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für M. ohne zweifel dritte formen anzuerkennen door, voor. diese können neue apocopen aus bereits gedehntem dore und vore repräsentieren, oder aber dehnungen von dor und vor unter einfluss eines etwas stärkeren accentes, etwa in der stellung mit nachfolgendem artikel. aber auch diese verdrängen die berechtigten formen dore und vore vorläufig noch nicht aus dem reim. eine parallele zu door und voor, wenn dieselben aus gedehntem dore und vore apocopiert sind, besteht im mnl. auch neben an, ane und anne (letztere eine einiger mafsen willkürlich gebildete und auf den reim beschränkte nebenform), nämlich aen. diese form ist aber für M. nicht nachzuweisen, weder im reim, noch aufserhalb desselben. man sieht dass wir da, wo ursprünglich kurzer vocal mit einfachem consonanten vorliegt, in der quantität ein sehr glückliches mittel besitzen, um ältere und jüngere apocope zu unterscheiden: an ist selbstverständlich älter als aen. wir hätten nun noch zu erklären, warum naer und ferner daer im gegensatz zu dor und vor reimfähig sind, aber das dem daer anscheinend ganz parallele haer nicht. naer kann sich zu gleicher zeit mit dor und vor gebildet haben, da es auch als präposition verwendet wird; und weil es langen vocal hat, so erträgt es die reimstellung. daer ist, wie gezeigt, keine den dor, vor und naer ganz parallele bildung, aber offenbar auch nicht dem haer. es entsteht vielmehr, oder befestigt sich wenigstens dadurch dass die beiden wörter dara und dar sich vollständig vermischen; der beweis liegt darin, dass wie daer auch accusativisch, so dare auch dativisch steht. haer nun muss jüngere apocope, oder dehnung von hăr, entstanden unter dem einfluss der liquida und des accentes, sein. warum es aber mit der organischen form der betonten stellung, also auch des reimes, hare keinen ausgleich eingeht, wüste ich nicht sicher zu sagen. vielleicht haben wir darin nur einen eigensinn der dichtersprache zu erkennen. tatsächlich verhält es sich so, dass haer bei M. und bei den meisten anderen dichtern fast die ganze mnl. periode hindurch niemals im reim steht. mit den parallelen door und voor verhält es sich ja ebenso. eine erst jüngere apocope ist vielleicht auch om aus omme und dies aus ombe.

Diese formwörter nehmen eine besondere stellung ein; bei anderen wörtern wird das auslautende e vom mnl. in der regel gewahrt. neben den formen mit dem endvocal erscheinen aber

auch ohne denselben die masculina mit ja -stamm: ric (: ic) Troy. 7600; (: een stic) Rb. 29801; pit, im reim belegt Rb. 2821. 2826. 10546; Sp. 17, 15, 59. 32, 47, 104. 43, 28, 68; Franc. 623, und weit Sp. 4', 36, 94 in Loduwijcs xxste jaer / so reinet, weetmen vorwaer/in Gascoengen coren gereit wel naer ghedaen alse weit =lat. (Vincent. Spec. hist. 25, 33) in Wasconia annona de celo pluit frumento sileris (1. siliginis?), sed grana breviora habens. daneben die formen mit e: rugghe Troy. 10570; putte Sp. 32, 47, 53; pitte 4', 60, 66. ebenso bei den neutris mit ja -stamm. es finden sich bet Franc. 8623. Sp. 38, 80, 77. 42, 43, 31; net Nat. bl. 7, 257. 266. Rb. 26993. 22446. Franc. 6296. Sp. 1o, 53, 33. Disput. 23; stic Sp. 1', 32, 11. 13, 7, 5 uỡ. für nom. und acc. mit e finde ich in meinen aufzeichnungen keinen reimbeleg; im versinnren jedoch sticke Nat. bl. 2, 3789; bedde zb. Troyen 6935. Rb. 22964. Sp. 42, 64, 36; nette Rb. 22447. die formen ohne e scheinen demnach für M. fast die gewöhnlicheren gewesen zu sein. bis auf weit sind die genannten kurzsilbige stämme mit ursprünglich einfachem consonanten. die kürzeren nominativformen beruhen aber bei ihnen nicht auf apocope aus den längeren, sondern sie haben sich selbständig entwickelt, wie im nl. so auch im alts. und besonders im ags.: s. Paul Beitr. IV 455 und Sievers ebenda v 127. 132. wenn die wenigen noch übrigen stämme, bei denen die gleichen bedingungen vorhanden sind, im mnl. die kürzere form nicht aufweisen, zb. conne, SO mag das zufall sein, weil diese wörter überhaupt wenig vorkommen. dagegen ist es eine unregelmässigkeit, wenn wir das langstämmige weit so finden. ob das wort vielleicht nach der analogie der eben genannten tatsächlich diesen nominativ gebildet hatte, indem etwa eine bei dem t in den casus obliqui länger fühlbare verschärfung dazu veranlasste, oder ob wir würklich apocope in der form zu erkennen haben, wüste ich nicht zu entscheiden. zweifelhaft ist es auch, wie onder den kin (:) Nat. bl. 2, 3015 aufzufassen ist, zweifelhaft, weil die grundform nicht sicher ist. wäre es eine dem got. kinnus entsprechende, so wäre die form ganz richtig. in keinem falle nehme ich aber hier apocope an; auch das ags. hat ja cin.

