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fallenden puncten Veldekes ausdrucksweise sich enger an die französische Eneide anschliefst als die entsprechenden stellen Eilharts, so kann entweder Eilhart freier übersetzt oder schon sein original sich abweichend ausgedrückt haben.

IV NACHTRÄGLICHE BEMERKUNG ZUM PROSAROMAN VON TRISTRANT UND ISALDE.

Mit meinen bemerkungen Zur kritik des prosaromans s. 28 steht nur scheinbar in widerspruch dass im 38 cap. der prosa (Buch der liebe s. 89) in dem alten Augsburger druck von 1498 der gral erwähnung findet, wenn es daselbst heifst: sie rannten... auff die feind vn meinten den gral zu erfechten, wofür der Wormser sowie alle jüngeren drucke setzen den rhům zu erfechten, denn der verfasser der prosa muss dabei durchaus nicht mehr an das kleinod des königtums von Muntsalväsche oder überhaupt an ein ritterliches ideal gedacht haben, vgl. Lexer 1, 1066. freilich gewinnt die stelle dadurch ein ander gesicht, dass der prosaerzähler seine darstellung einmal sogar durch ein kühnes poetisches bild Wolframs ausgeschmückt zu haben scheint. Eilh. X 2188 heifst es von dem prahlerischen truchsessen do ging ez im ûz sime spele. statt dieser schlichten worte nun schreibt die prosa, Buch der liebe 117 ich citiere nach a (vgl. Zur kritik s. 34) Sy (d. i. die rede) gienge aber dem Truchses aus dem schimpffe vnd spielt seiner freuden klinge in dem heffte enmitten von ein ander; Parzival 103, 18 wird dasselbe bild auf Herzeloyde angewendet: do brast ir freuden klinge mitten ime hefte enzwei; und diese ausdrucksweise ist so echt Wolframisch (vgl. Bock QF 33, 33), dass man an einen sprichwörtlichen vergleich kaum wird denken dürfen.

Breslau, sommer 1881.

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FRANZ LICHTENSTEIN.

ZUM VOLKSSCHAUSPIEL VON

DOCTOR FAUST.

In meiner besprechung von Creizenachs Geschichte des volksschauspiels vom doctor Faust (Zs. für die österr. gymnasien 1879 s. 921) suchte ich die in derselben vorgetragene ansicht von dem alter und der hohen ursprünglichkeit des U(lmer) puppen

spieltextes durch eine reihe neuer argumente zu stützen. da inzwischen von RMWerner im Anz. v 89 gegen unsere annahme einspruch erhoben worden ist, so möchte ich eine stelle, welche Creizenach s. 59 fälschlich mit zu den unverständlichen, versteinerten wendungen gerechnet hatte, die nach seiner ansicht U ein höheres alter vindicieren sollten, widerum in ihr recht einsetzen. die antwort Pickelhärings, des lustigen bedienten, auf Fausts frage nach seinen eltern: mein Vater heifst Stockfisch, meine Mutter heifst Blatteifs erweist sich nämlich merkwürdig genug von einer anderen seite her als bedeutsam für die altersbestimmung von U.

Im Simplicius buch 2 cap. 10 sagt der von seinem herren, dem gouverneur, zum narren gemachte held der erzählung in einem gespräch über die vererbung von ehren und edelen taten zu dem die vererbungstheorie verteidigenden secretarius: Wan du difs nicht verstehest, und der Eltern Qualitäten auff die Kinder erben, so muss ich davor halten, dein Vater sey ein Stockfisch, und deine Mutter eine Plateissin gewesen. entweder haben wir es mit einer im xvII jh. gäng und gäben redensart zu tun1, oder unsere stelle, welche sich bereits in der ältesten ausgabe des Simplicius von 1669 findet (vgl. Neudrucke 19 ff s. 118), ist als litterarische reminiscenz aus der Faustcomödie anzusehen. sie wäre im letzteren falle in eine linie zu stellen mit den entlehnungen aus dem Philander infernalis (vgl. Creizenach s. 70). schliesslich mag noch daran erinnert werden dass auch die erweiternden anmerkungen zum Simplicius (in den ausgaben von 1684 an) bekanntschaft mit dem dramatisierten Faust verraten (vgl. Creizenach s. 100).

Auf alle fälle bestätigt die Simplicianische stelle dass die Ulmer Faustscene auch mit einzelnen wendungen in dem litterarischen boden des 17 jhs. wurzelt.

1 RKöhler macht mich nachträglich auf eine schwanksammlung von 1724 (Frölichs burg, bey ABurger) aufmerksam, von deren titel ich nur die characteristischen anfangs- und schlussworte hersetze: Der politische und kurtzweilige stockfisch ... zum angenehmen zeitvertreib in dem grofsen weltmeer zusammengefischet von Christoph Platt-Eifs. vgl. noch Goedeke Grundriss s. 524 nr 9.

Breslau.

F. LICHTENSTEIN.

SANCT CHRISTOPHORUS.

Swer schriben wolte besunder

elliu diu gotes wunder

diu er durch sine hantgetât

ie begienc und noch begât,

5 der müeste vil permîtes hân
unde tincten sunder wân.

got tuot wunders vil und henget:
er kürzet unde lenget,

er smelt unde breitet,
10 aller dinge zal er reitet,
stein wurze unde wort,

ir kraft und art unz an den ort.
man kan im vor verbergen niht,
wand er durch diu abgründe siht.
15 got weiz wol aller vürgedanc,
beidiu ende und anevanc.
got hohet unde nideret.
swer sine helfe wideret,

des smerze ist iemer ungeheilet
20 und hat im selben gar verteilet.

