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Kolonien, namentlich der campanischen (Kyme und Neapolis). Dieses altlateinische Alphabet bestand aus 21 Buchstaben: darunter C (an 3. Stelle gr. ), Z (an 7. Stelle), K, Q, X (dieses am Schluß). Das K verschwand früh fast ganz aus dem Gebrauche, seine Vertretung übernahm C. Später als sich das Bedürfnis der Scheidung zwischen Gutturaltenuis und -media zeigte, schuf durch leichte Veränderung des C der Freigelassene des Cos. 520/234 und 526/228, Sp. Carvilius (§ 128), das Schriftzeichen G und setzte es an die Stelle des fast unnötigen und kaum gebrauchten Z), welches erst in der ciceronischen Zeit, zusammen mit Y), (wieder) in die Schrift kam und nun seinen Platz am Schlusse des Alphabets erhielt. Das Alphabet des Carvilius bestand so gleichfalls aus 21 Buchstaben. Andere Bestimmungen der Schreibung knüpfen sich an die Namen von Dichtern an, weil bei dem schwankenden Zustande der lateinischen Sprache und der Seltenheit fließender Handhabung der Kunst des Schreibens jeder Dichter zugleich den Grammatiker zu machen hatte, um die gesprochene Sprache in der Schrift genau wiederzugeben.) So soll Ennius zuerst die Verdoppelung der Konsonanten in der Bücherschrift angewandt haben); L.

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210; bull. 1882, 91. 101. KIRCHHOFF, Stud. z. Gesch. d. gr. Alphab. 117. 127. 133. RITSCHL, opusc. 4, 691. 765. WSCHMITZ, Beitr. z. lat. Sprach- u. Literaturkunde, Lpz. 1877. WDEECKE in Baumeisters Denkm. d. kl. Altert. 1, 50.

6) Das Z lasen die Alten im carmen Saliare (VEL. LONG. GL. 7, 51, 6): wir finden es in der Dvenos-Inschrift (§ 83,5) und auf Münzen aus dem Ende des 5. Jahrh. d. St. (DIE. 1, 9). Nach dem Verlust des Z wurde etwa bis auf Cicero dieses Zeichen durch S oder SS ersetzt. HJORDAN, krit. Beitr. (Berl. 1879) 155 schreibt die Ausmerzung des Z und Einsetzung des G dem Appius Claudius (§ 90) zu. Die bis jetzt bekannten ältesten Inschriften mit G sind nicht älter als die Zeit des Carvilius, so daß daraus kein Grund gegen die Überlieferung hergenommen werden kann. Vgl. auch LHAVET, rev. d. philol. 2 (1878), 15.

7) Das chalkidische V (= v) wurde in dem altlateinischen Alphabet zur Wiedergabe des lateinischen u-Vokals (und des griechischen v), sowie des labialen Spiranten v benutzt. Das für den letzteren Laut im chalkidischen Alphabet vorhandene Digamma ♬ verwandte das Lateinische für den labiodentalen Spiranten f. Das Y findet sich auf Inschriften nicht vor dem Ende des 7. Jahrh. d. St.

8) Etwa wie die ältesten Setzer (bes. des Griechischen) Gelehrte sein mußten.

9) FEST. S. v. solitaurilia. Damit stimmt der Inschriftenbefund: freilich das Beispiel Hinnad CIL. 1, 530. 6, 1281 DIE. 1, 117 vom J. 543/211

Accius bezeichnete die Länge der Vokale A E U durch Verdoppelung derselben 10) und Lucilius gab Vorschriften über die Scheidung der Laute I und EI mittelst der Schrift, alle mit dem Erfolge daß ihr Vorgang auf die Schreibung der wichtigeren Urkunden ihrer Zeit Einfluß übte, wenn auch nicht immer sofort und noch weniger gleichmäßig.") Der Vokalismus des Latein arbeitete sich ganz allmählich in diesen beiden Jahrhunderten zur festen Regel hindurch. In der älteren Sprache finden sich viele und starke Schwankungen namentlich zwischen O und U, sowie zwischen E und I (ferner auch im Bereich von AI und AE, EI und I, OU und U). Auf den Inschriften beginnen etwa vom J. 520/234 an in denjenigen Casus- und Verbalendungen wo später U und I sich festgesetzt hat O und E zu weichen. Doch erst zwischen J. 550/204 und 568/186 siegten U und I über O und E für die Dauer12), doch so daß die Lautfolgen UV VU UU, wie auch die Verbindungen zweier vokalischen oder des konsonantischen und vokalischen I fortwährend vermieden wurden. Die Aspiraten griechischer Wörter gab man anfänglich durch die entsprechenden Tenues wieder: seit J. 650/104 begann man sie durch die Zeichen CH TH PH auszudrücken.18) Auch hierin wie in der Aufnahme von Y und Z erkennt man das Bestreben sich den griechischen Gewohnheiten zu fügen.

