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Bücherverzeichnis xxx nr 238 von KJTrübner in Strafsburg enthält den vollständigen titel eines späteren druckes von Manuels Krankheit und testament der messe, welcher auf s. CLXXXV, 5 meiner ausgabe nicht vollständig mitgeteilt werden konnte. Eine Klágliche Erbärmliche vnd Betrübte | ja erschreckliche Bottschafft | Welche aus Deutschland vor den Bapst kommen ist darüber der | Bapst so sehr erschrocken, das er Zeter vnnd Mor- | dio geschryen von wegen der Seelmesse welche tödtlich | kranck ligt vnd wil sterben so wil die Vigilio | auch mit verderben. | Sampt einem Gesprech von etlichen Personen von wegen der Seelmeß (wappen). auf der rückseite des titels 2 holzschnitte. beginnt: Der Cardinal redet zum Bapst. darunter 2 holzschnitte papst und cardinal vorstellend. 4. 7 blätter. am ende: Erstlich gedruckt zu Prag 3m Jahr 1612.

Zu Manuels Krankheit und testament der messe (1528) teilte ich s. CLXXXIX ff ein von einem unbekannten verfasser herrührendes gedicht über den nämlichen gegenstand mit, das mir freilich blofs in einer SGaller hs. des 17 jhs. vorlag und dort die jahrzahl 1545 trägt. seitdem habe ich auf der stadtbibliothek Zürich in dem sammelband Gal. xvIII 1980 einen originaldruck von 1528 aufgefunden. Die Mess sälig vnnd

wie sy in ettlichen Stötten gestor

ben ist, mit sampt_iren nach-
pauren den Gößen

(Holzschnitt: ein mönch sitzt aufrecht im bett, vor ihm der arzt,
auch ein kuttenträger.)

8 blätter in 120 o. o.

M.D.XXVIII.

Hier die wichtigsten varianten des druckes:

v. 42 von dem han ich ain bůch empfangen 76 wol ain kern 78 das rederzeichen nemme acht - 119 er und auch sein herr der dechen (dechant!) 133 dann ich gsach sie halb verschaiden 145 und nüt 160 nach langem siechtag gwisser 172 der wirt euch auch nit verlan

tan, denn glügt, dass man geb

171 weib und man

tod
220 ir stond nit letz 232 lebenden und tot

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332. 33 ir suchent

241. 42 ir beginen in mette belzen | ir beichter müessent beüchle schmelzen 321 kament 324 als uns des Öterlis cronick seit wie Marcolfus den boum | daran er gern wölte hangen.

Im weiteren sind einige wort- und sacherklärungen zu berichtigen.

Auf s. 132 v. 549: ich nim's an, wie der belli die knecht habe ich belli ganz falsch verstanden. der belli ist der baillif von Dijon, in dessen dienste die schweizerischen söldnerknechte fleifsig liefen (näheres bei Glutz - Blotzheim in der fortsetzung zu Müllers Schweizergeschichte s. 170).

S. 204, 2, 9 häsin käs; die komik scheint einfach in der vergeblichen mühe zu liegen, so viele hasenweibchen einzufangen und zu melken, als erforderlich wären, um die zur bereitung eines käses nötige milch zu gewinnen.

S. 235, 4 (und 456) messachel, messgewand, ist nicht mit Lexer auf messlacken zurückzuführen, sondern auf got. hakuls, ahd. hachul = mantel.

Über die strafoperation für die weinverleumder s. 371 meiner ausgabe vgl. mein Glückhaftes schiff von Zürich in den Mitteilungen der antiquarischen gesellschaft bd. xx s. 124 (v. 125 und die anmerkung dazu).

Den spruch Der alte und der neue eidgenosse s. 303 (auf der berühmten glasscheibe) schrieb ich Hans Rudolf Manuel zu. unzweifelhaft aber rührt die herliche scheibe, auf welcher der spruch steht, von Niklaus Manuel selbst her, wie kenner seitdem aufs überzeugendste nachgewiesen haben. 1 der spruch ist somit auch unter die werke des Niklaus M. einzureihen.

Eine der ältesten datierten handzeichnungen Manuels, die heil. Anna mit dem Christuskind und Maria, mit der jahrzahl 1511, wurde von SVögelin auf s. LXX anm. 1 meiner ausgabe als verschollen bezeichnet. dieselbe befindet sich gegenwärtig im besitze des hrn oberförsters von Manuel in Burgdorf und ist von Rahn im Repertorium für kunstwissenschaft bd. m heft 1 reproduciert worden.

