückgekehrt waren, besetzten gegen viertausend freiwillige Soldaten, welche lässiger gekämpft hatten und nicht zugleich in das Lager eingedrungen waren, aus Furcht vor Strafe, einen Hügel nicht weit vom Lager. (7) Am folgenden Tage wurden sie durch die Kriegsobersten von dort herabgeführt, und kamen zu der von Gracchus berufenen Kriegerversammlung. (8) Nachdem hier der Proconsul zuerst die alten Soldaten, je nachdem ein Jeder in diesem Kampfe Tapferkeit und Anstrengung gezeigt, mit militärischen Geschenken belohnt hatte, (9) sagte er, was die Freiwilligen beträfe, wolle er lieber, daß Alle, Würdige und Unwürdige, von ihm gelobt, als daß an diesem Tage irgend Jemand bestraft würde. Er erkläre, was für den Staat und sie selbst zum Glücke, Heil und Segen gereichen möge, sie alle für frei. (10) Auf dieses Wort erhob sich ein Geschrei unter ungeheurer Aufregung, und bald umarmten und beglückwünschten sie einander, bald erhoben sie die Hände gen Himmel und erflehten alles Gute für das römische Volk und für Gracchus selbst. (11) Da sagte Gracchus: 'Bevor ich Alle durch das Recht der Freiheit gleichstellte, wollte ich Niemanden durch das Zeichen eines wackern oder feigen Soldaten bezeichnen; (12) jezt, nachdem das Versprechen des Staates bereits gelöst ist, werde ich, damit nicht jeder Unterschied zwischen Tapferkeit und Feigheit verschwinde, befehlen, daß die Namen derjenigen, welche, der Verweigerung des Kampfes sich bewußt, kurz vorher einen Auszug gemacht haben, mir gemeldet werden, (13) und ich werde sie einzeln aufrufen und durch einen Eid verpflichten, daß sie, außer wenn einer Krankheit als Entschuldigungsgrund haben wird, nicht anders als stehend Speise und Trank, so lange sie Kriegsdienste

thun, zu sich nehmen. Diese Strafe werdet ihr dann mit Gleichmut ertragen, wenn ihr bedenket, daß ihr durch keine leichtere Rüge eurer Feigheit bezeichnet werden konntet.' (14) Darauf gab er das Zeichen zum Aufbruch und die Soldaten kehrten, indem sie die Beute trugen und vor sich her trieben, unter Mutwillen und Scherz nach Benevent so frohlockend (fröhlich) zurück, (15) daß es schien, als kehrten sie von einem Gastmale an einem allgemeinen Festtage, und nicht aus der Schlacht zurück. (16) Sämmtliche Einwohner von Benevent strömten in ungeordneten Scharen ihnen vor die Thore entgegen, umarmten die Soldaten, beglückwünschten sie und luden fie zu Gaste. (17) Male wurden für alle auf den Hofräumen der Häuser zubereitet; zu diesem luden sie den Gracchus und baten ihn, daß er den Soldaten gestatten möchte an dem Male Theil zu nehmen. Und Gracchus gestattete es unter der Bedingung, daß Alle im Freien (auf der Straße) speisen sollten. (18) Alles wurde nun von Jedem vor seine Thür gebracht. Die Freiwilligen schmausten mit Hüten auf den Köpfen oder indem sie diese mit einer weißen Binde umwunden hatten, die Einen liegend, Andere stehend, welche gleichzeitig bedienten und speisten. (19) Die Sache schien es werth, daß Gracchus, als er nach Rom zurückgekehrt war, ein Gemälde von der Feier dieses Tages in dem Tempel der Freiheit malen ließ, den sein Vater von Strafgeldern auf dem Aventin hatte anfertigen lassen und eingeweiht hatte.'

2. antesignani . . signa, beide Ausdrücke aus der römischen Kriegssphäre auf die punische übertragen. antesignani hießen in der ältern Militärordnung (vor Cäsar) die in der ersten Schlachtreihe (prima signa vor den Fahnen, näml. den signis manipulorum) stehenden Abtheilungen, auch hastati genannt. Wenn diese geschlagen wurden, zogen sie sich zurück, und die principes rückten in dieselbe Linie, so daß diese nun die antesignani wurden. Vgl. Liv. 9, 32: nec prius inclinata res est, quam secunda acies Romana ad prima signa integri fessis successerunt, und 9, 39: nihil ab ulla parte movetur fugae. Cadunt antesignani et, ne nudentur propugnatoribus signa, fit ex secunda prima acies etc. S. Becker-Marquardt's Röm. Alterth. III. 2. S. 263 ff. 18. pileati, d. i. mit weißem Hute als Zeichen

der erlangten Freiheit; solche Hüte trugen die Freigelassenen, nachdem sie sich das Haupthaar hatten scheeren lassen. Statt des weißen Hutes wurde auch eine weiße Binde (an unsrer Stelle lana alba) angewandt; vgl. 1, 32, 6: legatus capite velato filo lanae velamen est 'Audi, Iuppiter', inquit etc.