fällt vor die literarische Tätigkeit des Ennius. Aber hier wirkte der griechische Name "Evva zu Gunsten der Verdoppelung. Sonst erscheint diese Verdoppelung und zwar noch neben der einfachen Schreibung zuerst auf dem Erlaß des L. Aemilius Paulus vom J. 565/189 (§ 123, 8) CIL. 2,5041 DIE. 1,96.— RITSCHL, op. 4,48.231; pl. Excurse 1,17. WWEISSBRODT, specimen grammaticum (Cobl. 1869), 34; quaest. gramm. 2 (Braunsberg 1872), 10. EBÄHRENS, JJ. 127, 774. Vereinzelt findet sich auch der Sicilicus (') als Zeichen der Konsonantenverdoppelung (MAR. VICT. GL. 6, 8) angewandt; s. EHÜBNER, Herm. 4, 413; exempla script. epigr. Lxxvi.

10) Der Inschriftenbefund stimmt damit: ältestes Beispiel (paastores) vom J. 622/132 CIL. 1, 551. 10, 6950 DIE. 1, 275. RITSCHL, Op. 4, 142. 11) WWEISSBRODT, specimen grammaticum, Cobl. 1869; ders. quaest. gramm. 2, 3 (de simplic. et geminatis consonantibus latt.).

12) RITSCHL, op. 4, 224. MоMMSEN, RhM. 9, 464.

13) Man wandte diese Schreibung wohl auch am unrechten Ort und mit Übertreibung an und von solchen Mißgriffen blieben manche durch die ganze römische Literatur hindurch im Gebrauche. So die Schreibung Bosphorus. Vgl. CATULL. 84. QUINTIL. 1, 5, 20. AFLECKEISEN, JJ. 99, 656. 101, 458. Über die Wiedergabe des in lat. Schrift s. MOMMSEN, Herm. 14, 65.

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94. Andronicus (um 470/284-550/204) kam jung, wahrscheinlich bei der Eroberung Tarents (J. 482/272), als Gefangener nach Rom und in das Eigentum eines Livius, vielleicht des M. Livius Salinator, des nachmaligen Siegers von Sena. Er unterrichtete im Lateinischen und Griechischen, wurde später freigelassen und nannte sich nun L. Livius Andronicus. Für seine Schüler übersetzte er die Odyssee in Saturniern, unbehülflich und nicht ohne schwere Mißverständnisse. Dann war er Schauspieler und schrieb sich und seiner Truppe die Texte, welche er gleichfalls aus dem Griechischen übersetzte und herausgab, vorzugsweise Tragödien, unter Nachbildung der leichteren griechischen Maße und mit Beibehaltung der volksmäßigen Alliteration. Die erste Aufführung eines solchen zusammenhängenden Stückes geschah im J. 514/240, dem ersten auf die glückliche Beendigung des ersten punischen Krieges folgenden. Im J. 547/207 wurde ihm die Anfertigung eines Bittgesanges an die aventinische Juno übertragen; ein Danklied für glückliche Erfolge im Feld lieferte er wohl in demselben Jahre, nämlich für den Sieg seines Patrons bei Sena. Der Staat erkannte die Tätigkeit des Dichters dadurch an daß er ihm zu Ehren den poetae Genossenschaftsrechte verlieh: im Tempel ihrer Schutzherrin, der Minerva auf dem Aventin, wurde ihnen für ihre Zusammenkünfte und ihr Inventar Platz eingeräumt.

1. Vorname L. (GELL. 6, 7, 11. 17, 21, 42. FEST. 297b, 7. CASSIOD. s. A. 2), Die Abweichung des Vornamens von demjenigen seines Freilassers entspricht dem Gebrauche dieser Zeit; s. EHÜBNER in IwMüllers Handb. 1, 521. Aus Verwechslung mit dem Geschichtschreiber mehrfach irrig T. (Non. 207, 23. 368, 25. HIERON. S. A. 2).

