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mit dem Hotelbesitzer Mylius, in welchem die Bibliothek unterlag und einen beträchtlichen Theil ihres Territoriums einbüsste.

Das Bibliothekgebäude liegt mit der 115 Fuss langen Frontseite nach dem Wilhelmsplatze, somit nach Süden zu und ist mit 12 korinthischen, aus Eisen gegossenen Säulenpaaren geschmückt.

Unterhalb des über den mittleren vier Säulenpaaren sich erhebenden Frontispizes ist die Aufschrift „Biblioteka Raczyńskich" angebracht.

Die schmale 40 Fuss lange, der Wilhelmstrasse zugekehrte Ostseite würde mit dem von Graf Athanasius angebauten Galleriesaal, wie es der Kupferstich in den Wspomnienia Wielkopolski (Nr. 27.) zeigt, einen ästhetisch-befriedigenderen Anblick gewährt haben, als es heute der Fall ist. Die Nordseite des Gebäudes liegt nach dem Hofe zu, welcher zum grossen Theil in einen an das Hotel Mylius vermietheten Garten umgewandelt ist.

Zwischen der Westseite des Bibliothekgebäudes und dem Nachbarhause ist zur Einfahrt in den Hof ein freier Zwischenraum von ca. 33 Fuss gelassen worden.

Das Bibliothekgebäude, in Posen gewöhnlich das Raczyńskische Palais genannt, besteht aus Keller, Erdgeschoss, erstem und zweitem Stock, sowie Boden.

Für den Gebrauch der Bibliothek sind im ersten Stock 4 Zimmer auf dem Ostflügel bestimmt. Den Westflügel hat gegenwärtig miethsweise die Posener Handelskammer inne. In dem beträchtlichsten Theile des Erdgeschosses hat das Bankhaus Hirschfeld und Wolff seine Geschäftsräume, der Rest bildet die Amtswohnung des Bibliothekdieners. Im zweiten Stock befinden sich die Amtswohnungen der beiden Bibliothekare und eine Privatwohnung.

Die Vertheilung der Bibliothekräume (s. die gegenüberstehende Zeichnung) ist folgende:

Im Lesezimmer (I) ist ein langer, mit grünem Wachstuch ausgeschlagener Tisch für etwa 14 Lesegäste aufgestellt (a). Daneben steht der Arbeitstisch für den ersten Bibliothekar (b). Vor dem ersten Fenster hat der Bibliothekdiener seinen Sitz. An dem mit d bezeichneten Platze ist das Portrait der Gräfin Raczyńska, Büste in Lebensgrösse, aufgehängt mit folgender Unterschrift: Konstancya z Potockich Raczyńska darowała bibliotece książek 1680. R. 1829. D. h.: Konst. Raczyńska, geb. Potocka, schenkte der Bibliothek 1680 Bücher. Ao. 1829. An der mit e bezeichneten Stelle hängt das lebensgrosse

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Porträt des Stifters mit folgender Unterschrift: „Graf Eduard Raczyński, Stifter der Raczyńskischen Bibliothek, geb. den 2. April 1786, gest. den 20. Januar 1845. Sein Bruder Graf Athanasius Raczyński schenkte am 6. Februar 1865 dieses Bildniss der Bibliothek zum Andenken an das viele Schöne und Gute, was der Verstorbene für seine Heimath und für die Stadt Posen geleistet hat." In der Ecke zwischen den beiden Bildern hängt eine schöne Roccocouhr in vergoldetem Messinggehäuse. Vor dem 2. Fenster sind die Kataloge aufgestellt. Auf dem mit g bezeichneten Platze steht der Ofen. Beleuchtet wird die Lesetafel durch 3 über derselben angebrachte Gaslampen.

