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wegund der tiefel stieben vest her mit grozzem schall gegen Offorum. in B und V enthält sich der teufel des dogmatischen sermons, den A bringt. nach satans verabschiedung kommt Chr. zu dem frommen eremiten. V erzählt, wie Chr. verschiedene angebotene arten gott zu dienen verschmäht (fasten, beten), erst der transport der leute über das wasser gefällt ihm. das fehlt in AB, in BV die lange lehre des einsiedlers aus A. die begegnung mit dem Jesuskinde wird von ABV im grossen und ganzen übereinstimmend erzählt, die details sind sehr verschieden. am eingehendsten und mit besonderer vorliebe abgefasst ist der bericht von B, kürzer von A; in V ist das wunder vom dürren stabe, der plötzlich blätter, blüten, früchte trägt, unpassend mit der taufe des riesen verknüpft, wird aber später noch einmal vorgebracht. was zwischen der schönen episode von dem kleinen Jesus und der fahrt nach Samon liegt, ist in A unklar: förmliche taufe, heiliger geist, rede des engels. die differenz der behandlung lässt sich schon darin erkennen dass A bis hierher 1000 verse braucht, also gerade die erste hälfte des 2002 verse umfassenden ganzen; B hingegen hatte 1200 verse nötig, für martyrium und schlussgebet bleiben nur 430 übrig. wie man sieht, war für beide deutsche poeten die vorgeschichte von grofser anziehung. - die marter verläuft in B und V ziemlich gleichartig, nur setzt B für die buhlerinnen Nicäa und Aquilina den teufel in weibesgestalt ein, auch fügt es verschiedene stärkende ermahnungen gottes an den gefangenen (alles in der manier älterer legenden) hinzu; von den einzelnen foltern hat B die des glühenden helmes zuerst, was von allen lateinischen stücken sich unterscheidet. A hingegen stellt von v. 1001 ab die vorgänge in allem wesentlichen wie die alten fassungen dar vgl. Anz. vi 160 ff, verleiht auch den beiden mädchen die bedeutende stelle, welche sie dort einnehmen.

Daraus ergibt sich: 1) die vorgeschichte, wie Christophorus den obersten herrn sucht und in Jesus findet, ist eine späte erweiterung der alten legende nach vorne, vgl. aao. s. 166. sie ist in BV noch unvollkommen, in A mit äusserster consequenz und mit vollem bewustsein der tiefen bedeutung dargestellt. in B zeigt sich sehr viel spielmannsmässig erfundenes, wie dies in allen teilen der breiten, derben erzählung sichtbar wird, die ich übrigens jetzt nicht mehr mit Wilhelm Grimm für so alt ausgebe wie früher Zs. 17, 137. 2) die vorgeschichte, möchte man fast vermuten, hat eine selbständige existenz durch einige zeit gehabt und ist in der vor

