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Wenn ich jetzt an dieser stelle das wort nehme, so wende ich mich selbstverständlich nur an die übrigen fachgenossen, vor denen ich ein bereits eingestandenes versehen völlig klar stellen möchte. sie werden dann die loyalität in der kampfweise meines gegners zu würdigen wissen.

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Paul klammert sich an meine äufserung (Beitr. 8, 470): 'auf s. 211 meines buchs ist zweimal aus versehen Paul statt Haupt gedruckt.' er führt sie erst (s. 477) ganz richtig an, auf der nächsten seite (478) aber schon hat er ihren wortlaut vergessen: für gedruckt' setzt er verdruckt' und meint, wenn 'verdruckt' nur ein euphemismus für 'verschrieben' sein sollte, so wäre das meinerseits schon ein unehrlicher kunstgriff. es ist schwer bei dieser eigentümlichen ungenauigkeit ruhig zu bleiben. die wendung soll soviel heifsen als 'auf s. 211 steht zweimal aus versehen Paul statt Haupt gedruckt.' dies versehen fällt natürlich mir allein zur last. es ist ganz gleichgiltig, ob ich es bei der widerholten abschrift meines manuscripts begangen habe, ob es ein blofser schreibfehler oder ein augenblicklicher gedächtnisfehler oder endlich, was mir am unwahrscheinlichsten ist, eine unaufmerksamkeit bei der correctur des drucks ist: meine schuld bleibt immer dieselbe.

Es handelte sich um die verse MF 167, 4.5. Paul bemerkt mit recht, gerade meine interpretation der stelle (ob als indirect fragend, s. 211 meines buchs) verlange das fehlen des kommas nach sehen, während bei der angeblich Hauptschen auffassung und bei der seinen das komma stehen müsse.

Mit dem wolwollen eines polizisten, der, um einen delinquenten zu überführen, möglichst belastende indicien auszuspüren bemüht ist, fragt mich herr Paul, wie ich dazu gekommen bin, Haupt gerade diese auffassung der verse zuzuschreiben, die er, wenn kein druckfehler vorliegt, nach den grundsätzen seiner interpunction unmöglich gehabt hat.

Ich kann darauf nur sagen: ich habe damals diese grundsätze nicht gekannt oder nicht an sie gedacht. das eingeständnis eines irrtums genügt doch wol. zu erklären, wie ich dazu gelangt bin, vermag ich jetzt nach länger als zwei jahren nicht mehr. wahrscheinlich aber hat mich Pauls bemerkung in den Beitr. 2, 543 dazu verleitet. 'nach 167, 4 ist das komma wol nur vergessen. es ist notwendig, da der bedingungssatz mit ob von dem fragesatz mit wie abhängig ist': das fehlen des kommas, wenn es beabsichtigt war, schien also auch Paul wenigstens nur dann gerecht

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habe ich seine worte immer so verstanden fertigt, wenn der bedingungssatz mit ob nicht von dem fragesatz mit wie, sondern von dem hauptsatze abhängt. dass in wahrheit die interpunction nur fehlen durfte, wenn der satz mit ob gar nicht als bedingungssatz, sondern als ein objectssatz dh. ein indirecter fragesatz gefasst werden sollte, war Paul ebenso

entgangen wie mir. und das gesteht er ja auch selbst jetzt indirect ein (s. s. 478).

Als ich die stelle in MF vor jahren zum ersten mal las, benützte ich dabei auch Pauls aufsatz im zweiten band der Beiträge. ich weifs bestimmt dass ich in den versen trotz dem fehlen des kommas immer den sinn gefunden habe, welchen ich in meinem buche als den von Haupt beabsichtigten bezeichnen wollte, wobei mir eben die verwechselung der namen begegnete. auf meine interpretation der stelle bin ich erst viel später gekommen, verleitet durch eine stilistische beobachtung. es ist mir nie eingefallen, dieselbe als diejenige Haupts zu betrachten. warum ich Pauls erklärung in meinem buche nicht erwähnt habe, weils ich nicht.

Ich bedauere, mit dieser unerquicklichen auseinandersetzung die leser aufgehalten zu haben, aber ich war dazu genötigt: denn seinen ehrlichen namen muss gerade ein anfänger wie ich mit allen kräften verteidigen.

