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Geschichte

der

Raczyński'schen Bibliothek in Posen

von

L. Kurtzmann.

Dr. Rob. Naumann nennt im Serapeum (1846, S. 371)

Stadtbibliotheken: „nothwendige Lebensäusserungen der schon vorhandenen geistigen und wissenschaftlichen Bildung grösserer Städte." Es würde auffallend sein, wenn wir dieser nothwendigen Lebensäusserung in Posen, der ehemaligen Königsresidenz, der Hauptstadt Grosspolens, dem Sitze eines Bischofs, einer Stadt, deren Bürgerschaft durch Handel und Gewerbe so wohlhabend geworden war, dass sie sich im 16. Jahrh. das monumentale Rathhaus erbauen konnte, nicht begegneten. Auf dem alten von Bodenehr gestochenen Plane der Stadt Posen finden wir denn auch in der That die Stadtwage auf dem Markte als „Bibliothek" bezeichnet. Die Bücher sind bis auf geringe Ueberreste, die sich im Stadtarchiv erhalten haben, durch die Ungunst der Zeiten, die über Posen hereinbrach, verzettelt oder vernichtet worden.*) Eine Neubegründung der städtischen Bibliothek erfolgte nicht, weil die religiösen Genossenschaften inzwischen Bibliotheken gesammelt hatten. Am Dom, in jedem Kloster fanden sich mehr oder weniger umfangreiche Büchersammlungen; ja selbst bei der im Jahre 1786 erbauten evangelischen Kreuzkirche wurde eine Bibliothek angelegt, welche neuerdings dem Kgl. Provinzialarchiv übergeben worden ist. Nach Aufhebung der Klöster und damit auch der Klosterbibliotheken durch die preussische Regierung erstanden in Posen: die Bibliothek des geistlichen Seminars, die Bibliothek des St. Maria Magdal.

*) Im Bücher-Verz.der Raths-Bibl. in Posen, 1883 finden sich: Decretalium lib. VI. Lugduni, 1507, Gregorius IX., Decretalium... argumentum. Lugd. 1510, Bernardi, Casus super 5 libros decretalium. Argentinae, 1498, Decretalium lib. VI. Venetiis, 1500, Gregorii IX. compilatio . . . decretalium, 1492, Decisiones rotae, Lugduni, s. a. Abanus Petrus... conciliator differentiarum philosophorum. Venetiis, 1496, Cicero, Rhetorica et epp. familiares. Venetiis, 1487, Platonis opp. a Marsilio Ficino traducta, 1518, Seneca, Tragoediae, Venetiis 1522 u. A. m.

Gymnasiums, die Regierungs-Bibliothek und die GerichtsBibliothek, so dass den Bedürfnissen der betreffenden Fachleute Rechnung getragen war, eine öffentliche Jedermann zugängliche Bibliothek fehlte aber, und diesen Mangel bemerkte ein Sohn der Stadt Posen, der die materiellen Mittel und den guten Willen besass, denselben zu beseitigen. Es entzieht sich leider unserem Wissen, wann Graf Eduard Raczyński den Plan fasste, seiner Vaterstadt eine Bibliothek zu schenken. Wahrscheinlich geschah dies, als die Aufhebung und Auflösung der Klosterbibliotheken ihm grössere Büchermassen zuführte. Wenige Jahre genügten, den gefassten Plan zu verwirklichen. Ein Grundstück wurde von der Stadt erworben, das Bibliothekgebäude errichtet, und Bücher massenhaft herbeigeschafft. Die Bücher selbst geben uns Aufschluss, woher sie stammen. Den Grundstock bildete die von seinen Vorfahren überkommene Bücherei. Der älteste Bestandtheil derselben trägt den Bibliothekstempel: „Michael Crus (Casimirus) Raczyński, Subjudex terrest. Posnanie." Die Bücher sind alle uniform in braunes Leder gebunden, mit theilweise vergoldetem originellen Schnitt, so dass sie sich leicht zusammenstellen liessen. Ausserdem ist auf jeden Band aussen ein gedrucktes Zettelchen mit der Bezeichnung „Wyszyńskie" aufgeklebt, woraus ersichtlich ist, dass sich diese Bücher einst in dem Schlosse Wyszyn befanden, von dem uns Graf Eduard Raczyński in seinen Wspomnienia Wielkopolski, Posen, 1842, eine historische Beschreibung und eine schöne Abbildung in Kupferstich überliefert hat.

Die Aufhebung der Klöster und die Verschleuderung ihrer Bibliotheken nutzte Graf Raczyński so weit aus, als es seinen Zwecken entsprach. Bücher, Urkunden und Manuscripte raffte er zusammen und erhielt so unserer Provinz einen Schatz historischer Denkmäler, der unfehlbar zersplittert, wo nicht gar vernichtet worden wäre; wie dies z. B. die Bibliothek des Klosters Obra beweist. Hauptsächlich war es die Bibliothek und das Archiv des Cistercienserklosters Paradies, die durch ihn theilweise gerettet wurden. Die Bücher dieses reichen Ordens, namentlich aber die Erwerbungen des Abts Ruszkowski, zeichnen sich auch schon äusserlich durch die eleganten weissen Pergamentbände und Sauberkeit der Exemplare aus, was sich von den Büchern der anderen Klosterbibliotheken nicht gerade behaupten lässt.

Aus allen Klosterbibliotheken unserer Heimathprovinz birgt die Raczyńskische Bibliothek mehr oder minder werthvolle Ueberbleibsel.

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