lage von A dem alten texte der Christophlegende vorangeheftet worden, in B und V einer aus diesem entstandenen dürftigen fassung. oder hat da bei der zusammenfügung das interesse für die vorgeschichte den zweiten teil verkümmern lassen? B wird kaum auf schriftlicher quelle beruhen, sondern nach mündlicher tradition componiert sein; jedesfalls aber gehen B und V auf eine gemeinsame form der vorgeschichte zurück, A auf eine künstlerisch ausgebildete. hebt man von A an, so ist kein zweifel dass die vorgeschichte in Deutschland entstanden isi. zwar spricht der verfasser nichts über den schauplatz seiner erzählung, aber jede zeile, so zu sagen, ist nur unter dieser voraussetzung zu verstehen. mit 1001, dem beginne des martyriums, wird man nach Samon in Syrien zum könig Dagnus in altheidnische zustände versetzt; den ungeheuren sprung und den abenteuerlichen anachronismus scheint der autor nicht zu fühlen. sonst ist er aber gewandt, seine darstellung flüssig und recht angenehm lesbar. zwar kommen einige starke enjambements vor, aber doch nicht in grofser zahl. manchmal wird er warm und innig, wenn ihm auch lebhafte bilder ganz mangeln. es finden sich hie und da humoristische züge, sehr unterschieden von der gröberen komik in B. ein bedeutender fehler des werkes ist die immer wider sich vordrängende sucht, mit dürrer spruchweisheit und kümmerlicher gelehrsamkeit staat zu machen. die erzählung wird dadurch an mehreren stellen unterbrochen und zwar so stark, dass nach seinem excurse der verfasser kaum mehr den faden wider findet und confus wird. ganz aufserliche ideenassociation macht ihn sofort ausschweifen. ich habe mir sogar überlegt, ob nicht etwa die schlimmsten fälle durch lücken der vorlage oder auslassungen des letzten schreibers, oder durch versetzung von blättern zu erklären sind. aber diese vermutungen halten nicht stich bei näherem zusehen. es bleibt nichts übrig als in dem autor (der wahrscheinlich kleriker war, wenn auch nicht sehr gebildet) einen dichterisch nicht unbegabten mann zu sehen, dem aber die kindische freude an zusammengerafften lappen von wissen die arbeit mehrmals verdirbt.

Wir haben vielleicht dieser neigung die citate aus Freidank zuzuschreiben, welche ich in den anmerkungen nachwies. auch sonst sind entlehnungen vorhanden, die ich nicht alle auf die quelle habe zurückführen können.

Graz.

ANTON SCHÖNBACH.

SCHWAZER BRUCHSTÜCK DER KAISER-
CHRONIK.

Dies einer hs. der Kaiserchronik angehörige pergamentblatt wurde von dem deckel eines in der bibliothek der franciscaner zu Schwaz (Unterinntal) befindlichen büchleins abgelöst, dem es als überzug gedient hatte. es ist 21 cm. hoch, 15,6 cm. breit, und zweispaltig beschrieben; jede spalte enthält 25 vorgeritzte zeilen. die verse hat der schreiber nicht abgesetzt, sondern nur durch puncte markiert. initialen und die eine vorhandene überschrift sind rot. die hs. stammt noch aus dem XII jh. und dürfte wol erst in den ersten decennien des XVII1 unter die hände eines buchbinders gekommen sein, da sich an unserem fragmente keine spur früherer ähnlicher verwendung entdecken lässt. die schrift ist sehr gut erhalten, nur die wenigen auf den buchrücken fallenden verse sind stark abgerieben. der textabdruck entspricht genau der hs., doch wurden die verse abgeteilt, dagegen die zeilenschlüsse durch verticalstriche kenntlich gemacht.

1 Ingolstadt 1613 ist das büchlein gedruckt.

6033 Do rihte der cheifer wifliche |

in allem finem riche

6035 grozen | uride er worhte

fo er baz in | dorfte
fwer finen uride | brach
wie harte erz an im rach
def er fit groze gnade | gwan
6040 ein uil heiliger man |
giheizen Gregorie

der lofte in uzer forgen
daz feit daz | buch uur war
daz gifchach fit uber zwei hun-
dert iar |

6045 do er fante Peterf ftul bifaz |
un er die urumcheit uon | im laf

1 tivreliche] li aus u corr.

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3 vor gifaz ist gifach durchstrichen.

der gotef engel irfchein im do 6060 er sprach ze fante Gregorio | iz folt da mit gnuc fin | daz dich irhorte min træhtin ob du die christen |

mit dinem gebete moh test uristen 6065 ia fint die heiden

uon den chriften | gifcheiden
du haft unrehte gitan

do irweinete der heilige man |
I

Der engel fprah im aber | zu 6070 ich fage dir Gregorio | wie du tu

du bift ein warer | gotif schalch nu habe uon gote den gwalt | daz du den heiden lazest | liden daz er garnet habe mit dem libe 6075 ode daz | du der fele immer pflegeft |

