Immagini della pagina
PDF
ePub

Bildersaal

deutscher Dichtung.

Phantasie! komm wieder zu uns, du zaubrisches Wesen,
deffen Berührung uns macht plößlich zum Himmel die Welt.
Leben ist, ohne Dich, nur ein thierisch- mechan'sches Bewegen ·
König Ludwig vön Baiern.

[ocr errors]
[ocr errors]

Durch

August Adolf Ludw. Follen.

=

3 weiter Theil:

Lyrik und Didaktik.`

Winterthur 1829.

Im Berlage der Steinerischen Buchhandlung.

[blocks in formation]

Borre d e.

Vor allem muß ich den Gymnasial-Lehrern, die auf das Zeugniß des ersten Theils dieses Werkes hin, dasselbe bereits als Schulbuch eingeführt haben, für ihr mir damit geschenktes, ehrenvolles. Zutrauen meinen herzlichen Dant aussprechen! Mögen sie jest den Fleis, welchen ich gegenwärtigem zweis ten Theile, wo wegen der weit größeren Fülle und Mannigfaltigkeit des Stoffes, die Auswahl und Anordnung unvergleichlich schwieriger waren, gez wiedmet zu haben mir bewußt bin, zum Maaßstabe mir gelten lassen, ob ich ein solches Zutrauen thätlich zu würdigen wisse!

Daß in der äußeren Gestaltung des Buches eine Veränderung vorgenom men worden; daß nämlich statt zwei Theilen, worauf das Werk anfangs berechnet war, indem der zweite, nebst der Lyrik und Didaktik, auch eine Uebersicht der deutschen Literaturgeschichte geben sollte, nun drei Theile erscheinen, von welchen der dritte die bemeldte Uebersicht gesondert enthält, muß ich rechtfertigen. Es fand sich, daß die für den zweiten Theil zur Aufnahme bestimmten Gedichte bereits im Druck die Bogenzahl des ersten übersteigen würden; so daß dieser zweite Theil, hätt' ich ihm die Literaturgeschichte noch einverleibt, zu didkleibig und zum Gebrauch unbequem geworden wäre. Würd' ich hinwieder diesen Uebelstand durch Ausscheidungen von Gedichten zu heben gesucht haben, so hätte dieß nur zum offenbaren Nachtheil der Anthologie möglich werden können, welche in ihrer Art eine gewisse Vollständigkeit in Aufstellung der we fentlichen Arten und unterarten der Lyrik und Didaktik ge währen sollte. Gedachte Uebersicht aber, die ohnehin schon wohl kompendios ausfallen muß, ließ gar keinen weitern Abbruch zu. Sonach blieb mir kein anderer Ausweg, als eben gegenwärtige Sonderung in drei Theile.

Inzwischen ist, meines Bedünkens, aus dieser Noth eine Tugend ge= werden, nämlich für das Buch. Immerhin hätte das, bloß äußerliche, Vereinigen der Gedichtesammlung mit der Literaturgeschichte, etwas in sich unpassendes und unbequemes dargeboten: jeßt aber schließt die Anthologie mit dem zweiten Theil, und kann füglich als ein für sich bestehendes Ganzes gelten. Die Verlagshandlung hat es sich gefallen lassen, fortan die beiden ersten Theile auch für sich allein zu verkaufen, den Fall nämlich vorgesehen, daß dieser oder jener Lehrer zu seinem chulgebrauche einer neuen Literaturgeschichte nicht benöthigt wäre, oder daß ihm meine An sichten und Behandlung hierin, überhaupt nicht zusagen sollten.

und daß leßteres mehrfach der Fall sein könnte, will ich mir ganz und gar nicht verschweigen. Mit Recht zwar kann gefordert werden, daß eine junächst für den Schulgebrauch bestimmte Literaturgeschichte, die jungen Leute nicht veranlaße zum vorwißigen, frivolen Absprechen über literarisch berühmte Männer, durch welches sie selbst vornehmlich sich unausstehlich machen. Mit Recht kann von einem solchen Buche gefordert werden, daß es dem Verfasser als unverbrüchliches Gesch gelte, die gerechten Ansprüche

der Pietät überall zu befriedigen. Ich hoffe, jeder Unbefangene wird finden, daß diese Anforderungen auch mir überall bei Abfassung des Buches Gewissenssache geblieben sind. Anderseits aber werd' ich mich nie dazu hergeben, irgend ein Produkt, welches ich für ästhetisch tadelnswerth, oder gar verderblich achte, darum zu preifen, weil herkömmlicher Ruhm dasselbe wie mit pfalzgräflichen Kronen gewappnet, noch auch einen Schriftsteller zur Anbetung in Bausch und Bogen zu empfehlen, wenn und weil man ihn etwa mit Delphischen Lorberhainen umbollwerkt hat.

