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Das Basrelief, welches an dem andern Grabmal befindlich war, ist ganz weggenommen. Nur Pictro Santi Bartoli hat es in seiner Sammlung alter Gräber erhalten. Auf dem Basrelief sah man zwei stehende Figuren, einen Mann und ein Kind vor einem Tisch, worauf ein Käfig. Darin war ein Vogel, und neben ihnen stand ein spielender Hund: ein ächtes Grabesbild des Alterthums, das dem Tode nur freundliche Lebensgestalten zugesellte! Jenes erste Grabmal heisst gewöhnlich il pilastro di Tivoli. Unbegreiflich ist's, wie man beide für Ornamente des Eingangs der Villa Hadriani halten konnte, da diese noch über eine Miglie von hier entfernt ist. Diese irrige Meinung verführte auch den Fürsten D. Marc Antonio Borghese, an den Eingang seiner berühmten Villa vor der porta del popolo zu Rom zwei ganz gleiche Monumente, nur ohne Basreliefs aufzustellen.

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Da wir beschlossen hatten, der Villa Hadriani einen vollen Tag zu widmen, so liessen wir sie jetzt unbesucht und schlugen den geraden Weg nach Tivoli ein, der übrigens nicht gerade ist. Er wird aber mit jedem Schritt angenehmer durch das üppige Oelbaumgehölz, Oliveto genannt. Ausser den Trümmern des merkwürdigen alten Aquädukten-Systems von Tivoli, der aqua Marcia, des Anio vetus und der aqua Claudia, welche hinter einander laufen, findet man bis gen Tivoli nur wenig Alterthümliches. Mancherlei Ruinen von opus reticulatum ungewissen Ursprungs liegen zwischen den Oliven umher und

verschwinden täglich mehr durch den Anbau des Bodens.

Nur links von der Strasse muss man einige Ruinen nicht unbesucht lassen. Die Gegend heisst li Pisoni. Diese Benennung scheint nicht ohne alle Wahrscheinlichkeit darauf hinzudeuten, dass hier die Pisonen, eine der angesehensten Familien des republikanischen Roms, später die Freunde des Horaz, ein Landhaus hatten, und dass die Trümmern, welche man hier sieht, zu ihrer Villa gehörten. Schon im zehnten Jahrhundert hatte die Gegend den Namen Pisoni, wie man aus einem Codex der Bibliothek Barberini zu Rom ersehen kann. Ughelli Ital, sacra Tom. V. p. 1573. Die Ruinen sind übrigens unbedeutend.

Auf der linken Seite der Strasse liegen auch noch Ruinen, denen man ohne allen Grund pompöse Namen gegeben hat, so z. B. Villa 'des Capito, des Plancus, des jüngern Plinius, des Paternus und des Sallustius. Letztere, links an der Strasse, machen die Substruktion der neuern Villa d'Este aus.

In der schönen Baumhalle, welche nach Tivoli hinaufführt, hat man schon sehr lachende Gesichtspunkte auf die Campagna, ihre klassischen Hügel, auf die Windungen des Anio und Rom im Hintergrunde.

Gegen Abend gelangten wir durch die porta S. Croce zu der Wirthschaft des Sybillentempels, deren

Gleichen an Reiz der Natur, Kunst und Erinnerung wohl nirgends getroffen wird.

Die Villa Hadriani.

Diese Villa, einst in unsäglicher Kaiserpracht, jetzt noch in schönen epheuumwundenen Ruinen prangend, war wohl der Misgriff eines Geistes, der nicht ohne Eitelkeit immer nach neuen fremdartigen *) Schöpfungen rang.

