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3. Inschriften in iambischen Versen sind nicht selten. In Büchelers Sammlung (s. § 31, 4) sind nr. 1-101 Senare, 102-105 Skazonten, 106-108 Dimeter.

34. Am Ende der Republik, als die Kenntnis der griechischen Literatur in Rom immer vielseitiger, das Leben erregter geworden war, versuchte fast jeder höher gebildete Römer sich gelegentlich in irgend welchen kleinen Gedichten; auch die Begabteren, wie Laevius, Varro Atacinus, Calvus und Catull, bewegten sich in verschiedenen Gattungen und metrischen Formen; den Catull aber machte Liebe und Haß die er darin niederlegte zum ersten eigentlichen Lyriker der Römer. Auf seiner Bahn wandelte Horaz fort, mit geringerer dichterischer Kraft und weniger persönlichem Pathos, aber mit nüchternem scharfem Kunstverständnis. Sein Zurückgehen auf Alkaeos und Sappho blieb jedoch ohne Nachfolge. Andere in seiner Zeit brachten es über Tändeleien und Anläufe nicht hinaus. Im ersten christl. Jahrh. war Formgewandtheit sehr verbreitet und infolge dessen auch poetisches Dilettantentum; hervorragend aber und von nachhaltigem Einfluß war keiner der zahlreichen lyrischen Dichter dieser und der nächsten Zeit, wie Caesius Bassus, Saleius Bassus, Gaetulicus, Arruntius Stella, Vestricius Spurinna, der jüngere Plinius, P. Annius Florus, Voconius, Hadrian, Serius Augurinus, Pompeius Saturninus, Annianus. Von dieser Formbeherrschung, welche manchen wie den Septimius Serenus und Terentianus Maurus trieb Verse zu machen nur um ein bestimmtes Metrum darzustellen, sind besonders glänzende Vertreter Statius und später Ausonius, auch noch Apollinaris Sidonius und Boëthius; nicht minder ist das Pervigilium Veneris ein unverächtliches Zeugnis für die lyrische Kunst des zweiten oder dritten Jahrhunderts. Unter den christlichen Dichtern des vierten Jahrh. zeichnet sich Prudentius durch die Mannigfaltigkeit der von ihm gehandhabten melischen Metra aus. Teils zeitweise teils fortwährend waren in besonderer Gunst die Hendekasyllaben, trochäischen Tetrameter und iambischen Dimeter.

1. Die ältesten Meliker bezeichnen, unter dem Einflusse der römischen Begriffe und wegen des spielenden Inhaltes, ihre Arbeiten selber als nugae, ineptiae, (Eroto-)paegnia, opuscula udgl. Hierher gehören viele der von PLIN. ep. 5, 3, 5 (s. § 31, 1) Genannten, vielleicht auch Cassius aus Parma. In der augustischen Periode vielleicht Titius (HOR. E. 1, 3, 9), Iulius Antonius (vgl. HOR. C. 4, 2) und Rufus (OVID. Pont. 4, 16, 28); dann des Mae

cenas Tändeleien. Über des Melissus Ineptiae § 244, 2.

Vorzugsweise

aus der augustischen Zeit stammen auch die Priapea s. § 254, 5.

2. QUINT. 10, 1, 96 lyricorum Horatius fere solus legi dignus. . . si quem adicere velis, is erit Caesius Bassus, quem nuper vidimus; sed eum longe praecedunt ingenia viventium (wobei er wohl an Arruntius Stella, Vestricius Spurinna, vielleicht auch schon an Statius denkt, zugleich ein Maßstab für das Urteil über Bassus). Diesen Spätlingen fehlte es weniger an Form als an Inhalt. Versiculi des Plinius, erotischen Inhalts, bes. Hendekasyllaben, ep. 5, 3, 1. 7, 4, 1. 7 ff. Gleichzeitig Passennus Paulus Nachahmer des Horaz (ebd. 9, 22, 2). Voconius poeta (§ 346, 5) unter Hadrian, welcher selbst auch dergleichen schrieb. Damals Vorliebe für den volksmäßigen (s. § 11, 3) trochäischen Septenar (Annius Florus); darauf für den dim. iamb. (zB. Annianus). Im fünften Jahrh. waren die Hendekasyllaben wieder in der Mode (Sidonius u. a.). Daneben mancherlei Raritäten, zB. die Anakreonteen bei SYMMACH. ep. 1, 8. Absichtliche oder unwillkürliche Überschätzung von Zeitgenossen zB. auch in Bezug auf Numerianus (Caesar J. 284) s. § 385, 3. Votivinschrift des Alfenus Fortunatus in lonikern, RENIER Inscr. de l'Alg. 157 WILM. 149. Vgl. RSCHL, Op. 4, 309. Grabschrift auf ein Schoßhündchen in Hendekasyllaben mit catullischen Anklängen (2. Jahrh.), WILM. 584. Christliche Hendekasyllaben AL. 768. - Orakellose (sortes), zum Teil im paroemiacus, in der SGaller Hs. des Merobaudes, s. BÜCHELER, Bonner ind. schol. 1877, 14.