Ueber den ersten Theil des Bildersaales, sind mir drei Rezensionen zu Gesicht gekommen: Nro I. im Stuttgarter Literaturblatte, Februar 1828. Nro II. in der Hildesheimer kritischen Bibliothek für das Schul- und Un= terrichtswesen im August-Heft, 1828.; Nro III. in der allgemeinen Schulzeitung. 1. Abtheilung Nro 47. April 1829. Alle drei Rezensenten empfehlen das Buch zum Schulbuch. Dem Verfasser von Nro 1. der sich mit G. S. unterzeichnet hat, bin ich zu Dank verpflichtet, weil er die Hauptresultate meiner in der Vorrede mitgetheilten, psychologisch - pädagogischen und ästhetischen Erörterungen treu, klar, bündig, und doch ziemlich vollständig aufgestellt hat, so daß jeder Leser dort erfahren kann, was er in dem Buche selbst zu suchen habe.

"

Der Verfasser von Nro III., welcher sich mit -r- unterzeichnet, stimmt den Grundsägen, die in meiner Vorrede entwickelt find, mit we nigen Ausnahmen" bei, läßt sich aber, was mir höchst unwillkommen fein mußte, zu wenig auf dieselben ein, und befaßt sich zumeist mit der Auswahl und Anordnung der Gedichte selbst. Sein Lob übrigens:,, Wir wüßten in der ganzen Sammlung kein einziges Stück, das wir des Plages für weniger würdig halten, oder mit einem andern vertauscht zu sehen wünschen möchten," war mir deshalb sehr erfreulich, weil ich in der That es mir zur Gewissenssache gemacht hatte, nicht ein einziges Gedicht aufzunehmen, von dessen ächt poetischem Werth ich nicht durchaus über: zeugt jei. Ausdrücklich und mit eignen Gründen rechtfertigend, billigt der Verf. auch meine Aufnahme von Üeberseßungen ausländischer Gedichte, welche dagegen der Verf. von Nro 1. mißbilligt.

Der unterzeichnete Verfasser von Nro 11. ist Dr. Harnisch in Weißenfels, ein geschäßter pädagogischer Schriftsteller. Eben deßhalb, und weil feit dem Sündenfall Adams, welcher der Autorität seiner Frau folgte, be: kanntlich die gemüthliche Ruhe des Autoritätenglaubens der Unbehaglichkeit des Selbstprüfens und Entscheidens so vielfach vorgezogen ist, seh' ich mich gemüßigt, auf Herrn Harnisch's Einwendungen gegen meine, in der Vorrede entwickelte Theorie, näher einzutreten. Noch mehr bestimmt mich hiezu der Umstand: daß Hr. H. als Sprecher einer großen Klasse von Pädagogen gelten kann, nämlich der Männer von bestimmten Fächern, in deren Bereich sie höchst achtbar sein können, die aber ins Unsichre gerathen, sobald sie ihren Kreis verlassen. Diesen gesellt sich eine noch weit größere Masse, nämlich die der Väter, tale quale und im Allgemeinen, welche ihren Söhnen eine gelehrte Bildung angedeihen lassen. Wirklich hat Hr. H. ungefähr die Summe dessen vorgebracht, was von jener Seite an Einwendungen zu erwarten stand; und ich finde keinen in jeder Rücksicht schicklicheren Plaß, darauf zu antworten, so gelegentlich manches Mißverstandene zu erläutern, und anderseits den reiferen Schülern, welche mein Buch gebrauchen, die Banausität und Nichtigkeit von dergleichen und ähnlichen Ansichten von der Poesie überhaupt und der Bildung durch dieselbe, wie sie solche auch im täglichen Leben nur zu oft vernehmen werden, einleuchtend zu machen, als eben an dieser Stelle. - Hern H's. Empfehlung meines Buches und sein eingestreutes Lob, kann mich, begreiflich, nicht davon abhalten, da es mir einfach um die Sache zu thun ist. gen muß ich erklären: daß die eben ausgesprochenen Gründe mich zu

Dage

der nachfolgenden Erörterung vermocht haben, nicht aber der Gehalt der Rezension, welche leider mehr dogmatisch widerspricht, als wissenschaftlich und kritisch auf meine Sache eingeht, und überhaupt vielfach die Spuren der Flüchtigkeit *) an sich trägt.