Die übrigen ja-stämme (mit natur- und positionslänge), auch die masculina auf -dre, die kurzsilbigen i- und u-stämme, die n-stämme behalten regelmässig ihr e. nur ganz vereinzelte

ausnahmen sind anzumerken. im 1 Wap. Mart. 333 reimt gaer (cupido). es kann nicht anders aufgefasst werden denn als eine apocope aus gare für gere, dem gewöhnlichen mnl., meist masc. gebrauchten worte, welches auf einen i-stamm zurückgehen muss. ferner stehen in Kerken claghe 108 und 112 logenaer und martelaer im reim. die reimwörter liefsen sich zwar alle auf -are lesen; allein dann würden die a- und b-reime beide klingend sein, und das ist gegen die regel, welche fast immer die a- und b-reime im geschlecht unterscheidet. wir könnten nun hier bereits geltend machen, wie wir es nachher allerdings einige mal werden tun müssen, dass der schlussvocal in den beiden wörtern nach nur nebentoniger silbe stehe. allein die endung -are = hd. -ári, -ære, (-ari, -ere, -er ist auch hier -ere (so noch sehr häufig in der älteren zeit) und er) wird sonst nie apocopiert, und wir fassen die beiden fälle darum ebenso auf wie gaer. wir haben hier mithin einige tatsächliche apocopen; aber ihre seltenheit beweist dass sie eben nur ausnahmsweise im reim zugelassen wurden und zwar nur in den technisch schwierigen strophischen gedichten. die mehrsilbigkeit könnte auch ein brudegoem erklären, welches aber nicht durch den reim gefordert wird. im versinnern steht es Sp. 4', 35, 13 ende haren brudegoem Valeriaen und vielleicht öfter; im reim hingegen brudegome 33, 24, 6; brudecome 42, 58, 13. Franc. 5473.

Ein neutrum mit ja-stamm, welches aufser den früher genannten ohne e gebraucht wird, ist ambocht oder ambacht, die form steht im reim Nat. bl. 7, 153. Franc. 1964. 4061. wir haben darin den ersten sicheren beweis dafür, dass nach nicht hochtoniger silbe, auch wenn sie vollen vocal hat, das schluss-e eher abfallen kann als in der silbe hinter dem hochton. bei den neutris mit der vorsilbe ge scheint gegenseitige beeinflussung der ja- und der a-stämme vorgekommen zu sein. ich habe die fälle jedoch nicht hinreichend beobachtet, um jetzt etwas genaueres geben zu können; ich empfehle die wörter der aufmerksamkeit. so erklärt sich wahrscheinlich auch das im mnl. häufig gebrauchte neutr. dat gheloof (auch dat ongheloof) neben der richtigen form des n-stammes dat ghelove. wir haben in solchen beispielen dann aber nicht apocope, sondern analogiebildungen zu erkennen. apocopiert ist auch nicht int commuun Nat. bl. 5, 83. 10, 696 neben int commune 12, 728. 802. die

flexionslose form des adjectivs steht im mnl. häufiger auch neben dem artikel. hier kann man aufserdem direct die französische form heranziehen.

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Wir kommen dann zu den femininis. Troy. 520 sy sach dicken omme die maen / oft sy yet woud upgaen. die variante liest mane oft soe haest in haren upgane, was nicht allein wegen der besseren form mane vorzuziehen ist. Nat. bl. 2, 2195 reimt cat (felis), ebenso 2, 2847, in letzterem falle zu dat, und nur L schreibt catte: datte. wir müssen die form cat anerkennen: aber damit ist nicht gesagt dass sie für catte steht, wir werden selbstverständlich jede andere plausible erklärung vorziehen. eine alte form cat ist schon nach dem ags. masc. cat nicht undenkbar; auch die romanischen chat und cat dürfen wir getrost zur vergleichung heranziehen. Kil. verzeichnet zwar nur katte, aber derselbe nom., wie er oben vorliegt, wird mit wahrscheinlichkeit vorausgesetzt durch den plural die catte Rein. 2465.