Ebenso findet sich ein lichtdruck des entwurfs der Bernischen standesscheibe von 1530 (nr 79 meines verzeichnisses) in der Festschrift zur eröffnung des kunstmuseums in Bern 1879.2

1

vgl. Rahn Erinnerungen an die Bürkische sammlung, 1881, s. 21 ff. die scheibe soll, nachdem bei der jüngst stattgefundenen versteigerung der sammlung Bürki 11500 fr. für dieselbe geboten waren, vorderhand im besitze eines erben Bürkis in Bern sein. wie lange noch?

2 das original ist jüngst versteigert worden.

Zürich, august 1881.

JAKOB BAECHTOLD.

DIE CHRONOLOGIE DER GEDICHTE.
FRIEDRICHS VON HAUSEN.

Der dichter der unter dem namen Friedrichs von Hausen überlieferten lieder wurde früher in das 13 jh. gesetzt. Mone lässt ihn an dem nicht zu stande gekommenen kreuzzuge Friedrichs im jahre 1227 teilnehmen, weil seine kreuzzugslieder nicht zeigen dass er das heilige land selbst betreten habe; auch Docen setzt ihn in diese zeit, und freiherr von Lassberg glaubt sogar dass er erst nach dem jahre 1265 nach veräusserung seiner stammburg in SGallen einen kreuzzug unternommen habe. von anderen bedenken aber abgesehen (vgl. über seine heimat MSH IV 150-154 und EHenrici Zur geschichte der mittelhochdeutschen lyrik s. 12-21), passen für eine so späte zeit weder Friedrichs. oft noch ungenaue reime noch seine von Bartsch (Germ. 1480-481 und Berthold von Holle xxxvi anm.) nachgewiesene kenntnis und benutzung der provenzalischen dichter Folquet von Marseille und Bernart von Ventadorn, welche feststeht, auch wenn seine dactylen in den liedern MF 43, 28-44, 12; 47, 9-32; 52, 37-53, 14; 53, 15-30 nicht dem zehnsilbigen romanischen verse, wie Bartsch in der Zs. 11, 160 annimmt, sondern wie Martin ebenda 20, 59 vermutet, der lateinischen liederdichtung, die im 12 jh. durch geistliche aufkam, ihren ursprung verdankt.

Zuerst hat Lachmann in den anmerkungen zum Iwein v. 4431 (ausgabe II s. 316), wozu auch eine note zu einer anmerkung zu v. 6943 (s. 347) gehört, die vermutung ausgesprochen dass der dichter unserer lieder derjenige Friedrich von Hausen sei, der 1190 auf dem kreuzzuge des kaisers Friedrich Barbarossa von den Türken getötet wurde oder, wie eine urkunde ausdrücklich sagt, während er den Türken nachsetzte, in folge eines sturzes seines pferdes beim überspringen eines grabens den hals brach. die Lachmannsche vermutung nahm auch vdHagen in seiner ausgabe der Minnesinger an; Haupt hat sie dann nicht nur bestätigt, sondern selbst noch eine anzahl urkunden hinzugefügt, die uns nachricht von dem aufenthalte Friedrichs in den jahren 1171, 1175, 1186, 1187, 1188, 1190 geben und uns in den stand setzen, mit hilfe der specialgeschichte dieses zeitalters wenigstens Z. F. D. A. neue folge XIV.

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einige grundrisse seines lebens mit ziemlicher sicherheit zu zeichnen. Heinzel hat ferner noch in seiner Geschichte der niederfr. geschäftssprache aus Baurs Hessischen urkunden I nr 11 den dichter als zeugen mit seinem vater Walther in einem vertrage zwischen den brüdern zu Odderburc und der stadt Ibernsheim auch im jahre 1173 nachgewiesen. unbemerkt blieb noch, so viel ich weifs, die sich in Stumpfs Acta imperii s. 241 unter nr 177 findende urkunde des königs Heinrich für das domstift SMartin zu Lucca, die im jahre 1186 am 8 september in San Miniato ausgestellt ist; auch hier erscheint der dichter als zeuge, ohne dass durch diesen nachweis gerade ein wesentlicher nutzen erwächst, da sein aufenthalt in Italien in diesem jahre durch die urkunden vom 30 april aus Borgo San Donnino und vom 6 october aus Bologna schon hinlänglich sicher bezeugt ist.