-

Nachdem Hr. H. zum Eingang der Rez, erwähnt, daß in neuerer Zeit Viele die Frage aufgeworfen:,,ob denn die Jugend auf Gymnasien ihren Geschmack bloß an den Klassikern der Griechen und Römer, und auf Universitäten durch eine Vorlesung über Aesthetik, bilden solle," welche Frage man denn auf verschiedene Weise beantwortet; entscheidet er sich dahin: ,,am nächsten und einfachsten kamen die immer zum Ziele, welche die Jugend mit der Deutschen Dichterwelt bekannt machen wollten, u. f. w.; und konkludirt:,, der Verfasser vorliegender Sammlung von Dichtungen gehört ebenfalls zu diesen freundlich zu begrüßenden Männern, denen man gern die Hand reicht, wenn man auch gestehen muß, sie irren in manchen Ansichten.“ Nach dieser etwas sonderbaren freundschaftlichen Begrüßung, referirt Hr. H. einiges aus der Dedikaz. meines Buchs, und aus der Vorrede, und sagt von mir:er will die Poesie, die Platonische μovsin (sollte sie ,, nicht etwas anders sein?) [aber was denn?] zu dem Nerv alles Schulunter= ,, richts machen und dadurch Leben und Frische überall verbreiten. Er sucht ,,dieß (was denn? das, daß ich es will?] durch Berufung auf den Ein,,fluß, den die Poesie auf die Völkerbildung hat, [sollte leider heißen hatte!] zu beweisen, und beruft sich auf den Sinn der Kinder für Mährchen. (Sollte aber heißen: beruft sich auf die menschliche Natur der Völker überhaupt und der Jugend insbesondere, und erklärt aus dieser, unter andern, auch den Sinn der Kinder für Mährchen.],, Er erwartet, daß ,,eine poet. Bildung werde großen Einfluß auf die übrige wissenschaftl. Aus,,bildung der Zöalinge haben, namentlich auf die philos. Produktionskraft, meint, die Philosophie müsse durch eine solche Helferin wieder eine göttliche werden die Geschichtsforschung an Leben, der Sprachunterricht an "Geist, das Kunststudium an Liebe gewinnen, ja selbst Mathematik und

"

64

*) diese kann auch auf anderem, mehr äußerlichen, Wege, leicht nachgewiesen werden.So fagt . B. Hr. H.: daß des Verfassers Aufenthalt und Wirksamkeit aus dem Buche selbst nicht ganz klar werden; ,, denn (?) er hat eine Dedikazion aus dem Schloß Altikon und sich selbst Bürger in Effingen geschrjeben, während er fich auf dem Titel Professor in Aarau nennt, sagt in den Weihworten 2c. 2c. Nun besagen aber die doch eben hier vom Rez. zitirten Weihworte, gleich Eingangs, ganz unmetaphorisch, daß ich, und auch warum ich, diese Professur seither niedergelegt. — Begreiflich, wird eine Dedikazion zuleßt, und der Titel des Buches zuerst geschrieben und zur Druckerei gefördert. Es konnte mithin auch, nach Durchlesuna jener Dedikazion, dem scharfsinnigsten Zweifler kein Zweifel übrig bleiben, über eine praktisch vädag. Thätigkeit meinerseits, während meine theoretische eben so unzweideutig aus dem Dasein des Buches selbst sich ergab. Vollends hat der,, Büraer in Effingen“ gar nichts mit dem Schriftsteller zu schaffen, und in der Schweiz wie überall find Wohnort und Ort, wo man des Bürgerrechts genießt, sehr häufig verschieden. Welche Res sensenten Gründlichkeit steht von so ungründlichen Lesern zu erwarten?

An anderem Orte saat Hr. H.:,,S. 271. stellt sich der Herausgeber selbst als Dichter dar in zwei Gedichten, welche ansprechen.“ Nun aber find meiner eignen Gedichte wirklich neune aufgenommen; der Ueberseßungen aus Tasso und Ariosts, und meiner Erneuerung der ganzen leßten Hälfte des Nibel. Liedes, über welche die Vors rede, mit der Hr. H. sich vorzugsweise beschäftigt, sich weitläufig erklärt, nicht zu gedenken. — Nach Anführung solcher Thatsachen, kann ich die schlußfolgerechten Bemerkungen dem Leser überlassen. Nur zu rügen finde ich noch: daß Hrn. H's, Beränderung meiner Worte auf dem Titel:,, Zunächst für Uebung in (nach Hrn. H. im zu lesen] mündlichem [n] und schriftlichem [n] Erzählen“, falsch ist. Denn, begreiflich, nicht alles und jedes Erzählen, sondern ein bestimmtes, durch das Buchh selbst genau begränztes, kann hier bezweckt sein.

« IndietroContinua »