3. Ob die melischen Gedichte, namentlich die des Horaz, auf Gesangsvortrag mit Instrumentalbegleitung berechnet waren? Er sagt C. 4, 9, 4 verba loquor socianda chordis, und spricht oft von seiner lyra, cithara, testudo, barbitos, von plectrum und von files, von canere, cantare, dicere. S. OJAHN, Herm. 2, 418, der mit Recht jene Frage bejaht. Vgl. noch LFRIEDLANDER, Sittengesch. 35, 294. ARIESE, JJ. 94, 480. WFÖRSTER, quaestt. Hor. 2 (Brünn 1870), 11. FSüss, ZföG. 30, 881. Freilich wird manches von der Ausdrucksweise der griech. Originale herzuleiten sein; auch ist zu beachten daß H. sich an gräcisierende Kreise und solche die mit der musicierenden Halbwelt verkehrten wendet. Die altrömische Abneigung gegen das Singen (§ 1, 4) kommt hier kaum in Frage, zumal Singen und für den Gesang Dichten zweierlei ist. Cantus inter convivia dulcis, MANIL. astr. 5, 333. Ov. AA. 3, 345 composita cantetur epistula (eine Heroide) voce. Des jüngeren Plinius Hendekasyllaben wurden von Römern, ja selbst von Griechen gesungen (§ 340, 4). Derselbe rühmt ep. 4, 19, 4 von seiner Frau: versus meos cantat etiam formatque cithara,.. docente amore (s. auch ep. 7, 17, 3). ANN. FLOR. p. 106 H.: urbem illam ubi versus tui a lectoribus concinuntur. Bei GELL. 19, 9, 10 (Iulianus rhetor) voce admodum quam suavi versus cecinit Valeri Aeditui, Porcii Licini et Q. Catuli. Noch APOLL. SIDON. ep. 8, 4 iambos, elegos, hendecasyllabos et cetera carmina. . Narbonensibus cantitanda.

35. Wie in der griechischen Literatur so ist auch bei den Römern eine schriftmäßige Prosa verhältnismäßig spät entstanden und ausgebildet worden. Der erste Schritt dazu geschah mittelst Veröffentlichung einer (J. 475/279) gehaltenen Rede,

durch Appius Claudius. Da indessen die nachfolgenden Schriftsteller sich der griechischen Sprache bedienten, so beginnt die Geschichte der Prosa eigentlich erst mit dem älteren Cato. Lange blieb jedoch die geschriebene Rede zurück hinter der gesprochenen und deckte sich mit ihr erst in Cicero, in dessen Zeit die Prosa ihren Gipfelpunkt erreicht und ein vollständiger Ausdruck der Eigenart jedes Schriftstellers ist. Einen rhetorischen Anstrich aber behielt sie infolge des römischen Volkscharakters fortwährend. Im ersten Jahrhundert der Kaiserzeit sinkt sie bereits von ihrer Höhe herab, durch Vermischung mit dem poetischen Ausdruck und durch Abkehr vom Natürlichen. Die Verarmung und Verknöcherung der Sprachformen beginnt schon in dieser Zeit. Später drang auch mehr und mehr das Volksmäßige ein. Als dann in der Literatur Provinzialen das Übergewicht erhielten, welche kein angeborenes Sprachgefühl leitete, welche oft Volks- und Schriftsprache und zugleich die Schriftsprache aller Zeiten und Stilgattungen durcheinandermengten, wurde die Verwirrung immer größer. In Italien selbst gingen Schriftsprache und lebende Sprache immer weiter auseinander, jene war ganz abhängig von der Bildung des einzelnen Schriftstellers, welche immer tiefer sank. Je weiter die Ausbildung des provinziellen Lateins (der romanischen Sprachen) fortschritt, um so mehr wurde das Schriftlatein zu einer fremden nur dem Gelehrten geläufigen Sprache.