An alle unbefangenen richte ich die frage, ob sie ausfindig machen können, welchen zweck und vorteil ich mit der mir von P. vorgeworfenen unwahrheit hätte erreichen wollen. denn man pflegt doch bei niemand lüge aus blofser freude an der unwahrheit vorauszusetzen. das versehen, das mir P. vorhielt, ist nun aber um nichts schwerer oder tadelnswerter als dasjenige, welches ich (s. 470) zugestanden habe.

Eine weitere sachliche discussion hat Paul durch sein auftreten mir unmöglich gemacht. und das bedauere ich nicht, da ich auch ohnedies keinen anlass gefunden hätte, sie noch einmal aufzunehmen. nichts von dem was P. gegen mich vorbringt scheint mir von bedeutung. das meiste beruht zudem auf einer flüchtigen und unvollständigen lectüre meines buchs, und bei der eigentümlichen art Pauls, die ansichten seines gegners widerzugeben, ist jedes streiten mit ihm völlig unerspriefslich.

In seinem ersten aufsatze (s. 172 anm.) führte P. meine interpretation von Walther 12, 6 an als einen beweis für meine unfähigkeit, die besprochenen texte genau zu verstehen. jetzt behauptet er (s. 476), seine bemerkung sei gegen die auffassung in Lexers Wörterbuche und Pfeiffers ausgabe gerichtet. also nur weil er mir dieselbe interpretation ohne weiteres zutraute, muste ich als sündenbock für fremde von ihm gemisbilligte erklärungen büfsen !

S. 475 macht Paul 'beispielsweise auf die grofse übereinstimmung von Herzeliebez frouwelin mit der strophenform von Reinmar MF 171, 32' aufmerksam in einer art dass jeder, der seine argumentierung liest und mein buch nicht auswendig kann, denken muss, mir wäre diese 'grofse übereinstimmung' entgangen. sie ist nun in wahrheit nicht grofs, wol aber hat das lied Walthers mit anderen tönen Reinmars eine viel weiter gehende ähn

lichkeit: mit 191, 34; 201, 33; 202, 25. lichkeit habe ich s. 20 f meines buchs des (vgl. auch s. 169).

und über diese ähnlängeren gesprochen

Nach s. 474 soll ich in der stellung Walthers 'gar nichts neues gesehen' haben. das ist wider ungenau: ich verweise auf s. 131. 83 meines buchs, womit das auf s. 8 gesagte in keinem widerspruch steht.

Paul findet es (s. 473) 'etwas viel verlangt, dass wir (er sagt öfter 'wir' oder 'man', wenn er sich meint) bücher, die so wenig respect vor unserer zeit zeigen, überhaupt lesen und berücksichtigen sollen.' nun, ich habe das niemals von P. verlangt, ich habe, als ich mein buch schrieb, ihn mir am allerwenigsten als meinen leser gedacht. eins aber darf ich verlangen: dass wer öffentlich über mein buch urteilt es auch gründlich und durchweg gelesen hat. damit fordere ich kein 'opfer', für das ich 'dankbar' zu sein hätte, wie P. glaubt, sondern einfach die erfüllung einer pflicht, und es wundert mich dass P. sich über diese pflicht so wenig klar ist.

Gelegentlich führt P. nicht nur meine, sondern auch seine eigenen behauptungen falsch an. nach s. 474 will er 'die anwendung von personification und allegorie als ein besonders characteristisches element der poesie Reinmars hingestellt' haben. hier muss ich ihn gegen sich selbst in schutz nehmen; einen solchen unsinn hat er nicht behauptet, er sagte im gegenteil dass Reinmar von personification wie allegorie 'erst einen sehr sparsamen gebrauch mache' (s. 179).

Eine eigenartige bedeutungsbestimmung gibt P. s. 472 von dem wort 'bruch'. man wird danach in zukunft unterscheiden zwischen einem bruch in einem bestimmten augenblick' und ‘bruch in einer bestimmten periode'. hr P. schliefst seine feinsinnige untersuchung über dies wort mit dem ausruf: 'zu welcher wortklauberei verirren wir uns da?' und diesem urteil wenigstens freue ich mich unbedingt beipflichten zu können.

P. erteilt mir zu meiner besseren wissenschaftlichen und menschlichen ausbildung widerholt ratschläge, die ich ablehnen muss. hr P. wähnt sich ich weifs es seit langem im besitz der ausschliesslich richtigen wissenschaftlichen methode und glaubt, der weg, welchen er geht, führe zur sogenannten reinen, objectiven wahrheit, die er ja allein sucht und allein begreift. ich werde mir keine mühe geben, ihn von diesem wege abzubringen er wird auch auf ihm der wissenschaft nützen, obzwar in anderer weise als er denkt.