Aus dem Lesezimmer führen 2 Thüren nach den Büchersälen II. und III. Im Büchersaale II. ist ausser den die Wände bekleidenden Bücherschränken noch ein grosses freistehendes Bücherrepositorium aufgestellt, welches die Bezeichnung V. führt. Im Büchersaale III. findet sich ausser den Bücherschränken an den Wänden nur der Tisch in der Mitte des Zimmers vor. Im Büchersaale IV. sind ausser den die Wände deckenden Schränken noch drei freistehende Repositorien aufgestellt, welche die Bezeichnung VI. erhalten haben.

Die Bücherschränke gehen von der Erde bis an die Decke der etwa 13-14 Fuss hohen Zimmer. Dieselben sind von einander durch Holz-Wände und äusserlich durch je zwei weisse, runde, mit vergoldetem Fuss und Kapitäl verzierte Säulen abgetheilt, einen mehr eleganten als vortheilhaften Schmuck; denn die durch die vorstehenden Säulen in den Bücherschränken verdeckten Ecken sind beim Herausnehmen und Einstellen der Bücher sehr unbequem. Die Bücherschränke sind mit Drath - Gitter - Thüren versehen, welche einen Sinn hätten für eine Bibliothek, die im Privatbesitz ist und wenig benützt wird; bei tagtäglichem Gebrauche müssen diese Thüren aufstehen und sind ausserdem hinderlich und gefährlich für das Bibliothekpersonal. Wer in den untersten Fächern, die besondere Thüren haben, etwas sucht und die Drathgitterthüren vergisst, kommt in Gefahr beim Aufstehen sich den Kopf zu verwunden. Wer oben etwas sucht und die Leiter anstellt, muss wegen der besagten Thüren etwa 11 Fuss vom Bücherschrank entfernt stehen, was beim Suchen und Herausnehmen der Bücher, namentlich dann, wenn der Suchende in der einen Hand die Laterne halten muss, höchst unbequem und gefährlich ist. Alte Herren, wie der verstorbene Biblothekar Prof. Popliński, können daher die Leitern niemals benützen. Diese so lästigen Gitterthüren

wären im Interesse des Bibliothekpersonals und der Aesthetik zu beseitigen, denn die vielen, theils halb, theils ganz aufgeschlagenen Gitterthüren bilden für den Beschauer keinen angenehmen Anblick, indem sie die Symmetrie der sonst so gefälligen Schränke stören.

Das Aeussere der Bücher kann im Allgemeinen ein elegantes genannt werden, von Prachteinbänden seien nur erwähnt: die Werke Friedr. des Grossen in 34 Foliobänden, die Werke Rousseau's vom J. 1782, das N. T. griech. Paris, 1550, in Fol., die Imitatio J. Chri von Thomas a Kempis, Dedicationsexemplar für den Erzbischof Dunin. Zur Conservirung der Bücher trägt der Umstand wesentlich bei, dass dieselben nicht aus dem Hause gegeben werden dürfen. Eine Ausnahme bilden die aus manchen Klosterbibliotheken stammenden Bücher, die man gern in anderem Einbande sehen würde, und die Acquisitionen aus der Zeit Łukaszewicz's und Poplinski's, die fast durchgehends nachlässigen Einband zeigen.

Die Abstempelung der Bücher hat viel Schaden angerichtet. Statt auf der Rückseite des Titelblattes und letzten Seite, wo sich meistens ein geeigneter Platz findet, ist die Stirnseite des Titelblattes abgestempelt, und der Stempel, der zu stark mit Farbe versehen war, in der Regel auf gedruckte Zeilen, oder wenn das Titelblatt KupferstichVignetten hatte, theilweise auf diese aufgesetzt. Ausserdem ist der Stempel auf der 100. Seite wiederholt, und zwar auf dem gedruckten Texte. Viele Titel, z. B. in kleinen ElzevirAusgaben, sind dadurch unleserlich geworden und können nur mühsam mit dem Vergrösserungsglase entziffert werden. Das Publikum behandelt die Bücher auch nicht immer mit der fremdem Eigenthum gebührenden Achtung. Einen traurigen Belag dafür giebt das Niesiecki'sche Wappenwerk, aus welchem ein eifriger Heraldiker das Wappen „Pomian" herausgerissen hat.