1. ISIDOR. Orig. 1, 37, 2 praeterea (ait Varro? aiunt?) tam apud Graecos quam apud Latinos longe antiquiorem curam fuisse carminum quam prosae. omnia enim prius versibus condebantur (§ 61), prosae autem studium sero viguit. primus apud Graecos Pherecydes Syrius soluta oratione scripsit, apud Romanos Appius Caecus adversus Pyrrhum (§ 90) solutam orationem primus exercuit. iam exhinc ceteri prosae eloquentiam condiderunt.

2. Unterschied zwischen gebildetem (Schrift- oder Hochlatein) und Vulgärlatein (Volkslatein); letzteres bes. bei Komikern, Satirikern, Technikern und in Briefen. DONAT. zu Ter. Ad. 375 Sic loquitur populus § 385, 4). Die afrikanische Latinität: s. § 345, 10. S. WMEYERS übersichtliche Geschichte u. Grammatik der lat. Volkssprache in GGröbers Grundriß der roman. Philol. (Straßb. 1887) 355.

36. Für Geschichte, als Aufbewahrung des Geschehenen zum Ruhme der Vergangenheit, zur Nachachtung für Gegenwart und Zukunft, besaßen die Römer einen sehr regen Sinn. Uralt ist die Sitte amtlicher Aufzeichnungen durch die Pontifices, sind die Jahres- und Monatsverzeichnisse, die annales und fasti, die

libri pontificii, commentarii regum, magistratuum, und vom Beginn der Republik an war der jährliche Wechsel der Behörden ein weiterer Antrieb zu solchen Aufzeichnungen. Aber auch für die Familien war die Sitte Hausbücher zu führen, der imagines, später der Stammbäume, die der laudationes funebres, der Gesänge von den Ahnen bei Mahle, Anlaß genug das Geschehene im Gedächtnis zu erhalten. Aber von der modernen Geschichtschreibung unterschied sich wie die antike überhaupt, so besonders auch die römische wesentlich in Zweck und Methode. Das Verlangen das geschichtlich Wahre als solches zu ermitteln und fortzupflanzen ist auch den Römern fremd. Den einzelnen leitete irgend ein praktischer Gesichtspunkt, meist der Wunsch sein Volk, Haus, seine Partei oder Person in ein günstiges Licht zu stellen. Von archivalischem Quellenstudium hatten die Römer kaum eine Vorstellung und mit historischer Kritik befaßten sich nur wenige. Nicht minder fern lag den Römern lange Zeit historische Kunst. Daß man frühzeitig die Aufgabe des Geschichtschreibers als eine rhetorische auffaßte machte gleichgültig, wo nicht gar leichtfertig gegen Zahlen und sonstiges Tatsächliche, desto geneigter aber zu zu beliebigem Ausmalen. Sallust ist der erste kunstgerechte Historiker der Römer; alles Frühere ist entweder registerartig gehalten oder doch ohne wahre Verarbeitung des Stoffes und ohne historischen Stil. Die ältesten Geschichtschreiber zogen es sogar vor griechisch zu schreiben, weil das Lateinische für schriftliche Darstellung noch wenig ausgebildet war.

1. Neueste Sammlungen der Überreste der röm. Geschichtschreiber von HPETER, historicorum rom. reliquiae; Vol. I, Lps. 1870, und historicorum rom. fragmenta (bis auf die Zeit Constantins d. Gr.), Lps. 1883.

2. GJVossius, de historicis latinis, Leiden 1627. 21651. HULRICI, Charakteristik d. antiken Historiographie, Berl. 1833. CNIPPERDEY, opusc. (Berl. 1877) 399. 411. FDGERLACH, die Geschichtschreiber d. Römer, Stuttg. 1855. ASCHÄFER, Quellenkunde d. gr. u. röm. Gesch.: 2. Abt.: röm. Gesch. 2. Aufl. v. HNISSEN, Lpz. 1885. Die Einleitungen zu den Darstellungen der römischen Geschichte von NIEBUHR, WACHSMUTH, BLUM, SCHWEGLER, Mommsen (1o, 459). Untersuchungen über die Glaubwürdigkeit der altröm. Geschichte .von LOBRÖCKER (Bas. 1855), GCLEWIS (übers. v. FLIEBRECHT, Hann. 1858), HPETER hist. rom. rell. 1, XLIII-LIX, KWNITZSCH (§ 37, 6), CPETER (§ 37, 6), MZOELLER, Latium u. Rom, Lpz. 1878, 1—60 u. a.

