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1-2). daher ist es natürlich dass er nun mit seiner sorge beginnt, deren sich gott erbarmen würde, wenn er sie um seinetwillen litte. aber er werde seinen willen den er im vorangegangenen vierten liede näher bezeichnet hatte durchsetzen, da auch in der ferne sein herz bei der geliebten sei. das siebente lied (C 45-46. MF 53, 15-30) enthält eine noch stärkere klage: er möchte schon der Minne das auge ausstechen und wünscht dass die Minne tot sei: so quält sie ihn. diese vermehrte klage erklärt sich am leichtesten, wenn man annimmt dass der dichter noch in der ferne weilt, und damit stimmt denn auch das folgende, achte lied (C 47-50. MF 51, 33-52, 36) gut zusammen, welches ebenfalls in der ferne verfasst ist. der dichter sucht sich in demselben das leid der trennung dadurch zu erleichtern dass er in der ferne an die geliebte denkt; dabei klagt er wider über seine not, die ihm nahe gehe. wie er schon im vorigen liede die Minne tot gewünscht hatte, so sagt er in diesem dass es besser gewesen wäre, er hätte so hoher minne sich nicht unterwunden. nach dieser darlegung, in der sich ein anschluss der zusammenstehenden lieder an einander und eine entwicklung des verhältnisses gezeigt hat, glaube ich mit recht Pauls ausspruch s. 448-449 zurückweisen zu dürfen dass die lieder dieses büchleins so wenig bestimmten anhalt bieten, dass man sich dieselben ebenso gut oder ebenso schlecht in jeder beliebigen anderen folge entstanden denken könnte. wie würde sich beispielsweise das achte lied als erstes ausnehmen, wenn darauf das erste oder zweite folgte! der dichter würde dann mit einem liede beginnen, in dem er in der ferne und durch lange sorgen schon verzweifelte und dahin gekommen wäre, von seinem lieben zu sagen: ich tet ez ane sinne (52, 10), und in dem folgenden ersten liede würde er dann durch das traumbild der geliebten beseligt sein, oder würde, wenn das zweite lied folgte, plötzlich in der nähe der geliebten weilen und von seiner trennung und ausgestandenen not nichts wissen und wünschen, der dame sein herz zu entdecken, es aber schüchtern der leute wegen unterlassen. und nun könnte man sich noch alle die anderen lieder zwischen das achte und das zweite oder erste gestellt denken und die ungereimtheit würde dieselbe oder noch grösser sein.

Um aber die in diesem büchlein gezeigte chronologische ordnung auch erklärlich zu finden, ist es nötig, von der entstehung

der liederbüchlein eine vorstellung zu gewinnen. Paul (s. 438 bis 443) stellt es in abrede dass liedersammlungen der dichter selbst die quelle unserer grofsen minnesingerhandschriften gewesen seien und findet eine chronologische anordnung nicht begründet; er denkt sich die lieder einzeln veröffentlicht; doch kommt er im hinblick auf den Frauendienst des Ulrich von Lichtenstein s. 439 zu dem satze: 'wir würden also in der regel höchstens auf kleinere sammlungen aus bestimmten perioden stofsen.' damit hat er eigentlich schon genug zugegeben. wie sollen wir es uns aber vorstellen dass die dichter ihre lieder einzeln veröffentlichten? was bedeutete überhaupt früher veröffentlichung, als es noch keine druckereien gab? Paul meint s. 440 dass die beschaffenheit der überlieferung am begreiflichsten sei, wenn man zunächst nur mündliche verbreitung der einzelnen lieder annehme. doch erkennt er s. 442 an dass in einzelnen fällen es sich doch einmal anders habe verhalten können, findet dies aber bei Friedrich von Hausen nicht erwiesen. Lehfeld beruft sich s. 364, um zu zeigen dass unsere grofsen minnesingerhandschriften nicht auf handexemplare der dichter selbst zurückgehen und dass es in letzteren eine chronologische anordnung nicht gebe, auf Benecke. dieser spricht aber nur von liederbüchlein der fahrenden sänger und sagt auch von deren entstehung nur dass die fahrenden jeder seine sammlung durch die der anderen vermehrt hätten. und das genügt auch im allgemeinen. dass sich damit aber eine chronologische anordnung nicht vertrage, könnte man nur dann leicht einräumen, wenn es sich als wahr herausstellte dass die lieder, wie Paul meint, ursprünglich nur mündlich verbreitet wurden und dass die dichter ihre lieder weder selbst gleich von anfang an aufzeichneten noch, wenn sie nicht schreiben konnten, sie dictierten. hier kommt es nicht auf andere dichter, sondern nur auf Friedrich von Hausen und auf die aufzeichnung seiner lieder oder liederbücher an. sollte dieser aber, der mit wichtigen staatsgeschäften betraut wurde, würklich des schreibens unkundig gewesen sein oder sich die zeit genommen haben, seine lieder, wenn er sie der dame vortragen lassen wollte, einem boten mündlich zu lehren? das ist beides nicht wol glaublich. dazu kommt sein eigenes zeugnis MF 51, 27-28:

sit ich des boten niht enhan,
so wil ich ir diu lieder senden,

welche worte (vgl. Diez Poes. der troub. s. 257-258) durch den gegensatz, in welchem der bote und das senden der lieder stehen, bezeugen dass der dichter seine lieder teils und gewöhnlich der dame durch einen boten mündlich vortragen, teils sie ihr nur schriftlich übergeben liefs, damit sie in letzterem falle sie entweder selbst lese oder von einem anderen sich vorlesen lasse. wenn aber Friedrich überhaupt, wie hieraus hervorgeht, die schrift anwandte, so wird er sie, wie dies von vorn herein bei ihm wahrscheinlich ist, auch immer angewandt haben und auch, wenn er die lieder von einem boten vortragen lassen wollte, sie demselben schriftlich zu diesem zwecke übergeben haben. auch die dame wird dann von jedem liede ein exemplar zu eigenem besitz und gebrauch erhalten haben. `kam nun ein fahrender spielmann und bat um lieder, so wird er sie, soweit sie damals gerade entstanden waren, von dem dichter oder der dame oder dem boten oder wer sie sich sonst von nahe stehenden abgeschrieben hatte, der natur der sache gemäfs, wenn auch nicht notwendig, in der chronologischen folge erhalten haben. später entstandene erhielt er ebenso. aber er schrieb inzwischen auch noch lieder anderer dichter in sein liederbuch, und so mögen die lieder eines und desselben dichters in den exemplaren der fahrenden nicht immer zusammengestanden haben. schrieb dann aus einem solchen exemplare irgend ein fahrender sich wider lieder ab, so stellte er die einzelnen sammlungen, die denselben verfasser hatten, wol zusammen, liefs aber, da er auf die chronologische entstehung derselben nicht achtete, in seinem exemplare eine ältere sammlung auf eine jüngere folgen, wodurch die chronologische ordnung im ganzen zwar aufgehoben wurde, innerhalb der einzelnen büchlein aber bestehen blieb. da es bei dieser auffassung für die liederbücher der fahrenden spielleute verschiedene quellen gab, so wird dadurch zugleich die ungleichheit des umfanges der liederbücher in den hss., die verschiedenheit der anordnung der lieder, und auch das vorkommen einzelner lieder, welche umstände Paul s. 439 als schwierigkeiten hervorhebt, in so fern erklärt, als sich annehmen lässt dass nur der dichter und die dame die lieder vollständig besafsen, nicht aber andere diesen nahe stehende personen, die nicht dasselbe interesse hatten und nur gelegentlich sich einmal dieses oder jenes lied abschreiben mochten. dennoch fehlt darum die gewähr für erhaltung des ursprünglichen nicht, sondern

wo sich zusammenhang in der reihenfolge der lieder überhaupt oder innerhalb einzelner liederbüchlein finden lässt, werden wir vermuten dürfen dass die uns vorliegende hs. auf das liederbuch eines fahrenden zurückgeht, der aus der ersten oder zweiten quelle, also vom dichter oder der dame selbst, die lieder erhalten hatte. Da diese ganze, speciell für Friedrich von Hausen und nach der beschaffenheit seiner lieder und ihrer überlieferung entwickelte auffassung aus Beneckes ansicht hervorgegangen ist, so zeigt sich dass Lehfeld mit unrecht auf diesen sich berief, um gerade die chronologische anordnung der lieder anzugreifen. zugleich ist jetzt auch ein noch bestimmterer mafsstab zur beurteilung der strophe C 17. MF 53, 31-38 gewonnen worden, in bezug auf welche Paul s. 444 sagt dass Müllenhoff, indem er sie als einen anhang bezeichne, der nicht dahin, sondern vielmehr zu den letzten liedern des nächsten büchleins gehöre, mit der grösten leichtigkeit über einen punct hinweggehe, der, richtig gewürdigt, seine hypothese stürzen müsse. aber Müllenhoff hat nur eine erklärung und begründung unterlassen, das resultat, zu dem er gekommen, ist gewis ein richtiges. es wird durch die stellung der strophe eben nur bewiesen dass die späteren schreiber, wie schon erwähnt ist, von der chronologie der büchlein, die sie abschrieben, nichts wusten oder nichts wissen wollten. ein fahrender spielmann lernte diese strophe Hausens, die er in seiner sammlung noch nicht hatte, kennen und schrieb sie willkürlich an das ende des in C eingeschobenen büchleins, weil in seinem exemplare entweder dieses büchlein für sich bestand oder, wenn alle drei büchlein bei ihm zusammengeschrieben waren, dieses den schluss bildete.