So viel diese nachrichten auch zu wünschen übrig lassen, so haben sie doch zu dem versuche angeregt, die überlieferten lieder Hausens auch in chronologischer beziehung zu verstehen. betrachtet man dieselben aber in der anordnung, in der sie in MF stehen, so kann man zu keinem positiven ergebnisse kommen. erst Müllenhoff (Zs. 14, 133-143) hat das verdienst, aus der handschriftlichen überlieferung die ursprüngliche ordnung der lieder mit hilfe der liederbuchtheorie erkannt und zugleich die möglichkeit eines chronologischen verständnisses derselben dadurch gegeben und selbst nachgewiesen zu haben.

Die lieder Hausens sind uns in zwei hss. erhalten, in der Pariser C, die am meisten bietet, und in der Weingartner B. zu diesen beiden kommt noch die Weimarer hs. F, in der sich ohne namen fünf strophen finden, von denen, während in B diese sämmtlich fehlen, in C drei unter Hausens namen am ende der sammlung seiner lieder stehen und deswegen auch die beiden übrigen, die denselben ton haben, in MF ihm beigelegt sind. C 4-17 (MF 43, 1-9. 28-39; 44; 45, 1-36; 52, 37–38; 53, 1—14. 31-38) fehlen in B; dafür stehen aber in B unter Hausens namen zwölf strophen, B 12-23, die andere hss. anderen dichtern zuweisen. da aber noch hinzu kommt dass durch sie zwei zusammengehörige strophen, B 11 (MF 47, 25-32) und 24 (MF 47, 17—24), die auch in C als str. 26 und 27 zusammenstehen, getrennt werden, so ist es zweifellos dass sie durch ein versehen unter die lieder Hausens geraten sind. da ferner die

14 in B fehlenden strophen in C, str. 4-17, ungefähr denselben raum einnehmen als die 12 unechten strophen in B, so ist es wahrscheinlich dass in B das richtige blatt, auf welchem die in C erhaltenen 14 strophen standen, mit einem anderen, falschen vertauscht ist. den vorgang näher zu erklären, was Lehfeld in Paul-Braunes Beiträgen 11 352–353 versucht hat, ist unwesentlich und führt nur zu unbeweisbaren und darum unzulässigen vorstellungen; es genügt die feststehende tatsache dass B 12-23 unechte, C 4-17 echte strophen Hausens sind. von diesen letzteren steht C 4 (MF 43, 1-9) allein, da es wegen verschiedenheit des tones und des inhaltes zu C 5-7, den nächsten ein lied bildenden strophen, nicht gehören kann, aber ebenso wenig auch trotz gleichen tones zu C 1-3 (MF 42, 1-27), weil diese drei anfangsstrophen durch den reim lip: wip verkettet sind; die strophe ist nämlich nach dem schema aa bb cc gereimt, und der reim lip: wip kommt in der ersten strophe als dritter, in der zweiten als zweiter, in der dritten als erster reim vor: er hat damit alle möglichen stellen durchlaufen, was zum beweise dienen kann dass aufser den drei strophen eine vierte zum liede nicht mehr gehörte. dagegen passt str. C 4 (MF 43, 1-9) dem tone und dem inhalte nach zu C 18. 19 B 4. 5 (MF 43, 10-27), weswegen man annehmen darf dass sie in B vom schreiber nur aus versehen ausgelassen sei, wie derselbe denn ebenso bald darauf noch einmal eine strophe ausliefs. dann erscheinen aber die strophen C 5-17 (MF 43, 28-45, 36; 52, 37-38; 53, 1-14. 31-38) als ein einschiebsel, welches von Mullenhoff ein liederbüchlein genannt ist. scheidet man dieses aus C aus, wie die vorher erwähnten unechten strophen aus B, so stimmen die beiden hss. in der reihenfolge der ihnen gemeinsamen strophen überein; nur hat der schreiber von B zwischen str. 9 (MF 46, 29-39) und 10 (MF 47, 9-16) die strophe C 24 (MF 46, 39-47, 8) ausgelassen und sie an einer unpassenden stelle hinter str. 27 (MF 48, 13-22) als str. 28 nachgetragen. darin hat Müllenhoff nicht zufall gesehen, sondern gemeint dass mit B 27 eine reihe von strophen schloss, die wider ein liederbüchlein bildeten; war dies der fall, so erklärt es sich, warum die ausgelassene strophe gerade an dieser stelle nachgetragen wurde. und mit recht wird demjenigen, der in C 5-17 einen von den übrigen strophen zu trennenden abschnitt bereits erkannt hat, die stellung von

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