3. Pontifices, penes quos scribendae historiae potestas fuit, VOPISC. Tac. 1, 1 (s. § 76). Lange konnte ein Nichtfreigeborener an die Geschichtschreibung sich nicht wagen: L. Voltacilius (§ 158, 3) primus omnium

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libertinorum . scribere historiam exorsus, non nisi ab honestissimo quoque scribi solitam ad id tempus, SUET. rhet. 3. Schönfärbend TAC. Agr. 1 apud priores... celeberrimus quisque ingenio ad prodendam virtutis memoriam sine gratia aut ambitione bonae tantum conscientiae pretio ducebatur. Die gewöhnliche Ansicht, als wehn die ältesten Geschichtschreiber griechisch geschrieben hätten um die Kunde im engeren Kreise der Patrizier zu halten, widerlegt sich dadurch daß einer dieser ältesten, Cincius Alimentus (§ 117), Plebejer ist; vgl. Phil. Anz. 15, 161. Jene schrieben griechisch vielmehr so wie die ältesten deutschen Chronisten lateinisch und im 17.-18. Jahrh. manche deutsche Schriftsteller französisch. Rücksicht auf das Ausland? s. WÖLFFLIN zu Liv. XXI, p. VI. Stadtchroniken auch außerhalb. Roms :

LIV. 5, 34. 8, 10. 10, 2. Später floß Stadtrömisches und Latinisches, Italisches zusammen. Den großen Schatz öffentlicher Urkunden in Rom haben die Geschichtschreiber nur obenhin benützt. Reichsarchiv im tabularium auf dem Capitol seit dem Neubau (fertig 685/69) des Q. Lutatius Catulus, nach dem Brand des Capitols 671/83. Wiederhergestellt durch Vespasian (SUET. Vesp. 8) nach der Zerstörung im J. 69 n. Chr. Kaiserliches Hofarchiv auf dem Palatin (Cass. D. ep. 72, 24, 2).

4. Praktische Interessen: Zurückgehen auf Vorgänge zB. Liv. 8, 18, 12. Pädagogische Zwecke: PLUT. Cato mai. 20. Schon LUCILIUS erwähnte einen Römer der für seine Kinder röm. Geschichte schrieb (26, 58 veterem historiam inductus studio scribis ad amores tuos).

5. QUINT. 2, 18, 5 historiis, quod ipsum opus in parte oratoria merito ponimus. Vermöge ihres Hanges zur Rhetorik nahmen die römischen Historiker gern die Sitte der Griechen an, in ihre Darstellungen Reden einzuflechten. Schon der alte Cato tat dies (mit den seinigen), über das Bedürfnis hinaus, dann Antipater. Die kunstmäßigen Historiker verwenden sie als Mittel der Abwechslung und zur Charakteristik der Handelnden und der Situationen. Selten sind sie bei Caesar, desto häufiger bei Sallust (§ 206, 4) und Livius (§ 257, 12). An letzteren tadelte vom Standpunkt des Geschichtschreibers mit Recht Pompeius Trogus (IUSTIN. 38, 3, 11) quod contiones directas pro sua oratione operi suo inserendo historiae modum excesserint. Frühzeitig wurden für rhetorische Schulzwecke aus Sallust (§ 205, 4, vgl. 206, 4) und Livius (SUET. Domit. 10) die Reden (und Briefe) zusammengestellt. ARÜDIGER, de orationibus in rerum scriptoribus gr. et lat., Schleiz 1875.

6. Auch die Schlachtberichte der rhetorisierenden Geschichtschreiber sind (im Unterschiede von denen bei Technikern wie Xenophon, Polybios und Caesar) Ausmalungen ihrer Phantasie oder nach berühmten Mustern verfaßt und teilweise ziemlich einförmig gehalten. Verhandl. d. Würzb. Philol. Vers. (Lpz. 1869) 190. THSTADE, die Schlachtenschilderungen in Liv. 1. Dekade, Jena 1873. TAZIELINSKI, zweiter pun. Krieg, Lpz. 1880, 149.

7. Geschichte und Roman wurde von vielen röm. Geschichtschreibern tatsächlich verwechselt: sogar der Theoretiker QUINTILIAN sagt 10, 1, 31 historia est proxima pocsis et quodammodo carmen solutum, et scribitur ad narrandum, non ad probandum. Richtiger PLIN. 5, 8, 9 habet quidem oratio et historia multa communia, sed plura diversa in his ipsis quae communia

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