Nach der im vorigen gegebenen erklärung der lieder des nach Müllenhoff ältesten büchleins und nach der begründung ihrer chronologischen ordnung bleiben für eine eingehendere betrachtung noch die beiden anderen büchlein übrig. in ihnen behaupte ich nicht nur auch die chronologische ordnung, sondern finde auch eine fortsetzung des in dem besprochenen büchlein begonnenen liebesdienstes, sodass ich meine dass der dichter in allen uns erhaltenen liebesliedern nur von einer und derselben dame spricht, die er von allen weibern zuerst lieb gewonnen und allein sich erkoren hat, damit sie dauernd ihm angehöre. wenn dies der dichter in dem ältesten büchlein beteuert und damit

zusammenstimmendes auch in den beiden anderen büchlein sich findet, so haben wir kein recht, ihm etwa deswegen zu mistrauen, weil wir bei liebesdichtern von profession solche beteuerungen wenig beachten. es hat etwas misliches, wenn man, wie Müllenhoff, welcher durch gleichstellung der frauenstrophen und durch die, wie sich unten zeigen soll, unrichtige auffassung des liedes MF 52, 37 dazu gezwungen war, sagt, im liede MF 42, 1 verheimliche oder verläugne v. 14 der dichter die frühere liebesnot. wenn man nicht die lieder Hausens überhaupt nur für ein leeres spiel der phantasie ansieht, so hat eine solche annahme durchaus keine wahrscheinlichkeit.

In dem in C eingeschobenen büchlein ist die strophe C 17. MF 53, 31-38 als ein dahin nicht gehöriger anhang oben nicht nur beseitigt, sondern als solcher auch nachgewiesen und erklärt worden, sodass Paul jetzt hoffentlich nicht mehr wie s. 444 grund zu sagen findet: 'wenn man sich erlaubt, das widersprechende willkürlich zu beseitigen, so ist es nachher leicht, sich die dinge nach seinem gefallen zurechtzulegen.' wenn sich nun dieses büchlein an das vorher besprochene würklich, wie ich meine, zeitlich und sachlich anschliefst, so muss dies gleich durch das erste lied C 5—7. MF 43, 28-44, 12 gerechtfertigt werden. das letzte lied des vorigen büchleins zeigt den dichter in einer kleinmütigen stimmung, in der er an der geliebten verzweifelt. was schliefst sich mehr daran an (vgl. Reinmar MF 193, 19-21), als dass er sich, wie in diesem ersten liede, an ihre gnade und nur an diese allein wendet und dass er jetzt sagt 43, 29 da enmac mir werren weder huote noch der nit, während doch im fünften liede des vorigen büchleins MF 50, 19-51, 12, weil er da noch hoffnungsvoller war und mehr vertrauen hatte, bei der dame etwas auszurichten, ihm die huote noch in so fern lästig und ärgerlich war, als sie ihn in seiner liebe hinderte und er nur um ihrer anderen guten seite willen sie gelobt hatte. jetzt ist ihm das hindernis der huote ganz gleichgiltig; er verlässt sich nicht mehr auf sich selbst, sondern nur auf die gnade der dame; die huote und die feindschaft der hüter würde ihm jetzt nur angenehm sein; sie würde ihm zeigen dass er geliebt werde. das glück ist ihm aber leider so günstig gewesen, sagt er ironisch 44, 3-4, dass es ihn vor dieser feindschaft bewahrte. das folgende lied C 8-10. MF 44, 13-39 erklärt, warum er dennoch von seiner liebe nicht

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