Was die Aufstellung der Bücher anlangt, so scheint der Graf Raczyński ursprünglich die Absicht gehabt zu haben, dieselben nach Wissenschaften geordnet aufzustellen. Es deuten wenigstens darauf die über den Bücherschränken angebrachten Inschriften hin:

Filologia, Historya, Literatura etc. Massenhafte Anschaffungen durchbrachen aber bald die Dämme und es wurden die neuankommenden Bücher hingesteckt, wo sie Platz fanden. Die Signatur ist auf einem rothen Papierschildchen unten auf dem Rücken des Buches angebracht,

und besteht aus vier Angaben: Saalnummer II., III., IV., V., VI., Repositorien-Bezeichnung durch grosse lat. Buchstaben, Brettbezeichnung durch kleine lat. Buchstaben und die lauf. Nummer des Buches auf dem Brett in arabischen Ziffern; z. B. IV. R. 1. 28.

Um die vorhandene Büchermasse dem Publikum nicht bloss durch Oeffnung der Bibliothek zu gewissen Stunden zugänglich zu machen, sorgte Graf Raczyński selbst für Kataloge. Er bezeichnete mit Bleistiftstrichen auf den Titelblättern der Bücher dasjenige, was seine Schreiber auf Zettel abschreiben sollten. Es war demnach ganz richtig mit einem Zettelkatalog begonnen worden, doch hatten die Zettel kein einheitliches Format, und da die Schreiber keine sprachlichen und sonstigen literarischen Kenntnisse besassen, so taugten die Titelcopien auch nicht viel. Aus diesem unzulänglichen Material wurde ein alphabetischer Katalog in 4 Foliobänden, desgl. ein systematischer Katalog in 10 Foliobänden zusammengestellt. Diese Kataloge waren zwar besser, als gar keine, sind jedoch vom Standpunkt der Bibliographie betrachtet ganz unzulänglich. Jm Jahre 1865 wurde auf,,Grundlage dieser unter persönlicher Leitung des Stifters selbst angefertigten Kataloge" der Catalogus alphabeticus gedruckt. Da man versäumt hatte, die vielfältigen Irrthümer zu berichtigen, und durch das mechanische Abschreiben neue Fehler hinzukamen, überdies die Herstellung dieses Katalogs schon in die Zeit fiel, wo der erste Bibliothekar Herr Prof. Popliński gelähmt und an das Krankenbett gefesselt war, so ist leicht erklärlich wie diese Arbeit ausfiel. Da ich im Jahre 1866 im Serapeum Nr. 23 mich ausführlich darüber ausgesprochen habe, so mag es genügen, darauf zu verweisen.

Die Beamten der Raczyński'schen Bibliothek in Posen, ertheilten mir eine „,Verspätete Antwort" im Serapeum 1867 Nr. 24 und publicirten dieselbe in polnischer Sprache im „Dziennik Poznański" 1867 Nr. 268, worauf ich 1868 im ,,Dziennik Poznański“ Nr.3, und im Serapeum Nr. 10 entgegnete. Eine ebenso ausführliche uud mit mir übereinstimmende Recension veröffentlichte Karl Estreicher, der jetzige Bibliothekar der Krakauer Universitäts-Bibliothek und Herausgeber der Bibliografia polska, in der Biblioteka Warszawska 1867, II. 462.

Jm Jahre 1878 gab der gegenwärtige erste Bibliothekar der Racz. Bibl. Herr Sosnowski, einen Ergänzungsband, welche die Erwerbungen der Bibliothek von 1865-77 umfasst, heraus. Ueber die wissenschaftlichen Kataloge der Raczyński'schen

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