2. CASSIOD. Chron. ad a. 515/239: his conss. ludis romanis (an welchen schon die ältesten szenischen Spiele J. 390/364 scheinen stattgefunden zu haben, § 6, 3) primum tragoedia et comoedia a Lucio Livio ad scaenam data. Dagegen J. 514/240 Livius primus fabulam C. Claudio Caeci filio et M. Tuditano coss. docuit bei Cic. Brut. 72 unter Berufung auf Atticus und auf antiqui commentarii (§ 95, 4), sowie unter Zurückweisung der Irrtümer des Accius (§ 134, 7), welcher durch Verwechslung der zweiten Eroberung Tarents mit jener ersten behauptete Andronicus sei J. 545/209 von Tarent nach Rom gekommen und habe dort zuerst J. 557/197 C. Cornelio Q. Minucio coss. ludis Iuventatis quos Salinator Senensi proelio voverat ein Stück aufgeführt. Für J. 514/240 auch Cic. Cato mai. 50 (dort auch die Notiz: vidi [Cato geb. 520/234 spricht] Livium senem: qui ... usque ad adulescentiam meam

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processit aetate) und GELL. 17, 21, 42. Irrig auch HIERONYM. chron. ad a. 1830 (Bongars. ad a. 1831) 567/187 (vielleicht veranlaßt durch Vertauschung des M. Livius Salinator, Cos. 547/207, mit C. Liv. Salin, Cos. 566/188): Titus Livius tragoediarum scriptor clarus habetur, qui ob ingenii meritum a Livio Salinatore, cuius liberos erudiebat, libertate donatus est.

3. SUETON. gramm. 1 antiquissimi doctorum, qui iidem et poetae et semigraeci erant, Livium et Ennium dico, quos utraque lingua domi forisque docuisse adnotatum est

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nihil amplius quam Graecos interpretabantur

aut si quid ipsi latine composuissent praelegebant.

4. Liv. 7, 2, 8 Livius. ., qui ab saturis (§ 6) ausus est primus argumento fabulam serere, idem scilicet, id quod omnes tum erant, suorum carminum actor. Cic. leg. 2, 39 (theatra) quae solebant quondam conpleri severitate iucunda Livianis et Naevianis modis. Aus guter Quelle die glossae Salomonis (§ 42, 9; 8. USENER, RhM. 28, 419): Romae tragoedias comoediasque primus egit idemque etiam composuit Livius Andronicus, duplici toga (laena ovqua, das Schleppgewand der griech. Tragödie; s. RhM. 23, 676) involutus.

5. Titel der Tragödien des Andr.: Achilles, Aegisthus, Aiax (mastigophorus), Andromeda, Danae, Equos Troianus (dazu RLALLIER, Mélanges Graux, Par. 1884, 103), Hermiona, Ino (darin Chorlied, § 13, 5), Tereus. Überreste: RIBBECK, trag.2 p. 1–6. Komödien: Gladiolus, Ludius, Virgus (? Verpus RIBBECK). Überreste: RIBBECK, com. p. 3f. Liv. Andron. et Naevi fabularum fragm. emend. et adnot. LMÜLLER, Berl. 1885.

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6. Cic. Brut. 71 et Odyssia latina est sic tamquam opus aliquod Daedali et Livianae fabulae non satis dignae quae iterum legantur. GELL. NA. 18, 9, 5 offendi in bibliotheca Patrensi librum verae vetustatis Livi Andronici, qui inscriptus est 'Odvooɛia. in quo erat versus primus 'virum mihi Camena, insece versutum'. Auf die Odyssia hauptsächlich bezieht sich wohl die Benützung der carmina Livi als Schulbuch durch Orbilius, HoR. E. 2, 1, 69. Citiert wird die Odyssee als éin Buch (Liv. in Odissia udgl.; nur einmal PRISC. GL. 2, 321 in I Odissiae). Die Überreste der Od. zB. in den Sammlungen der Saturnier von HAVET und LMÜLLER S. § 62, 3. WORDSW. EL. 289. FPR. 37 u. sonst.