19. in aede Libertatis, im Tempel der Libertas auf dem Aventin, vgl. Becker's Röm. Alterth. I. S. 457. ex multaticia pecunia, 'von dem Strafgelde'; vgl. 10, 23, 13: ab aedilibus plebeis ex multaticia pecunia, quam exegerunt pecuariis damnatis ludi facti pateraeque aureae ad Cereris positae.

CAP. XVII.

(1) 'Während sich dies bei Benevent zutrug, hatte Hannibal das Gebiet von Neapel verwüstet und brach nach Nola auf. (2) Sobald der Consul sein Herannahen (seinen Anmarsch) erfuhr, rief er den Proprätor Pomponius mit dem Heere, welches oberhalb Sueffula im Lager war, herbei und schickte sich an, dem Feinde entgegenzugehen und mit dem Kampfe nicht zu zögern. (3) Den Gaius Claudius Nero sendet er in der Stille der Nacht mit dem Kerne der Reiter durch das dem Feinde am meisten abgewendete Thor und befiehlt ihm, heimlich den Zug der Feinde zu umgehen und ihm langsam nachzufolgen, und, wenn er sähe, daß das Treffen begonnen hätte, sich von hinten auf den Feind zu werfen. (4) Ob Nero dies wegen Verirrung auf dem Wege oder wegen der Kürze der Zeit nicht habe ausführen können, ist ungewiß. (5) Als in seiner Abwesenheit das Treffen geliefert wurde, waren die Römer unzweifelhaft überlegen; aber weil die Reiter nicht zur rechten Zeit da waren, wurde die Berechnung in der Anordnung (im Schlachtplane) gestört. Marcellus wagte nicht, die Weichenden zu verfolgen, und gab den Seinigen, die Sieger waren, das Zeichen zum Rückzuge. (6) Dennoch sollen an diesem Tage mehr als zweitausend Feinde getödtet worden sein, von den Römern weniger als vierhundert. (7) Gegen Sonnenuntergang kehrte Nero zurück, nachdem Rosse und Menschen Tag und Nacht vergeblich abgemüht waren, ohne auch nur den Feind gesehen zu haben, und wurde von dem Consul so heftig an

gefahren, daß er ihm vorwarf, es habe an ihm gelegen, daß die bei Cannä erlittene Niederlage dem Feinde nicht wiedergegeben wurde. (8) Am folgenden Tage rückte der Römer wieder in die Schlacht, der Punier hielt sich im Lager, auch nach seinem stillschweigenden Zugeständnis besiegt. Am dritten Tage bricht er in der Stille der Nacht, da er die Hoffnung, sich Nola's zu bemächtigen eine Sache, die er

niemals mit Glück versucht hatte sichern Hoffnung auf Verrath.'

aufgab, nach Tarent auf mit der

CAP. XVIII.

(1) ‘Mit nicht geringerm Muthe als im Felde (Kriege) wurde die Verwaltung des römischen Staates zu Hause geführt (geleitet). (2) Die Censoren, welche wegen Armut (Erschöpfung) des Staatsschazes von der Sorge um die Verdingung von Staatsbauten frei waren, wandten ihre Aufmerksamkeit darauf, die Sitten der Leute zu verbessern und die Laster zu bestrafen, welche in diesem Kriege entstanden waren, gleichwie die an langwierigen Krankheiten leidenden Körper solche (Fehler, Gebrechen) aus sich erzeugen. (3) Zuerst luden sie diejenigen vor, welche nach der cannensischen Niederlage an das Verlassen von Italien gedacht haben sollten. Der Führer (das Haupt) derselben, Marcus Cäcilius Metellus, war grade damals Quästor. (4) Als dieser und die übrigen wegen derselben Schuld Angeklagten dann aufgefordert wurden, sich zu vertheidigen, und sich nicht reinigen konnten, so thaten fie (die Censoren) den Ausspruch, daß dieselben Aeußerungen und Reden gegen das Gemeinwohl gehalten hätten, so daß dadurch eine Verschwörung zu dem Zwecke, Italien zu verlassen, gestiftet wurde. (5) Nächst ihnen wurden die allzuschlauen Ausleger der Eideserfüllung vorgeladen, die von den Gefangenen, welche meinten, daß dadurch, daß fie unmittelbar von der Reise heimlich in Hannibal's Lager zurückgekehrt waren, der Eid, welchen sie geleistet hatten, zurückzukehren, gelöst sei. (6) Diesen und jenen Früheren, welche ein Staatspferd hatten, wurden die Pferde weggenommen, und sie wurden aus der Tribus verstoßen und alle zu Aerariern gemacht.'

(7) 'Und die Sorge der Censoren beschränkte sich nicht auf die

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