ähnlich müssen wir wol auch kist auffassen Heim. der heim. 636, da es sonst als alleiniges beispiel der apocope beim fem. übrig bleiben würde. bei diesem worte kann ich allerdings keine analogien anführen, und Sp. 18, 77, 10. 3', 25, 37 reimt auch kiste. hingegen gebraucht Utenbroeke Sp. 2', 81, 27 gleichfalls die einsilbige form im reim kist: ghist. -in blider ghebaer: daer Sp. 38, 8, 37 verbessert sich leicht, und auch 42, 44, 41 in een onwerdelijc gebaer (: daer) möchte ich lesen in een onwerdelike ghebare. man könnte zwar auch dadurch helfen dass man das substantivum als neutrum nähme; da aber das mnl. sonst das fem. gebraucht, und ich mich nicht bestimmt erinnere, ob das neutr. belegt ist, so ziehe ich die angegebene änderung vor. -are würde sich übrigens schon deshalb empfehlen, weil der reim claer daer unmittelbar vorhergeht. : ontfarm] Troyen 8856 ende sloech haer af, dat was ontfarm | den scilt ende den luchteren arm und 10011 hy dreef rouwe ende groet ontfarm. Tetis nam in haren arm. Verdam hatte die güte, mir noch zwei weitere stellen aus dem ungedruckten teile desselben gedichtes nachzuweisen: f. 230 dat was groot ontfarm: eer dat sonnenschijn wert warm und f. 145 menich had syns ontfaerm (das reimwort ist mir nicht bekannt). dieses ontfaerm ist aber keineswegs aus ontfarme apocopiert, sondern ein masc. ontfaerm; vgl. Stoke 2, 926 daer de onse groten ontfarem dogheden. in der zweiten

aus Troyen angeführten stelle würde man darum groten ontfarm bessern müssen; wahrscheinlicher stand aber dort das fem. grote ontfaerme: in haren aerme. dieses fem. findet man wol sonst noch bei M., zb. Rb. 32428 met groter ontfarme (: darme); aber das genannte masc. erinnere ich mich aufser in Troyen nicht bei ihm gelesen zu haben. Disputacie 453 will De Vries waer als ein subst. fem. =ware, ahd. wára fassen; ich habe diese ansicht aber bereits zurückgewiesen Anz. viu 153 auf grund der unwahrscheinlichkeit der apocope und des sonst genügenden sinnes. als ich Anz. v 80 die worte über pijn niederschrieb, glaubte ich dass gerade auch bei M. diese form belegt sei. ich finde aber nachträglich unter den ganz wenigen beispielen, welche ich mir überhaupt aus seinen werken aufgezeichnet habe, keines, wo sich nicht ohne weiteres pine bessern liefse. auch Troyen 4166 pijn u scoen aenghescijn kann man lesen u scone anscine; vgl. Nat. bl. 6, 644. es scheint also dass M. diese form gar nicht kennt oder wenigstens nicht hat gebrauchen wollen; ganz gewöhnlich ist sie hingegen bei Utenbroeke.

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Bei einzelnen substantiven bestehen zwei formen gleichberechtigt neben einander, wie stonde und stont, wise und wijs; man hüte sich daraus auf apocope zu schliefsen.

In der gesprochenen sprache dürfte die apocope jedoch schon früher eingetreten sein. mir scheint dies wenigstens daraus hervorzugehen dass alte hss., wie die der Rb., im versinnern nicht nur eer ende uä. schreiben, sondern auch zb. (13601) eer doen al sinen knapen. an der letzteren stelle sind jedoch drei varianten mit ere angeführt. auch wenn ganz ausnahmsweise im reim einmal eine gekürzte form zugelassen wird (wie die nachgewiesenen masculina in den strophischen gedichten), so dürfte diese freiheit sich wol auf einen bestehenden sprachgebrauch gestützt haben.

Wenn wir nun zu den adjectiven übergehen, so müssen. wir vor allem die auseinandersetzungen von Behaghel Germania 23, 275 ff berücksichtigen, in denen er nachweist dass bei den langsilbigen - und u-stämmen die nominativform ohne schlussvocal die organische, die mit demselben erst eine ausgleichsbildung ist, und dass in verschiedenen dialecten beide formen noch neben einander bestehen. so verhält es sich bei einer anzahl von adjectiven eben auch im mnl. sehr häufig wird swaer neben

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