7. Liv. 27, 37 (J. 547/207) decrevere pontifices (zur Sühnung eines schlimmen Vorzeichens) ut virgines ter novenae per urbem euntes carmen canerent. . . . conditum ab Livio poeta.. carmen in Iunonem reginam (die aventinische) canentes, illa tempestate forsitan laudabile rudibus ingeniis, nunc abhorrens et inconditum, si referatur. FEST. 333 cum Livius

Andronicus bello Punico secundo scripsisset carmen quod a virginibus est cantatum, quia prosperius resp. (res MHERTZ) populi rom. geri coepta est, publice adtributa est ei in Aventino aedis Minervae, in qua liceret scribis histrionibusque consistere (MoMMSEN, Herm. 7, 309) ac dona ponere, in honorem Livi, quia is et scribebat fabulas et agebat. Über dieses 'collegium poetarum' (§ 134, 2) s. OJAHN, Lpz. Ber. 1856, 294. ARIESE, Heidelb. Philologenvers. (Lpz. 1866) 161. LMÜLLER, Q. Enn. 30. Damit reihten sich die 'scribae histrionesque' an die anderen collegia opificum und artificum. Dieser Dichterzunft ist am verwandtesten das ältere und angesehene collegium tibicinum. MARQUARDT, röm. Staatsverw. 32, 138.

TEUFFEL-SCHWABE, Röm. Lit.-Gesch. 5. Aufl.

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8. Livii Andr. fragm. coll. HDÜNTZER, Berl. 1835. ALDÖLLEN, de vita Livii Andr., Dorp. 1838. TEUFFEL, PRE. 4, 1118. OGÜNTHER, ZfdGW. 14, 809. MOMMSEN, RG. 16, 881. RIBBECK, röm. Trag. 19; röm. Dicht. 1, 15.

9. Aus der Zeit des Livius, aber nicht von ihm selbst, ist das Nelei carmen (GL. 1, 84 ut in Odyssia vetere . . . et in Nelei carmine aeque prisco), aus welchem durch Festus und Charisius Bruchstücke im iambischen Maße erhalten sind; (doch wohl eine Tragödie). FPR. 53. RIBBECKS trag. p. 233 f. röm. Trag. 629. Ein carmen Priami (in Saturniern) VARRO LL. 7, 28. S. dazu HJORDAN, Beitr. z. Gesch. d. lat. Spr. 133.

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95. Cn. Naevius, gebürtig aus Campanien, aber von Nationalität ein Latiner, kämpfte im ersten punischen Kriege mit und brachte seit d. J. 519/235 Stücke zur Aufführung, im allgemeinen in der Weise des Andronicus, nur mit mehr Talent und Freiheit und unter Bevorzugung der Komödie. Der rücksichtslose Freimut mit dem er darin, in echt römischer Weise, auch politische Größen angriff zog ihm zuerst Gefängnis, dann Verbannung zu, in welcher er (um 555/199) starb. In seinen späteren Lebensjahren unternahm er es auch den nationalen und selbsterlebten Stoff des ersten punischen Krieges dichterisch (im saturnischen Maße) zu behandeln. Vermöge dieser nationalen Richtung wurde er ferner innerhalb des Dramas Schöpfer der praetexta. Naevius erhielt sich Jahrhunderte hindurch im freundlichen Gedächtnisse seines Volkes; auch uns noch weht aus den spärlichen auf uns gekommenen Überresten ein frischer, energischer, reichbegabter und selbstbewußter Geist entgegen.

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1. GELL. NA. 1, 24, 1 trium poetarum illustrium epigrammata, Cn. Naevi, Plauti, M. Pacuvi, quae ipsi fecerunt (s. aber § 115, 2) et incidenda sepulcro suo reliquerunt. epigramma Naevi plenum superbiae campanae (vgl. Cic. leg. agr. 2, 91. Liv. 9, 6, 5) . . Immortales mortales si foret fas flere, flerent divae Camenae Naevium poetam. itaque postquam est Orci traditus thesauro obliti sunt Romai loquier lingua latina. Gefälschtes Bildnis des Naevius: JJBERNOULLI, röm. Ikonogr. 1, 234.

2. GELL. 17, 21, 44 anno post Romam conditam quingentesimo undevicesimo . . Cn. Naevius poeta fabulas apud populum (primum? s. aber CIC. Cato 50. Brut. 72. 73) dedit, quem M. Varro in libris (libro? vgl. 1, 24, 3) de poetis primo stipendia fecisse (folglich war N. nicht selbst Schauspieler, . s. Mommsen, RG. 1o, 899) ait bello poenico primo, idque ipsum Naevium dicere in eo carmine quod de eodem bello scripsit.

3. GELL. 3, 3, 15 de Naevio accepimus fabulas eum in carcere duas scripsisse, Hariolum et Leontem, cum ob assiduam maledicentiam et probra in primores civitatis, de graecorum poetarum more dicta, in vincula Romae a triumviris coniectus esset. unde post a tribunis plebis exemplus est, cum in his quas supra dixi fabulis delicta sua et petulantias dictorum, quibus

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