Sit daz der schoenste engel wart
ein tiuvel von der hochvart,

Idie tiuvel sint der hochvart kint,

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176

176b

1 wolt: die er

weichung der dentalen tenuis, wie sie nach liquiden im reime stattfindet 370. 1506. 1522, kann nicht zur änderung bestimmen, da die hs. regelmässig die tenuis gibt 4 vnd immer 5 pyrmeid vgl. Freid. 104, 10 g. Parz. 625, 13. 785, 28 6 tinkken 8 durchstrichen vil vor unde vgl. Trist. 17050 f. Geo. 324 10 a. meing z. 11 wurzen vgl. Freid. 111, 6 f 12 Ir chraft ward vns an dem ort vgl. 1020 ff 14 wann - abtgrund sicht. abgründe reimt auf künde 411, sünde 457, dieses wider auf künde 555. 1439. urkünde 571. vünde 589. ünden 855. urkünde : vünde 697. das alles könnte wol nicht bestimmen, ob der umlaut geschrieben werden soll, entscheidend dünkt mich vinden : künden 839. dingen : künden (?) 1161. Weinh. 19 15 aller herczen für dankch 6471 f 18 wer vgl. Frl. 62, 10 21 seint der hs. umgestellt

BG

17 vgl. Freid. 2, 5 f. Wig. 21 f = Freid. 6, 3 f 23. 24 in

die engel âne muoter sint.

25 ez gewan der tiuvel muoter nie
unz er die hochvart begie,

wan got beschuof der sünden niht.
der tiuvel macht si und hât phliht
mit allen den die si begânt,

30 und ist den vient die si lånt.

die si tuont den wirt er iemer holt
und gît in jâmerlichen solt.

der tiuvel hât niht êren mê

dan daz er tuot dem sünder wê.

35 mac er in âne riuwe ersnellen,

so mac ern als sich selben vellen;
só grôz ist des tiuvels haz
gen dem menschen umbe daz

daz er zuo den vröuden ist erkorn

40 die er êwicliche hât verlorn.

swer dem dient, der kumt in riuwe;
der niht genåden hât noch triuwe,
der tiuvel, ist an barmunge,
untriuwe ist von im entsprungen.
45 er ist anegenge aller missetât,
des mac sin niemer werden råt.
doch ist er scherge und wittragære
über den der gar ist wandelbære.
wær der tiuvel und diu helle niht,
50 so geschah noch grazer ungeschiht.
ez enwart nie niht so swachez,

177a

28 machcz vnd hat nicht nymer h.

32 zu gît vgl. den sundern

24 vor engel ein buchstabe (n?) radiert phlicht 29 den aus in gemacht 31 dy es tunt die reime 161. 895. lit 1709 33 ern mer 34 denn 36 mag er in 38 vmb immer 41 aft rew: auch 1620. 1665 gibt die hs. das compositum, welches metrische schwierigkeiten verursacht, die durch das simplex behoben werden 44 entsprung: reime mit überschüssigem n noch 641. 765. 855. 1403. (1423.) 1603. Weinh. Mhd. gr. § 197. BG § 167 46 dauon mag sein aus sen verbessert nymer nachgetragen vor rât noch misst durchstrichen 47 witrager: nur Renner 3166 in hier unbrauchbarer bedeutung belegt, kann heifsen: 'der holz zum scheiterhaufen trägt, oder 'der dem verurteilten den strick um den hals legť 51 swaches: maches vgl. vater: bater 179 und Lachm. zu Iw. 2112. 4098. 4431

=

wil ez got, er machez

daz ez wirt nütze und sældenbære.

nú hært und merkt ein vremdez mære.

55 Ez wuohs von arte ein edel heiden
des libes lenge unbescheiden

und was gevüege ûf manic tugent.
des vürgedanc was in der jugent,
er wolt ze herren niemen hân,

60 wan den man nante den tiursten man.
nách sîner gir seit man im mære,
swer ein êrsam ritter wære,

des name wær vorhtsam unde lobelich.
den begunde er suochen willeclich.
65 do er erste ein biderben ritter vant,
dem tete er iesâ daz bekant

daz er im gerne dienen wolte,
ob ers geruochte als er solte.

der ritter des vür êre jach

70 daz er ze behalten im geschach

und was sin durch ein wunder vrô.

unlange beleip er bi im dô

unz er einen grâven sach,

des schilt er truoc und ouch des jach

75 daz er sîn herre wære.

des name dûhte in lobebære.

do begunde er urloubes gern,

:

177b

178a

53 selten per 57 gevüege ûf unbelegt, adversativ zu unbescheiden grenzenlos, mafslos; vgl. 733. 483 59 â a reimt vor n 12, vor r 5, vor t 4 mal. îi vor n 3 mal, zweifelhafte fälle mit -lich zähle ich nicht. ô:0 vor rt 2mal (BG § 55. Mhd. gr. § 76). die reime ê e werden besonders erwähnt werden 61 da in 20 fällen contraction von age im reime stattfindet, die silben uncontrahiert gar nicht vorkommen, so ist man berechtigt, auch innerhalb des verses sie durchzuführen. verzeite (: seite) 1933 und öfters im verse wäre nach BG §77 für den österr. zweig des bair. in anspruch zu nehmen 63 ganz ähnlich 297. 607. 965. degenlich: mich 1103 zeigt dass das adj. i hatte, den adverbien bleibt nach den reimen î auch bei apocopen. rich: dich 1033 65 da: ich gebe diese schreibungen nicht weiter an 65 pidern immer 66 iasa

etwa 20 mal, darunter im reim 125. 625 77 wegern. der vers = Iw. 3805

70 apocopierter dat. des inf. 76 daucht in do lob wer

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