un fiben fuhte dar zu nemist daz dir der nimmer (bl. 1o) buz muge werden

untze du doch fulft irfterben | ift daz din wille

6080 fo nim die fele uz der helle un biwar fi untze an den | iungeften tac

do entlouh | fich daz grab

diu fele chō wider zu dem lich

nam |

die engel fi do namen | 6085 fi enpfulhen fi dem heiligen man der tieuel mufe dannen uarn uil | liute schrei er we

ne weder fit noch ê

gihorte ir nie folh ungemach

6090

6095

die ture er alle zebrach | diu liet elliu irlaschen die fchindelin zebrachen der tieuel uur in gotif haz der engel feit fante Gregorii | daz daz er fiben suhte wielte un die fele da zu behielte | untze hin ze dem iungefte | urteile dar diu werlt chūt | al gimeine da fol er fi uur (bl. 1a) bringen nu habe wir zegote | gidingen 6100 ir werde ze iungist | gut rat nu er fich ir under wnden hat Nu fuln alle werlt chunige | dabi nemen bilde

wie der edele | cheifer Traian 6105 dife gnade umbe | got gwan wande er rehtef gelrihtef pflegete die wile er in dirre werlet lebte der felben gnaden fuln fi gwif fin

bihaltēt | fi an ir gerihte minen1 6110 træhtin |

Der cheifer lebete in dirre | werlt gutlichen

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1minen] m in folge des einbindens durchlöchert. 2 niuntzehen] t

corrigiert aus c.

6115

6120

Hall, september 1881.

P. GEROLD BICKEL.

QUELLENNACHWEISE ZU WERNHER
VON ELMENDORF.

V. 24-28] Proverb. 6, 6-8: Vade ad formicam, o piger, et considera vias eius et disce sapientiam: quae cum non habeat ducem nec praeceptorem nec principem, parat in aestate cibum sibi et congregat in messe, quod comedat.

V. 55-58] Matth. 5, 15: Neque accendunt lucernam et ponunt eam sub modio, sed super candelabrum, ut luceat omnibus, qui in domo sunt. Marc. 4, 21. Luc. 8, 16. 11, 33.

V. 59-60] Matth. 25, 18: Qui autem unum acceperat, abiens fodit in terram et abscondit pecuniam domini sui usw. Matth. 13, 44.

V. 75-79] Sallustius Catil. 1, 2: Nam et prius quam incipias consulto et ubi consulueris mature facto opus est.

V. 80-81] P: overb. 4, 25: Oculi tui recta videant, et palpebrae tuae praeccdant gressus tuos. 14, 15. 15, 21. 16, 9. 21, 23. 23, 26.

V. 91 f] Cicero Off. 1 80-81: Fortis vero animi et constantis est non perturbari rebus asperis nec tumultuantem de gradu deici, ut dicitur, sed praesenti animo uti et consilio nec a ratione discedere: quamquam hoc animi, illud etiam ingenii magni est, praecipere cogitatione futura et aliquanto ante constituere, quid accidere possit in utramque partem et quid agendum sit, cum quid evenerit, nec committere ut aliquando dicendum sit 'non putaram.'

V. 103-108] Boethius De consolatione 1 1, 43: Neque enim quod ante oculos situm est, suffecerit intueri: rerum exitus prudentia metitur eademque in alterutro mutabilitas nec formidandas fortunae minas nec exoptandas facit esse blanditias.

V. 109-120] Seneca Ben. vI 30,3-4: Scilicet ille (locupletibus deest), qui verum dicat et hominem inter mentientes stupentem ipsaque consuetudine pro rectis blanda audiendi ad ignorantiam veri perductum vindicet a consensu concentuque falsorum. Non vides, quemadmodum illos in praeceps agat exstincta libertas et fides in obsequium servile submissa, dum nemo ex animi sui sententia suadet dissuadetque, sed adulandi certamen est et unum amicorum omnium officium, una contentio, quis blandissime fallat.

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