Wir tadeln die englischen Gärten ausser England, welche im Engen und Kleinen nachahmen sollen, was Natur und Kunst im Grossen und Hohen ersonnen, Seen, Berge, Wasserfälle, Haine, Tempel, Ruinen, Säulen, Statuen, Japanische Häuser, Chinesische Thürme und feuerspeiende Berge! Der Kaiser Hadrian machte es eben so. Als er siebenzehn Jahre lang die östlichen und mittäglichen Pro

*) So sagt auch Lord Byron in Childe Harold IV. 152. bei K. Hadrians Grabmal zu Rom:

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dem Wall, den Hadrian hoch gereiht, Der Kaiseraffe grau'n ägypt'schen Styls,

Kopist der kolossalen Hässlichkeit,

Er, dess' gereister Phantasie gefiel's

Die Künstler zu verdammen, nach des Nils
Graunvorbild, Riesen gleich, den Dom zu baun
Für seine eitle Asche. etc.

vinzen seines Reichs, besonders Griechenland und Aegypten bereist hatte, wollte er in einer - Villa vereinigen, was seine Augen dort Schönes und Herrliches gesehen, wovon seine Einbildungskraft in jenen Ländern am mehrsten angesprochen worden war. Deshalb drängte er in dieser Villa am Abhang der Tiburtiner Berge, in einen Umfang von drei Stunden, das Lyceum, die Akademie, das Prytaneum und die Pökile von Athen, den Canopus von Aegypten und das Tempethal von Thessalien zusammen. Dazu kamen noch ein Porticus drei Theater, eine Palästra, ein Nympheum, eine Bibliothek, ein Natatorium, ein Stadium, fünf Tempel, griechische, ägyptische, römische, ungeheure Casernen für die Kaisergarde, eine Piscina und ein grosser prächtiger Palast zur Wohnung. Aber dies alles genügte dem K. Hadrian noch nicht, auch die Unterwelt, Tartarus und Elysium mussten mit Styx und Lethe herauf und ein Plätzchen finden auf dem Raum von drei Stunden! Hätte Hadrian etwas Gewisses von Sonne, Mond und Sternen, gewusst, er hätte sie auch noch wo untergebracht.

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Spartianus ist der einzige alte Schriftsteller, der von dieser Villa mit einiger Genauigkeit spricht. In seiner Biographie Hadrians sagt er c. 23.

Tiburtinam villam mire exaedificavit, ita ut in ea et provinciarum et locorum celeberrima nomina inscriberet, velut Lyceum, Academiam, Prytaneum, Canopum, Poecilen, Tempe vocaret. Et ut nihil praetermitteret, etiam inferos finxit.

Aber man vergisst an Ort und Stelle dies, Anhäufen des Ungleichartigsten auf engem Raum, wenn man die Grossartigkeit der Ruinen und ihre treffliche Construction betrachtet und sich erinnert, dass der kunstsinnige Hadrian alle diese Gebäude mit den herrlichsten Kunstsachen ausschmücken liess.

Aus diesen Ruinen ist ein unsäglicher Schatz von Kunstwerken aller Art hervorgegangen, die jetzt in Rom und in allen Museen des Auslandes prangen. Hier fand man den Antinous der Villa Albani, der bekanntlich zuerst durch unsern Winckelmann recht bekannt und für eins der trefflichsten Basreliefs erklärt wurde, die aus dem Alterthum auf uns gekommen sind; hier entdeckte man die Flora, den ägyptischen Antinous auf dem Kapitol, die beiden Centauren ebendaselbst, die beiden Faunen von Rosso antico, wovon sich jetzt einer auf dem Kapitol, der andere auf dem Vatican befindet, ferner den Kopf des Menelaus, den Pankratiasten, eine Faustina, einen Marc Aurel, eine Diana von Ephesus, einen Pluto, zwei schöne Candelaber u. s. w. Gemälde hat man hier nicht gefunden. Wahrscheinlich wurden sie früher zerstört, waren aber gewiss nicht weniger kunstreich, als die herrlichen Mosaiken, welche man dort gefunden hat. Denn von hier stammt das schönste und berühmteste aller Mosaiken, die Tauben auf dem Wassergefäss, die auf dem Kapitol bewundert und in tausend kleinen Kopien von Rom in's Ausland verschickt werden. Auch der herr

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