Aber ich nehme für mich und 'andere', von denen er (s. 477) redet, das gleiche recht in anspruch.

Ich werde auf dem wege weiter schreiten, den ich als den rechten erkenne und den mein gewissen mir vorschreibt. denn

ich bin mir der wahrheit des Goethischen wortes bewust, dass derjenige zuletzt auch den begriff verliert, der sich vor der idee scheut.

Berlin, den 24 juni 1882.

KONRAD BURDACH.

ABWEHR.

Herr geh. hofrat professsor dr Karl Bartsch schliefst im neuesten hefte der Germania 27, 367 seine gegen die (Zs. 26, 1 ff veröffentlichten) Antikritischen bemerkungen zum texte von Eilharts Tristrant gerichtete replik mit den worten 'dass ich den sprachlichen abschnitt [sc. meiner ausgabe des Eilhart] nicht in allen einzelheiten gelesen, dafür sollte hr L. mir dankbar sein; sonst hätte ich auch aufmerksam gemacht' auf solche colossale grammatische schnitzer, wie s. LXXXI, wo worde an zwei stellen (4167. 5332) als 'nach analogie des plur. gebildeter sing. praet.' (3 ps.) bezeichnet wird; also nhd. wurde! einem studenten, der im ersten semester deutsch studiert, würde ich einen solchen bock nicht verzeihen.'

=

Ein blick auf die lesart von H zu 4167, auf die von mir angezogene parallele aus dem Grafen Rudolf oder in Weinholds Mhd. grammatik § 333 kann herrn Bartsch davon überzeugen, dass der vorwurf schülerhafter unwissenheit nicht mich, sondern ihn selbst trifft.

Die sonstigen angriffe des hrn Bartsch, welche durch diesen vermeintlichen haupttrumpf abgeschlossen werden, bedürfen keiner erwiderung. wo in der principiellen frage das recht liegt, sieht jeder methodisch gebildete leser. dass und warum Haupts behandlung der Margaretenlegende weder dem verflossenen Albrecht von Halberstadt, noch einem künftigen Eilhart Bartschscher fabrik aufzuhelfen im stande ist, kann sich wer ein wenig nachdenken will leicht selbst sagen. dass die ergänzung von lücken etwas anderes ist als Bartschsche selbstdichtungen, liegt ebenfalls auf der hand. die schwäche sachlicher gründe nach dem beispiele meines gegners durch hochfahrenden ton zu maskieren, habe ich keine ursache; und die wolken einer durch rücksichten der scham nicht behinderten selbstberäucherung gönne ich ihm von herzen. Breslau 11. 7. 1882. FRANZ LICHTENSTEIN.

REGISTER

ZU DEN BÄNDEn 19-26 der Zeitschrift UND I-VIII DES ANZEIGERS.

[mit einem stern sind die recensierten bücher bezeichnet.]

[blocks in formation]

allitteration im Ackermann von Böh-
men IV 355

Almanach des muses 24, 279 f
alpenpässe und - strafsen im ma. 24,
311 ff

altenglisches aus Prudentiushss. 20,
36 ff

Altercatio Hadriani et Epicteti 22,
399 f. vIII 121

*HAlthof, Grammatik alts. eigen-
namen vi 135

Amalia, herzogin von Sachsen-Wei-
mar, 26, 372f
Amande s. Manuel

Amiens, Hugo von, vii 311
Ammianus Marcellinus IV 97
anakreontik 26, 260 ff. vii 71 f. vIII
240 ff

*KGAndresen, Über deutsche volks-
etymologie 83

Anegenge 20, 156 a. п 238. vII 333
Angers, Abt von, lat. gedicht, 23, 262.
265 f

Angilbert 22, 330 ff

anmerkungen und ihr mafs VI 240
antichrist, Tegernseer ludus vom,
24, 450 ff

aorist v 327 ff. vi 125

Apocalypse, md. übersetzung der,
22, 128 ff. mnl. übersetzung der,
22, 97 ff. 23, 84 f

apocope im mnl. 26, 332 ff. v 79 ff
Aquino, Thomas von, 21, 133 f. vi 244
Arator, gedichte zum lobe des, 21, 75 a.
archaeologie, christl., III 47 ff
a-reihen, indogerm., vi 119 f

arewe ae. II 10

Ari hinn fródi 26, 178 ff
arjan vi 122

Arier, name der, ш 62 a.

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